Das Geheimnis Der Chips
Der Erfolg von Qualcomm gründet nicht nur auf den hoch entwickelten Chips, sondern auch auf der Unterstützung, die die Amerikaner Entwicklern gewähren.
Time to Market ist ein Erfolgsfaktor. Denn eine Innovation zuerst anzubieten bringt einen Vorteil gegenüber der Konkurenz.
Hohe Investitionen in die Zukunft
Um innovativ zu sein, gibt Qualcomm einen großen Anteil seines Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, 2017 waren es rund 3,5 Milliarden Dollar. Mit diesem Geld setzt sich der Halbleiterproduzent unter anderem konsequent für die Weiterentwicklung bestehender Standards ein, um sie dann ebenso konsequent meist als Erster in seinen Chipsets umzusetzen. So hat sich Qualcomm bei neuen Mobilfunkstandards zur treibenden Marktkraft entwickelt.
Ein anderer Teil der Ressourcen wird in die Weiterentwicklung der auf der ARM-Architektur basierenden Prozessoren gesteckt. Doch bei den Rechenkernen macht der Spezialist noch lange nicht halt, auch die gesamte Peripherie vom stromsparenden Hochfrequenzverstärker bis zum schnell ladenden Netzteil liefert er aus einer Hand.
Zwischen einem und drei Jahren dauert die Entwicklung einer Smartphone-Plattform von der Idee bis zur kommerziellen Marktreife. Samples werden den Smartphone-Herstellern früh innerhalb des Prozesses zur Verfügung gestellt, die endgültigen Chips sechs bis acht Monate vor Marktstart. Bei der Implementierung unterstützt Qualcomm Hersteller auf mannigfaltige Weise. Etwa durch Bereitstellung durchentwickelter Referenzdesigns, an denen sich die Handybauer orientieren können. Zu jeder Plattform gibt es zudem eine Bibliothek mit detaillierten Spezifikationen, technischen Dokumenten und vielem mehr bis zu einer Anleitung, wo welche Information zu finden ist.
Dass Hersteller bei der Entwicklung von Smartphones mit innovativen Features sehr schnell Erfolg haben, ist auf die Weise beinahe automatisch sichergestellt.
spricht hier von Treibern. Zudem können bestimmte Aufgaben, etwa das Decodieren eines Videos, oft vom Prozessor, vom Grafikchip oder vom sogenannten Digitalen Signalprozessor (DSP) vorgenommen werden. Hier müssen die Experten entscheiden, welche Variante das beste Verhältnis zwischen Leistung und Ausdauer bietet, ohne andere Funktionen zu stören.
Neben der Treiberprogrammierung bringen große Hersteller auch gerne ihre eigene Bedienoberfläche mit aufs Smartphone, bei Huawei ist das EMUI. Dazu kommen dann noch ganz spezielle Funktionen, die kein Bestandteil von Android sind. Beim P20 Pro etwa die Gesichtserkennung oder die zusammen mit Microsoft entwickelte ÜbersetzungsApp, die das unter dem Namen Kirin 970 NPU firmierende, neuronale Netzwerk nutzt. Zudem muss die Kamera buchstäblich abgestimmt werden: Es gilt, die Bilder von bis zu drei Sensoren zu einem zu verschmelzen und dabei unter anderem die Auflösung, prägnante Kanten sowie das Entstehen von Artefakten auszubalancieren.
Testen und optimieren
Sind die ersten Samples zumindest in Teilbereichen betriebsbereit, geht es ans Testen. Funktionieren alle Features, stimmen die Messwerte für Funk-Interface, Akustik, Display, Kamera? Übersteht das Gehäuse hohe mechanische Belastungen und stimmt die Performance auch wenn der Speicher voll ist und viele Apps gemeinsam laufen? Neben grundsätzlichen Tests müssen die Ingenieure auch sicherstellen, dass das Gerät in allen großen Netzen dieser Welt bestens performt.
Feinschliff
Sind alle großen Hürden bewältigt, geht es an den Feinschliff. Dabei wird noch einmal der Stromverbrauch gründlich unter die Lupe genommen und geschaut, an welchen Stellen man etwa die Recheneinheiten des Smartphones noch einige Bruchteile von Millisekunden früher schlafen schicken kann, ohne die Performance zu beeinträchtigen.
Auch das Design lässt sich nun optimieren, etwa über die Beschriftung oder Farbvarianten wie den Twilight genannten RegenbogenLook, der sich an einem kleinen Ausschnitt aus dem sichtbaren Farbspektrum orientiert.
Firmware für die Netze
Zudem muss nun noch die Firmware individuell an die Wünsche einzelner großer Netzbetreiber angepasst werden. Denn diese setzen einige Mobilfunkstandards nicht ganz regelgerecht um, um das Letzte aus ihren Netzen herauszuholen. Hieran müssen Smartphones angepasst werden.
Läuft alles zur Zufriedenheit der Netzbetreiber, kann das neue Smartphone nach seiner Präsentation (das Huawei P20 Pro wurde Ende März in Paris vorgestellt) in die Shops und dann in die Hände interessierter Kunden wandern. Die wissen das Resultat all dieser Mühe dann hoffentlich zu schätzen.