Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin
DIE GEHEIMNISVOLLSTE WASSERSTRASSE DER WELT
Auf dem Amazonas von Brasilien nach Peru
Der Amazonas – kaum ein anderes Fahrtgebiet ist beeindruckender. 20 Prozent des gesamten Süßwassers unseres Planeten fließen in dem fast 7.000 Kilometer langen Flusssystem. Nur wenige Kreuzfahrtschiffe können die Passage von Belém in Brasilien bis Iquitos in Peru absolvieren, darunter die „ Hamburg“. Crucero war zu Beginn des Jahres an Bord.
Im Uhrzeigersinn von oben links: Nahe Santarém trifft der grünliche Rio Tapajós auf die schlammigbraunen Fluten des Amazonas; Piranhas mit ihren spitzen Zähnen tummeln sich in den Amazonas-gewässern; in Alter do Chão bringen diese Boote Gäste zur Ilha do Amor (Foto rechte Seite); ein Boto springt aus den grünen Fluten. Die rosafarbenen Flussdelfine gelten als Glücksbringer.
uderzuckerfeine, schneeweiße Sandstrände, kleine Bars mit kühlen Drinks, schiene jetzt noch die Sonne – das Karibik-feeling wäre vollkommen. Der perfekte Name fürs Glück: Ilha do Amor. So heißt die fast unwirklich schöne Landzunge, die zu Alter do Chão gehört. Jene Fischersiedlung liegt indes nicht auf Grenada oder Barbados, sondern am Ufer des bis zu zwölf Kilometer breiten Amazonas-zuflusses Rio Tapajós mitten im Regenwald. Die Temperaturen sind tropisch, die Luftfeuchtigkeit erfüllt die Anforderungen einer Dampfsauna, nichts spricht also gegen ein erfrischendes Bad. Kurz dräuen in mir Zweifel, ob die Beteuerung der Bordlektoren, Piranhas mieden Klarwasserflüsse wie den Rio Tapajós, glaubhaft sei. Wissen das auch die Fische? Und wie war das nochmal mit den Harnröhrenwelsen und den Stechrochen, deren Namen für sich sprechen? Mit den Zitteraalen, die sich mit Stromstößen ungewollter Begegnungen erwehren, und mit den Bullenhaien, die im flachen Amazonaswasser auf ihre Opfer lauern? Leben hier Alligatoren? Können Anakondas eigentlich schwimmen? Selbstredend sind alle Ängste überflüssig, es lässt sich in Alter do Chão ohne Risiko baden, und zwar mit enormem Vergnügen. Ins aufgerissene Maul eines Piranhas schaue ich erst Stunden später.
NACHDEM DIE „ HAMBURG“IN SANTARÉM,
der drittgrößten Stadt im Amazonasgebiet, angelegt hat, besteigen wir an der Pier einfache Holzboote. Wir wollen aus nächster Nähe das Zusammentreffen des grünlichen Rio Tapajós mit den schlammigbraunen Fluten des Amazonas beobachten. Wegen ihrer unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Temperaturen fließen die beiden Gewässer sechs Kilometer nebeneinander her, bevor sie sich vermischen – ein Naturschauspiel, das wir ganz ähnlich noch mehrere Male bestaunen werden, unter anderem beim „Encontro das Aguas“, wo der moorschwarze Rio Negro in den lehmgelben Rio Solimões mündet – so nennt man den brasilianischen Oberlauf des Amazonas. Heute aber schippern wir erst einmal weiter zum Maica-see. Fischer in kleinen Booten werfen ihre Netze aus, Kinder winken uns vom Ufer zu. Neben uns taucht ein rosa Etwas auf, doch schwimmt da nicht etwa ein Schwein, sondern ein Boto, einer der glückverheißenden rosa Flussdelfine des Amazonas, die sich immer wieder für kurze Augenblicke zeigen, aber leider nicht so springfreudig sind wie ihre Verwandten aus dem Meer. Als sich das Gewässer verengt, zieht der Regenwald scheinbar zum Greifen nah an uns vorüber. Es zirpt und zwitschert, brummt und surrt. Hier sonnt sich auf einem von Aufsetzerpflanzen bewachsenen
Ast ein Grüner Leguan. Dort hängt ein Faultier in der Baumkrone. Ein träges, dunkles Knäuel, nur die langen Zehen, mit denen es sich festkrallt, sind deutlich zu erkennen. Auch die leuchtend bunten Eisvögel wären fotogen, wollen aber nicht posieren. Tukane erspähen wir, halbverborgen hinter Blättern, und einen Hoatzin, ein skurriles, fasanenartiges Geschöpf mit der Irokesenfrisur eines Punkers.
DANN DROSSELT DER BOOTSFÜHRER DEN MOTOR.
Jeder der Ausflügler erhält eine an einem Holzscheit befestigte Schnur mit einem Metallhaken, auf den ein Fleischfetzen gespickt ist. Rasch lockt das Blut einen Schwarm Piranhas an. Meine Angel zuckt, doch als ich sie voll Freude über den Fang aus dem braunen Wasser reiße, blitzt der blanke Haken im Sonnenlicht. Der Fisch hat den Köder, ich habe nichts – besitze aber nach wie vor alle Finger. So mancher Anglerhand fehlt das eine oder andere Fingerglied, erklärt man uns. Piranhas beißen mit ihren messerscharfen Zähnen auch dann noch zu, wenn sie bereits im Boot liegen. Damit auch wir Glückloseren die berüchtigten Fische aus nächster Nähe bestaunen können, zieht unser Bootsführer, der mehr Erfahrung und zweifellos auch größeres Geschick besitzt als ich, mühelos einige Exemplare an Bord, und hält die nach Luft schnappenden Räuber mit fester – bislang unversehrter – Hand. Nachdem die Piranhas das Blitzlichtgewitter der Kameras überstanden haben, entlässt er sie in die Freiheit. Obgleich sie gegrillt ausgesprochen schmackhaft seien, wie er betont. Vor Hunger darben müssen wir dennoch nicht. Auf der „Hamburg“warten wie jeden Abend ein Sechs- Gänge-menü im Restaurant oder alternativ das üppige Büffet im „Palmgarten“auf uns, bevor heute in der Lounge, als Vorbereitung auf die Anlandung in Manaus, Werner Herzogs Amazonas-film „Fitzcarraldo“gezeigt wird.
DIE KONTRASTE DIESER REISE SIND VIELFÄLTIG.
In Parintins werden wir in Dreirad-rickschas zur farbenprächtigen Boi-bumba-show gefahren – das eigentliche Tanzspektakel „Bumba meu boi“, das jeweils im Juni die Massen begeistert, ist neben dem Karneval von Rio das populärste Fest Brasiliens. Am Abend darauf besuchen wir das Teatro Amazonas, dank seiner leistungsstarken Klimaanlage womöglich der kühlste Ort in Manaus, gewiss aber der coolste. Die „ Amazonas Jazz Band“spielt populäre Bossa-nova-titel in ungewohnten Arrangements, die Zuschauer toben. Das eigentliche Ereignis aber ist das prachtvolle, 1896 eröffnete Gebäude selbst, das wir am folgenden Morgen noch einmal ausführlich besichtigen. Gespart wurde beim Bau des Theaters an nichts. Es prunkt mit Carrara-marmor, Murano- Glaslüstern, 36.000 bemalten Dachkacheln aus dem Elsass, in Schottland gefertigten gusseisernen Säulen und Parkettböden aus edelsten Hölzern – darunter natürlich das glutrote Holz des „pau brasil“. Jenes Baumes, der Brasilien seinen Namen gab. Geld besaß man dank des Kautschukhandels, der Manaus im 19. Jahrhundert zur reichsten Stadt des Kontinents machte, im Überfluss. Fatalerweise wurden Kautschuksamen außer Landes geschmuggelt. Es gelang, die Pflanze in London zu kultivieren und in den britischen Kolonien in Asien auszusäen. Das Monopol war verloren, der märchenhafte Boom am Amazonas um 1912 zu Ende. Erst nachdem das verkehrstechnisch ungünstig gelegene, da nur auf dem Wasser- und Luftweg erreichbare Manaus 1957 zur Freihandelszone erklärt wurde, hat es sich ökonomisch allmählich erholt. Heute gilt es als Kapitale der Elektroindustrie und des Motorradbaus. Eine Busrundfahrt führt uns weiter zum Palácio Rio Negro, der einstigen Residenz des deutschen Kautschukbarons Waldemar Scholz, der Werner Herzog zu der von Klaus Kinski gespielten Figur des Fitzcarraldo inspiriert haben soll. Vorbei an den Relikten einstiger Art-nouveau-pracht und den bedrückend behelfsmäßigen Holzhütten der Favelas gelangen wir zum Mercado Municipal mit seiner von Gustave Eiffel entworfenen Eisenkonstruktion. Von dort erreicht man mit wenigen Schritten die moderne Shopping-meile der Urwaldstadt. Nicht allein Ausflugsleiterin Olga Bozhko, die immer bestens gelaunte gute Seele der „Hamburg“, schreit vor Glück angesichts der schier unendlichen Auswahl stylisher Schuhe zu minimalen Preisen.
DER OVERNIGHT- STAY
in der geschäftigen Zwei-millionenMetropole ist ein Höhepunkt der 16-tägigen Plantours-reise „Der Amazonas – unberührt & geheimnisvoll“, die vom riesigen Mündungsdelta ins peruanische Iquitos führt. Sie beginnt in der „Stadt der Mangobäume“Belém, zu Deutsch: Bethlehem, und zwar mit einem Rundgang über den quirligen Mercado Ver- o-peso, dessen Name „Prüf das Gewicht“kein Appell an uns Kreuzfahrer sein soll, mich aber dennoch den leider nur bis zum Abendessen anhaltenden Vorsatz fassen lässt, während der Reise auf Desserts zu verzichten. Zwar bieten einige Marktfrauen Rosenkränze aus Krokodilzähnen und geheimnisvolle Fläschchen mit Mixturen wie „Viagra natural“feil, doch keine hat einen Zaubertrank im Angebot, der Fettreserven minutenschnell schmelzen lässt. Dafür fließt schon am ersten Reisetag mein Schweiß in Strömen. Kaum sind die Lotsen an Bord, passiert die „Hamburg“die engen Breves-kanäle, vorbei an der Ilha de Marajó, die mit 48.000 Quadratkilometern größer als die Schweiz ist. Ich kann den Blick kaum abwenden vom gemächlich vorüberziehenden Regenwald. Die roten Flecke dort im Grün, sind das nicht Scharlachsichler? Wir richten die Teleobjektive unserer Kameras auf kleine Häusersiedlungen und vereinzelte Pfahlbauten, deren Bewohner Kanus besteigen, um die „Hamburg“ein Stück zu begleiten – und uns mit ihren Smartphones zu fotografieren. Wer stellt hier die Attraktion für wen dar?
KREUZFAHRTRIESEN BLEIBT DIESE PASSAGE DER REISE VERWEHRT.
Zudem bewältigt die „Hamburg“dank ihrer bescheidenen Maße und des geringen Tiefgangs nicht nur die 1.700 Kilometer des mächtigen, von 100.000 Nebenflüssen gespeisten Stromes bis Manaus, sondern fährt 2.100 Kilometer weiter flussaufwärts bis Iquitos, als bislang einziges deutschsprachiges Schiff neben den zwei bzw. künftig drei Expeditionsschiffen von Hapag-lloyd Cruises.
Ab 2019 will auch Nicko den Amazonas bis in den Nordosten Perus befahren, mit einem neuen Schiff, Neubauten internationaler Veranstalter wie Ponant oder Hurtigruten werden dort ebenfalls unterwegs sein.
DASS KREUZFAHRTEN AUF DEM AMAZONAS SO GEFRAGT SIND, ist so
verwundert kaum, das Fahrtgebiet beeindruckend wie kaum ein anderes. 20 Prozent des gesamten Süßwassers unseres Planeten fließen im Amazonas. Der größte Regenwald der Welt produziert ein Drittel allen Sauerstoffes, und ist zugleich das artenreichste Biotop der Erde. Auf einem halben Hektar Land wurzeln bis zu 200 verschiedene Baumarten – in unseren Wäldern sind es gerade mal sechs. Neben berüchtigten Spezies wie der würgenden Boa Constrictor, dem grellbunten Baumsteigerfrosch, der den indigenen Völkern das Pfeilgift liefert, und dem Jaguar, der drittgrößten Raubkatze der Welt, leben hier 1.300 Vogel- und 3.000 Fischarten. Ganz zu schweigen von den unzähligen verschiedenen Kriechtieren und Insekten. Auf einem einzigen Baum konnten Forscher 95 verschiedene Ameisen identifizieren. Noch jagen einige Indios wie eh und je mit dem Blasrohr, noch streifen Tapire umher, noch darf die Forschung hoffen, dass unbekannte Pflanzen ungeahnte Möglichkeiten für die Pharmazeutik bieten. Doch in den vergangenen Jahrzehnten wurden bereits 20 Prozent der einst sechs Millionen Quadratkilometer Amazonas-regenwald für immer vernichtet, um Tropenholz zu schlagen, Tierfutter anund Bodenschätze wie Bauxit, Uran oder Gold abzubauen – und die Zerstörung schreitet täglich voran. Nicht einmal das Geschäft mit Touristen ist so lukrativ, dass es die langfristig keineswegs gewinnbringende Abholzung verhindern könnte. Der Amazonas-regenwald ein gefährdetes Sehnsuchtsziel, eine Reise auf dem mythischen Fluss ein Lebenstraum für viele.
AUF DER „ HAMBURG“UNTERWEGS
sind neben mir 321 Passagiere, von denen 71 bereits in der Karibik aufgestiegen sind, im kubanischen Havanna, auf Martinique, Barbados oder Grenada. Das Durchschnittsalter beträgt respektable 65 Jahre. Doch seien solche Zahlen bedeutungslos, meint die Bordzeitung. Die legere „Hamburg“sei ein Schiff „für Menschen, die sich nicht über ihr Alter, sondern ihre Lebenslust definieren“. Signifikante Abweichungen vom Altersdurchschnitt bleiben Ausnahmen, umso breiter ist das Spektrum der Kinderstuben und Bildungshorizonte, und so kommt es schon bei Tisch zur faszinierenden Begegnung mit fremden ( Un-)kulturen, noch bevor wir auf indigene Völker treffen. Die familiäre Atmosphäre an Bord aber glättet sämtliche Disharmonien, zumal selbst auf einem so überschaubaren Schiff wie diesem ausreichend Raum zur friedlichen Koexistenz bleibt. Sogar mit den fremdartigen Fluginsekten von beängstigender Größe, denen das Oberdeck der „Hamburg“als Landeplatz dient; mehrmals täglich
kehrt die Crew Hunderte robuster, schwarzer Käfer zusammen. Übrigens erweist sich meine Furcht vor Moskitos als unbegründet, dank eines wirksamen Sprays werde ich auf der gesamten Reise ganze drei Mal gestochen, obwohl ich selbst bei Zodiac-ausflügen in den Regenwald stets kurze Hemden und Hosen trage.
NATURGEMÄSS SIND NICHT ALLE REISETAGE
gleichermaßen prall mit Eindrücken gefüllt. Hinter Manaus dämpft die meditative Monotonie des vorüberziehenden Waldes die Unterhaltungen. Setzt Entspannung ein oder ermüdet die ewig gleiche Aussicht? Gelegentlich kommt uns ein Fahrgastschiff mit seinen typischen mehrstöckigen, ovalen Aufbauten entgegen. Weit häufiger schwimmen Eichhornia-inseln vorbei, die jedoch leider nicht das Geringste mit den possierlichen Tierchen zu tun haben; die Wasserhyazinthe trägt ihren Namen zu Ehren eines preußischen Kultusministers. Immer wieder schlagen treibende Baumstämme gegen den Bug. Eines Nachts verkantet sich ein mehrere Meter langes Exemplar im Propeller; ich wache durch die starken Motorvibrationen auf. Tags darauf müssen in Manaus zwei Taucher die Schiffsschraube befreien. Als heftige Regengüsse das Grün in einen schmalen Streifen Grau verwandeln, glaubt man, hie und da einen Anflug von Melancholie an Bord zu spüren. Doch launige Aktivitäten von Bingo bis Zumba sorgen für Zerstreuung und Bewegung. Viele Gäste frequentieren auch die Vorträge der vier fachlich kompetenten, rhetorisch unterschiedlich begnadeten Lektoren. Ihr täglicher „Recap“lässt vor dem Abendessen das Erlebte Revue passieren und bietet eine Vorschau auf das zu Erwartende. Wenn dann der aus Mumbai stammende Chefkoch George Podder seine Köstlichkeiten auftischen lässt, erhellen sich selbst jene Seelen, denen es vor dem ständigen Grün allmählich graut. Die Küche der „Hamburg“ist von überraschender Qualität für ein Schiff dieser Preisklasse. Die angerichteten Teller wirken ansprechend, der Service der bestens ausgebildeten Kräfte ist aufmerksam und persönlich.
ÜBERHAUPT MACHT DIE HERZLICHKEIT
der Crew manche Unzulänglichkeit des mittlerweile 21 Jahre alten, bestens gepflegten Schiffes wett. Die zahlreichen Stammfahrer schätzen das außergewöhnliche Routing des kleinen „Weltentdeckerschiffes“, das sogar die Großen Seen Nordamerikas befahren kann. Dafür verzichten sie auf zeitgemäße Standards, wie etwa Balkonkabinen, und stören sich nicht daran, dass ihre geliebte „Hamburg“mit Schweröl durch das ökologisch hochsensible Amazonasgebiet fährt und die Abgase ungefiltert in die Natur pustet. Zwar dürfte bei bewegter See das Donnern der Wellen die Gäste in bugnahen Kabinen bei leichtem Schlaf wach halten, und weiter hinten brummen die Motoren heftig, doch gehört es zum Erlebnis einer Reise mit der „Hamburg“, dass man dieses Schiff eben noch hört und spürt. Selbst dass die Sonnendecks am Heck nur für Lärmresistente nutzbar sind, weil dort Abluftventilatoren dröhnen, und man sich folglich
einen der Liegestühle am Süßwasserpool mittschiffs erkämpfen muss, ist nebensächlich. Wer will schon in der Sonne dösen, wenn spannende Expeditionen locken? Angeboten werden auf dieser Tour Ausflüge zu Preisen von 49 bis 189 Euro, von der nächtlichen Alligator-beobachtung über das Schwimmen mit Flussdelfinen bis zur Rundfahrt im Bus – die Städte Belém und Manaus lassen sich aber problemlos auch auf eigene Faust erkunden.
sind Fahrten mit den bordeigenen Zodiacs in Seitenarme und Überschwemmungsgebiete des Amazonas, wo sich Aras erspähen lassen und flinke Spinnenaffen, Kormorane, Kolibris und allerlei Schmetterlinge, deren Name ihr Geheimnis bleibt. Sechs dieser Schlauchboote stehen zur Verfügung. Fünf gehen mit jeweils 16 Passagieren, einem Lektor oder einer Ausflugsleiterin und einem Bootsführer auf Tour, ein Zodiac wird einsatzbereit für Notfälle zur Verfügung gehalten; nach vier „Schichten“sind alle Gäste beglückt. Hinzu kommen Anlandungen mit Tendern in Ansiedlungen wie dem 18.000 Einwohner zählenden Jutaí. Obgleich nur selten von Touristen besucht, sind schon Kleinkinder darauf konditioniert, für Süßigkeiten vor den Kameras zu posieren. Ihre älteren Geschwister schleppen angeleinte Totenkopfäffchen und Gürteltiere an – natürlich gleichfalls in Erwartung eines entsprechenden Obolus. Und die reifere Jugend bietet Rundfahrten per Moped an, anfangs für
IM REISEPREIS INKLUDIERT
drei Real, etwa einen Euro; doch rasch wird die Zahlungskraft der „Hamburg“-passagiere besser eingeschätzt und der Preis zieht an. Natürlich bleibt das Angebot bei schweißtreibenden 39 Grad im Schatten für manch ältere Dame so attraktiv wie der muskulöse Fahrer, an den sie sich klammern darf.
der Reise überqueren wir die Grenze nach Kolumbien, und die „Hamburg“wirft ihren Anker vor Leticia. Hier haben die meisten Gäste eine der beiden angebotenen Exkursionen gebucht, eine Bootsfahrt zur von zahmen Mönchsaffen bewohnten „Monkey Island“mit einem Besuch bei einem Stamm der Yagua-indianer oder eine abenteuerliche Wanderung auf rutschigen Regenwaldpfaden zu den Huitoto-indianern. Doch auch die geschäftige Stadt, die südlichste Kolumbiens, lohnt einen Besuch. Am Abend macht sich die „Hamburg“dann auf nach Iquitos – ohne weiteren Halt. Der vorgesehene Besuch von Pevas, der 1735 gegründeten, ältesten peruanische Siedlung am Amazonas, wird aus Zeitgründen abgesagt. Nach 3.810 Flusskilometern endet unsere Kreuzfahrt. Während wir aus der vollbesetzten Chartermaschine, die uns über Panama zurück in die Heimat bringt, einen letzten Blick auf den mäandernden Flusslauf werfen können, steigen neue Passagiere auf. Schon bald wird für sie der Auslaufsong der „Hamburg“ertönen: „Volle Fahrt voraus, das Schiff ist dein Zuhaus!“Ich beneide sie. ■
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