Markt im Umbruch
Die Corona-Pandemie wird den Smartphone-Markt schwer treffen. Und wie so viele Krisen verstärkt und beschleunigt sie bestehende Trends. Das bedeutet: Huawei zementiert seine Vormachtstellung in China und zwingt die anderen chinesischen Marken zu einem weltweiten Expansionskurs. Die Dominanz chinesischer Smartphonehersteller scheint unaufhaltsam.
Um zu verstehen, warum Xiaomi und Co. nun mit aller Macht nach Deutschland und Europa drängen, lohnt ein Blick auf den chinesischen Markt. Huawei und das Trump-Embargo spielen hier eine Schlüsselrolle. Denn die scharfe Rhetorik und die Wirschaftssanktionen gegen Chinas Vorzeigeunternehmen haben eine Gegenreaktion provoziert: Der amerikanische Präsident hat Huawei damit zu einem nationalen Heiligtum gemacht. Viele Chinesen griffen danach verstärkt zu Huawei-Produkten, im dritten Quartal 2019 lag der Smartphonemarktanteil bei sagenhaften 42 Prozent, was einem Wachstum von 66 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Kein chinesischer Hersteller hat jemals eine solche Dominanz im Heimatmarkt erreicht. Aber dieses Wachstum konnte nur auf Kosten der anderen realisiert werden: Bei Xiaomi, Vivo und Oppo sind die Verkäufe im gleichen Zeitraum um 20 Prozent eingebrochen. Und die Zahlen für Q1/2020 (links) zeigen, dass die Talsohle noch nicht erreicht ist. Diese Unternehmen sind somit gezwungen, neue Märkte zu erschließen und dabei nutzen sie gnadenlos die aktuelle Schwäche von Huawei im Ausland. Denn Huawei-Phones sind überall dort unattraktiv geworden, wo Google eine starke Rolle spielt, also zum Beispiel in Europa. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Huawei hier überproportional Marktanteile verliert, während Xiaomi gegen den Trend zulegt. Oppo und Vivo möchten es in diesem Jahr genauso machen, und es spricht einiges dafür, dass ihnen das auch gelingen wird. Salopp formuliert: Den Absatz, den Huawei im Ausland verliert, holt es sich im Inland zurück, und die Konkurrenten machen es genau umgekehrt. Das bestehende Marktgefüge wird somit kräftig durchgeschüttelt. Ein erstes Opfer dieser Entwicklung scheint HMD zu sein, denn die Revitalisierung der Marke Nokia gerät erkennbar ins Stocken. Aber auch der Marktführer ist nicht unantastbar. Das zeigt die Entwicklung in China, wo Samsung gegen den starken heimischen Wettbewerb den Kürzeren gezogen hat und nur noch eine Nischenrolle spielt.