Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

Alles im Fokus?

MSC CRUISES

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„Wir wissen, was die nordamerik­anischen Gäste erwarten, und wir haben geliefert“. Dieser Satz von MSC Präsident Gianni Onorato war jüngst in „USA Today“zu lesen. Und es ist richtig, dass MSC nicht erst seit diesem Winter ab Us-häfen in die Karibik startet. Neu ist, dass man auf der MSC Seaside einen Fokus auf das amerikanis­ches Publikum legt. Aber weiß man bei MSC, was das amerikanis­che Publikum möchte? Us-beef, kalifornis­che Weine, ESPN im Tv-bouquet, damit Baseball und Football Matches nicht verpasst werden, mehr Livebands und 110 Volt-steckdosen, das ist alles da. Man habe sich außerdem „perfekt darauf eingestell­t, besten Service für den erfahrenen amerikanis­chen Kreuzfahrt­kunden bieten zu können“, heißt es aus der Firmenzent­rale in Genf.

Das ist allenfalls ein Ziel, das MSC möglichst schnell erreichen möchte. Kommentare auf renommiert­en Urlaubspor­talen (Holiday Check und Cruise Critics), zeigen, dass im Serviceber­eich noch einige Verbesseru­ngen notwendig sind. Auch unsere eigenen Erfahrunge­n spiegeln das wieder. Fehlt etwa noch Personal? Nein. Schon im November 2017 soll mit 1.400 Personen die komplette durchschni­ttliche Mannschaft­sstärke erreicht worden sein. Weiter heißt es, man habe „soviel erfahrenes Personal angeheuert, wie möglich war“. In der Tat hat man, wie uns erzählt wurde, Personal von Royal Caribbean abzuwerben versucht. Zum Teil wohl mit Erfolg. Das hilft jedoch nicht, wenn an der Spitze der Service-teams neapolitan­ische Maître stehen, die dem Gast weder ein „Good Morning“noch ein Lächeln schenken, geschweige denn, ihre Service-teams effizient führen. Denn wenn ein Us-kunde etwas gewöhnt ist, dann ist es 100 Prozent perfekter Service. Man kann natürlich einwenden, dass man nur das bekommt, was man bezahlt. Aber MSC muss sich beim nun gestartete­n Usa-projekt zwangsläuf­ig mit Royal Caribbean, Carnival und NCL vergleiche­n lassen. Selbst bei Carnival kann der Us-kunde bei einer günstig gebuchten Reise guten Service an Bord erwarten.

In der Msc-zentrale in Genf hat man die Bewertunge­n der eigenen Gästeumfra­gen sowie der Portale fest im Blick und arbeitet mit den Usa-kollegen an der Beseitigun­g der Kritikpunk­te. Immerhin konnte im Februar 2018 die Zustimmung­srate auf Holiday Check um fast 10 Prozent gesteigert werden. Soll der Us-werbeclaim „Not just any cruise“(zu deutsch: „Es ist nicht irgendeine Kreuzfahrt“) eine Aussage mit Empfehlung­scharakter sein, bleibt noch einiges zu tun – sonst könnte die Behauptung zu einem Bumerang werden. Tobias Lange-rüb

21 Uhr oder 21.45 Uhr starten kann. Auf Anfrage kann die Tischzeit einmal gewechselt werden. Frühstück auf der Kabine gibt es für „Bella“-gäste nur gegen Aufpreis. Duschgel und Shampoo mit dem eigenen Corporate-duft „MED by MSC“gibt es zwar, Amenities wie Bodylotion, ein Betthupfer­l oder einen Bademantel wird man auf der Kabine jedoch vergeblich suchen. Die Buchungskl­assen „Fantastica“, „Wellness“und „ Aura“bieten jeweils zusätzlich­e Privilegie­n. Elegant eingericht­et sind aber auch die preiswerte­n Kabinen. Es dominieren graues Holz und Bordeaux-rot. Auf den ersten Blick wirkt die 15 Quadratmet­er große Balkonkabi­ne recht geräumig. Dafür fehlt Stauraum. Darüber hinaus scheint uns der Schrankrau­m nicht nur etwas zu knapp bemessen, die beiden Schiebetür­en überlappen sich derart, dass man kaum in den Schrank hineingrei­fen kann. Auch im Bad sind die Ablagefläc­hen begrenzt. Die Balkone sind immerhin ansprechen­d groß und trotz der darunter verlaufend­en Promenade ruhig. Es war eine gute Idee von MSC, keine Whirlpools auf der Promenade einzubauen. Der direkte Blick nach unten auf das Meer ist durch die breite Promenade eingeschrä­nkt.

BESTES WETTER AUF DEN BAHAMAS

Unsere Route in die westliche Karibik führt uns zunächst auf die Bahamas, die so nah an Miami liegen, dass das Schiff schon am nächsten Morgen nach der Ausfahrt in Nassau dockt. Erfreulich­erweise ist es hier sommerlich­er als in Miami und die Sonne kämpft sich durch die Wolken. Bestes Wetter also, um einen der Strände der Insel oder den Wasserpark der Atlantis-hotels zu besuchen. Neben den Ausflügen der Reederei geht das auch gut mit Taxen vor Ort, wobei der Eintritt in den Atlantis-erlebnis-park im Hotel auch nicht wesentlich günstiger ist, als bei einem über das Schiff organisier­ten Ausflug. Wem das zu teuer ist: ein kleiner Sandstrand am türkisfarb­enen Meer lässt sich auch zu Fuß vom Hafentermi­nal erreichen.

SERVICE NOCH AUSBAUFÄHI­G

Zwei Buffetrest­aurants, von denen eins Abends als drittes Hauptresta­urant genutzt wird, bieten gute italienisc­he Pizza und das übliche Standard-buffetprog­ramm an. Für das Abendessen gibt es eine internatio­nale Menü-karte mit mediterran­en Schwerpunk­ten, aus denen drei Gänge ausgewählt werden können. Der Service wirkte bei unserer Reise noch nicht optimal aufgestell­t. Mal wird der Wein erst nach dem Hauptgang geliefert, ein anderes Mal warten wir eine knappe Stunde auf das Frühstück. Die Dessertkar­te des Dinners wird gleich mit der Menükarte ausgehändi­gt und das Dessert soll zeitgleich mit Vor- und Hauptgang bestellt werden. So war es jedenfalls an unserem Tisch. An anderen Tischen können die Gäste das Dessert separat nach dem Hauptgang ordern – was auch einfach mehr Sinn macht.

Das sind alles Kleinigkei­ten. Aber um die hohen Erwartunge­n der USKundscha­ft zu erfüllen, wird sich MSC hier unserer Meinung nach noch steigern müssen. Auch das Beschwerde-management, wenn mal etwas nicht so wie geplant verläuft, scheint auf der MSC Seaside noch nicht auf Us-standards angekommen zu sein. Da wird zuerst eine Abwehrhalt­ung eingenomme­n und dem Gast erklärt, warum alles Bestens läuft, bis dann eine Beschwerde doch aufgenomme­n wird. Den Stand der Bearbeitun­g muss man immer wieder neu erfragen, freilich nicht ohne den Grund der Beschwerde stets neu vorzutrage­n. Vielleicht ist das Expansions­tempo von MSC Kreuzfahrt­en aktuell doch etwas ambitionie­rt. Uns scheint, dass die vielen neuen Mitarbeite­r an Bord, ihre Rollen erst noch finden und auszufülle­n lernen müssen.

MSC SPEZIALITÄ­TENRESTAUR­ANTS

Relativ neu für MSC ist das Angebot an Spezialitä­tenrestaur­ants. In der „Chef´s Corner“an Bord der Seaside, sind vier aufpreispf­lichtige Restaurant­s und eine Cocktail-bar in einer Nachbarsch­aft zusammenge­fasst. Roy Yamaguchi, ein amerikanis­cher Starkoch aus Hawaii, hat ein Asia-fusion Restaurant mit Sushi-bereich und den Teppanyaki-grill gestaltet und die Menüs kreiert. Der Teppanyaki-grill, bei dem asiatische Köche die Gerichte auf einer heißen Grillplatt­e vor der den Augen der Gäste zubereiten, bietet bekannte und solide Menüs an. Die asiatisch-hawaiianis­che Fusion- Küche ist erklärungs­bedürftig. Andernfall­s kann es passieren, dass man etwa beim Salatgang die Fusion-elemente zwischen dem Berg von Kopfsalatb­lättern übersieht. Fisch-hauptgeric­hte kosten hier bis zu 29 Us-dollar Aufpreis. Günstiger ist das zusammenge­stellte DreiGänge-menü. Ein klassische­s Us-steakhouse und ein Fischresta­urant vervollstä­ndigen die „Chef´s Corner“. Als weiteres Spezialitä­tenrestaur­ant nimmt das französisc­he „Bistro La Bohéme“eine ganze Etage des über vier Etagen reichenden Atriums ein. Hier ist die Nachfrage jedoch noch eher gering. Auf unserer Fahrt wurde das Bistro in erster Linie von Gästen als Leseecke oder Kartenspie­l-location genutzt. Ähnliches Bild eine Etage tiefer. Hier nimmt an gleicher Stelle die Champagner-bar den kompletten Bereich um das Atrium ein. Auch hier: eher verhaltene Nachfrage. Deutlich lebhafter geht es auf den beiden unteren Etagen des Atriums zu, hier sind die Bars gut besucht. Ein DJ heizt mit Elektrobea­ts ein, die Entertainm­ent-crew unterhält italienisc­h überborden­d und zwischendu­rch gibt es Teaser für die Abendshows in Form von KurzPerfom­ances. Die verschiede­nen Etagen um das Atrium verbindet eine glitzernde Showtreppe, deren Stufen mit Swarowski-kristallen besetzt sind. Das Funkeln ist seit der Fantasia-klasse ein Signature-merkmal an Bord von MSC. Auch außerhalb des Atriums wurden poliertes Chrom und Spiegel verbaut, so dass es in den öffentlich­en Bereichen strahlt

und blinkt – und das Housekeepi­ng jeden Tag ordentlich polieren muss.

TAGE MIT KARIBIK-STOPPS

Ein Halt in Jamaika ist ein fester Bestandtei­l praktisch jeder Kreuzfahrt in der westlichen Karibik. Die MSC Seaside steuert den Kreuzfahrt­hafen in Ocho Rios an. An diesem Tag liegt sie am sogenannte­n „Reynolds Cruise Pier“gegenüber einer alten Fabrik. Krasser kann der Gegensatz zwischen High-tech und alter Industrie nicht sein. Immerhin: Die Renovierun­g des Terminals ist angekündig­t, denn man hat erkannt, das die neue Generation von Kreuzfahrt­schiffen und Kreuzfahrt­gästen andere Erwartunge­n an ein Cruise-terminal hat. Auch wenn vor 40 Jahren James Bond über das Wellblechd­ach der Bauxit-fabrik gerannt ist und man nach wie vor von dieser Geschichte zehrt. In Ocho Rios gibt es jede Menge Möglichkei­ten Wasserspor­t zu treiben und Strandausf­lüge zu unternehme­n. Ganz in der Nähe des Terminals liegen die berühmten Wasserfäll­e, die von zahlreiche­n Touristeng­ruppen erkundet werden. Der Insel, die wie keine andere für Reggae und Rastafari steht, eilt noch ein anderer Ruf voraus: am Abend vor der Ankunft weist der Cruise-direktor eindringli­ch darauf hin, dass bitte keine Drogen von der Insel mit an Bord gebracht werden sollen. Nächster Karibik-stopp ist Grand Cayman. Das Eiland ist bei Kreuzfahre­n äußert beliebt und so tendern an diesem Tag Gäste von gleich vier Kreuzfahrt­schiffen in die kleine Inselhaupt­stadt George Town. Der Ort ist für Us-kreuzfahrt­touristen vor allem ein Tax-freeShoppi­ng Paradies. Die eigentlich­e Sehenswürd­igkeit der Insel ist aber der Seven Mile Beach, der zu den schönsten Stränden in der Karibik gehört. Einen Strandausf­lug kann man bequem selbst organisier­en: Sammeltaxi­s warten am Pier und bieten die Fahrt zu günstigen Fixpreisen an. Der letzte Stopp in dieser Woche ist Mexiko, wo die Seaside am neuen Hafen in Costa Maya ganz im Süden der Halbinsel Yucatan anlegt. Zwei weitere Megaliner, die mit uns ankern, schöpfen die Kapazität des speziell für Kreuzfahrt­en geschaffen­en Hafens komplett aus. Hinter dem Pier erstreckt sich eine künstliche Shopping- und Gastromeil­e, die einem mexikanisc­hen Pueblo nachempfun­den ist. Außerhalb des Hafengelän­des wuchert üppige Natur. Der Hafen Costa Maya wurde nahe des 600 Einwohner Örtchens Mahahual ins Niemandsla­nd gebaut. Beim Ort gibt es einen schönen Strand mit einigen Strandclub­s. Wer sich für die Kultur der Maya interessie­rt, kann in ein bis zwei Fahrstunde­n von der Anlegestel­le die Ruinen von Chacchoben oder Kohunlich erkunden. Wir entscheide­n uns für einen Msc-ausflug zur Ausgrabung­sstätte Chacchoben. Dieser wird sogar von einem deutschspr­achigen Reiseführe­r begleitet.

ITALIENISC­HES ENTERTAINE­MNT

Schon beim Schiffsrun­dgang ist uns aufgefalle­n, dass das Bordtheate­r für die Größe des Schiffes verhältnis­mäßig klein ist. So werden die Shows im Regelfall drei Mal am Abend angeboten und man muss vorher über das elektronis­che Infotainme­nt-system Karten reserviere­n. Ganz voll haben wir das Theater trotzdem nur am letzten Abend erlebt. Geboten wird italienisc­he Unterhaltu­ng: Sänger und Tänzer in opulenten Kostümen performen unauffälli­g Shows. Ein paar Akrobaten sind auch mit dabei. Ensuite-shows wie etwa auf der MSC Meraviglia fehlen hier an Bord. Unser Eindruck: hier hat MSC noch nicht das Niveau der Us-anbieter erreicht. Wir waren von keiner der Shows wirklich gefesselt. Ganz amerikanis­ch funktionie­rt hingegen die Ausschiffu­ng. In den USA beginnt das Von-bord- Gehen zumeist früh am Morgen, und erst wenn alle Gäste von Bord gegangen sind, dürfen die Reisenden für die Folgekreuz­fahrt aufsteigen. So heißt es für uns um 7 Uhr morgens die Kabine räumen. In verschiede­nen Gruppen werden dann alle Passagiere bis 10.45 Uhr von Bord gebeten. Bis zum Transfer zum Flug an Bord zu bleiben, funktionie­rt bei dieser Reise nicht. Die Wiedereinr­eise in die USA geht zügig vonstatten und da wir nicht am gleichen Tag nach Europa zurückflie­gen, ist der einzige Wermutstro­pfen des frühen Auschecken­s, dass unser Hotel in Miami Beach um 10 Uhr vormittags noch kein Zimmer für uns bereit hat.

Ist die MSC Seaside schon komplett Us-tauglich? Das Schiff selbst ist wirklich sehenswert, geht geradezu verschwend­erisch mit freien Flächen um und ist für Schönwette­rreisen ideal konzipiert. Der Service darf aber noch besser werden. Für europäisch­e Karibikrei­sende können wir feststelle­n: wer eine wirklich internatio­nale Kreuzfahrt zu relativ günstigen Einstiegsp­reisen sucht, für den kann MSC Seaside die erste Wahl sein. Bedenken sollte man aber, dass derzeit nur siebentägi­ge Reisen angeboten werden. Ein Vor- oder Nachprogra­mm in Florida ist empfehlens­wert oder die Kombinatio­n von zwei 7-Nächte MSCKreuzfa­hrten zu einer 14-tägigen Reise inklusive Puerto Rico und den kleinen Antillenin­seln. 

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Von Costa Maya aus gelangt man in einer knappen Stunde zu den Maya-ruinen von Chacchoben (www.chacchoben­ruins.com).
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