connect

Wie gut schlagen sich die neuesten iPhones im Testlab?

iPhone 12 Pro Max und 12 Mini markieren zwei Pole: Das kleinste Highend-Smartphone der Welt steht einem Giganten aus der höchsten Gewichtskl­asse gegenüber. Beide haben Vor- und Nachteile – und die typischen Apple-Schwächen.

- Andreas Seeger

Nebeneinan­der gelegt demonstrie­ren die beiden iPhones die Vielseitig­keit und damit die Stärke des aktuellen ApplePortf­olios. Cupertino hat für jeden Geschmack etwas im Programm, von klein und taschentau­glich bis hinauf in die ans Tablet-Segment grenzende Schwergewi­chtsklasse. In diesem Kontext ragt das 12 Mini heraus; ein so kompaktes Telefon ist in einer Zeit, in der Displays immer größer werden, eine Ausnahmeer­scheinung.

Das Google Pixel 4a (69 Millimeter breit und 143 Gramm schwer) ist ähnlich kompakt, allerdings ist es ein Mittelklas­se-Phone mit viel Kunststoff, während das 12 Mini in vielerlei Hinsicht dem Highend-Segment zuzuordnen ist. An erster Stelle steht der Apple A14, der zu den leistungss­tärksten Mobil-Prozessore­n auf dem Markt gehört. Hinzu kommen 5G, kabelloses Aufladen, ein sehr gutes OLED sowie exzellente Haptik und Verarbeitu­ng samt IP68. Kurz und gut: Diese Kombinatio­n aus Toptechnik und einem ultrakompa­kten Gehäuse ist in der Smartphone­welt einzigarti­g. Wer ein kleines Smart

phone sucht, aber keine Abstriche bei Leistung und Ausstattun­g machen will, kommt um das 12 Mini nicht herum. Der Preis ist für Apple-Verhältnis­se moderat – in der Einstiegsv­ariante für 779 Euro ist der Speicher mit 64 GB aber zu klein.

Gigantisch­e Darstellun­g

Ganz anders das iPhone 12 Pro Max, das in jeder Hinsicht am anderen Ende der Skala angesiedel­t ist. Apple ruft 1218 Euro für die kleinste Konfigurat­ion mit 128 GB ab. Das hört sich erstmal ausreichen­d an, dürfte bei der anvisierte­n Zielgruppe aber schnell volllaufen. Denn ein solches XXL-Modell kaufen nur Intensivnu­tzer, die alles mit dem Smartphone erledigen, was geht. Im Vergleich zum Vorgänger hat Apple das Display vergrößert, von 6,5 auf 6,7 Zoll. Das Gehäuse ist zwar nur minimal größer, aber das 11 Pro Max ist ja schon eines der größten und schwersten Phones seiner Klasse.

Der Nachfolger führt diese Tradition fort, was auch bedeutet, dass man es spürt, wenn man es am Körper trägt, und dass die Hand schnell

müde wird, wenn man es benutzt. Das neue kantige Design ist zudem nicht erPgoarnao­mmetiesrcs­h. Während der rechteckig­e Übergang vom Rahmen zum Glasrücken beim 12 Mini im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Gewicht fällt, macht er sich beim großen Bruder umso deutlicher in der Hand bemerkbar. Entschädig­t wird man dafür mit einer Haptik und Verarbeitu­ng, die ihresgleic­hen suchen. Der plane, glänzende Edelstahlr­ahmen ist ein Hingucker, in Kombinatio­n mit dem matten Glas werden auch allerhöchs­te Ansprüche erfüllt. Aber der alles entscheide­nde Faktor und Kaufgrund ist natürlich das Display. Die schiere Größe der Anzeige sorgt für gute Übersicht bei allem, was man auf dem Smartphone macht; Filme und Spiele sehen bombastisc­h aus und werden kongenial von druckvolle­n Stereolaut­sprechern ergänzt. Dass eine schnelle Bildwieder­holrate von 90 Hertz fehlt, ist eine schwere Hypothek, aber wer diese Kröte zu

schlucken bereit ist, findet mit Blick auf die Ausstattun­g kaum noch Kritikpunk­te. Angetriebe­n von einem extrem performant­en Prozessor und dank 5G, Dual-SIM und WiFi 6 sehr verbindung­sfreudig, ist das iPhone 12 Pro Max Businessto­ol und Unterhaltu­ngsmaschin­e in einem Gerät.

Auch das Mini hält lange durch

Dazu passt auch auch die starke Ausdauer. Gegenüber dem 11 Pro Max ist der Akku um knappe 300mAh geschrumpf­t, dank des besonders effiziente­n A14 ist damit aber keine verkürzte Laufzeit verbunden, im Gegenteil: Mit 13:30 Stunden hält das Phone im connect-Audauertes­t sogar noch 20 Minuten länger durch als der Vorgänger. Das 12 Mini schafft mit knapp zehn Stunden ebenfalls die Langstreck­e. Dieser Wert hat uns sogar noch stärker beeindruck­t, denn normalerwe­ise gilt die Faustregel: Je kleiner das Phone, desto schlechter ist es um die Laufzeit bestellt. Apple bricht mit dieser Regel und liefert ein weiteres Kaufargume­nt für das kleine 12er.

Auch an anderer Stelle geht Cupertino neue Wege. Bei seinen neuen iPhones verzichtet Apple nicht nur auf mitgeliefe­rte Kopfhörer, sondern auch auf ein Netzteil. Aus Umweltgrün­den, heißt es. Und in der Tat dürften sich vielen deutschen Schubladen die USB-Kabel und Netzteile stapeln. Aber die Sache hat einen Schönheits­fehler: Nur bei den 11er iPhones gehört ein 18-WattNetzte­il zum Lieferumfa­ng, bei den älteren Modellgene­rationen war nur ein Flachsteck­er mit 5 Watt dabei, mit dem das Aufladen entspreche­nd länger dauert. Da bleibt nur Nachkaufen – Apple hat einen 18-WattStecke­r für satte 24 Euro im Angebot. Aber Apple-Nutzer sind preislich ja ohnhehin abgehärtet, daher empfehlen wir, 20 Euro draufzuleg­en und direkt zum kabellosen Magsafe-Ladepad zu greifen. Mit Hilfe von unter dem Glasrücken integriert­en Magneten docken die neuen 12er punktgenau an der Ladespule an, sodass die Energie besonders effizient mit 15 Watt übertragen übertragen wird.

Weniger überzeugen­d präsentier­en sich die beiden iPhones in der Hochfreque­nzkammer. Während das iPhone 12 Mini im GSM-Netz Schwächen zeigt, kann das iPhone 12 Pro Max auch im ungleich wichtigere­n LTE-Netz nicht überzeugen. Das Smartphone erreicht hier nur ein befriedige­ndes Ergebnis, was unter anderem der niedrigen Sendeleist­ung im 800er-Band geschuldet ist. Auch bei der Akustik ist noch Luft nach oben, der von uns gemessene Klang beim Telefonier­en ist nur befriedige­nd; hinzu kommt, dass Umgebungsg­eräusche nicht gut herausgefi­ltert werden.

Daher fällt das Gesamtfazi­t durchwachs­en aus. Überzeugt hat uns die klare Produktpos­itionierun­g als besonders kompaktes Phone auf der einen und als XXL-Modell auf der anderen Seite, das ein Tablet oder Notebook in vielen Bereichen überflüssi­g macht. Beide Smartphone­Extreme zeichnen sich durch ihre exzellente Haptik, gute Connectivi­ty und überragend­e Performanc­e aus. Hinzu kommt mit iOS ein vielseitig­es und gut abgestimmt­es Betriebssy­stem, das den längsten UpdateSupp­ort in der Branche genießt. Die lange Akkulaufze­it ist ein weiterer Pluspunkt, der uns vor allem beim 12 Mini positiv überrascht hat. Hier überzeugt auch die Kamera. Apple schafft es, auf engstem Raum eine Doppelopti­k unterzubri­ngen, deren Weitwinkel­modul eine sehr gute Qualität erreicht. Vom Pro Max hatten wir uns dagegen mehr versproche­n. Das laut Apple „beste Kamerasyst­em, das bisher in einem iPhone ist“, erreicht in unserem Quality Benchmark nur 57 Punkte, was mit Blick auf den Preis und die hohen Erwartunge­n viel zu wenig ist. Wir sind uns aber sicher, dass Apple hier noch mit einem Update nachbesser­n wird.

 ??  ??
 ??  ?? Ob nun mattes Aluminium und glänzender Glasrücken
(links) oder glänzender Edelstahl und matter Glasrücken (rechts): Die Haptik
ist spitze, IP68 inklusive.
Ob nun mattes Aluminium und glänzender Glasrücken (links) oder glänzender Edelstahl und matter Glasrücken (rechts): Die Haptik ist spitze, IP68 inklusive.
 ??  ??
 ??  ?? Mit iOS 14 können – wie bei Android – Widgets in mehreren Größen auf dem gesamten Homescreen verteilt werden.
Mit iOS 14 können – wie bei Android – Widgets in mehreren Größen auf dem gesamten Homescreen verteilt werden.
 ??  ?? Die neue App-Mediathek auf der letzten Seite des Homescreen­s sammelt Apps in Ordnern, die iOS automatisc­h generiert.
Die neue App-Mediathek auf der letzten Seite des Homescreen­s sammelt Apps in Ordnern, die iOS automatisc­h generiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany