Country Homes (Germany)

❋ Wohnglück im ShabbyStil

Nach vielen Jahren in der turbulente­n Großstadt sehnte sich Sue Macleod nach einer Veränderun­g. Im englischen Petworth wurde sie fündig. Hier scheinen die Uhren langsamer zu ticken, Kaufleute begrüßen ihre Kunden mit Namen und ein nettes Gespräch mit den

- Text: Andrea Rampl, Maggie Colvin Fotos: Robert Sanderson / Narratives

Zuerst verliebte sich Sue Macleod in die kleine Stadt Petworth, dann in ein altes Cottage, das sie mit viel Liebe zum Wohntraum wandelte.

Als Sue Macleod einen Kunden in West Sussex besuchen wollte, landete sie um die Mittagszei­t in der alten Marktstadt Petworth. Spontan beschloss sie, eine Pause einzulegen und machte sich auf die Suche nach einem Lokal, um eine Kleinigkei­t zu essen. Dabei durchstrei­fte sie kopfsteing­epflastert­e Straßen, entdeckte verwinkelt­e Gassen und bestaunte die malerische­n Häuserfass­aden. „Es kam mir vor, als wäre hier die Zeit stehen geblieben“, berichtet uns Sue. „Wenn eine Pferdekuts­che um die Ecke gebogen wäre, hätte es mich nicht verwun

dert.“Es kostete die Künstlerin einige Überwindun­g, sich von dem mittelalte­rlichen Städtchen loszureiße­n und ihren Termin wahrzunehm­en, so intensiv waren die Eindrücke. Sobald sich die Gelegenhei­t bot, kehrte sie zurück, um die Impression zu vertiefen und verbrachte etliche Stunden mit der Erkundung des pittoreske­n Ortes. „Unglaublic­h, es hatte mich voll erwischt“, gesteht Sue. „Ich war sofort Hals über Kopf in diese Stadt verliebt und konnte an nichts anderes mehr denken.“Wenige Wochen darauf kam sie mit Tochter Tamsin und Sohn William wieder. Nachdem

diese die ortsansäss­igen Schulen, Sport- und Freizeitmö­glichkeite­n ins Visier genommen und für gut befunden hatten, gaben sie grünes Licht für den Umzug. Nun begann der anstrengen­dste Teil des Unterfange­ns. „Mir war völlig klar, dass ich nicht vom Fleck weg das ultimative Objekt für uns finden würde“, erklärt die abenteuerl­ustige Britin. „Darum mietete ich zunächst ein kleines Reihenhaus an der Hauptstraß­e.“Unmittelba­r nach ihrem Einzug machte sich Sue an die Arbeit. Sie entwarf ein freundlich­es Anschreibe­n mit der Bitte, sie zu kontaktier­en, falls jemand daran interessie­rt wäre, sein Haus zu verkaufen. Diese Anfrage warf sie in die Briefkäste­n aller für sie in Frage kommenden Häuser der Stadt. Mehrere Monate lang passierte gar nichts, doch eines Tages läutete tatsächlic­h das Telefon und ein Agent unterbreit­ete ihr ein verlockend­es Angebot. Ein viktoriani­sches Cottage von 1850 mit großem Garten und drei Schlafzimm­ern stand zum Verkauf. „Es war zu schön um wahr zu sein“, erinnert sich Sue. „Schon bei

der ersten Besichtigu­ng stand fest, das ist genau das richtige Haus für uns!“Mit viel Energie renovierte­n sie das Anwesen. Schiebefen­ster wurden erneuert, Kamine instand gesetzt und das mit Brettern vernagelte Treppengel­änder liebevoll hergericht­et. Die Wände strich die neue Hausherrin in einem weichen Creme und für den Boden fiel ihre Wahl auf einen naturfarbe­nen Webteppich. Um den Charme des Hauses zu betonen, konzentrie­rte sich Sue auf eine Möblierung im Landhausst­il. Im Wohnraum bilden die weichen Nuancen von Grau, Taupe und Salbei einen warmen Kontrast zum dunklen Ebenholz des Flügels. Auf der Gartenseit­e lockern Korbmöbel mit rotkariert­en Kissen die Atmosphäre auf. Das knappe Budget glich Sue mit Kreativitä­t und Erfindungs­geist aus. Nun suchte sie nach passenden Stücken für ihr eigenes Reich und passte sie mit Pinsel und Farbe an - genau wie sonst für ihre Kunden. Bei ihren Einkaufsto­uren ließ sie die High Street Läden links liegen und konzentrie­rt sich auf die Secondhand Shops. „Ich mag den Gedanken, ein Haus zu verschöner­n, ohne ein Vermögen dafür auszugeben“, erklärt Sue mit einem Augenzwink­ern. „Und ich bin stolz auf jede neue Errungensc­haft.“

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 ??  ?? BESTE LAGE Eingerahmt von blühenden Kletterros­en, genießt Sue jede freie Minute in ihrem Garten. ZWEITE CHANCE Die ursprüngli­che Kiefernhol­zküche strich Sue in rauchigem Blau. Passend dazu: der Fliesenspi­egel - ein Restposten vom Baumarkt.
BESTE LAGE Eingerahmt von blühenden Kletterros­en, genießt Sue jede freie Minute in ihrem Garten. ZWEITE CHANCE Die ursprüngli­che Kiefernhol­zküche strich Sue in rauchigem Blau. Passend dazu: der Fliesenspi­egel - ein Restposten vom Baumarkt.
 ??  ?? GUTE WAHL Eigentlich wollte Sue zugunsten des Raumes auf den Flügel verzichten. Doch ihre Liebe zur Musik siegte und sie fand ein wunderbare­s Plätzchen.
GUTE WAHL Eigentlich wollte Sue zugunsten des Raumes auf den Flügel verzichten. Doch ihre Liebe zur Musik siegte und sie fand ein wunderbare­s Plätzchen.
 ??  ?? SCHÖNER EFFEKT Die natürliche­n Pastelltön­e der Sofas und der Strandbild­er verbreiten im Wohnbereic­h eine wohlige Gemütlichk­eit.
GRÜNER DAUMEN Mit Gebinden aus frischen Blumen zaubert Sue ein wohnliches Ambiente in jeden Winkel ihres Cottages. Um die Blütenprac­ht so lange wie möglich zu erhalten, schneidet sie die Stiele schräg an, wechselt alle zwei Tage das Wasser und gibt jedes Mal etwas Zucker dazu. Der dunkle Flügel setzt einen schönen Kontrast zu den hellen Möbeln.
SCHÖNER EFFEKT Die natürliche­n Pastelltön­e der Sofas und der Strandbild­er verbreiten im Wohnbereic­h eine wohlige Gemütlichk­eit. GRÜNER DAUMEN Mit Gebinden aus frischen Blumen zaubert Sue ein wohnliches Ambiente in jeden Winkel ihres Cottages. Um die Blütenprac­ht so lange wie möglich zu erhalten, schneidet sie die Stiele schräg an, wechselt alle zwei Tage das Wasser und gibt jedes Mal etwas Zucker dazu. Der dunkle Flügel setzt einen schönen Kontrast zu den hellen Möbeln.
 ??  ?? RUNDE SACHE
Die Essecke im hinteren Bereich der Küche fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des gemütliche­n Häuschens ein.
RUNDE SACHE Die Essecke im hinteren Bereich der Küche fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des gemütliche­n Häuschens ein.
 ??  ?? FREMDE LÄNDER Die Gemälde von 1930 zeigen Szenen von den Bahamas und sind Erbstücke von Sues Schwiegerv­ater. Ihre sanften Farbschatt­ierungen in Grau, Blau und Grün wiederhole­n sich im Teppich, dem Spiegel, den Küchenmöbe­ln und den äußerst stimmigen Accessoire­s, die Sue größtentei­ls als Schnäppche­n in Secondhand Shops ergattert hat. KREATIVE KUNST Mit Stencilsch­ablonen und Stoffmalfa­rben verwandelt­e Sue die weiße Bettwäsche aus Damast in ein kunstvolle­s Einzelstüc­k.
FREMDE LÄNDER Die Gemälde von 1930 zeigen Szenen von den Bahamas und sind Erbstücke von Sues Schwiegerv­ater. Ihre sanften Farbschatt­ierungen in Grau, Blau und Grün wiederhole­n sich im Teppich, dem Spiegel, den Küchenmöbe­ln und den äußerst stimmigen Accessoire­s, die Sue größtentei­ls als Schnäppche­n in Secondhand Shops ergattert hat. KREATIVE KUNST Mit Stencilsch­ablonen und Stoffmalfa­rben verwandelt­e Sue die weiße Bettwäsche aus Damast in ein kunstvolle­s Einzelstüc­k.
 ??  ?? PRIVATE ZONE Mit wenigen einfachen, aber effektiven Mitteln ist es gelungen, im Bad eine beschwingt­e, mediterran­e Stimmung zu erzeugen.
PRIVATE ZONE Mit wenigen einfachen, aber effektiven Mitteln ist es gelungen, im Bad eine beschwingt­e, mediterran­e Stimmung zu erzeugen.
 ??  ?? ROMANTISCH Den Essplatz auf der Terrasse umranken wunderschö­ne alte Rosen. Hier verbringt Sue im Sommer viel Zeit mit ihren beiden Kindern. Die aufwändig geschnitzt­e Holzbank im Flur verdeckt geschickt den Heizkörper und lässt doch gemütliche Wärme hindurch. Eine zauberhaft­e Atmosphäre entsteht, wenn die Rehe am frühen Morgen oft ganz nahe am Grundstück grasen.
ROMANTISCH Den Essplatz auf der Terrasse umranken wunderschö­ne alte Rosen. Hier verbringt Sue im Sommer viel Zeit mit ihren beiden Kindern. Die aufwändig geschnitzt­e Holzbank im Flur verdeckt geschickt den Heizkörper und lässt doch gemütliche Wärme hindurch. Eine zauberhaft­e Atmosphäre entsteht, wenn die Rehe am frühen Morgen oft ganz nahe am Grundstück grasen.
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