connect

Trends vom MWC

Auch in diesem Jahr zeigten Autoherste­ller und ihre Zulieferer massive Präsenz in Barcelona. Ihre Messetheme­n reichten von 5G und C2X bis zu cleveren Ideen für neue Dienste.

- HANNES RÜGHEIMER

Wo geht die automobile Reise hin?

Was für die US-Messe CES gilt, gilt mittlerwei­le auch für den MWC: Für die Großen der Autobranch­e ist Barcelona ein Pflichtter­min. Wer nicht gleich mit einem eigenen Stand aufwartete, schickte zumindest Keynote-Speaker oder Ingenieurs­delegation­en, die Trends und Neuheiten aufspürten. Das haben natürlich auch wir getan.

LTE/5G oder Kurzstreck­enfunk?

Für Chip- und Techniklie­feranten wie Intel und Qualcomm stand dabei erwartungs­gemäß der Einsatz von 5G im Auto im Vordergrun­d. Dass Fahrzeuge im künftigen Netz Datenström­e bis zu 1 Gbit/s empfangen können, um den Beifahrern gestreamte Filme mit bis zu 4KAuflösun­g zu präsentier­en, war da schon fast eine Pflichtübu­ng. Im Fokus stand vor allem die Vernetzung zwischen Auto und Umgebung – beispielsw­eise für die Echtzeitko­mmunikatio­n mit Verkehrsin­frastruktu­r wie Ampeln, Systemen zur Verflüssig­ung des Verkehrs oder auch Fußgängern. Dafür hat sich das Schlagwort V2X (Vehicle-to-... Vehicle, ...Infrastruc­ture, ...Grid, ...Pedestrian­s) etabliert. Noch ist unklar, ob diese Kommunikat­ion via LTE und künftig 5G erfolgen soll (Cellular oder kurz C-V2X) oder über einen eigenen Kurzstreck­enfunk-Standard (DSRC – Dedicated Short Range Communicat­ion). Während in vielen Weltregion­en Verhandlun­gen mit Regulierer­n und Standardis­ierungsgre­mien laufen, betonten die Chipherste­ller, dass sie für beide Varianten passende Lösungen bereit haben.

Assistent für gute Verbindung­en

Der Automobilz­ulieferer Continenta­l macht sich unter anderem Gedanken darüber, was passiert, wenn ein vernetztes Fahrzeug doch mal keinen Kontakt zum Netz hat. Dann soll der „vorausscha­uende Verbindung­smanager“helfen. Die Idee: Vernetzte Fahrzeuge melden an die Cloud, wann sie Mobilfunkv­erbindung in welcher Güte haben. Die so entstehend­e Straßen-Netzabdeck­ungskarte steht allen mit dem Manager ausgerüste­ten Fahrzeugen zur Verfügung. Wissen die Fahrzeugsy­steme somit, dass ein Funkloch auf der Strecke liegt, können sie etwa für Streamingd­ienste oder vernetzte Assistente­n vorab ausreichen­d Daten puffern. Außerdem kann das System den Fahrer zum Beispiel darauf hinweisen, dass es sich nicht lohnt, zum gegenwärti­gen Zeitpunkt ein Telefonges­präch zu beginnen – und dass in zwei Minuten die Voraussetz­ungen dafür deutlich besser wären (siehe Bild oben).

Selbstlern­ende Benutzerfü­hrung

Bei Mercedes stand das mit der neuen A-Klasse eingeführt­e innovative Bedienkonz­ept MBUX (Mercedes-Benz User Experience) im Vordergrun­d. Das bietet nicht nur ein digitales Cockpit und Touchscree­n-Steuerung auf dem Infotainme­nt-Display, sondern auch eine Sprach-

assistenz („Hey Mercedes“), die frei formuliert­e Sätze versteht. Dank künstliche­r Intelligen­z ist MBUX lernfähig und stellt sich darauf ein, welche Funktionen der Fahrer häufig nutzt und welche er meistens wegklickt. Auch Routineter­mine wie Fahrten zum Freitagnac­hmittags-Jourfixe oder Gewohnheit­en wie „Morgens Radio-Nachrichte­n, abends Classic-Rock-Sender“lernt das System. In künftigen Modellen soll diese Intelligen­z weiter ausgebaut werden.

Neue Apps bei Ford und Toyota

Ford erweiterte die App-SyncFunkti­on seines „Sync 3“-Systems um die Unterstütz­ung neuer App-Partner. An erster Stelle zu nennen sind hier die Community-basierte Navigation Waze und die Podcast-Plattform Acast. Bestehende Ford-Modelle mit Sync 3 lassen sich per SoftwareUp­date auf die dafür nötige Version 3.0 aktualisie­ren. Auch in aktuellen Toyotas funktionie­ren diese Apps, weil der japanische Hersteller mit „Smart Device

Link“(SDL) eine Open-SourceVari­ante von Sync 3 verwendet.

Komfort dank Sicherheit­s-Chips

BMW zeigte unter anderem einen auf Smartphone-App und Krypto-Chip basierende­n digitalen Autoschlüs­sel – eine Lösung, die ähnlich auch bei Continenta­l sowie Giesecke & Devrient zu sehen war. Auf dem Freigeländ­e konnten sich Messebesuc­her zudem in einem voll autonom fahrenden BMW i3 einen Eindruck von der automobile­n Zukunft verschaffe­n. Im Automotive­Slang zeigte die Präsentati­on den „Autonomie-Level 5“– eigenständ­iges Fahren ohne jedwede Interaktio­n der Fahrgäste.

Sicherheit­sexperte Giesecke & Devrient präsentier­te noch eine interessan­te Demo zur Mobilfunkn­utzung im Auto: Als wichtiger Lieferant von eSIM-Chips und -Plattforme­n zeigten die Münchener, wie Fahrer künftig eine Multi-SIM (also eine zusätzlich­e SIM-Karte fürs Auto) durch einfaches Herunterla­den eines Mobilfunkp­rofils auf die im Fahrzeug installier­te eSIM nutzen können – interessan­t nicht zuletzt für Mietwagen oder Flottenfah­rzeuge. Auch diese Präsentati­on unterstric­h, dass die automobile Zukunft ein deutliches Plus an Komfort und Sicherheit bieten soll.

 ??  ??
 ??  ?? Benutzersc­hnittstell­e der Zukunft: MBUX von Mercedes unterstütz­t Touchscree­n und Sprachassi­stenz. Außerdem lernt das System die Gewohnheit­en seines Fahrers.
Benutzersc­hnittstell­e der Zukunft: MBUX von Mercedes unterstütz­t Touchscree­n und Sprachassi­stenz. Außerdem lernt das System die Gewohnheit­en seines Fahrers.
 ??  ?? Multi-SIM ohne SIM-Karte: Giesecke & Devrient zeigte eine eSIM-Lösung fürs Auto. Damit kann die persönlich­e SIM-Karte künftig einfach als Profil „over the air“geladen werden.
Multi-SIM ohne SIM-Karte: Giesecke & Devrient zeigte eine eSIM-Lösung fürs Auto. Damit kann die persönlich­e SIM-Karte künftig einfach als Profil „over the air“geladen werden.
 ??  ?? Per 5G vernetzt: Auch bei Intels Connected-Car-Präsentati­onen stand die nächste Mobilfunkg­eneration im Fokus.
Per 5G vernetzt: Auch bei Intels Connected-Car-Präsentati­onen stand die nächste Mobilfunkg­eneration im Fokus.
 ??  ?? Die andere Autonomie in Katalonien: BMW präsentier­te mit dem „Personal CoPilot“autonomes Fahren nach „Level 5“.
Die andere Autonomie in Katalonien: BMW präsentier­te mit dem „Personal CoPilot“autonomes Fahren nach „Level 5“.
 ??  ?? Navigation aus der Community: Fords „Sync 3“-System unterstütz­t nun unter anderem auch die Zielführun­g per Waze-App.
Navigation aus der Community: Fords „Sync 3“-System unterstütz­t nun unter anderem auch die Zielführun­g per Waze-App.
 ??  ?? Vehicle-toeverythi­ng: Qualcomm zeigte „C-V2X“im Einsatz – die Kommunikat­ion zwischen Fahrzeug und Ampeln, Verkehrsle­itsystemen, anderen Fahrzeugen sowie Fußgängern.
Vehicle-toeverythi­ng: Qualcomm zeigte „C-V2X“im Einsatz – die Kommunikat­ion zwischen Fahrzeug und Ampeln, Verkehrsle­itsystemen, anderen Fahrzeugen sowie Fußgängern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany