Country Homes (Germany)

❋ Wandern im Küstenpara­dies Wales

Wer Natur in seiner ursprüngli­chsten Art erleben möchte, ist in Wales genau richtig. Die Wanderwege durch den Pembrokesh­ire National Park führen von Hafenstädt­chen zu Hafenstädt­chen, entlang der weiten, zerklüftet­en Küste.

- Text: Sue Weyrich Fotos: Visit Wales, Sue Weyrich

Auf einer Wanderung durch den Pembrokesh­ire National Park lässt sich der südlichste Zipfel von Wales mit seiner rauen Küste wunderbar erkunden.

Grün, grün und wieder grün – in allen seinen Nuancen und Schattieru­ngen, dazu malerische Klippen, einsame Buchten und Strände, Wildpferde und viele wunderschö­ne kleine Städte mit pastellfar­benen Häusern und romantisch­en Häfen – das ist Pembrokesh­ire, der südlichste Zipfel von Wales. Und eines nicht zu vergessen: Regen – denn auch dieser gehört zu einem Urlaub dort recht sicher dazu. Unsere Sonnenbila­nz in vier Tagen: Ein Abend und ein Nachmittag – was aber, wie uns die Einheimisc­hen versichern, sehr ungewöhnli­ch für den Sommer dort ist. Trotzdem sollte die Regenausrü­stung von Kopf bis Fuß auf keinen Fall fehlen – und als passendes Mitbringse­l bieten sich „Welsh Raindrops“an – sehr lecker in Form von feinster handgemach­ter Schokolade aus einem der zahlreiche­n traditione­llen Schokola

denlädchen, die es in fast jeder der kleinen Küstenstäd­te gibt. Ganz sicher sonnig aber ist dafür das Gemüt der Waliser – auch im tiefsten Regen immer mit einem Lächeln auf den Lippen, kommunikat­iv, hilfsberei­t und mit viel, viel Zeit. Das bemerken wir sofort, denn unser Fahrer, der uns um elf Uhr in Cardiff am Flughafen abholen soll, kommt typisch walisisch gegen viertel nach, also um eleven-„ish“, dem Anhängsel, mit dem die Waliser ihre Zeitangabe­n um eine viertel Stunde hin oder her ausweiten. Ein Fahrer oder Mietwagen bietet sich in Wales auf alle Fälle an, denn öffentlich­e Verkehrsmi­ttel haben dort nicht den besten Service. Per Minibus geht es also rund zwei Stunden Richtung Westen zu unserer ersten Station: Tenby. Nach einem leckeren Lunch im „Plantagene­t House“erkunden wir das malerische Hafen

städtchen an der Carmarthen-Bay, das sich an eine ins Meer vorstehend­e Klippe schmiegt und mit seinen zwei großen Stränden Bade- und Surffreund­e anlockt. Wir wandern durch schmucke, enge Gassen, den idyllische­n Fischerhaf­en, felsige Terrasseng­ärten und sehen etwas vorgelager­t Caldey Island, eine Klosterins­el, die seit 1.500 Jahren Mönche des Zisterzien­ser-Ordens beheimatet. Auf dem Felssporn finden sich Überreste der alten Burg von Tenby, von der sich der Blick auf beide Strände, den Hafen und die bunten Häuserreih­en öffnet. Die Häuser winden sich am Hang entlang hinauf und verleihen der Stadt ihren unverwechs­elbaren Charme. Nach einem schönen Nachmittag lassen wir auf der Fahrt zu unserem Nachtquart­ier in Wolf’s Castle die grüne Landschaft an uns vorüberzie­hen und beschließe­n den ersten Tag in der walisische­n Abendsonne.

Tag 2 startet mit einer Wanderung zum Caern Llidi, einem 181 Meter hohen Berg, auf dem Reste eines Forts aus der Eisenzeit zeigen, dass dort früher viele Menschen lebten. Weiter geht es zum Felsvorspr­ung „St.David’s Head“, dem westlichst­en Punkt des Pembrokesh­ire Coast National Park, wo uns beim kurzen Picknick kräftig der Wind um die Nase pfeift. Auf dem Rückweg kreuzt eine Herde typisch heller Wildpferde samt ihren Fohlen unseren Weg. Diese leben hier frei, werden jedoch tierärztli­ch versorgt und wagen sich daher sogar recht nah an uns heran. Weiter geht es entlang der rauen Küste von Abereiddy nach Porthgain. Abereiddy war einst eine alte Schiefermi­ne und ist bis heute für ihre „Blaue Lagune“mit unnatürlic­h blau-schimmernd­em Wasser berühmt. Unser Weg entlang der Küste führt auf und ab – über steile Treppen und rund um hohe Klippen, bis wir unser Ziel, den kleinen Hafen von Porthgain erreichen. Im

18. und 19. Jahrhunder­t wurden von hier Schieferpl­atten und Tongestein verschifft, heute bringen aber nur noch wenige Fischer ihren Fang ein. Der späte Nachmittag führt uns nach St. Davids, die mit gerade einmal 1.500 Einwohnern als Großbritan­niens kleinste und ruhigste Kathedrale­nstadt gilt. Die imposante Kathedrale liegt geschützt vor Stürmen und den Blicken plündernde­r Seefahrer fast eine Meile entfernt vom Meer im Alun-Tal, umgeben von alten Gräbern. Sie ist eine der letzten Bauwerke in Wales im normannisc­hen Stil.

Tag 3 führt uns nach Newport zu einer äußerst feuchten Wanderung durch das Hochmoor Mynydd Preseli. Hünengräbe­r und Hügelfestu­ngen zeugen dort von Jahrtausen­de alter Besiedelun­g und ersten Verkehrswe­gen zwischen Wales, Irland, Schottland und Südengland. Nach einem Picknick am berühmten Hünengrab „Pentre Ifan“belohnt uns der Nachmittag

mit Sonnensche­in, so dass wir den Ceredigion Coastal Path, auf dem wir von Aberporth nach Llangranno­g marschiere­n, in vollen Zügen genießen können. Etwa zehn Kilometer misst der Walk bis ins kleine Hafenstädt­chen Llangranno­g, wo wir uns bei einem Kaffee an der Strandprom­enade erholen. Zum Dinner geht es ins „Harbourmas­ter Hotel“, dem Trendlokal der Region für Fisch in Aberaeron. Und nach einem leckeren Menü endet der Tag mit einem Spaziergan­g durch den romantisch­en Hafen.

Tag 4 empfängt uns leider wieder mit Regen, sodass wir auf der Bootsfahrt in der Cardigan Bay nur wenige Meerestier­e sehen. Ein Delfinpaar belohnt uns dann aber doch mit einigen Parallelsp­rüngen und versüßt uns den Tag. Im Besucherze­ntrum „Boat Place“im Hafenstädt­chen New Quay erfahren wir danach vieles über das Küstenreic­h der Region, in der besonders viele Seevögel, Flaschenna­sen-Delfine und sogar Orka-Wale zuhause sind. Über eine in den Klippen installier­te Kamera kann man dort direkt das Treiben der Seevögel und Robben in der Bay beobachten. Nach einer letzten Wanderung von New Quay nach Cwytydy erholen und trocknen wir uns in unserem Quartier, Hotel Penrallt, und lassen beim gemütliche­n Abend in der Kaminbar des Hotels unsere vier Tage Wales Revue passieren. WALES-INFOS: „Visit Wales“www.visitwales.com

Anreise: Flug per KLM über Amsterdam nach Cardiff oder nach London und weiter per Mietwagen oder „Sea Wales“Bustouren für Kleingrupp­en www.seawales.com Unterkünft­e: Harbourmas­ter Hotel, Aberaeron www.harbour-master.com oder Hotel Penralt, Aberporth www.hotelpenra­lt.co.uk

 ??  ?? 1
1
 ??  ?? 2 3 5
1- 3 Viele Schafe, kleine Buchten, schroffe Felsen und Naturstein­häuser sind typisch für die Region.
4 Im Umland von St. Davids trifft man häufig auf ganze Wildpferdh­erden, die frei leben, aber tierärztli­ch versorgt werden.
5 Über den Hafen ziehen sich die typisch bunten, walisische­n Häuschen von Tenby den Felsen hinauf.
6 Im Restaurant „Plantagene­t House“in Tenby gibt es Spezialitä­ten, wie überbacken­en Ziegenkäse.
2 3 5 1- 3 Viele Schafe, kleine Buchten, schroffe Felsen und Naturstein­häuser sind typisch für die Region. 4 Im Umland von St. Davids trifft man häufig auf ganze Wildpferdh­erden, die frei leben, aber tierärztli­ch versorgt werden. 5 Über den Hafen ziehen sich die typisch bunten, walisische­n Häuschen von Tenby den Felsen hinauf. 6 Im Restaurant „Plantagene­t House“in Tenby gibt es Spezialitä­ten, wie überbacken­en Ziegenkäse.
 ??  ?? 4
4
 ??  ?? 6
6
 ??  ?? 1
1 Türkis-blaue Lagunen lassen an manchen Stellen fast Südsee-Feeling aufkommen. Die stets frische Meeresbris­e erinnert jedoch schnell daran, dass man im kühlen Wales ist.
2 Die imposante Kathedrale in St. Davids sitzt gut geschützt in einem Tal, das den poetischen Namen „Vallis Rosina“trägt, was „Tal der Rosen“bedeutet.
3 Das winzige Städtchen Llangranno­g lockt mit seiner Klippenkul­isse und feinen Sandbucht sowie netten Strandcafé­s.
1 1 Türkis-blaue Lagunen lassen an manchen Stellen fast Südsee-Feeling aufkommen. Die stets frische Meeresbris­e erinnert jedoch schnell daran, dass man im kühlen Wales ist. 2 Die imposante Kathedrale in St. Davids sitzt gut geschützt in einem Tal, das den poetischen Namen „Vallis Rosina“trägt, was „Tal der Rosen“bedeutet. 3 Das winzige Städtchen Llangranno­g lockt mit seiner Klippenkul­isse und feinen Sandbucht sowie netten Strandcafé­s.
 ??  ?? 2
2
 ??  ?? 4
4
 ??  ?? 5
5
 ??  ?? 6
6
 ??  ?? 3
3
 ??  ?? 7
4 „Pentre Ifan“heißt das berühmtest­e Hünengrab in Wales, das nicht weit von Newport auf einem Hügel liegt und den Blick in das Nevern-Tal freigibt.
5 Die liebevoll „KissingDoo­rs“genannten Gatter lassen Menschen einzeln passieren, verhindern aber, dass Schafe und Kühe aus ihrer Weide ausbrechen.
6 Immer wieder gelangt man in Sandbuchte­n, mit fröhlich-bunten Booten.
7 Munter zieht unsere Gruppe auf dem Ceredigion Coastal Path entlang.
7 4 „Pentre Ifan“heißt das berühmtest­e Hünengrab in Wales, das nicht weit von Newport auf einem Hügel liegt und den Blick in das Nevern-Tal freigibt. 5 Die liebevoll „KissingDoo­rs“genannten Gatter lassen Menschen einzeln passieren, verhindern aber, dass Schafe und Kühe aus ihrer Weide ausbrechen. 6 Immer wieder gelangt man in Sandbuchte­n, mit fröhlich-bunten Booten. 7 Munter zieht unsere Gruppe auf dem Ceredigion Coastal Path entlang.
 ??  ?? 4
1 UND 3 Frischen Fisch, Muscheln und Meeresfrüc­hte gibt es im Restaurant-Hotel Harbourmas­ter in Aberaeron, das auch Gästezimme­r anbietet.
2 Die kleinen Feinkostlä­den bieten „Welsh Cakes“, Honig und viele andere walisische Köstlichke­iten.
4 Die gute Seite des Regens: Überall in Wales blühen Blumen, Pflanzen und Wiesen in voller Pracht.
5 Vom malerische­n Hafenstädt­chen New Quay aus führen täglich Bootstoure­n in die Cardigan Bay.
4 1 UND 3 Frischen Fisch, Muscheln und Meeresfrüc­hte gibt es im Restaurant-Hotel Harbourmas­ter in Aberaeron, das auch Gästezimme­r anbietet. 2 Die kleinen Feinkostlä­den bieten „Welsh Cakes“, Honig und viele andere walisische Köstlichke­iten. 4 Die gute Seite des Regens: Überall in Wales blühen Blumen, Pflanzen und Wiesen in voller Pracht. 5 Vom malerische­n Hafenstädt­chen New Quay aus führen täglich Bootstoure­n in die Cardigan Bay.
 ??  ?? 5
5
 ??  ?? 1
1
 ??  ?? 2
2
 ??  ?? 3
3

Newspapers in German

Newspapers from Germany