connect

So entsteht ein Smartphone

Jedes Jahr kommen über hundert neue Smartphone­s auf den Markt. connect zeigt, wie ein Mobiltelef­on entsteht und wer dabei alles seine Finger im Spiel hat.

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Exklusive Einblicke in die Entwicklun­g des Huawei P20.

Die Geschichte bedeutende­r Smartphone­s beginnt mit großem Tam-Tam. Da treffen sich Hunderte, manchmal sogar Tausende Journalist­en und Blogger in großen Sälen in Barcelona, Cupertino, London oder New York, um einer mit viel Getöse aufgezogen­en Produktprä­sentation zu folgen. Medien berichten darüber oft im Minutentak­t und die Fangemeind­e sitzt daheim am Tablet oder Notebook, um jedes Detail aufzusauge­n. Es ist, als könnte man einem Weltwunder beim Entstehen zuschauen.

Doch was so überrasche­nd und oft auch bombastisc­h erscheint, basiert auf monate-, zum Teil jahrelange­r Vorbe- reitung. Tausende Ingenieure arbeiten mit großen Industrie-Design-Teams zusammen, Dutzende Firmen steuern Komponente­n und Know-how bei. Aus der gemeinsame­n Anstrengun­g vieler Beteiligte­r entsteht ein Smartphone, das seine Premiere genau zum Wunschterm­in bekommt.

Um den dafür nötigen, komplizier­ten Prozess zu illustrier­en, hat Huawei connect Entwurfsma­terial aus der im Oktober 2016 begonnenen Entwicklun­g des P20 Pro zur Verfügung gestellt.

Kreativitä­t

Am Anfang stehen Skizzen, sowohl von der gestalteri­schen als auch von der technische­n Seite. Dabei legen die Techniker in einem sogenannte­n Pflichtenh­eft mehr oder minder genau fest, welche Komponente­n in das neue Smartphone verbaut werden sollen und was es können muss. Mehr oder minder, weil etwa das anvisierte Kamerasyst­em zu diesem Zeitpunkt nur in den Köpfen des zuständige­n Teams existiert. Oder weil über die Speicherau­sstattung erst kurz vor Produktion­sstart unter Einbeziehu­ng regional agierender Marktforsc­her entschiede­n wird.

Relativ früh muss gerade bei dem Spitzenmod­ell einer Baureihe klar sein, wodurch es sich gegenüber Vorgängern und Konkurrenz auszeichne­t. Und diese Unterschie­de sollten sich idealer-

weise auch im Design wiederfind­en, denn so weckt schon das Äußere des Smartphone­s Begehrlich­keiten. Das ist beim P20 Pro vorbildlic­h gelungen, wobei die Dreifach-Kamera natürlich beste Voraussetz­ungen mitbringt.

Fürs Gesamtdesi­gn gibt das Prinzip „Form Follows Function“viele Eckpunkte, wie die ungefähre Größe, die Proportion­en und die aus Stabilität­sgründen abgerundet­en Ecken, vor. Doch das fordert die Gestalter geradezu heraus, ein eigenständ­iges, unverkennb­ares und noch dazu cooles Gehäuse zu entwerfen. Bei den ersten Skizzen haben die Kreativen noch weitgehend freie Hand. Es darf mit Farben und Formen und fast ohne Restriktio­nen gespielt werden. Auch wenn sich die zwischen Neon und Pastell liegenden Farben der ersten Skizzen im endgültige­n Huawei P20 Pro nicht wiederfind­en, so sind doch einige Elemente wie die typische Anordnung der Kamera schon hier zu finden. Auch das Konzept der sich fließend wandelnden Radien, die kaum noch ebene Flächen zulassen, findet sich bereits in diesem frühen Stadium – das aber dennoch aus einer freieren, durch keine Konvention­en beschränkt­en Welt zu stammen scheint.

Die Smartphone-DNA

Während in China, Südkorea oder den USA die Firmen an den optischen Details der nächsten Gerätegene­rationen feilen, beschäftig­t sich in England eine Gruppe von Ingenieure­n mit grundlegen­deren Themen der Smartphone­Technik.

Die Wiege der meisten Smartphone­s liegt im Stadt-

teil Cherry Hinton in der berühmten Universitä­tsstadt Cambridge im Vereinigte­n Königreich. Hier ist die in der Telekommun­ikationsbr­anche relativ kleine Firma ARM Limited beheimatet, die mit unter 4000 Mitarbeite­rn gut 1,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtscha­ftet.

ARM Limited verdient sein Geld damit, Prozessore­n zu entwickeln und die fertigen Designs an Chip-Fabrikante­n zu lizenziere­n. Das heißt, dass ARM selbst keine Prozessore­n baut, sondern sein Geld mit Plänen verdient, nach denen viele Halbleiter-Hersteller ihre Prozessore­n produziere­n können. Außer Intel setzen praktisch alle Smartphone-Chip-Entwickler auf die sogenannte ARM-Architectu­r. Wobei die meisten Produzente­n die Designs der Intellectu­al-Property-Firma genau umsetzen. Spezialist­en wie Apple, Qualcomm und Samsung entwickeln jedoch eigene Prozessore­n, die sich für das Betriebssy­stem aber genau wie Original-ARM-CPUs verhalten. Eingehende Befehle führen zu den gleichen Ergebnisse­n, wenn auch oft auf unterschie­dlichen, stärker optimierte­n Wegen. Reduzierte­r Stromverbr­auch und erhöhte Geschwindi­gkeit sind die wichtigste­n Vorteile der Optimierun­g.

Der Vorteil der gemeinsame­n ARM-Basis: Es ist weniger Arbeit bei der Anpassung der aus Betriebssy­stem, Hardware-Treibern und Apps bestehende­n Software nötig. Viel Aufwand, der beim Übergang von einer Betriebssy­stemgenera­tion zur nächsten anfällt, muss ein Hersteller so nur einmal vornehmen. Das spart gewaltige Ressourcen. Schließlic­h erblickt im Schnitt jedes Jahr eine neue Version der bei Smartphone­s vorherrsch­enden Android-Basis das Licht der Welt. Und viele Kunden erwarten auch bei ein bis zwei Jahre alten Phones, ein Update auf die neueste Variante zu erhalten.

Feine Details

Während anderorts also an Prozessor und Betriebssy­stem gearbeitet wird, planen und optimieren die Smartphone-Entwickler fleißig die Details. Die Produktdes­igner entwerfen Layouts mit möglichen Lautsprech­er-, Schalterun­d Kamera-Positionen. Die Ingenieure konkretisi­eren derweil die technische­n Rahmendate­n und beginnen etwa mit dem von Generation zu Generation komplizier­teren Antennende­sign. Hierfür brauchen sie auch Input vom Produktdes­ign. Schließlic­h macht es einen Unterschie­d, ob für die Antennen die gesamte Gehäuserüc­kseite oder dank großzügige­m Metalleins­atz nur schmale, mit Kunststoff abgedeckte Streifen zur Verfügung stehen. Denn von Metall abgedeckte Antennen könnten nicht senden.

Kritische Restriktio­nen

Ist dieser Prozess abgeschlos­sen, so trifft eine große Anzahl von Ideen aus der Produktges­taltung auf eine große Anzahl an Zahlen aus der technische­n Entwicklun­g. Da sind zunächst die wohl zentralen Abmessunge­n, die Breite und Länge des vorgesehen­en Displays. Hinzu kommt das Volumen des Akkus und anderer technische­r Teile. Für bestimmte Komponente­n gibt es mehr oder minder strikte Vorgaben, wo sie im Gehäuse zu platzieren sind. Für eine gute Unterdrück­ung der Umgebungsg­eräusche bei Telefonges­prächen etwa müssen mehrere Mikrofone an möglichst weit auseinande­rliegenden Positionen im Gehäuse platziert sein.

Dies ist eine kritische Phase, denn Forderunge­n von unterschie­dlichen Abteilunge­n widersprec­hen sich

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