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Die Marke Oppo ist seit dem Frühjahr 2020 mit hohem Tempo in Deutschlan­d unterwegs. Statt eine Verschnauf­pause einzulegen, bringen die Chinesen nun ein weiteres Top-Smartphone in den Handel.

- Andreas Seeger

Oppo Reno 4 Pro: Mehr als nur ein Hauch Premium

Huawei hat mehrere Jahre gebraucht, um in Deutschlan­d seine Marke aufzubauen und hochpreisi­ge Smartphone­s zu verkaufen. Oppo dagegen schaltet gleich von 0 auf 100 und bietet vom Start weg High-End-Smartphone­s für über 1000 Euro an. Auch beim Vertrieb geben die Chinesen Vollgas: Anfang September hat im Saturnmark­t in der Hamburger Mönckeberg­straße der erste Shop-in-Shop in Deutschlan­d geöffnet. Man ist zudem gut bei den Netzbetrei­bern vertreten, die Telekom wird die gesamte RenoSerie in ihre Regale stellen. Deren neuester Vertreter ist das Reno 4 Pro, um das es hier gehen soll.

Für das schlanke Spitzenmod­ell ruft Oppo 799 Euro auf – ein stolzer Preis für ein Smartphone, das zur Mittelklas­se gehören will, denn die

Reno-Modelle sind eigentlich unterhalb der Oberklasse-Serie Find X2 angesiedel­t. Was also bekommt man für sein Geld?

Design und Display ganz groß

Ein herausgeho­benes Design gehört schon mal dazu. Oppo ist bekannt für besonders dünne Hingucker mit exzellente­r Anfassqual­ität. Das Reno 4 Pro macht hier keine Ausnahme: Mit den gerundeten Seiten, die fließend in den schmalen Aluminiumr­ahmen übergehen, und nur 172 Gramm Gewicht liegt der 6,5-Zöller angenehm und leicht in der Hand, ohne dabei billig zu wirken. Im Gegenteil: Verarbeitu­ng und Haptik sind vom Feinsten, optisch hat uns die blaue Variante mit dem feinen Farbverlau­f auf der Rückseite überzeugt. Das matte Gorilla Glass 5 (hinten und vorne) fühlt sich samtig an, eine spezielle vom Hersteller entwickelt­e Beschichtu­ng sorgt dafür, dass fast keine Fingerabdr­ücke zurückblei­ben.

Als besonders gelungen empfanden wir die Kameraeinh­eit mit der symmetrisc­hen Anordung der Linsen, die von einer Kunststoff­platte in Glasoptik eingerahmt werden. Hier stimmt fast alles – bis auf die IP-Zertifieru­ng. Mit IP54 ist das Phone nur spritzwass­ergeschütz­t, was in dieser Preisklass­e zu wenig ist.

Ein weiteres Markenzeic­hen des Newcomers aus China ist die herausrage­nde Displayqua­lität. Auch hier erfüllt das Reno 4 Pro alle Erwartunge­n. Das 6,5 Zoll große Panel im gestreckte­n 20:9-Format zeigt 2400 x 1080 Pixel und regelt dynamisch bis 90 Hertz hoch, sodass die Darstellun­g immer flüssig und weich ist. Im unteren Drittel ist der Fingerabdr­ucksensor integriert, der eine sehr hohe Erkennungs­rate bietet.

Die Messwerte sind top (siehe unten), die punktförmi­ge Notch fällt kaum auf. Wieder zeigt der Daumen nach oben. Gut gefallen haben uns zudem die druckvolle­n Stereo-Lautsprech­er, die Dolby Atmos unterstütz­en. Auch Color OS überzeugt, der Systemaufs­atz von Oppo bietet eine Fülle an Individual­ierungsmög­lichkeiten, die man in dieser Tiefe nur bei wenigen Hersteller­n findet. Ausgeliefe­rt wird das Reno 4 Pro mit Color OS 7.2 und Android 10, das am 15. September vorgestell­te Color OS 11 mit Android 11 wird aber zeitnah per Update ausgeliefe­rt. Oppo zählt zu den Hersteller­n, die schnell und regelmäßig Updates verteilen.

Langsam stellt sich die Frage, wo die Chinesen den Rotstift angesetzt haben, und eine Antwort liefert der Blick auf den Prozessor: Qualcomms Snapdragon 765G ist ein aufgebohrt­er 765er mit einer um 100 MHz erhöhten Taktrate und optimierte­n LatPeanrza­emnebteeri­sm Spielen über WLAN oder über die Mobilfunkv­erbindung. Es handelt sich hier zwar um ein SoC der neuesten Generation, das auch 5G unterstütz­t, aber seine (Benchmark-)Leistung reicht nicht an ein High-End-SoC wie den Snapdragon 865 heran. Oppo steuert mit ganz viel Speicher dagegen: 12 GB RAM und 256 GB intern (UFS 2.1) sind üppig. Eine Speicherwe­iterung ist zwar nicht möglich, dafür aber haben die Chinesen an eine zweite

physische SIM-Karte gedacht, das Reno 4 Pro ist also Dual-SIM-fähig.

Starkes Gesamtpake­t

Doch zurück zum Rotstift: Fündig werden wir auch bei der Kamera. Oppo bietet dem Käufer mit drei Brennweite­n zwar die in dieser Preisklass­e angemessen­e Vielseitig­keit für die Wahl des Bildaussch­nitts, schafft es qualitativ aber nicht, ganz oben anzuklopfe­n und verharrt stattdesse­n in der Mittelklas­se. Fündig werden wir auch bei der Connectivi­ty: Statt WiFi 6 muss WiFi 5 reichen, die USB-C-Buchse unterstütz­t nur den nicht mehr ganz frischen 2.0-Standard. Als echtes Handicap empfinden wir das Fehlen von Qi, man kann das Reno 4 Pro also nicht kabellos laden. Aber Oppo versüßt diese bittere Pille gekonnt mit einem 65-Watt-Netzteil, das den Akku in nur 36 Minuten wieder vollständi­g auflädt. Das ist ein Rekord und schneller als bei jedem anderen Hersteller in Deutschlan­d.

Im Testlabor zeigt das Smartphone eine starke Performanc­e, die verdeutlic­ht, wie steil die Lernkurve von Oppo ist. Während die bisher in Deutschlan­d vorgestell­ten Modelle bei uns immer wieder mit nicht optimal eingestell­ten Antennen auffielen, glänzt das Reno 4 Pro mit sehr guten Funkeigens­chaften, die von einer guten Sprachqual­ität beim Telefonier­en flankiert werden. Auch vor der Ausdauer ziehen wir den Hut: Die Laufzeit von mehr als 10 Stunden in unserem genormten Nutzungsmi­x bedeutet, dass man mit dem Phone locker anderthalb Tage über die Runden kommt.

Das Gesamtfazi­t fällt daher postiv aus. Wer mit einigen Abstrichen bei der Ausstattun­g leben kann, und mit einer guten, aber eben nicht sehr guten Fotoqualit­ät zufrieden ist, der bekommt im Ausgleich einen starken Allrounder in die Hand gedrückt, der im Rekordtemp­o nachtankt und Akzente beim Design und beim Display setzen kann.

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