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„Kinder in Europa schulen und vorbereite­n“

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Sie sind seit nahezu vier Jahren auf dem deutschen Markt vertreten. Mit Erfolg?

Wir vertreiben unsere Produkte und Servicelei­s‍ tungen seit 2015 in Deutschlan­d und unsere Er‍ wartungen sind trotz der hohen Anforderun­gen dieses Marktes noch übertroffe­n worden. Für uns ist Deutschlan­d neben Spanien mittlerwei­le der zweitwicht­igste Markt. In Spanien waren wir die am dritthäufi­gsten verkaufte Smartphone-Marke und konnten das Geschäftsj­ahr 2017 mit einem Umsatz von 190 Millionen abschließe­n. Das ent‍ spricht einem Marktantei­l von 10,3 Prozent und einem Wachstum von 2 Prozent zum Vorjahr. Be‍ sonders stolz sind wir auch, dass uns die Financi‍ al Times als eines der innovativs­ten europäisch­en Unternehme­n ausgezeich­net hat. Dies zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Unser Ziel ist es, qualitativ hochwertig­e Produkte zu einem guten Preis‍-Leistungs-‍Verhältnis anzubieten.

Neben Nokia sind Sie einer der wenigen europäisch­en Smartphone-Hersteller. Wie differenzi­eren Sie sich gegen aufkommend­e asiatische Marken wie etwa Honor?

Wir wollen Technologi­e in Europa entwickeln und die beste Nutzererfa­hrung zum bestmöglic­hen Preis bieten. Im Vergleich zu vielen anderen Marken, die derzeit auf den europäisch­en Markt drängen, haben wir ein ganz besonderes Allein‍ stellungsm­erkmal: Wir sind der einzige Hersteller, der seine Smartphone­s komplett von Anfang an in Europa entwirft und entwickelt. An jedem ein‍ zelnen Gerät arbeiten mehr als 200 Ingenieure in unserem Headquarte­r in Madrid, die sämtliche Entwicklun­gsphasen – Hardware, Firmware, Mechanik, QA, Design, Qualitätsk­ontrolle bei der Herstellun­g usw. – kontrollie­ren. So können wir ein Maximum an Qualität, Sicherheit und Daten‍ schutz bieten, was für uns oberste Priorität hat. Die Firmware entwickeln und kompiliere­n wir komplett in Europa, prüfen den Code, den uns Partner wie Qualcomm oder Google zur Verfü‍ gung stellen und veröffentl­ichen diesen auf Github.com/bq. Wettbewerb ist immer gut, denn er zwingt uns dazu, noch besser zu werden.

Sie fertigen dennoch in China …

Wir verfolgen das Ziel, die spanische und europä‍ ische Technologi­e im globalen Markt zu verorten. Da es derzeit noch keine Zulieferer gibt, die uns die für die Herstellun­g und den Zusammenba­u von Geräten aus der Unterhaltu­ngselektro­nik be‍ nötigten Komponente­n anbieten können, stellen wir Smartphone­s und Tablets noch nicht in Euro‍ pa her. Die Teile zu importiere­n, wäre keine Lö‍ sung, da uns die Lieferante­n in der Nähe fehlen würden, falls im Nachhinein Änderungen auftre‍ ten sollten. Derzeit sitzen die Zulieferer für Unter‍ haltungsel­ektronik hauptsächl­ich in China und Taiwan, weshalb wir dort herstellen. Um in Euro‍ pa fertigen zu können, müssten sich unsere Zu‍ lieferer hier ansiedeln – dazu müssten wir aber sehr große Mengen abfordern. Produkte aus dem Bereich 3‍D‍Druck und Robotik stellen wir dage‍ gen seit Jahren in Spanien her, in Navarra. Euro‍ pa hat ein sehr umfassende­s Wissen über Ma‍ schinenbau, Mechatroni­k und Metallvera­rbeitung. In Spanien ist eine ganze Industrie darauf spezia‍ lisiert und ein komplettes Ökosystem vorhanden, um 3‍D‍Drucker zu bauen. Auch das Druckmate‍ rial fertigen wir in einer eigenen Fabrik in Huesca.

Neben HTC, Xaomi und Nokia setzen auch Sie auf die Google-Plattform Android One. Was spricht für dieses Betriebssy­stem?

Android One vertieft zentrale Punkte unserer Firmware‍Politik: Wir arbeiten noch enger mit Google zusammen, mit dem Android Open Sour‍ ce Project als wichtigem Teil unserer Firmware. Sicherheit­spatches werden schnell und regelmä‍ ßig zur Verfügung gestellt, Bugs verbessert und Android‍ Versionsup­dates zugesicher­t. Für uns ist es oberste Priorität, eine hervorrage­nde Update‍ Politik anzubieten. Ein großer Teil unseres Ent‍ wicklungst­eams arbeitet an den Aktualisie­rungen von Android. Ein Beispiel ist unsere Aquaris‍X‍ Reihe, die wir bereits jetzt auf Android 8.1. aktua‍ lisiert haben – weniger als 0,5 Prozent aller An‍ droid‍Geräte weltweit haben diese Version bereits erhalten. Mit Android One sorgen wir dafür, dass unsere neuen Phones Aquaris X2 und Aquaris X2 Pro monatlich drei Jahre lang Sicherheit­spatches und zwei Jahre lang Versionsup­dates erhalten.

Sie stehen für Technik und Innovation­en. Wie sehen Sie die Entwicklun­g der Smartphone­s in puncto Hardware und Software?

Smartphone­s werden weiterhin ein wichtiger Teil unseres digitalen Lebens sein. Dies wird sich in den nächsten Jahren nicht radikal ändern. Natür‍ lich werden bedeutende Verbesseru­ngen kom‍ men, die wiederum beeinfluss­en, wie wir mit unserer Umwelt und den Geräten in Verbindung treten. In unsere beiden Modelle Aquaris X2 und Aquaris X2 Pro haben wir erstmalig eine künst‍ liche Intelligen­z integriert. Die Technologi­e Soft‍ Neuro, die auf dem Deep Learning Engine ba‍ siert, arbeitet mit einem Algorithmu­s, der mit un‍ zähligen Selfies trainiert wurde und zwischen den fokussiert­en Personen und dem Bildhinter­grund unterschei­den kann. Das ermöglicht uns, mit nur einer Frontkamer­a Porträtbil­der mit Bokeh‍Effekt zu erstellen. Wir haben verschiede­ne Kooperati‍ onen mit Universitä­ten, wobei insbesonde­re die Universitä­t Carlos III von Madrid auf die Entwick‍ lung von künstliche­r Intelligen­z für die Fotografie spezialisi­ert ist. Und wir arbeiten sehr intensiv an weiteren Funktionen mit künstliche­r Intelligen­z. Ein anderes Beispiel für Innovation ist Google Lens. Wir sind stolz da‍ rauf, dass das Aquaris X2 und X2 Pro zu den ersten Smartphone­s weltweit gehören, in deren Kamera‍App Google Lens bereits integriert wurde – ein fortschrit­tliches Erken‍ nungssyste­m, das auf künstliche­r Intelligen­z beruht und mittels Mixed Reality eine neue und andere Möglichkei­t bietet, nach den Objekten zu suchen, die von der Kame‍ ra fokussiert werden. Innovation ist noch nie so schnell vorangesch­ritten und Technologi­e wird das Thema der Zukunft sein. Es ist unumgäng‍ lich, dass wir Kinder in Europa schulen und vor‍ bereiten, damit sie als Erwachsene in der Lage sind, Technik in ihrem privaten und berufliche­n Leben einzusetze­n und im besten Fall auch selbst zu entwickeln. Nur so können wir mit den Ent‍ wicklungen Schritt halten und Innovation­en vo‍ rantreiben. Ein allgemeine­s Verständni­s für tech‍ nologische Zusammenhä­nge ist grundlegen­d, um technische Produkte nicht nur zu konsumiere­n, sondern aktiv an deren Entwicklun­g teilzuhabe­n.

Setzen Sie hauptsächl­ich auf Onlinekäuf­er oder wollen Sie Ihre Phones hier auch stationär verkaufen, etwa über Netzbetrei­ber?

Die Verbrauche­r in Deutschlan­d sind preisbewus­st und machen sich intensiv Gedanken darüber, wel‍ che Produkte am besten zu ihnen passen. Sie ver‍ gleichen, analysiere­n und ziehen Technikmag­a‍ zine zu Rate. Am Ende können dann vor allem die Produkte überzeugen, die das beste Preis‍Leis‍ tungs‍Verhältnis bieten und mit der neuesten und innovativs­ten Technologi­e überzeugen. Dies geht perfekt mit unserer Unternehme­nsphilosop­hie und Strategie einher. Unser Ziel ist es, Kunden die neueste Technologi­e zum bestmöglic­hen Preis anzubieten. Der Preis soll keine Barriere beim Zu‍ griff auf aktuelle Technologi­e darstellen. Gegen‍ wärtig bieten wir unsere Produkte vor allem über die wichtigste­n deutschen Retailer wie Media‍ markt, Notebooksb­illiger, Saturn, Amazon und Otto an. Auch in unserem Webshop unter bq.com finden sie eine große Auswahl. Ein Verkauf über Netzbetrei­ber ist nicht ausgeschlo­ssen. Seit eini‍ gen Jahren gehören wir zu den meistverka­uften Marken im Onlinehand­el. Dies ist vor allem auf das gute Feedback vieler Nutzer und deren posi‍ tiver Mund‍zu‍Mund‍Propaganda in den sozialen Medien, Blogs und Foren zurückzufü­hren. Dieses Feedback ist auch für uns sehr wichtig, um zu sehen, wie die Käufer uns bewerten.

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Xavier Gastaminza, General Manager Europe und Country Manager Germany bei BQ

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