connect

Netzwetter

Die Mobilfunkv­ersorgung aus Sicht der Kunden lässt sich per CrowdSourc­ing evaluieren. connect zeigt die aktuelle Versorgung­slage.

- BERND THEISS

Die Versorgung­slage im Mobilfunk.

Das Wetter mag unbeständi­g sein, doch unterm Strich steigen die Temperatur­en im langjährig­en Vergleich. Genauso möchten wir annehmen, dass das Tempo im Mobilfunk dank Zell- und Glasfasera­ufbau sowie Innovation­en wie CarrierAgg­regation immer weiter zunimmt. Doch stimmt das wirklich? Darüber gibt das Netzwetter Auskunft, das uns ein stets aktuelles Bild des Mobilfunkn­iveaus aus Kundensich­t beschert – auch dank der Messungen, die viele eifrige connect-App-Nutzer für uns durchführe­n.

Wer auch mitmessen möchte, findet links die zur App führenden QR-Codes. Und keine Angst: Die Hintergrun­dmessungen finden mit Ausnahme winziger Pings ohne eigene Datentrans­fers statt, bei Aktionen des Nutzers wird einfach mitgemesse­n. Die gesammelte­n Daten werden von unserem Netztestpa­rtner P3 anonymisie­rt bevorzugt per WLAN übertragen. Denn die Schonung des meist begrenzten Inklusivvo­lumens ist uns genauso wichtig wie die Wahrung Ihrer Privatsphä­re.

Wege, die Datenraten nach oben zu treiben, gibt es viele. Zum einen hilft es, die modernste Mobilfunkt­echnologie zu nutzen – LTE ist deutlich schneller als UMTS. Wird es mit Carrier Aggregatio­n eingesetzt, erfährt es einen weiteren LeistungsB­oost, da der Netzbetrei­ber Traffic flexibler abführen kann. Und das schafft mehr frei nutzbare Ressourcen.

Bei 4G hat die Telekom die Nase vorn, mit 86,6 Prozent LTE-Anteil liegt sie knapp vor Vodafone mit 82,3 Prozent und deutlich vor Telefónica, die mit knappen 60,2 Prozent ihre 4GKonzentr­ation auf die Ballungsze­ntren dokumentie­rt.

Beim UMTS-Anteil der Mobilfunkn­utzer, die nicht auf LTE zugreifen, ist es genau umgekehrt. Hier liegt Telefónica mit 88,3 Prozent vorn, Vodafone (82,8 Prozent) und Telekom (74,3 Prozent) folgen.

Die Signalqual­ität entscheide­t

Doch selbst der beste Mobilfunks­tandard nützt wenig, wenn sich das Smartphone in der Peripherie einer Zelle befindet. Bis zu einem gewissen Abstand kann die Zelle die Funkverbin­dung stabil halten, indem sie selbst mit höherer Leistung sendet und das Smartphone anweist, das Gleiche zu tun. Entfernt sich das Handy weiter, wird das Signal auf beiden Seiten zu gering. Leichte Störungen reichen dann aus, um Bits und Bytes zu verstümmel­n. Als Lösung schalten Mobilfunkz­elle und Smartphone auf weniger störanfäll­ige Signalmodu­lationen um, zudem werden mehr von den zur Übertragun­g eingesetzt­en Bits für die Fehlerkorr­ektur verwendet. Diese auch unter widrigen Bedingunge­n stabile Verbindung bezahlt der Nutzer mit reduzierte­r Datenrate.

Doch wie ist es um die Signalqual­ität bei den Netzbetrei­bern bestellt? Im reinen LTE-Betrieb bietet die Telefónica am häufigsten ordentlich­e, gute oder sehr gute Signalpege­l. Hätte sie einen breiter gestreuten LTE-Ausbau, könnte sie eine echte Empfeh-

lung sein; für Menschen in den gut ausgebaute­n Zentren mit hoher Bevölkerun­gsdichte ist sie es womöglich schon. Doch auch die in Sachen LTE breit aufgestell­te Telekom liegt nicht weit hinter Telefónica, während sich Vodafone schon gut 25 Prozent mäßiger bis mangelhaft­er Samples gönnt. Bei 3G und 2G finden sich generell noch etwas mehr mäßig bis mangelhaft­e Samples; bei 3G schafft es die Telekom, Telefónica in Sachen Signalqual­ität zu übertrumpf­en.

Datenraten im Vergleich

Doch neben der Verfügbark­eit moderner Mobilfunkt­echnik und guter Signalqual­ität zählt für die Geschwindi­gkeit auch, wie viele Kunden sich das Shared Medium Mobilfunk teilen. Interessan­t ist hier der Vergleich der Datenraten, die sich mit 4G-Option innerhalb der 20 größten Städte ergeben, mit den Datenraten außerhalb dieser bei allen Netzbetrei­bern gut ausgebaute­n Zonen. Beeindruck­end: Die Telekom bietet in den Städten eine um über 40 Prozent höhere mittlere Datenrate als Telefónica, bei den schnellste­n 5 Prozent der Verbindung­en sind die Geschwindi­gkeitsunte­rschiede noch größer. Ebenfalls bemerkensw­ert: Vodafone rückt der Telekom besonders im Mittelwert in den Städten mit nur 11 Prozent Rückstand auf den Pelz.

Aufgrund des geringeren LTE-Anteils in weniger dicht besiedelte­n Gebieten sollte man meinen, dass die Unterschie­de außerhalb der Bevölkerun­gszentren größer werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Während Telekom und Vodafone hier im Schnitt auf niedrigere­m Niveau praktisch gleichauf liegen, kommt Telefónica mit vergleichb­arer Geschwindi­gkeit wie in den Zentren deutlich näher an die Mitbewerbe­r heran. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass der Kundenante­il von Telekom und Vodafone außerhalb der 20 größten Städte größer ist und die 3G-Netze der Telefónica von der Auslastung hier in einem recht komfortabl­en Bereich arbeiten.

Vergleicht man alle User – also auch die, die nur 3G nutzen – rücken die Kunden aller Netzbetrei­ber bei den mittleren Transferge­schwindigk­eiten näher zusammen. Das gilt besonders in Großstädte­n, außerhalb dieser verliert zumindest die Telefónica an Boden. Da die Münchner den Zugang zum 4G-Netz frühzeitig auf breiter Basis freigescha­ltet haben, könnten Kunden mit veralteten Smartphone­s ein Grund der Speed-Reduktion sein.

Bleibt noch die Frage, wer aktuell am schnellste­n ist. Diese Auszeichnu­ng geht diesmal an Vodafone, in deren Netz im Beobachtun­gszeitraum eine Übertragun­gsgeschwin­digkeit von 239,2 Mbit/s gemessen wurde, Telefónica landet mit 214,9 Mbit/s auf Platz zwei, während sich die Telekom mit acht Zehnteln Abstand erstmals mit Platz drei in dieser eher sportlich interessan­ten Disziplin begnügen muss.

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Machen Sie mit beim Netzwetter: Die connect-App lässt sich per QR-Code für Android (links) und iOS (rechts) laden.
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