TRANSPARENZ DURCH MONITORING
Die Benchmarking-Plattform von zafaco führt während der Messungen eine ständige Überwachung der Testanschlüsse durch. Bei Vodafone zeigte sie im Testraum Auffälligkeiten, die zu Nachteilen für betroffene Nutzer führen können.
Für seine Netztests nutzt zafaco die selbst entwickelte Benchmarking-Plattform kyago. Sie umfasst neben den Messeinheiten, die über 48 deutsche Städte verteilt sind, mehrere zentrale Server, ein Data Warehouse sowie ein ManagementSystem mit Business-Intelligence-Plattform.
kyago erfasst während der Tests nicht nur die Messwerte auf Netzwerk- und Applikationsebene, sondern führt auch permanent Analysen dieser Daten durch. So fallen eventuelle Probleme umgehend auf. Liegt die vermutete Ursache bei den getesteten Anschlüssen, adressiert zafaco dies wie jeder normale Endkunde bei der Service-Hotline des betroffenen Anbieters.
So war auch die Vorgehensweise, als zafaco kurz vor Beginn des diesjährigen Messzeitraums Auffälligkeiten an einigen Vodafone-Kabelanschlüssen feststellte. Wie unsere Recherchen dann ergaben, hatte Vodafone an diesen Anschlüssen kurz zuvor eine bislang eher unbekannte Option des Kabelstandards DOCSIS 3.0 aktviert: Der sogenannte Upload-Boost erhöht unter bestimmten Voraussetzungen (Unterstützung durch den Router, freie Netzkapazität) bei Anschlüssen bis zur Downstream-Datenrate 200 Mbit/s die Upload-Bandbreite für eine Datenmenge von maximal 15 Megabyte. Diese Funktion soll den Nutzern für eine sehr begrenzte Zeit schnellere Uploads bieten. Die Einführung kurz vor unserem Test sehen wir und zafaco kritisch. Denn eigentlich war mit allen Kandidaten vereinbart, dass ab Ende April keine Änderungen mehr an den Testanschlüssen vorgenommen werden, um die Stabilität des Test-Setups sicherzustellen. Erst auf Nachfrage durch connect machte Vodafone das neue Feature per Pressemitteilung öffentlich (https://bit.ly/2rLqUQ4).
Dies widerspricht unseren Richtlinien zur Test-Transparenz. Nicht weniger problematisch ist zudem, dass der Upload-Boost unschöne Nebenwirkungen zeigt: Bei VPNVerbindungen (die zafaco zur Übertragung von Messergebnissen nutzt) sowie bei Pings aus dem Internet zum betroffenen Anschluss auch ohne VPN zeigten sich deutlich erhöhte Latenzen bis zu zwei Sekunden und Paketverlustraten bis 20 Prozent. Für User, die etwa gleichzeitig mit anderen Internetdiensten auch ein VPN nutzen, bringt der Boost (der nicht pro einzelnem Anschluss ein- oder ausgeschaltet werden kann) so mehr Nachteile als Vorteile.
Vodafone äußerte zuletzt die Vermutung, die Ursache könne ein Fehler in der Firmware der verwendeten Fritzbox 6490 sein. Dies ließ sich bis Redaktionsschluss nicht abschließend klären – ebenso wenig wie die Frage, wann dieser Fehler behoben sein könnte. Mit der unserer Meinung nach übereilten Einführung dieser Funktion hat sich Vodafone jedenfalls keinen Gefallen getan. >>