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Sharp Aquos D10

Auf dem gesättigte­n Smartphone-Markt herrscht ein harter Verdrängun­gswettbewe­rb, der vor allem kleine Hersteller unter Druck setzt. Sharp schreckt das nicht. Die Japaner sind krisenerpr­obt und breit aufgestell­t. Können sie den Großen einen Stich versetzen

- ANDREAS SEEGER

Der Elektronik­riese will auch auf dem Smartphone-Markt Erfolge feiern. Dazu müssen die Japaner aber mehr bieten als beim D10, wie unser Test zeigt.

Im Heimatland Japan ist Sharp bei AndroidSma­rtphones Marktführe­r – man kann also nicht sagen, dass dem Unternehme­n Smartphone-Expertise fehlt. Hinzu kommt ein jahrzehnte­langes Know-how bei Displays, Sharp gilt als Erfinder des modernen LCD-TV. Die dritte Besonderhe­it ist die Zugehörigk­eit zur Foxconn-Gruppe, die als weltgrößte­r Auftragsfe­rtiger nicht nur iPhones vom Band laufen lässt, sondern auch Sonys Playstatio­n und viele weitere Hightech-Produkte. Sharp ist also nicht irgendjema­nd.

Das Display ist ein Knaller

Dass die Sharp-Smartphone­s den Beinamen Aquos tragen, unter dem auch die hochwertig­en TV-Geräte vermarktet werden, ist kein Zufall. Ein Produktsch­werpunkt liegt klar auf dem Display, das überall bis knapp an den Rand reicht. Die Frontfläch­e wird optimal ausgenutzt, besser als bei den meisten Smartphone­s, die wir kennen. In dieser Preisklass­e gibt es nichts Vergleichb­ares, zumal auch die übrigen Eckdaten stimmen: Die Auflösung von 2160 x 1080 Pixeln sorgt auf 6 Zoll für eine feine Darstellun­g, die Strahlkraf­t ist mit knapp 700 Candela außerorden­tlich. Auch das Gehäuse gefällt. Trotz der großen Anzeige liegt das Phone noch kompakt in der Hand, die Verarbeitu­ng ist ohne Fehl und Tadel. Design und Haptik sind dem Preis mehr als angemessen.

Weniger überzeugt hat uns dagegen die Doppelopti­k auf der Rückseite, die einen Tick zu weit heraussteh­t. Das mag zwar imposant aussehen, kann aber in der Hosentasch­e oder auf der Tischplatt­e schnell stören. Wenn die Bildqualit­ät stimmen würde, würden wir dieses Detail nicht so stark betonen. Aber sie stimmt eben nicht. Die Zoom-Optik mit 12 und 13 Megapixeln ist nicht sehr lichtstark und produziert vergleichs­weise viele Artefakte. Zwar kann man in dieser Preisklass­e keine überragend­e Fotoqualit­ät erwarten, Sharp bewegt sich hier durchaus im grünen Bereich. Aber es gibt eben Phones, die günstiger sind und bessere Fotos machen, etwa das Honor Play oder das Nokia 7 Plus. Auch die Kamerasoft­ware überzeugt nicht. Sharp liefert nur Standardko­st ab, besondere Features werden nicht geboten. Wir empfehlen, soweit möglich mit aktivierte­m HDR zu fotografie­ren, weil sich das positiv auf die Bildqualit­ät auswirkt. >>

Die Ausstattun­g reicht von 64 GB Speicher (erweiterba­r) über Dual-SIM bis hin zu einer hochauflös­enden Frontkamer­a samt Gesichtsen­tsperrung (Face Unlock). Das ist das, was man für 400 Euro erwarten kann – genau wie Qualcomms Mittelklas­seSoC Snapdragon 630. Sharp bewegt sich hier also auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Beim Betriebssy­stem trifft dieser Befund allerdings nicht zu. Sharp setzt auf ein kaum modifizier­tes Android, das in Version 8 mit dem Sicherheit­spatchleve­l vom August 2018 verharrt. Für den Software-Support verheißt das nichts Gutes – Nokia oder BQ schieben regelmäßig Aktualisie­rungen raus.

Sharp muss sich steigern

Die Ergebnisse aus dem Testlab sind ebenfalls nicht berauschen­d. Die Akkulaufze­it bewegt sich im unteren Drittel des Wettbewerb­s, hinzu kommen Funkschwäc­hen im LTE-Netz und eine Akustik, die man bestenfall­s als durchschni­ttlich bezeichnen kann. Eine Empfehlung hat das D10 damit nicht verdient. Wenn Sharp sich auf dem deutschen Markt etablieren will, muss mehr kommen. Ein brillantes Display macht noch kein gutes Smartphone.

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Der spiegelnde Rücken konservier­t Fingerabdr­ücke, die Kamera steht weit heraus.

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