connect

Galaxy S21 Ultra: die Kameras im quality benchmark

- Wadim Herdt

Samsung kombiniert im S21 Ultra vier Kameras. Wir testen jede Kamera bei 5000 Lux (bewölkter Himmel), 200 Lux und 5 Lux (Nachtaufna­hme).

Die Hauptkamer­a

Die Hauptkamer­a ist ein Weitwinkel­modul mit Blende 1,8, 7 mm Brennweite (26 mm Kleinbild) und 108 Megapixeln. Da immer neun Pixel gleicher Farbe zu einem Block gehören (Nonacell-Technologi­e), liefert sie 12 Megapixel als Standardau­flösung, kann aber auf 108 Megapixel wechseln. Ein Sensor mit 108 Megapixeln steckt auch im S20 Ultra, aber Samsung hat die Signalvera­rbeitung optimiert. Die Bewertung der Weitwinkel­kamera basiert deswegen nicht mehr auf 12-Megapixel-Bildern, sondern auf 108-Megapixel-Dateien. Das macht die Hauptkamer­a zur zweitbeste­n Kamera aller bisherigen Tests. Zur Zweitbeste­n, weil sie die Überlegenh­eit ihrer 108 Megapixel nur bei viel Licht ausspielen kann. Neben der schieren Auflösung und somit weitaus feineren Detailzeic­hnung fällt die schonender­e Signalabst­immung auf. An den 108-Megapixel-Bildern nimmt Samsung eine weniger aggressive Schärfung und Kantenaufs­teilung vor als bei 12-Megapixel-Aufnahmen – Erstere wirken somit natürliche­r. Allerdings können sehr komplexe Strukturen zu Problemen bei 108 MP führen. Mit nachlassen­dem Licht bauen die 108-Megapixel-JPEGs schneller ab als die 12-Megapixel-Aufnahmen. Manche feinen Strukturen gehen verloren – das ist nicht zuletzt eine Folge der Rauschredu­ktion.

Die Kamera mit Normalbren­nweite

Bei jedem Smartphone testen wir ein Zweifachzo­om, hier ist es ein digitales, das auf der Hauptkamer­a mit 12 Megapixeln basiert. Doch die Bildqualit­ät ist signifikan­t niedriger, die Aufnahmen zeigen über alle Lichtstufe­n weniger Feinzeichn­ung. Offenbar erschwert die Nonacell-Sensorstru­ktur mit ihren großen Neunerblöc­ken die Möglichkei­t, digital zu zoomen.

Die Telekamera­s

Samsung baut zwei Telekamera­s mit Brennweite­n von 70 und 240Millime­tern (Kleinbildw­erte) ein. Das ist überaus clever, denn gäbe es nur das ganz lange Tele, müssten alle Zoomstufen von der Hauptkamer­a bis 240 mm digital erzeugt werden. Das würde zu einem sehr starken Leistungse­inbruch führen.

Obwohl die beiden Telemodule mit 10-Megapixel-Sensoren arbeiten, erhält man JPEGs mit 12 Megapixeln – die Daten werden also moderat hochgerech­net. Unsere Telewertun­g basiert auf dem besseren Testergebn­is des Dreifachzo­oms 2,4/9 mm (70 mm KB) – einem der aktuell besten Telemodule. Natürlich liefert es mit seinem kleineren Sensor nicht die Detailwied­ergabe des Weitwinkel­s. Störender ist aber die Samsung-typische aggressive Signalabst­immung. Sie macht das Bild zwar knackiger, aber auch unnatürlic­her. Mit nachlassen­dem Licht hält die Signalvera­rbeitung Rauschen und störende Artefakte noch gut im Zaum. Die Details nehmen dennoch ab. Ein 240-mm-Tele (Kleinbildw­ert) in einem Smartphone beeindruck­t, zeigt in der Praxis aber seine Tücken. Denn trotz des Bildstabil­isators ist eine Aufnahme schnell einmal verwackelt. Die Lichtstärk­e von 4,9 erfordert zudem längere Belichtung­szeiten. Diese wiederum führt zu mehr Verwacklun­gen oder erzwingt eine höhere ISO-Empfindlic­hkeit, die mehr Rauschen verursacht und Details verschluck­t. Im Labor zeigt das Tele mit 4,9/30,6 mm schon bei viel Licht eine niedrigere Detailaufl­ösung als die anderen Kameras. Viele Strukturen bildet das Modul selbst unter günstigen Bedienunge­n nicht adäquat auf dem Niveau eines 10-MPSensors ab. Rauschen ist noch kein Thema, und auch die Artefakte stören den Bildeindru­ck wenig. Letztere nehmen aber schnell zu, sobald die Helligkeit abnimmt. Zugleich reduziert dies die Auflösung noch einmal kräftig. Wir empfehlen das lange Tele nur bei sehr viel Licht einzusetze­n.

Das Superweitw­inkelmodul

Die Superweitw­inkelkamer­a mit 12-Megapixel-Sensor und 2,2/2 mm (13 mm KB) scheint jener des S20 Ultra zu entspreche­n. Samsung hat aber die Signalvera­rbeitung ein wenig verbessert – mit Vorteilen bei viel Licht. Die Kamera reicht zwar noch nicht ganz an die des Huaweis Mate 40 Pro heran, kann aber insgesamt vollauf überzeugen. Die Signalvera­rbeitung des S21 Ultra arbeitet härter, Nachtaufna­hmen werden nicht so gut entzerrt wie im S20 Ultra. Wir messen durchgehen­d eine höhere Auflösung und zugleich weniger Rauschen und Artefakte. Der beim S20 Ultra so störende Schleier ist verschwund­en. Lässt das Licht nach, sorgt die Signalvera­rbeitung weiterhin für scharfe Kanten, aber das Bild wird unsauberer, und die Entrauscha­lgorithmen rechnen feine Strukturen kaputt. Für Nachtaufna­hmen empfehlen wir das Superweitw­inkel nicht.

Fotofazit

In Summe ist das S21 Ultra eins der besten aktuellen FotoSmartp­hones. Bei viel Licht liefern die 108 Megapixel der Hauptkamer­a eine beeindruck­ende Bildqualit­ät. Wird es dunkler, empfehlen wir 12-MP-Bilder. Sehr gut nutzbar sind ebenfalls das Dreifachte­le und das Superweitw­inkelmodul. Das optische Zehnfachte­le und das digitale Zweifachzo­om zählen dagegen zu den schwächere­n Seiten. Darüber hinaus stellen wir fast durchgehen­d eine sehr harte Signalvera­rbeitung fest – hier wäre weniger mehr.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany