Trends vom MWC
Auch in diesem Jahr zeigten Autohersteller und ihre Zulieferer massive Präsenz in Barcelona. Ihre Messethemen reichten von 5G und C2X bis zu cleveren Ideen für neue Dienste.
Wo geht die automobile Reise hin?
Was für die US-Messe CES gilt, gilt mittlerweile auch für den MWC: Für die Großen der Autobranche ist Barcelona ein Pflichttermin. Wer nicht gleich mit einem eigenen Stand aufwartete, schickte zumindest Keynote-Speaker oder Ingenieursdelegationen, die Trends und Neuheiten aufspürten. Das haben natürlich auch wir getan.
LTE/5G oder Kurzstreckenfunk?
Für Chip- und Techniklieferanten wie Intel und Qualcomm stand dabei erwartungsgemäß der Einsatz von 5G im Auto im Vordergrund. Dass Fahrzeuge im künftigen Netz Datenströme bis zu 1 Gbit/s empfangen können, um den Beifahrern gestreamte Filme mit bis zu 4KAuflösung zu präsentieren, war da schon fast eine Pflichtübung. Im Fokus stand vor allem die Vernetzung zwischen Auto und Umgebung – beispielsweise für die Echtzeitkommunikation mit Verkehrsinfrastruktur wie Ampeln, Systemen zur Verflüssigung des Verkehrs oder auch Fußgängern. Dafür hat sich das Schlagwort V2X (Vehicle-to-... Vehicle, ...Infrastructure, ...Grid, ...Pedestrians) etabliert. Noch ist unklar, ob diese Kommunikation via LTE und künftig 5G erfolgen soll (Cellular oder kurz C-V2X) oder über einen eigenen Kurzstreckenfunk-Standard (DSRC – Dedicated Short Range Communication). Während in vielen Weltregionen Verhandlungen mit Regulierern und Standardisierungsgremien laufen, betonten die Chiphersteller, dass sie für beide Varianten passende Lösungen bereit haben.
Assistent für gute Verbindungen
Der Automobilzulieferer Continental macht sich unter anderem Gedanken darüber, was passiert, wenn ein vernetztes Fahrzeug doch mal keinen Kontakt zum Netz hat. Dann soll der „vorausschauende Verbindungsmanager“helfen. Die Idee: Vernetzte Fahrzeuge melden an die Cloud, wann sie Mobilfunkverbindung in welcher Güte haben. Die so entstehende Straßen-Netzabdeckungskarte steht allen mit dem Manager ausgerüsteten Fahrzeugen zur Verfügung. Wissen die Fahrzeugsysteme somit, dass ein Funkloch auf der Strecke liegt, können sie etwa für Streamingdienste oder vernetzte Assistenten vorab ausreichend Daten puffern. Außerdem kann das System den Fahrer zum Beispiel darauf hinweisen, dass es sich nicht lohnt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein Telefongespräch zu beginnen – und dass in zwei Minuten die Voraussetzungen dafür deutlich besser wären (siehe Bild oben).
Selbstlernende Benutzerführung
Bei Mercedes stand das mit der neuen A-Klasse eingeführte innovative Bedienkonzept MBUX (Mercedes-Benz User Experience) im Vordergrund. Das bietet nicht nur ein digitales Cockpit und Touchscreen-Steuerung auf dem Infotainment-Display, sondern auch eine Sprach-
assistenz („Hey Mercedes“), die frei formulierte Sätze versteht. Dank künstlicher Intelligenz ist MBUX lernfähig und stellt sich darauf ein, welche Funktionen der Fahrer häufig nutzt und welche er meistens wegklickt. Auch Routinetermine wie Fahrten zum Freitagnachmittags-Jourfixe oder Gewohnheiten wie „Morgens Radio-Nachrichten, abends Classic-Rock-Sender“lernt das System. In künftigen Modellen soll diese Intelligenz weiter ausgebaut werden.
Neue Apps bei Ford und Toyota
Ford erweiterte die App-SyncFunktion seines „Sync 3“-Systems um die Unterstützung neuer App-Partner. An erster Stelle zu nennen sind hier die Community-basierte Navigation Waze und die Podcast-Plattform Acast. Bestehende Ford-Modelle mit Sync 3 lassen sich per SoftwareUpdate auf die dafür nötige Version 3.0 aktualisieren. Auch in aktuellen Toyotas funktionieren diese Apps, weil der japanische Hersteller mit „Smart Device
Link“(SDL) eine Open-SourceVariante von Sync 3 verwendet.
Komfort dank Sicherheits-Chips
BMW zeigte unter anderem einen auf Smartphone-App und Krypto-Chip basierenden digitalen Autoschlüssel – eine Lösung, die ähnlich auch bei Continental sowie Giesecke & Devrient zu sehen war. Auf dem Freigelände konnten sich Messebesucher zudem in einem voll autonom fahrenden BMW i3 einen Eindruck von der automobilen Zukunft verschaffen. Im AutomotiveSlang zeigte die Präsentation den „Autonomie-Level 5“– eigenständiges Fahren ohne jedwede Interaktion der Fahrgäste.
Sicherheitsexperte Giesecke & Devrient präsentierte noch eine interessante Demo zur Mobilfunknutzung im Auto: Als wichtiger Lieferant von eSIM-Chips und -Plattformen zeigten die Münchener, wie Fahrer künftig eine Multi-SIM (also eine zusätzliche SIM-Karte fürs Auto) durch einfaches Herunterladen eines Mobilfunkprofils auf die im Fahrzeug installierte eSIM nutzen können – interessant nicht zuletzt für Mietwagen oder Flottenfahrzeuge. Auch diese Präsentation unterstrich, dass die automobile Zukunft ein deutliches Plus an Komfort und Sicherheit bieten soll.