Smarter heizen
Mit intelligenten Heizkörperthermostaten senken Sie ohne großen Aufwand Ihre Energiekosten. Wir erklären, welche Modelle es gibt, was sie unterscheidet und welches am besten für Sie geeignet ist.
Mit intelligenten Thermostaten lassen sich die Heizkosten spürbar senken – gleichzeitig wird damit der Komfort verbessert. Ein Produktüberblick.
Heizen steht in Deutschland auf Platz eins, wenn es um den Energieverbrauch zu Hause geht. Rund zwei Drittel der gesamten Energie nutzen wir laut Umweltbundesamt für die Raumwärme. Wer Energie sparen will, sollte sich also der Heizung zuwenden.
Am einfachsten senkt man den Verbrauch, indem man die Heiztemperatur reduziert. Aber dadurch büßt man auch Komfort ein. Mit smarten Heizungssteuerungen ist das genau nicht der Fall: Sie reduzieren die Heizkosten, ohne dass auf Komfort verzichtet werden muss. Denn sie heizen nur, wenn Bedarf besteht. Sie regeln etwa die Heizung tagsüber herunter, wenn die Bewohner bei der Arbeit sind, und nachts, wenn alle schlafen. Eine intelligente Steuerung lässt sich bei fast allen Heizungen nachrüsten. Besonders einfach klappt es bei Heizkörpern. Hier ersetzen Sie den konventionellen Drehregler einfach durch ein smartes Thermostat.
Heizkörper einfach vernetzen
Bei konventionellen Heizkörperthermostaten bestimmt man über das Drehen des Reglers die Heiztemperatur. Intelligente Modelle besitzen dagegen einen Motor, wodurch sich die manuelle Bedienung erübrigt – auch wenn sie weiterhin möglich ist. Das Motorgeräusch fällt normalerweise kaum auf; lautere Modelle können aber, wenn sie neben dem Bett platziert sind, sensible Schläfer stören. Strom erhalten die Motoren in der Regel von austauschbaren Batterien. Deren Lebensdauer kann sich von Modell zu Modell unterscheiden. Darum lohnt sich vor dem Kauf ein Blick in die technischen Daten. Wichtig ist neben dem Thermostat selbst auch, wie oft der Motor am Tag fahren muss. Bei den meisten Modellen sollten die Batterien aber ein Jahr durchhalten, selbst zwei Jahre sind keine Seltenheit.
Für die Installation wird zunächst der alte Drehregler demontiert. Dafür genügt es häufig, die Überwurfmutter von Hand oder mit einer Zange zu lösen. Danach montieren Sie das neue Thermostat, indem Sie die Überwurfmutter festziehen. Zum Teil ist ein Adapter notwendig, damit das Thermostat auf das Ventil passt. Davon abgesehen können sich intelligente Heizkörperthermostate stark unterscheiden; sowohl, was das Aussehen als auch was den Funktionsumfang betrifft. Das schlägt sich im Preis nieder. Für die smarten Regler kann man weniger als zehn, aber auch mehr als 50 Euro ausgeben.
Günstiger Einstieg
Die einfachste Form intelligenter Heizkörperthermostate sind programmierbare Modelle. Bei diesen legt man mit individuell definierbaren Zeitplänen fest, wann der Raum auf welche Temperatur geheizt werden soll. Eine Ausnahme ist das Thermostat Genius LCD 100 von Eurotronic. Hier lassen sich die Heizpläne am Smartphone erstellen und dann kontaktlos über Lichtimpulse zum Regler übertragen.
Wie viele Temperaturänderungen beziehungsweise Schaltzeiten bei einem Thermostat möglich sind, hängt vom Modell ab. Ebenso, ob man die Temperatur in jedem Zeitabschnitt frei definieren kann. Teilweise ist nur je eine Temperatur für den Heiz- und Sparbetrieb möglich. Dann ist es zum Beispiel nicht möglich, das Bad morgens auf 24 Grad Celsius zum Duschen zu heizen, die Temperatur tagsüber auf 18 Grad Celsius zu senken und abends wieder auf 21 Grad Celsius zu erhöhen. Diese Einschränkung besteht übrigens außer bei einigen programmierbaren Heizkörperreglern auch bei fortschrittlicheren Funklösungen.
Was vielen beim Heizen nach Zeitplan hilft: wenn die Heizungsregelung vorausschauend erfolgt (auch optimaler Start genannt). Dann beginnt das Heizkörperthermostat bereits vor dem eingestellten Zeitpunkt mit dem Heizen, sodass zur gewünschten Zeit die Temperatur bereits erreicht ist.
Eine weitere praktische Funktion ist, wenn sich während des Urlaubs die Heiztemperatur auf einen konstanten Wert absenken lässt. Der Partymodus erlaubt es wiederum, die Temperatur für einige Stunden konstant auf einem bestimmten Wert zu halten. Einige Modelle besitzen auch eine Boost-Funktion: Sie hebt die Temperatur für einige Minuten stark an, um einen Raum schnell aufzuheizen.
Viele Heizkörperthermostate verfügen zudem über eine „Fenster offen“-Erkennung. Damit nehmen sie über den plötzli
chen Temperaturabfall wahr, wenn ein Fenster geöffnet wurde.Wie gut das funktioniert, hängt außer vom Heizkörperthermostat selbst auch davon ab, wo es montiert ist. Es macht einen großen Unterschied, ob es sich gleich unter dem Fenster befindet, ob es eine große Fensterbank dazwischen gibt oder ob es vielleicht sogar in einiger Entfernung vom Fenster installiert ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, verwendet einen zusätzlichen Öffnungssensor. Einen solchen Tür-/Fensterkontakt erhält man für viele Funk-Heizkörperthermostate, vor allem bei umfangreichen Heizungs- und Smart-Home-Systemen. Bei programmierbaren Stand-alone-Funkreglern sind Fensterkontakte dagegen eher selten. Dafür zeichnen sie sich dadurch aus, dass sich das Smartphone direkt und ohne zusätzliche Zentrale verbinden kann.
Heizkörperregelung über Funk
Was man bei programmierbaren Heizkörperreglern direkt am Gerät erledigt, erfolgt bei Funkreglern auf dem Smartphone, zum Beispiel das Ändern der Heiztemperatur oder die Definition von Zeitplänen.
Viele Stand-alone-Funkregler nutzen für die Kommunikation Bluetooth. Der Nachteil dieses Übertragungsstandards ist die geringe Reichweite. In Innenräumen ist sie oft nicht viel größer als zehn Meter. Es kann also in einem größeren Haus schwierig werden, alle Heizkörper von einer Stelle aus per Smartphone in den Sparmodus zu schicken. Außerdem lassen
sich Bluetooth-Modelle ohne weiteres Zubehör nicht von unterwegs bedienen.
Für Eve Thermo gibt es solches Zubehör. Aufgrund seiner Kompatibilität mit Apple Homekit lässt sich eine Homekit-Steuerzentrale wie Apple TV oder HomePod verwenden. Die Steuerzentrale stellt die Verbindung zum Internet her und ermöglicht so den Fernzugriff. Nachteil von Eve Thermo: Die Steuerung funktioniert nur mit Apple-Geräten wie iPhone oder iPad. Die Einschränkungen bei Reichweite und
Fernzugriff existieren nicht bei WLANHeizkörperthermostaten. Diese lassen sich überall dort platzieren, wo WLAN-Empfang besteht. Über das Heimnetz sind sie auch gleich mit dem Internet für den Fernzugriff verbunden. Leider gibt es bislang wenige WLAN-Modelle.
Smarte Heizungssysteme
Im Gegensatz zu Bluetooth- und WLANLösungen setzen umfangreiche Heizungssteuerungssysteme häufig auf eine eigene
Zentrale. Sie funkt zu den Heizkörperthermostaten und stellt per LAN oder WLAN die Verbindung zum Router her. An die Zentrale lassen sich oft zusätzlich Tür-/Fensterkontakte und Raumthermostate anlernen. Über die Raumthermostate können Sie die Heiztemperatur einstellen und messen. Die Messung erfolgt in diesem Fall nicht beim Heizkörperthermostat selbst, wo es oft wärmer als in der Raummitte ist, sondern dort, wo sich die Bewohner aufhalten.
Außer mehr Zubehör besitzen Heizungssteuerungssysteme häufig auch einen größeren Funktionsumfang als Stand-aloneRegler, besonders im Vergleich zu typischen Bluetooth-Modellen. Eine praktische Zusatzfunktion ist beispielsweise Geofencing. Hier wird über den Standort der Smartphones ausgewertet, ob jemand zu Hause ist, und die Steuerung wechselt entsprechend zwischen An- und Abwesenheitsmodus. Oft ist ebenfalls die Sprachsteuerung über Amazon Alexa oder den Google Assistent möglich.
Eine Alternative zu speziellen Heizungssteuerungen sind universell einsetzbare Smart-Home-Systeme. Auch sie besitzen meist eine Zentrale, an die sich Heizkörperregler, Fensterkontakte und Raumthermostate anlernen lassen. Der Vorteil: Sie können auch Beleuchtung, Rollläden und Sicherheitssystem steuern. So ist es möglich, mit einem Taster neben der Haustür die Heizung in den Sparmodus zu schicken und gleichzeitig alle Lichter auszuschalten sowie das Sicherheitssystem zu aktivieren. Dafür ist die Einrichtung nicht so einfach wie bei reinen Heizungssteuerungen. Zudem gibt es dabei häufig weniger Heizfunktionen. Wer jedoch beabsichtigt, mehr als die Heizung zu vernetzen, lieg mit einem Smart-Home-System genau richtig. Teilweise lassen sich die Thermostate auch mit Sprachlautsprechern verknüpfen. Der Eurotronic Spirit ZigBee etwa lässt sich mit Echo-Geräten verbinden, die einen Zigbee Hub besitzen.
Die richtige Lösung wählen
Wem die reine Heizungssteuerung reicht, sollte eher zu programmierbaren Heizkörperthermostaten, Stand-alone-Funkreglern oder Heizungssystemen greifen. Wer sich für die programmierbare Variante ohne Funk entscheidet, erhält zwar die günstigste Option; dabei fehlen aber die Steuerung und Konfiguration per Smartphone. Den vollen Komfort bieten Heizungssteuerungssysteme. Wie viel Heizkosten sich mit einer smarten Heizungssteuerung einsparen lassen, hängt allerdings auch von der Dämmung des Hauses ab und davon, wie häufig die Räume genutzt werden.
Viele Hersteller geben an, dass man bis zu 30 Prozent Heizkosten sparen kann. Selbst wenn es am Ende nur 20 Prozent sind, rentiert sich die Heizungssteuerung in vielen Fällen. Bei jährlichen Heizkosten von 1000 Euro kommt man auf 200 Euro pro Jahr. Eine Steuerung mit vier Thermostaten kostet rund 250 Euro. Somit hätte sie sich bereits nach etwas mehr als einem Jahr amortisiert.