Apple Pay
Endlich ist der Bezahldienst auch in Deutschland gestartet. Lesen Sie, warum sich die Banken so lange geziert haben und wie der Dienst das Thema Mobile Payment nach vorne bringen wird.
Nach Google ist nun auch Apple mit seinem Bezahldienst in Deutschland gestartet. Die Internet-Riesen werden das Thema Mobile Payment endlich vorantreiben.
Während Apple Pay in vielen Ländern bereits längst verfügbar ist, schauten deutsche Kunden bis zum 11. Dezember 2018 in die Röhre. An diesem Datum haben die Kalifornier ihren Bezahldienst end- lich auch bei uns an den Start gebracht. Die deutschen Banken haben sich lange gegen den großen Konkurrenten gewehrt, denn der verlangt für jede Transaktion eine Provision. Doch Fortschritt lässt sich bekanntlich nicht aufhalten. Wer ein Apple-Produkt und ein Konto bei einer teilnehmenden Bank besitzt, kann nun an kompatiblen NFC-Terminals via iPhone oder Apple-Watch bezahlen. Dazu hält man das Gerät einfach an das Bezahlterminal, die Authentifizierung erfolgt je nach Modell via Face ID oder Fingerprint. Fürs Bezahlen mit der Apple Watch drückt man zweimal den seitlichen Button und hält die Uhr ans Lesegerät. Die Anmeldung für Apple Pay erfolgt über die Wallet-App, die auf allen aktuellen iOS-Geräten vorinstalliert ist. Dort werden die Kredit- und Debitkarten der Kooperationspartner hinterlegt.
Sparkassen außen vor
Zum Start ist der Kreis der Teilnehmer noch überschaubar, er dürfte aber schnell wachsen: Unter anderem sind die Deutsche Bank, Hanseatic Bank, N26, die Hypo Vereinsbank, Comdirect sowie American Express und der Finanzdienstleister Boon mit von der Partie. 2019 wollen
„Wir glauben, dass die Verbraucher die Schnelligkeit und den Komfort beim Verwenden von Apple Pay lieben werden. Apple Pay ist heute weltweit in 26 Märkten mit über 5200 Bankpartnern aktiv.“
DKB, ING-DiBa und Consorsbank dem Beispiel folgen (eine aktuelle Liste finden Sie unter apple.com/de/apple-pay).
Die Sparkassen-Finanzgruppe stellt sich allerdings noch quer: Sie fordert von den Kaliforniern, den Zugang zum NFC-Chip für Drittanbieter zu öffnen. Grund: Der Bankverbund ist seit letzten Sommer mit einer eigenen BezahlApp unterwegs, die wegen Apples NFCSperre nur auf Android-Phones läuft.
Bequem und sicher
Der stationäre Handel steigt dagegen von Beginn an ins Boot: Aldi, Lidl, Real, Kaufhof, Media Markt, DM und Rossmann sowie Aral, Shell, Avia, McDonalds und Burger King werben mit dem ApplePay-Symbol vor Ort. Im Bargeldland Deutschland sind mittlerweile 820 000 Terminals und damit weit über die Hälfte der Kassen fürs Bezahlen per NFC ausgerüstet. Auch Fahrscheine der Berliner Verkehrsbetriebe oder von Flixbus lassen sich über deren Apps mit Apple Pay kaufen. Das Gleiche gilt für App-Einkäufe bei Adidas, Asos, Zalando, Gravis oder Foodora sowie Buchungen bei Booking.com oder Mytaxi.
Auch im Online-Handel gilt Apple Pay als Treiber: iPad- und Mac-Nutzer können bei einigen Internetshops im Safari Browser bereits kontaktlos bezahlen. Die Eingabe von Adress- und Zahlungsdaten fallen damit weg. Zudem sorgt das Verfahren für Sicherheit: Die Kartendetails werden weder auf dem Gerät noch auf den Apple-Servern gespeichert, stattdessen wird eine virtuelle Gerätekontonummer zugewiesen, die lokal auf dem Gerät verschlüsselt wird. Bei jeder Transaktion wird diese sowie ein einmalig generierter 16-stelliger Code (Token) an das jeweilige Kreditinstitut gesendet, das die Daten der zugehörigen Kreditkarte zuordnen kann. Apple weiß also weder über den Einkauf des Kunden Bescheid noch können Smartphone-Diebe die realen Kreditkartendaten des iPhone-Eigners ausspähen.
Steigende Akzeptanz
Warum hat die Einführung hierzulande so lange gedauert? Ralf Gladis, Gründer und Geschäftsführer des Bezahldienstleisters Computop: „In Deutschland gibt es relativ wenig Kreditkarten. Zudem verlangt Apple eine Gebühr von den Banken – dass viele sich weigern oder hart verhandeln, ist verständlich. Es ist allerdings sehr ärgerlich, dass es die Banken vier Jahre lang versäumt haben, ein ähnliches Produkt anzubieten. Unsere Girocard war jahrelang weder im Internet noch mobil mit NFC einsetzbar. Und trotz der Gebühren, die bei den geringen Margen schmerzen: Apple Pay mit Girocard wäre ein spannendes Produkt und dem Mobile Payment in Deutschland förderlich.“
Die Kundschaft jedenfalls will. Die Nachfrage war laut Matthias Hach von Comdirect groß: „Bereits am ersten Tag wurde Apple Pay von einer gut fünfstelligen Anzahl unserer Kunden aktiviert.“Laut Volker Koppe von Visa zeigt eine aktuelle Umfrage des Kreditinstituts die steigende Akzeptanz für Mobile Payment: „Mehr als die Hälfte der Smartphone-Nutzer in Deutschland würde beim Tanken, für Einkäufe im Supermarkt oder am Fahrscheinautomaten das Handy nutzen. Ein noch größerer Anteil würde Kleinbeträge unter 25 Euro mit dem Smartphone bezahlen.“Geht doch!
„Karteninhaber, die ihr iPhone mit hinterlegter Visa-Karte verlieren und unschuldig Opfer von Betrug werden, bekommen gemäß den AGBs der Bank ihr Geld zurück. Die Haftungsobergrenze hat Visa auf null Euro gesenkt.“ „Apple Pay ist für den Kunden bequem, schnell und sicher. Deshalb glauben wir, dass sich Apple Pay mittelfristig auch im Bargeldland Deutschland etablieren wird.“ „Apple Pay bietet durch Biometrie und Tokens mehr Sicherheit als andere Verfahren, und mit Daten handelt Apple auch nicht. “