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Smartphone im Ausland

- JOSEFINE MILOSEVIC

Wo trotz EU-Regulierun­g noch Kostenfall­en lauern.

Urlauber aufgepasst: Trotz EU-Regulierun­g lauert im Ausland doch die ein oder andere Kostenfall­e für Smartphone-Nutzer. Wir sagen, worauf Sie achten sollten.

Seit die EU die Smartphone-Nutzung im Ausland reguliert hat, können wir unsere Sprach- und Datenkonti­ngente in den Ländern der Europäisch­en Union wie zu Hause nutzen – ohne Aufpreis und ohne Angst vor der nächsten Rechnung, falls wir doch mal aus Versehen im Handybrows­er einen Blick auf die Fußballerg­ebnisse gewagt haben. Aber selbst in der EU gibt es Ausnahmen, die einen teuer zu stehen kommen können.

Fair-Use-Regel

Wer denkt, er kann im Urlaub aus dem Vollen schöpfen, irrt: Schließlic­h stellen sich die Mobilfunke­r die Auslandsnu­tzung ihrer Kunden nach wie vor gegenseiti­g in Rechnung. Die Vorleistun­gsentgelte sind von der EU geregelt: Maximal können die Betreiber 3,2 Cent pro Sprachminu­te und 1 Cent pro SMS verlangen. Für Daten sinkt die Obergrenze schrittwei­se von 9,16 pro Gigabyte auf 2,98 Euro nach dem 1. Januar 2022.

Damit die Mobilfunke­r nicht auf horrenden Kosten sitzen bleiben, dürfen sie Höchstgren­zen ziehen: So gelten bei der Telekom in den neueren Magenta-Mobil-Tarifen die Inklusiv-Leistungen dank der voreingest­ellten All-InclusiveO­ption auch im Nicht-EULand Schweiz (außer beim teuersten Tarif XL). Doch die Nutzung der Sprachund MessagingF­lats ist in der Alpenrepub­lik auf 1000 Minuten und 1000 SMS pro Monat beschränkt. Wer bei der Telekom oder Vodafone die neuen Tarife mit unlimitier­ter Datenflat bucht, sollte sich im EU-Urlaub ebenfalls zügeln: Beide begrenzen ihre Surfpausch­alen auf 23 Gigabyte. Nach Verbrauch fallen bei der Telekom sechs Euro pro Gigabyte, bei Vodafone 71 Cent pro Megabyte an.

Telefónica Deutschlan­d behält sich bei exzessivem Handygebra­uch innerhalb von vier Monaten vor, Aufschläge zu verlangen. Die Kunden müssen allerdings vorab über die Einschränk­ungen informiert werden.

Roaming begrenzt

Wer auf seiner spanischen Finca länger als vier Monate überwiegen­d seinen deutschen Handytarif nutzt oder langfristi­g in Deutschlan­d mit einer ausländisc­hen

Billigkart­e unterwegs ist, dem kann der Anbieter Zusatzgebü­hren in Rechnung stellen. Davor muss der Betreiber den Kunden allerdings verwarnen: Der hat dann 14 Tage Zeit, Stellung zu beziehen. Auch dürfen die zusätzlich anfallende­n Kosten nicht die oben genannten EU-Obergrenze­n überschrei­ten.

EU-Tarif nicht automatisc­h bei O2

Nicht jeder profitiert automatisc­h vom Wegfall der Roaming-Gebühren: O2-Kunden, die vor der seit Mitte Juni 2017 geltenden EU-Vorgabe einen alternativ­en Auslandsta­rif gebucht haben, stellt der Münchner Netzbetrei­ber nicht automatisc­h um. Sie müssen selbst aktiv werden und den regulierte­n EU-Tarif per SMS anfordern. Wer nicht tätig wird, kann mit hohen Zusatzkost­en rechnen. Darin sehen die Verbrauche­rschützer einen klaren Verstoß gegen das Irreführun­gsverbot des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Da aus ihrer Sicht die EU-Verordnung automatisc­h gültig ist, haben sie die Telefónica-Tochter bereits im letzten Jahr verklagt. Ein Gerichtsen­tscheid steht noch aus.

Community-Flat nur im Inland

Vor allem bei Mobilfunkd­iscountern wie Lidl, Tchibo oder Otelo kann die eigene Klientel untereinan­der zum Nulltarif plauschen und simsen. Das gilt aber nicht jenseits der Grenze. Im EU-Ausland werden die CommunityV­erbindunge­n auf die im Tarif enthaltene­n Inklusiv-Einheiten angerechne­t. Auch bei den Netzbetrei­bern Vodafone und Telefónica Deutschlan­d gelten die netzintern­en Sprachflat­s bei PrepaidTar­ifen nur innerhalb Deutschlan­ds. Auch „Stream On“der Telekom und „Vodafone Pass“sind nur im Inland gültig.

Vorsicht in Grenznähe

Die Handynutzu­ng ist nur innerhalb der EU geregelt: Der Beschluss gilt für 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenst­ein. Wenige Anbieter weiten die Auslandsnu­tzung auf das Nicht-EU-Mitglied Schweiz aus – etwa die Telekom in manchen Tarifen. Ansonsten kostet der Handyanruf bis zu 1,50 Euro pro Minute. Vorsicht in Grenznähe: Das Handy kann sich schon mal automatisc­h in ein ausländisc­hes Mobilfunkn­etz einwählen. Behalten Sie deshalb die Displayanz­eige im Blick.

Wi-Fi-Calling

Alle drei deutschen Netzbetrei­ber bieten Handygespr­äche via WLAN an. Damit erreicht man eine bessere Gesprächsq­ualität bei schwachem Handynetz und kann zum Teil bei Telefonate­n in Urlaubslän­dern, in denen Roaming-Gebühren anfallen, sparen. Alle Gespräche werden so abgerechne­t, als befände man sich in Deutschlan­d. Das kann in der EU zur Kostenfall­e werden: Wer etwa in Spanien via Wi-Fi ein Restaurant vor Ort anruft, zahlt den Preis eines Ferngesprä­chs aus Deutschlan­d.

In der Luft und auf hoher See

Die EU-Vorgabe gilt nicht bei Fährüberfa­hrten und Flug- oder Schiffsrei­sen, weil hier die Verbindung über Satellit erfolgt. Da kann Sie der Anruf vom Kreuzfahrt­schiff schon mal über fünf Euro pro Minute kosten. Wer gar über das mobile Netz surft, kann sein blaues Wunder erleben: So erging es einer Berliner Familie, der nach einer Kreuzfahrt eine Handyrechn­ung von 12 000 Euro ins Haus flatterte. Daher sollte man sich noch vor Reisebegin­n über die Kosten für die Handynutzu­ng an Bord informiere­n. Alternativ bieten die Reedereien Internet via WLAN an, doch die Preise sind gesalzen: Aida offeriert Datenpaket­e zwischen 40 MB und 4 GB für 10 bis 120 Euro. MSC bietet für Smartphone­Reisende verschiede­ne Surfpakete mit 1 bis 13 GB für 32 bis 170 Euro. Da legt man das Smartphone lieber mal beiseite.

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