„Ich fotografiere nur in RAW“
Fotografiert ein Profi wie Sie überhaupt mit dem Smartphone?
Ja, regelmäßig! Das Smartphone ist die ideale Ergänzung zur Systemkamera. Die Qualität hat das Niveau einer Kompaktkamera erreicht, zudem sind Smartphones vernetzt und können Fotos schnell weitergeben. Auch die Bearbeitungsmöglichkeiten sind enorm. Die Lightroom-App bietet fast die gleichen Möglichkeiten wie auf dem PC.
Wird das Smartphone immer besser?
Der Innovationsdruck, das Tempo und die finanziellen Mittel für Forschung und Entwicklung sind bei der Smartphone-Fotografie wesentlich größer als im Kamerabereich. Aktuell finde ich zwei Entwicklungen besonders spannend. Firmen wie Huawei bauen mehrere Kameras in ein Gerät und führen deren Bilder zusammen. Google ist führend, wenn es darum geht, sequenziell aufgenommene Bilder zu verrechnen, also Bildserien zu machen und daraus ein besseres Foto zu erstellen. Beide Ansätze werden sicherlich in naher Zukunft zusammengeführt.
Hat die Systemkamera noch Vorteile gegenüber dem Smartphone?
Smartphones sind gut, wenn sie eine moderate Weitwinkel-Brennweite haben. Aber schon bei einem Dreifach-Zoom müssen die Pixel kleiner werden und die Lichtstärke sinkt. Wer gern mit unterschiedlichen Brennweiten arbeitet und eine hohe Lichtstärke will, kommt um eine Systemkamera nicht herum. Auch bewegte Motive bei wenig Licht sind für Smartphones schwierig.
Sollte ein ambitionierter Fotograf RAW nutzen?
Unbedingt! Ich fotografiere nur in RAW. Smartphone-JPEGs sind oft überschärft und zu stark für das kleine Display optimiert. Im RAW-Format kann ich wesentlich besser in die Signalverarbeitung eingreifen und in Lichtern oder Schatten mehr Details herausholen.
Ersetzt das Smartphone bald die Systemkamera?
Bestimmt nicht. Es wird immer Menschen geben, die mit einem Superweitwinkeloder Tele-Objektiv fotografieren und mit Blende, Zeit und ISO arbeiten wollen – was mit einem Smartphone nur sehr eingeschränkt möglich ist. Auch ist der Vollformat-Sensor im Vergleich mit einem Smartphone-Sensor riesig und liefert fast immer die besseren Bilder. An diesen Größenverhältnissen wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern.