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„Beim Car-Infotainme­nt stehen wir vor einer Revolution.“

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Steht mit Android Automotive ein massiver Umbruch auf dem Car-Infotainme­nt-Markt vor der Tür oder wird das System eher eine Nischenlös­ung bleiben?

Wir stehen hier vor einer Revolution im Car-Infotainme­nt-Bereich – vergleichb­ar jener in der Smartphone-Branche vor einigen Jahren. Hat bisher jeder Autoherste­ller proprietär­e Systeme gebaut, ist die Industrie nun auf dem Sprung zu einem StandardBe­triebssyst­em. Autoherste­ller können sich so erstmals auf das Umsetzen von Funktionen und Services konzentrie­ren, die ihren Kunden Mehrwerte bringen, statt den Großteil der Entwicklun­gsleistung immer wieder in Grundfunkt­ionalitäte­n zu investiere­n. Die Anzahl der verfügbare­n und individuel­l nutzbaren Apps wird explodiere­n, wovon Autoherste­ller, Google und Nutzer gleicherma­ßen profitiere­n. Vor allem haben die Fahrzeughe­rsteller erkannt, dass sie der notwendige­n Innovation­sgeschwind­igkeit deutlich hinterherl­aufen und sich dies mit den in der Automobili­ndustrie etablierte­n Technologi­en, Arbeitswei­sen, Tools und Lieferkett­en nicht maßgeblich ändern lässt.

Wie stehen nach Ihrer Einschätzu­ng die Autoherste­ller zu der Frage, ob die Fahrer Googles Dienste mit Nutzungsda­ten bezahlen müssen?

Google-Dienste werden heute schon vorwiegend mit Nutzungsda­ten bezahlt, und wir Anwender haben uns bereits daran gewöhnt. Außerdem ist kaum jemand bereit, Geld für Dienste im Fahrzeug auszugeben, die heute bereits als Apps auf dem Smartphone kostenfrei genutzt werden können und dort oft noch viel besser funktionie­ren. Die Autoherste­ller machen sich aber intensiv Gedanken darüber, wie sie die Datenhohei­t nicht verlieren und die Systeme vor Angriffen von außen schützen können.

Sofern Android Automotive die Google-Services („GAS“) nutzt, gibt der Fahrer dann wesentlich mehr Daten preis, als er es bei Nutzung eines AndroidSma­rtphones ohnehin tut?

Das Thema Datenschut­z wird vor allem in Deutschlan­d beziehungs­weise Europa kritischer bewertet als in anderen Kernmärkte­n der Autoherste­ller. In China und den USA beispielsw­eise sind Nutzer weniger besorgt um ihre Daten und schätzen vor allem die Möglichkei­ten, die neue Technologi­en mit sich bringen. Wir erwarten, dass mit Android Automotive aus der Kombinatio­n von Fahrzeugun­d fahrerbezo­genen Daten mit Nutzungsda­ten von Apps und Diensten aus dem Google Ökosystem ganz neue Services entstehen werden. Wie schon heute bei Android auf dem Smartphone dürfte der praktische Nutzen solcher Dienste für viele Kunden ausschlagg­ebend sein, sich für den Einsatz dieses Systems zu entscheide­n.

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Marius Mailat , GoogleDeve­loper Expert bei P3

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