Netzwetter
Die Mobilfunkversorgung aus Sicht der Kunden lässt sich per CrowdSourcing evaluieren. connect zeigt die aktuelle Versorgungslage.
Die Versorgungslage im Mobilfunk.
Das Wetter mag unbeständig sein, doch unterm Strich steigen die Temperaturen im langjährigen Vergleich. Genauso möchten wir annehmen, dass das Tempo im Mobilfunk dank Zell- und Glasfaseraufbau sowie Innovationen wie CarrierAggregation immer weiter zunimmt. Doch stimmt das wirklich? Darüber gibt das Netzwetter Auskunft, das uns ein stets aktuelles Bild des Mobilfunkniveaus aus Kundensicht beschert – auch dank der Messungen, die viele eifrige connect-App-Nutzer für uns durchführen.
Wer auch mitmessen möchte, findet links die zur App führenden QR-Codes. Und keine Angst: Die Hintergrundmessungen finden mit Ausnahme winziger Pings ohne eigene Datentransfers statt, bei Aktionen des Nutzers wird einfach mitgemessen. Die gesammelten Daten werden von unserem Netztestpartner P3 anonymisiert bevorzugt per WLAN übertragen. Denn die Schonung des meist begrenzten Inklusivvolumens ist uns genauso wichtig wie die Wahrung Ihrer Privatsphäre.
Wege, die Datenraten nach oben zu treiben, gibt es viele. Zum einen hilft es, die modernste Mobilfunktechnologie zu nutzen – LTE ist deutlich schneller als UMTS. Wird es mit Carrier Aggregation eingesetzt, erfährt es einen weiteren LeistungsBoost, da der Netzbetreiber Traffic flexibler abführen kann. Und das schafft mehr frei nutzbare Ressourcen.
Bei 4G hat die Telekom die Nase vorn, mit 86,6 Prozent LTE-Anteil liegt sie knapp vor Vodafone mit 82,3 Prozent und deutlich vor Telefónica, die mit knappen 60,2 Prozent ihre 4GKonzentration auf die Ballungszentren dokumentiert.
Beim UMTS-Anteil der Mobilfunknutzer, die nicht auf LTE zugreifen, ist es genau umgekehrt. Hier liegt Telefónica mit 88,3 Prozent vorn, Vodafone (82,8 Prozent) und Telekom (74,3 Prozent) folgen.
Die Signalqualität entscheidet
Doch selbst der beste Mobilfunkstandard nützt wenig, wenn sich das Smartphone in der Peripherie einer Zelle befindet. Bis zu einem gewissen Abstand kann die Zelle die Funkverbindung stabil halten, indem sie selbst mit höherer Leistung sendet und das Smartphone anweist, das Gleiche zu tun. Entfernt sich das Handy weiter, wird das Signal auf beiden Seiten zu gering. Leichte Störungen reichen dann aus, um Bits und Bytes zu verstümmeln. Als Lösung schalten Mobilfunkzelle und Smartphone auf weniger störanfällige Signalmodulationen um, zudem werden mehr von den zur Übertragung eingesetzten Bits für die Fehlerkorrektur verwendet. Diese auch unter widrigen Bedingungen stabile Verbindung bezahlt der Nutzer mit reduzierter Datenrate.
Doch wie ist es um die Signalqualität bei den Netzbetreibern bestellt? Im reinen LTE-Betrieb bietet die Telefónica am häufigsten ordentliche, gute oder sehr gute Signalpegel. Hätte sie einen breiter gestreuten LTE-Ausbau, könnte sie eine echte Empfeh-
lung sein; für Menschen in den gut ausgebauten Zentren mit hoher Bevölkerungsdichte ist sie es womöglich schon. Doch auch die in Sachen LTE breit aufgestellte Telekom liegt nicht weit hinter Telefónica, während sich Vodafone schon gut 25 Prozent mäßiger bis mangelhafter Samples gönnt. Bei 3G und 2G finden sich generell noch etwas mehr mäßig bis mangelhafte Samples; bei 3G schafft es die Telekom, Telefónica in Sachen Signalqualität zu übertrumpfen.
Datenraten im Vergleich
Doch neben der Verfügbarkeit moderner Mobilfunktechnik und guter Signalqualität zählt für die Geschwindigkeit auch, wie viele Kunden sich das Shared Medium Mobilfunk teilen. Interessant ist hier der Vergleich der Datenraten, die sich mit 4G-Option innerhalb der 20 größten Städte ergeben, mit den Datenraten außerhalb dieser bei allen Netzbetreibern gut ausgebauten Zonen. Beeindruckend: Die Telekom bietet in den Städten eine um über 40 Prozent höhere mittlere Datenrate als Telefónica, bei den schnellsten 5 Prozent der Verbindungen sind die Geschwindigkeitsunterschiede noch größer. Ebenfalls bemerkenswert: Vodafone rückt der Telekom besonders im Mittelwert in den Städten mit nur 11 Prozent Rückstand auf den Pelz.
Aufgrund des geringeren LTE-Anteils in weniger dicht besiedelten Gebieten sollte man meinen, dass die Unterschiede außerhalb der Bevölkerungszentren größer werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Während Telekom und Vodafone hier im Schnitt auf niedrigerem Niveau praktisch gleichauf liegen, kommt Telefónica mit vergleichbarer Geschwindigkeit wie in den Zentren deutlich näher an die Mitbewerber heran. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass der Kundenanteil von Telekom und Vodafone außerhalb der 20 größten Städte größer ist und die 3G-Netze der Telefónica von der Auslastung hier in einem recht komfortablen Bereich arbeiten.
Vergleicht man alle User – also auch die, die nur 3G nutzen – rücken die Kunden aller Netzbetreiber bei den mittleren Transfergeschwindigkeiten näher zusammen. Das gilt besonders in Großstädten, außerhalb dieser verliert zumindest die Telefónica an Boden. Da die Münchner den Zugang zum 4G-Netz frühzeitig auf breiter Basis freigeschaltet haben, könnten Kunden mit veralteten Smartphones ein Grund der Speed-Reduktion sein.
Bleibt noch die Frage, wer aktuell am schnellsten ist. Diese Auszeichnung geht diesmal an Vodafone, in deren Netz im Beobachtungszeitraum eine Übertragungsgeschwindigkeit von 239,2 Mbit/s gemessen wurde, Telefónica landet mit 214,9 Mbit/s auf Platz zwei, während sich die Telekom mit acht Zehnteln Abstand erstmals mit Platz drei in dieser eher sportlich interessanten Disziplin begnügen muss.