HTC U12 Life gegen Sony Xperia XA2 Plus
Aufstrebende chinesische Hersteller setzen etablierte SmartphoneMarken zunehmend unter Druck. Wer kann sich in der Klasse um 350 Euro besser behaupten oder gar einen Überraschungscoup landen – das HTC U12 Life oder das Sony Xperia XA2 Plus?
Wer kann sich in der Klasse um 350 Euro besser behaupten oder gar einen Überraschungscoup landen?
Die Statistiken zum weltweiten Smartphone-Absatz listen die Verkaufszahlen von HTC und Sony seit geraumer Zeit nur noch in der Sammelrubrik „Andere“. Höchste Zeit, daran zumindest längerfristig etwas zu ändern. Die Rückkehr in die Erfolgsspur möchten hier das HTC U12 Life (349 Euro) und das Sony Xperia XA2 Plus (369 Euro) einläuten.
Leicht- gegen Schwergewicht
In puncto Design versuchen beide Mittelklasse-Vertreter, ihr gemeinsames Ziel auf unterschiedliche Weise zu erreichen. Das angenehm schlanke, leichte HTC verzichtet auf einen Metallrahmen. Stattdessen setzt das (möglicherweise sturzempfindlichere) Unibody-Gehäuse komplett auf Acrylglas. Im unteren Bereich der ansonsten glatten Rückseite sorgen per Laser eingravierte, hauchdünne Linien für eine geriffelte Optik und eine etwas höhere Rutschfestigkeit.
Das 204 Gramm schwere, 9,6 Millimeter starke Sony-Modell hinterlässt nicht nur wegen des höheren Gewichts und seinem rundlichen Aluminiumrahmen einen noch solideren Eindruck. Die markant gefassten Kanten oben und unten am Gehäuse sind für die XA2-Reihe charakteristisch. Eine IP-Zertifizierung, die eine höhere Robustheit gegen Wasser und Staub verspricht, kann das Duo nicht vorweisen. Gut dagegen: Beide Fingerprintsensoren sind leicht zu ertasten.
Im Vergleich der 18:9-Anzeigen mit 6-Zoll-Diagonale überwiegen die Gemeinsamkeiten. Beide verzichten auf eine Display-Einkerbung am oberen Rand (Notch). Die Full-HD+Auflösung reicht für eine Punktedichte von 403 ppi und damit eine veritable Schärfe. Bei den Messungen der Helligkeit und der Kontraste in unserem Testlab konnte das IPS-Display des Sony XA2 Plus (545 cd/m2; 1:1817) das HTC U12 Life (427 cd/ m2,1:1423) hinter sich lassen.
Rechenpower und Speicher
Das relativ junge MittelklasseSoC des HTC, ein Qualcomm SDM636, lag in unseren Benchmarktests mal mehr, mal weniger deutlich vor dem SDM630 des Sony-Modells. Im alltäglichen Praxiseinsatz wirken sich diese Unterschiede kaum aus. Gravierende Differenzen fördert der Flash-ROM-Vergleich zu Tage: Dem knapp 53 GB frei nutzbaren Speicher im HTC stehen 19 GB gegenüber. Optionale Micro-SD-Karten schaffen im Sony zudem nur Freiraum für Fotos und Mediendateien. Dass Sony neben dem obligatorischen Google-Paket weitere hauseigene Anwendungen und fix eingebundene Apps von Amazon, Facebook und Co vorinstalliert hat, kostet zusätzlich Platz.
Beim HTC kann eine MicroSD auch als interner Speicher formatiert und für die App-Installation verwendet werden. Das XA2 Plus bietet drei Steckplätze für zwei Nano-SIMs und eine Speicherkarte. Der Hybrid-Slot des U12 Life stellt einen vor die Wahl: Entweder Dual-SIM-Betrieb oder mehr Speicher?
Beide Hersteller setzen beim Betriebssystem noch auf Android 8 Oreo und herstellerspezifische Benutzeroberflächen. Eine Aktualisierung auf Android 9 (Pie) ist für beide angekündigt.
Klarer Sieger im Fotovergleich
Die Hauptkameras unterscheiden sich deutlich. Die Japaner integrieren einen hochauflösenden 23-Megapixel-Sensor. Sonys Kamera-App sieht umfassendere (manuelle) Einstellmöglichkeiten und Extras wie die Zeitlupenaufnahme vor. Eine echte Auslösetaste ist ebenfalls vorhanden. Das U12 Life setzt für wirkungsvollere Porträts auf eine Dual-Kamera mit 16 und 5 Megapixeln sowie ein DualLED-Licht. Die Ausstattung der Foto-App fällt eher spartanisch aus. Letztlich entscheidet die Bildqualität: Im Labor konnten hier die Testbilder des HTC-Modells vor allem bei heller, aber auch bei dunkler Umgebung unter anderem mit geringen Farbabweichungen überzeugen. Geht es nur um die Fotoqualität, darf sich das HTC U12 Life locker zu den absoluten Top- Smartphones zählen. Kleiner Wermutstropfen: Das Optikmodul ist etwas ungünstig in der Ecke platziert. Und das Sony? Dessen Hauptkamera liefert respektable Fotos. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich der Selfie-Kameras. Die bessere Fotoqualität bei HTC ist hier auch auf eine höhere Auflösung (13 Megapixel) und ein zusätzliches LEDLicht zurückzuführen.
Die Entertainer-Qualitäten
Eine 3,5-mm-Klinke für Kopfhörer und ein UKW-Radio haben beide. Sony unterstützt zudem die Wiedergabe hochauflösender Audioformate, bietet zahlreiche Optionen zur Klangoptimierung und verbaut zum Freisprechen und Musikhören einen kräftig tönenden Mono-Lautsprecher auf der Geräteunterseite. Im Stereo-Modus hört sich auch das HTC passabel an. >>
Die Vernetzung fällt leicht, weil aktuelle Funkstandards wie WLAN-ac, Bluetooth 5.0, LTE Cat 11 bzw. 12 und NFC von beiden Geräten unterstützt werden. Die USB-C-Schnittstellen geben sich beim Datentransfer mit geringerem USB-2.0-Tempo zufrieden. Von der verbesserten Sprachqualität bei Telefonaten im LTE-Netz können beide Kandidaten profitieren.
Schwankende Laborleistungen
In den Messdurchläufen schlichen sich ab und an kleine Nachlässigkeiten ein: Beim HTC hätte die Strahlungsleistung im UMTS-Durchgang höher sein dürfen. Bei Sony fielen die Leistungen in den LTE-Frequenzbändern um 800 und 2600 MHz und im alten D-Netz (GSM) etwas ab. Bei den Funkleistungen und den Akustikeigenschaften erreichten die beiden Kontrahenten unterm Strich ein gutes Gesamtergebnis. Deutliche Unterschiede ergaben sich im Vergleich der Strahlungsemissionen: Der connect-Strahlungsfaktor weist das Sony XA2 Plus als das deutlich emissionsärmere Smartphone aus.
Die Ausgangsleistung der beigelegten Netzteile ist ausbaufähig. Sony begnügt sich mit 7,5 Watt, das HTC erreicht 10 Watt. Dadurch lassen sich Ladevorgänge nicht im erwarteten Umfang verkürzen. Gut, dass beide Modelle auf einen starken Akku mit rund 3600 mAh zurückgreifen können. Im Praxismix hielten beide Probanden mit einer Batterieladung exakt 9:07 Stunden durch – kurioser Gleichstand auf hohem Niveau.