Sharp Aquos D10
Auf dem gesättigten Smartphone-Markt herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb, der vor allem kleine Hersteller unter Druck setzt. Sharp schreckt das nicht. Die Japaner sind krisenerprobt und breit aufgestellt. Können sie den Großen einen Stich versetzen
Der Elektronikriese will auch auf dem Smartphone-Markt Erfolge feiern. Dazu müssen die Japaner aber mehr bieten als beim D10, wie unser Test zeigt.
Im Heimatland Japan ist Sharp bei AndroidSmartphones Marktführer – man kann also nicht sagen, dass dem Unternehmen Smartphone-Expertise fehlt. Hinzu kommt ein jahrzehntelanges Know-how bei Displays, Sharp gilt als Erfinder des modernen LCD-TV. Die dritte Besonderheit ist die Zugehörigkeit zur Foxconn-Gruppe, die als weltgrößter Auftragsfertiger nicht nur iPhones vom Band laufen lässt, sondern auch Sonys Playstation und viele weitere Hightech-Produkte. Sharp ist also nicht irgendjemand.
Das Display ist ein Knaller
Dass die Sharp-Smartphones den Beinamen Aquos tragen, unter dem auch die hochwertigen TV-Geräte vermarktet werden, ist kein Zufall. Ein Produktschwerpunkt liegt klar auf dem Display, das überall bis knapp an den Rand reicht. Die Frontfläche wird optimal ausgenutzt, besser als bei den meisten Smartphones, die wir kennen. In dieser Preisklasse gibt es nichts Vergleichbares, zumal auch die übrigen Eckdaten stimmen: Die Auflösung von 2160 x 1080 Pixeln sorgt auf 6 Zoll für eine feine Darstellung, die Strahlkraft ist mit knapp 700 Candela außerordentlich. Auch das Gehäuse gefällt. Trotz der großen Anzeige liegt das Phone noch kompakt in der Hand, die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel. Design und Haptik sind dem Preis mehr als angemessen.
Weniger überzeugt hat uns dagegen die Doppeloptik auf der Rückseite, die einen Tick zu weit heraussteht. Das mag zwar imposant aussehen, kann aber in der Hosentasche oder auf der Tischplatte schnell stören. Wenn die Bildqualität stimmen würde, würden wir dieses Detail nicht so stark betonen. Aber sie stimmt eben nicht. Die Zoom-Optik mit 12 und 13 Megapixeln ist nicht sehr lichtstark und produziert vergleichsweise viele Artefakte. Zwar kann man in dieser Preisklasse keine überragende Fotoqualität erwarten, Sharp bewegt sich hier durchaus im grünen Bereich. Aber es gibt eben Phones, die günstiger sind und bessere Fotos machen, etwa das Honor Play oder das Nokia 7 Plus. Auch die Kamerasoftware überzeugt nicht. Sharp liefert nur Standardkost ab, besondere Features werden nicht geboten. Wir empfehlen, soweit möglich mit aktiviertem HDR zu fotografieren, weil sich das positiv auf die Bildqualität auswirkt. >>
Die Ausstattung reicht von 64 GB Speicher (erweiterbar) über Dual-SIM bis hin zu einer hochauflösenden Frontkamera samt Gesichtsentsperrung (Face Unlock). Das ist das, was man für 400 Euro erwarten kann – genau wie Qualcomms MittelklasseSoC Snapdragon 630. Sharp bewegt sich hier also auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Beim Betriebssystem trifft dieser Befund allerdings nicht zu. Sharp setzt auf ein kaum modifiziertes Android, das in Version 8 mit dem Sicherheitspatchlevel vom August 2018 verharrt. Für den Software-Support verheißt das nichts Gutes – Nokia oder BQ schieben regelmäßig Aktualisierungen raus.
Sharp muss sich steigern
Die Ergebnisse aus dem Testlab sind ebenfalls nicht berauschend. Die Akkulaufzeit bewegt sich im unteren Drittel des Wettbewerbs, hinzu kommen Funkschwächen im LTE-Netz und eine Akustik, die man bestenfalls als durchschnittlich bezeichnen kann. Eine Empfehlung hat das D10 damit nicht verdient. Wenn Sharp sich auf dem deutschen Markt etablieren will, muss mehr kommen. Ein brillantes Display macht noch kein gutes Smartphone.