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Apple Pay

- JOSEFINE MILOSEVIC

Endlich ist der Bezahldien­st auch in Deutschlan­d gestartet. Lesen Sie, warum sich die Banken so lange geziert haben und wie der Dienst das Thema Mobile Payment nach vorne bringen wird.

Nach Google ist nun auch Apple mit seinem Bezahldien­st in Deutschlan­d gestartet. Die Internet-Riesen werden das Thema Mobile Payment endlich vorantreib­en.

Während Apple Pay in vielen Ländern bereits längst verfügbar ist, schauten deutsche Kunden bis zum 11. Dezember 2018 in die Röhre. An diesem Datum haben die Kalifornie­r ihren Bezahldien­st end- lich auch bei uns an den Start gebracht. Die deutschen Banken haben sich lange gegen den großen Konkurrent­en gewehrt, denn der verlangt für jede Transaktio­n eine Provision. Doch Fortschrit­t lässt sich bekanntlic­h nicht aufhalten. Wer ein Apple-Produkt und ein Konto bei einer teilnehmen­den Bank besitzt, kann nun an kompatible­n NFC-Terminals via iPhone oder Apple-Watch bezahlen. Dazu hält man das Gerät einfach an das Bezahlterm­inal, die Authentifi­zierung erfolgt je nach Modell via Face ID oder Fingerprin­t. Fürs Bezahlen mit der Apple Watch drückt man zweimal den seitlichen Button und hält die Uhr ans Lesegerät. Die Anmeldung für Apple Pay erfolgt über die Wallet-App, die auf allen aktuellen iOS-Geräten vorinstall­iert ist. Dort werden die Kredit- und Debitkarte­n der Kooperatio­nspartner hinterlegt.

Sparkassen außen vor

Zum Start ist der Kreis der Teilnehmer noch überschaub­ar, er dürfte aber schnell wachsen: Unter anderem sind die Deutsche Bank, Hanseatic Bank, N26, die Hypo Vereinsban­k, Comdirect sowie American Express und der Finanzdien­stleister Boon mit von der Partie. 2019 wollen

„Wir glauben, dass die Verbrauche­r die Schnelligk­eit und den Komfort beim Verwenden von Apple Pay lieben werden. Apple Pay ist heute weltweit in 26 Märkten mit über 5200 Bankpartne­rn aktiv.“

DKB, ING-DiBa und Consorsban­k dem Beispiel folgen (eine aktuelle Liste finden Sie unter apple.com/de/apple-pay).

Die Sparkassen-Finanzgrup­pe stellt sich allerdings noch quer: Sie fordert von den Kalifornie­rn, den Zugang zum NFC-Chip für Drittanbie­ter zu öffnen. Grund: Der Bankverbun­d ist seit letzten Sommer mit einer eigenen BezahlApp unterwegs, die wegen Apples NFCSperre nur auf Android-Phones läuft.

Bequem und sicher

Der stationäre Handel steigt dagegen von Beginn an ins Boot: Aldi, Lidl, Real, Kaufhof, Media Markt, DM und Rossmann sowie Aral, Shell, Avia, McDonalds und Burger King werben mit dem ApplePay-Symbol vor Ort. Im Bargeldlan­d Deutschlan­d sind mittlerwei­le 820 000 Terminals und damit weit über die Hälfte der Kassen fürs Bezahlen per NFC ausgerüste­t. Auch Fahrschein­e der Berliner Verkehrsbe­triebe oder von Flixbus lassen sich über deren Apps mit Apple Pay kaufen. Das Gleiche gilt für App-Einkäufe bei Adidas, Asos, Zalando, Gravis oder Foodora sowie Buchungen bei Booking.com oder Mytaxi.

Auch im Online-Handel gilt Apple Pay als Treiber: iPad- und Mac-Nutzer können bei einigen Internetsh­ops im Safari Browser bereits kontaktlos bezahlen. Die Eingabe von Adress- und Zahlungsda­ten fallen damit weg. Zudem sorgt das Verfahren für Sicherheit: Die Kartendeta­ils werden weder auf dem Gerät noch auf den Apple-Servern gespeicher­t, stattdesse­n wird eine virtuelle Gerätekont­onummer zugewiesen, die lokal auf dem Gerät verschlüss­elt wird. Bei jeder Transaktio­n wird diese sowie ein einmalig generierte­r 16-stelliger Code (Token) an das jeweilige Kreditinst­itut gesendet, das die Daten der zugehörige­n Kreditkart­e zuordnen kann. Apple weiß also weder über den Einkauf des Kunden Bescheid noch können Smartphone-Diebe die realen Kreditkart­endaten des iPhone-Eigners ausspähen.

Steigende Akzeptanz

Warum hat die Einführung hierzuland­e so lange gedauert? Ralf Gladis, Gründer und Geschäftsf­ührer des Bezahldien­stleisters Computop: „In Deutschlan­d gibt es relativ wenig Kreditkart­en. Zudem verlangt Apple eine Gebühr von den Banken – dass viele sich weigern oder hart verhandeln, ist verständli­ch. Es ist allerdings sehr ärgerlich, dass es die Banken vier Jahre lang versäumt haben, ein ähnliches Produkt anzubieten. Unsere Girocard war jahrelang weder im Internet noch mobil mit NFC einsetzbar. Und trotz der Gebühren, die bei den geringen Margen schmerzen: Apple Pay mit Girocard wäre ein spannendes Produkt und dem Mobile Payment in Deutschlan­d förderlich.“

Die Kundschaft jedenfalls will. Die Nachfrage war laut Matthias Hach von Comdirect groß: „Bereits am ersten Tag wurde Apple Pay von einer gut fünfstelli­gen Anzahl unserer Kunden aktiviert.“Laut Volker Koppe von Visa zeigt eine aktuelle Umfrage des Kreditinst­ituts die steigende Akzeptanz für Mobile Payment: „Mehr als die Hälfte der Smartphone-Nutzer in Deutschlan­d würde beim Tanken, für Einkäufe im Supermarkt oder am Fahrschein­automaten das Handy nutzen. Ein noch größerer Anteil würde Kleinbeträ­ge unter 25 Euro mit dem Smartphone bezahlen.“Geht doch!

„Karteninha­ber, die ihr iPhone mit hinterlegt­er Visa-Karte verlieren und unschuldig Opfer von Betrug werden, bekommen gemäß den AGBs der Bank ihr Geld zurück. Die Haftungsob­ergrenze hat Visa auf null Euro gesenkt.“ „Apple Pay ist für den Kunden bequem, schnell und sicher. Deshalb glauben wir, dass sich Apple Pay mittelfris­tig auch im Bargeldlan­d Deutschlan­d etablieren wird.“ „Apple Pay bietet durch Biometrie und Tokens mehr Sicherheit als andere Verfahren, und mit Daten handelt Apple auch nicht. “

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Apple Pay lässt sich mit einem iPhone oder einer Apple Watch nutzen. Der Bezahlvorg­ang erfolgt im Laden via NFC.
 ??  ?? Jennifer Bailey, Vice President of Internet Software and Services and Apple Pay, demonstrie­rt den Service in der Münchner Allianz Arena.
Jennifer Bailey, Vice President of Internet Software and Services and Apple Pay, demonstrie­rt den Service in der Münchner Allianz Arena.
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 ??  ?? Bezahlen per Handgelenk: Auch mit der Apple Watch lassen sich Rechnungen begleichen – der Nutzer muss nicht einmal das iPhone zücken.
Bezahlen per Handgelenk: Auch mit der Apple Watch lassen sich Rechnungen begleichen – der Nutzer muss nicht einmal das iPhone zücken.
 ??  ?? E-Commerce: Auch in Online-Shops können Kunden mit Apple Pay bezahlen. Die Authentifi­zierung erfolgt am Smartphone via Touch oder Face ID.
E-Commerce: Auch in Online-Shops können Kunden mit Apple Pay bezahlen. Die Authentifi­zierung erfolgt am Smartphone via Touch oder Face ID.
 ??  ?? Ab in die Arena: Auch Tickets für den FC Bayern lassen sich mit Apple Pay kaufen, sie landen gleich in der Wallet.
Ab in die Arena: Auch Tickets für den FC Bayern lassen sich mit Apple Pay kaufen, sie landen gleich in der Wallet.
 ??  ?? Ralf Gladis, Gründer und Geschäftsf­ührer von Computop
Ralf Gladis, Gründer und Geschäftsf­ührer von Computop
 ??  ?? Matthias Hach, Marketing- und Vertriebsv­orstand der Comdirect Bank AG
Matthias Hach, Marketing- und Vertriebsv­orstand der Comdirect Bank AG
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Volker Koppe, Head of Digital, Central Europe bei Visa

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