Sehr gut kombiniert
Wer das audiovisuelle Erlebnis des G4 optimieren möchte, sollte die schlanke Dolby-Atmos-Bar DSG10TY in Betracht ziehen, wo Design und Klang passen.
Der Klang von LGs OLED-Serie G4 ist überraschend harmonisch und klar, ihm fehlt es jedoch an Tiefgang und Maximaldynamik. Hängt er ultraflach an der Wand, möchte man nicht unbedingt eine klobige Soundbar darunter positionieren. Zum Zwecke der klanglichen Ergänzung hat LG jedoch die Soundbar DSG10TY entwickelt, die sich mit gut drei Zentimeter Tiefe und präziser Breite des 65-ZollOLEDs (145 cm) wunderbar unter dem TV macht. Das 800 Euro teure 3.1-Kanalgerät wird von einem Subwoofer flankiert, wobei die Einheiten sich über Funk unterhalten. Die Bar versteht sich auf Signale in Atmos und DTS:X, verarbeitet Eingänge bis zu 24 Bit/96 kHz. An Musikdiensten werden Spotify- und Tidal connect angeboten. Bespielen lässt sie sich auch mittels Chromecast und Ariplay, ist dazu Alexakompatibel. Das HDMI-Doppel leitet 120 fps in UHD weiter und nimmt selbstverständlich e-ARC entgegen. USB-Anschluss und optischer Digiteingang dürfen auch nicht fehlen. Per Smartphone-App ist eine Steuerung inklusive „AI Room Calibration Pro“möglich, und die Soundmodi erlauben jede Menge Spielereien mit (simulierten) Raumklängen, Stimmverstärkern oder Dynamikexpandern. Besonderes Highlight ist die Integration von „WOW Orchestra“, also der vollautomatischen Kombination mit den Schallwandlern von LGFernsehern. In unserem Fall waren die Chassis der Bar ganz klar dominierend, vor allem bei hohen Pegeln, und eine manuelle Anpassung der Klangatmosphäre war nicht möglich. Dennoch erschienen z. B. Dialoge tatsächlich etwas angehoben in Richtung OLED-Display – dort, wo sie hingehören. Dabei macht der Flachmann ordentlich Druck, bei wunderbarer klanglicher Abstimmung, jedoch erst ab 300 Hertz. Das Loch zum Woofer war etwas zu ausgeprägt, was untere Stimmlagen ausdünnen ließ. Leider wurde der Klang durch ein Softwareupdate nach Redaktionsschluss aufgewertet, wonach das Zusammenspiel besser lief und Bass weniger wummerte.
und das mit massiv verbesserter Dynamik und Präzision. Musikalisch können ausgewachsene Surroundanlagen dieser 800 Euro teuren Erweiterung natürlich beliebig überlegen sein (inklusive WiSA-2.1-Funktechnik) – allerdings zu entsprechenden Preisen.
An der Spitze der OLED-Nahrungskette
Eine ähnlich überragende Bildqualität wie die des G4 wird man hingegen kaum finden. Einzig Samsungs QD-OLED-Panel kann mit seiner Brillanz Paroli bieten und sie in puncto Farbvolumen sogar übertrumpfen – jedoch nur mit Bildquellen, die den BT.2100-HDR-Farbraum zur Gänze nutzen, was in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten ist. Beide Technologien sind mit rund 0,4 Prozent akkumulierten Raumlicht-Reflexionen die Speerspitze bei Realkontrasten. LGs OLEDScreen spiegelt fast alles direkt, während der von Samsung das komplette Licht schluckt und mattiert, was Tiefschwarz minimal aufhellt. Wir empfinden die Mattierung als weniger störend, doch das ist halb Ansichtssache und zur anderen Hälfte von der Position der Fenster und Lampen im Wohnzimmer abhängig.
Ansonsten sind Strahlkraft, Farbtreue, Blickwinkel und Schärfe auf einem derart hohen Niveu, dass Kritik wirklich schwerfällt. LG fällt nur weiterhin dadurch auf, dass außer vielen Boni für die anspruchsvolle Gaminggemeinde die absolut professionelle Bildwiedergabe im Rampenlicht steht. Dazu zählen nicht nur die Kalibriermöglichkeit mittels isf-Modi und die Autokalibrierung mit Calman inklusive integriertem Testbildgenerator und Programmierung der 3D-Lookuptables. Jetzt kann man in einem professionellen Modus auch das Tonemapping (Clipping) von HDR anpassen und abschalten, sodass der TV ähnlich neutrales Verhalten wie ein professioneller Studiomonitor aufweisen kann. In unseren Messungen tat er dies perfekt in HDTV und bis hinauf zu fast 1000 Nits in HDR – ohne Einbußen der Farbpegel. Sie wären zu erwarten, da ein zusätzliches weißes Subpixel die Reinfarben entlastet.
Im direkten Vergleich der Messwerte mit denen des Vorgängers G3 konnten wir außer dem größeren Farbblickwinkel einen etwas geringeren Stromverbrauch ermitteln sowie eine Optimierung der HDR-Durchzeichnung, indem Spitzlichter nun mit circa 400 zusätzlichen Nits strukuriert werden. Da HDRDaten aber absolute Helligkeiten definieren, dürfte das in „normal“gemasterten Filmen (1000 Nits) niemals auffallen. Wer den „Filmmaker“-Modus verlässt und Film-, Standard- oder gar den Werksmodus „Automatisch Ener
giesparen“wählt, erhält sofort einen gehörigen Schub an Leuchtenergie und Farbenpracht, die aber in den Modi „Fußball“und „Lebendig“wieder in absurder Weise übertrieben wurden. Andererseits ist die ordentliche dynamische Anpassung an Signalquellen und Raumlicht nun wirklich ausgereift und hinterlässt als Ergänzung zur DolbyVision-Verarbeitung einen astreinen Bildeindruck. Neben der professionell umgesetzen Darstellung hochwertiger Quellen hat LG im neuen Chip viel für die Verbesserung artefaktbehafteten Materials getan: Die Entferung von Rauschen und Blöcken wurde aufpoliert, die Glättung von Verlaufsfehlern auf die Spitze getrieben. Und man kann nun getrost die Bewegungskompensation namens „Filmische Bewegung“aktivieren. Ohne Nachbearbeitung ruckeln schnelle OLED-Displays stärker als Kinoprojektoren, und LGs neue Lösung ließ in unseren Tests absolut keine Nachteile am netten Filmlook erkennen.
Neue Heransgehensweisen des Prozessors wie die Personalisierung der Farben anhand von Beispielbildern oder die Bildverbesserung mithilfe von KI-Ergebnissen erwiesen sich bei unseren Versuchen eher als kontraproduktiv, im Klangbereich war es dasselbe. Im Endeffekt gefiel uns das Original besser, und das sieht auf dem G4 mit seinem überragenden Realkontrast und der sauberen, messerscharfen Farbverarbeitung nun faszinierender aus denn je.
Fazit.
Der LG OLED65G4 ist ein Fernseher, den jeder gesehen haben sollte – die Spitze von elf Jahren Evolution der OLED-Technik, ausgereift bis in jede einzelne Faser seiner Hard- und Softwareaspekte.