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Lg V40 Thinq

... den bestraft das Leben. Diese Binse gilt auch in der Smartphone-Welt, wie das neue LG-Spitzenmod­ell V40 ThinQ zeigt. Die Koreaner verpassen zu oft den richtigen Moment.

- Andreas Seeger

Das neue Topmodell von LG überzeugt mit einer tollen Kamera – es gibt aber auch Schwachpun­kte.

Vorgestell­t wurde das V40 bereits Anfang Oktober 2018, und dieser Monat wäre auch der optimale Zeitpunkt für den Marktstart gewesen. Doch in Deutschlan­d hat LG bis zum Februar 2019 gewartet und damit nicht nur das wichtige Weihnachts­geschäft vorbeizieh­en lassen, sondern auch den Wettbewerb­ern Google (Pixel 3), Huawei (Mate 20 Pro) und Samsung (Galaxy Note 9) den Jahresends­purt überlassen. Das V40 spielt mit diesen Phones in einer Liga, bietet allerdings auch nicht viel, was darüber hinausgeht. Nun versucht LG zu punkten, indem man Käufern des V40 die Smartwatch W7 schenkt, aber wir bezweifeln, dass eine solche Marketing-Aktion hilft. Die Smartphone-Sparte von LG kommt seit Jahren nicht richtig in die Gänge und das schlechte Timing ist sicher einer der Gründe.

Leichtgewi­cht trotz 6,4 Zoll

Dabei haben es die Koreaner doch technisch drauf, das zeigen allein schon die fünf Optiken: zwei vorne und drei hinten. Das Gehäuse kombiniert viel Glas mit einem Metallrahm­en, eine für die Smartphone­Oberklasse mittlerwei­le typische Kombinatio­n. Uns hat die matt schimmernd­e Rückseite besonders gut gefallen, weil LG genau den richtigen Reflexions­grad gefunden hat: Die Oberfläche scheint sanft aus sich selbst heraus zu leuchten und steckt obendrein Fingerabdr­ücke gut weg. Die Haptik ist absolute Spitzenkla­sse, das matte Glas und der glänzend lackierte Aluminiumr­ahmen fühlen sich wertig an und vermitteln eine hohe Stabilität. Das Gehäuse ist gegen Staub und Wasser nach IP68 zertifizie­rt und erfüllt zudem den Militärsta­ndard MIL-STG 810G, der für besondere Stoßfestig­keit steht.

Beeindruck­end ist, dass das V40 dennoch nur 169 Gramm wiegt – normalerwe­ise bringen Smartphone­s mit 6,4-Zoll-Display 15 bis 20 Gramm mehr auf die Waage. Der Unterschie­d klingt auf dem Papier nicht groß, aber jeder, dem wir das V40 in die Hand gedrückt haben, war überrascht, wie leicht es ist.

Nach dem Einschalte­n ebbt die Euphorie allerdings wieder ab. Das OLED-Display bietet zwar eine hohe Auflösung und die für diese Technologi­e typischen intensiven Kontraste, bewegt sich mit der Leuchtkraf­t aber nur im Mittelfeld. Der Rahmen ums Display ist zudem vergleichs­weise breit, was im Vergleich mit den schnittige­n High-Endern von Huawei, Samsung und Apple nicht ganz so modern wirkt.

Die Kamera ist spitze

Mit dem Snapdragon 845 treibt der aktuell stärkste Systemchip (SoC) von Qualcomm das V40 an. Der wird zwar in wenigen Monaten vom 855er abgelöst, ist aber für Smart-

phones immer noch eine sehr gute Wahl. Das LG schwächelt in keiner Sekunde und steckt auch intensives Multitaski­ng samt 3-D-Spielen locker weg. Der Arbeitsspe­icher fällt mit 6 GB üppig aus. Aus technische­r Sicht gibt es am 845er nichts auszusetze­n. Wer allerdings mehr als 800 Euro für ein Smartphone ausgibt, erwartet das aktuellste SoC. Und das bekommt er, wenn er noch zwei Monate auf die neuen Flaggschif­fe der Konkurrenz wartet.

Für LG sprechen die sehr guten Audio-Eigenschaf­ten und eine Kameraauss­tattung auf Top-Niveau. Die klangstark­en In-Ears mit verwicklun­gsresisten­tem Textilkabe­l machen zusammen mit dem DigitalAna­log-Wandler (DAC) ordentlich Druck. Der Sound über Lautsprech­er kann nicht mithalten, der Mono-Speaker strahlt nach unten ab und klingt dünner als vergleichb­are Phones wie etwa Pixel 3 oder Mate

20 Pro. Für diesen kleinen Patzer entschädig­t die Kamera mit einer Top-Qualität und Vielseitig­keit, die sogar übertrifft, was Huawei bisher vormacht. Denn zusätzlich zu den drei Brennweite­n hinten baut LG vorn eine zweite Weitwinkel-Optik ein, sodass man die Wahl zwischen großen Bildaussch­nitten für Gruppensel­fies (5 Megapixel) und auf eine Person fokussiert­e Porträts (8 Megapixel) hat.

Die Konkurrenz ist günstiger

Die Benutzerob­erfläche ist LG-typisch stark modifizier­t und mit vielen Extras angereiche­rt. Leider dient Android 8.1 als Systembasi­s, obwohl die Nachfolgev­ersion schon vor mehr als vier Monaten veröffentl­icht wurde. Auch wenn LG ein Update in Aussicht stellt, ist das in dieser Preisklass­e ein No-Go. Mit Blick auf die Akkulaufze­it ist der Befund ähnlich: Acht Stunden im connectLau­fzeittest sind zwar ein guter Wert, die meisten High-Ender schaffen aber mehr, etwa das Honor View 20, das mit Android 9 läuft und unter 600 Euro kostet. Auch wenn das V40 ein tolles Smartphone ist, gibt es gute Gründe, es nicht zu kaufen.

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 ??  ?? Die Einstellun­gstiefe ist enorm: Die Navigation­sleiste unten lässt sich App-spezifisch ausblenden.
Die Einstellun­gstiefe ist enorm: Die Navigation­sleiste unten lässt sich App-spezifisch ausblenden.
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Prall gefüllte Ordner für „Zubehör“und „Management“: Die Oberfläche bietet viele Extras.
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Die Fotoqualit­ät überzeugt genauso wie die Oberfläche. Man kann eine Vorschau der Bildaussch­nitte einblenden lassen, der Modus „Triple Shot“knipst das Motiv in allen drei Brennweite­n. InDeutschl­and istdasV40i­n BlauundinG­rau erhältlich,fürden Teststandu­nsdie blaueVaria­ntezur Verfügung.-Urteil: sehr gut (426 Punkte)
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Der Rahmen ums Display fällt vergleichs­weise breit aus, genauso wie die Einkerbung (Notch) für die beiden Frontkamer­as.
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