Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin
INSTAGRAMMEBLE MOMENTS AN DER AMALFIKÜSTE
Mit der Azamara Pursuit unterwegs in Italien, Malta und Griechenland
Drei Schwestern sind wieder zusammen. Im August 2018 ist die Pursuit in die Azamara Club Cruises Flotte aufgenommen worden und ist nun mit den ehemaligen R-klasse Schiffen Azamara Quest und Azamara Journey erneut vereint.
Das kleine Boutiqueschiff eignete sich zu Beginn des Herbst hervorragend für eine entspannte Crucero- Reise in der Nachsaison mit Stationen, die große Kreuzfahrtschiffe nicht direkt ansteuern können.
Warum dürfen die denn direkt vor dem Hafen liegen und wir müssen mit dem Bus nach Chania fahren?“, hören wir ein deutsches Paar an der Hafenpromenade grummeln, das offenbar mit einem großen Kreuzfahrtschiff in Souda angelegt hat. Wir reisen auf der Azamara Pursuit, die direkt vor dem alten venezianischen Hafen von Chania ankert.
Die Tenderfahrt dauert kurze fünf Minuten. An den kleinen Anlegesteg im Hafenbecken passt genau ein Tenderboot. Für 700 Passagiere lässt sich hier der Transfer problemlos organisieren. Undenkbar, wenn zwischen 2.000 und 3.000 Gäste von hier auf ihr Kreuzfahrtschiff zurück möchten.
Den Vorteil ihrer kleinen Dimension mit einer Bruttoraumzahl von 30.000 spielt die Pursuit auf dieser 8-Nächte-mittelmeer-reise von Piräus nach Civitavecchia voll aus.
Neben Chania stehen die kleinen Häfen und Buchten von Syrakus und Giardini Naxos / Taormina sowie Amalfi und Sorrent auf den Routenplan. Als einziger Hafen, der auch von großen Kreuzfahrtschiffen angesteuert wird, vervollständigt Valletta auf Malta die Stationen.
DER NEUZUGANG BEI AZAMARA CLUB CRUISES
Die Azamara Pursuit ist das dritte Schiff der Azamara Flotte. Die Reederei hat das Schiff im Sommer 2018 von P&O Cruises übernommen und komplett renoviert. Jetzt ist die Pursuit auf Azamara-standard und in der Ausstattung praktisch identisch mit ihren baugleichen Schwestern Journey und Quest, die aus der gleichen Bauserie für die ehemalige Cruiseline Renaissance Cruises stammen und zwischen 2000 und 2001 entstanden sind.
Lediglich in einigen Details wurden Weiterentwicklungen vorgenommen. So ist auf Deck 5 „The Den“entstanden. Ein schöner Multifunktionsraum der neben der Pianobar auch die Ausflugsschalter, das Reisebüro für die nächste Kreuzfahrt und die Loyality-programmDesks geschickt integriert. Als weiterer vielseitiger Bereich wird auf Deck 10 der „Living Room“ganztägig genutzt, tagsüber Café, Spielund Internetecke, abends Live-club und Disko.
Auch die Kabinen wurden komplett renoviert. Dem Baujahr geschuldet sind die eleganten Balkonkabinen nicht allzu geräumig. Schreibtisch, ein breiter Sessel nebst höhenverstellbarem Tisch und ausreichend Schrankraum haben neben dem bequemen Bett trotzdem ausreichend Platz gefunden. Im kleinen Bad sind die
Ablageflächen begrenzt und die Dusche verfügt lediglich über einen Duschvorhang.
Schön ist der kleine Balkon mit großem Tisch, an dem das Kabinenfrühstück stilvoll auf einer Tischdecke serviert wird. Vor dem Tendern frühstücken wir schon mit Panoramablick auf Hafen und Altstadt von Chania.
NEBENSAISON AUF KRETA
Ende Oktober ist in Chania Nebensaison und die Stadt lässt sich gut erkunden. Anders als in der Hochsaison ist jetzt ein gemütlicher, ruhiger Spaziergang entlang der Hafenpromenade möglich, ohne alle fünf Meter über eine Ausflugsgruppe zu stolpern. Sogar die Hafenmauer bis zum restaurierten Leuchtturm erlaufen wir heute. Azamara bietet Routen mit ausgedehnten Hafenliegezeiten bis in den Abend hinein an. So ist in Chania die Abfahrt erst für 20 Uhr vorgesehen.
Kurzfristig ändert der Kapitän jedoch die Pläne und zieht die Abfahrt auf 18 Uhr vor. Grund ist ein nahender Sturm, der die Navigation im Hafen von Valletta, der am übernächsten Morgen angelaufen werden soll, schwierig bis unmöglich machen könnte.
UNGEPLANTER OVERNIGHT IN VALLETTA
Nach der frühen Abfahrt steuert die Pursuit daher mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von 20 Knoten auf Valletta zu und erreicht die Stadt bereits am nächsten Abend, so dass ein zusätzlicher OvernightStopp statt des vollen Seetages die Reise aufwertet.
Das historische Stadtzentrum von Valletta liegt in fußläufiger Entfernung vom Kreuzfahrtterminal. Wer den Aufstieg in die auf einem Plateau gelegene Stadt scheut, kann bequem den Aufzug nutzen. Uns zieht es stattdessen ins mittelalterliche Mdina, das bis 1571 Hauptstadt der Insel war. Für 1,50 Euro pro Person lässt sich das im Inselinneren gelegenen Städtchen mit dem öffentlichen Bus gut erreichen.
Auch im Oktober ist die Touristenschlange am Busbahnhof relativ lang. In der Hochsaison bietet sich diese selbst organisierte Tour vermutlich nicht an. In Mdina angekommen geht es durch das alte Stadttor, das auch schon Kulisse für das Tv-epos „Games of Thrones“war, in die praktisch autofreie Altstadt. Durch schmale Gassen voller mittelalterlicher Stadthäuser führt ein Rundgang in Richtung der sehenswerten Kathedrale nebst Museum. Von der angrenzenden Stadtmauer blickt man über die Insel.
EIN ABEND AN LAND
Der „Azamazing Evening“– ein Event, das in dieser Form unseres Wissens nach nur Azamara anbietet. Auf fast jeder mindestens einwöchigen Reise wird an einem Abend ein Kulturevent angeboten. In Malta ist dazu im historischen Kongresszentrum der Stadt ein Empfang und ein kurzes Konzert der maltesischen Folkpop-gruppe „Etnika“organisiert worden.
Malteserritter empfangen uns in dem zum Tagungsort umgebauten alten Krankenhaus. Es werden Getränke und Snacks gereicht und eine maltesische Folkloregruppe tanzt beschwingt dazu im Foyer. Etnika überrascht anschließend mit einer progressiven und modernen Interpretation maltesischer Musik. Nach einer knappen Stunde geht es zurück an Bord, 18 Reisebusse sind dazu im Einsatz. Schon kurz danach legt die Pursuit nach Sizilien ab.
Logistisch ist es eine große Herausforderung, alle 700 Gäste in kurzer Zeit zur Eventlocation und zurück zu bringen. Und natürlich müssen auch Essenszeiten vor und nach der Veranstaltung angepasst werden, damit nicht ein Großteil der Gäste der Veranstaltung aus Angst fernbleibt, das Dinner zu verpassen. Wobei das auch durchaus ein Verlust wäre. Die Menüs im Hautrestaurant sind vielseitig und ausgezeichnet zubereitet. Jeden Tag steht eine andere Landes- oder Regionsküche im Mittelpunkt und neben Klassikern gibt es immer eine Empfehlung des Küchenchefs und ein Highlight der themengebenden Landesküche.
Dazu präsentieren die Sommeliers eine Weinauswahl von fünf offenen Weinen, deren Qualität ordentlich ist und die sich deutlich von den offenen Tischweinen großer Reedereien abhebt.
Wer Abwechslung sucht, kann neben dem Buffet und dem Poolgrill auch die beiden Spezialitätenrestaurants besuchen. Dort wird ein Aufpreis fällig, die Getränkeauswahl aus dem Hauptrestaurant und Bars ist aber inkludiert. Der Service dazu ist überall ausgezeichnet und sehr zuvorkommend.
GESCHICHTE UND PARTY AUF SIZILIEN
Syrakus und Taormina sind zwei der sehenswerten Orte auf Sizilien. Große Kreuzfahrtschiffe können beide Häfen nicht anfahren. In Syrakus wird sich das in Zukunft ändern, wenn in einigen Jahren das neue Kreuzfahrtterminal fertiggestellt sein wird. Bisher stehen noch nicht einmal die Fundamente der Terminals.
White Night vor Syrakus: Die Tische auf dem offenen
Deck sind zum Sonnenuntergang festlich eingedeckt (oben). Die gegrillten Hummerhälften sind das beliebteste Gericht beim Barbeque. Und nach dem Essen sitzt man bei einem Glas Wein zusammen oder tanzt in die Nacht.
Der Kai hingegen wurde bereits Anfang Oktober mit einem Anlauf der Azamara Quest in Betrieb genommen. Bisher legen hier nur Schiffe von Silversea, Seabourn und Azamara an. Deren Passagiere können sich glücklich schätzen, denn Syrakus ist eine historische Perle.
Die Stadt zählt seit 2005 zum Unesco-weltkulturerbe. Schon die Griechen siedelten 700 v. Chr. und noch heute ist aus dieser Zeit das Teatro Greco im archäologischen Park zu besichtigen. Direkt nebenan liegen ein römisches Amphitheater und das „Ohr des Dionysios“. Letzteres ist eine große Grotte, die in der Form einem Ohr ähnelt. Im Inneren der 65m langen und 23m hohen Grotte verstärkt der Schall jeden Laut.
Noch spannender ist die auf der Halbinsel Ortygia gelegene Altstadt, deren Ursprünge auf griechische Siedler zurückgehen, mit ihren zahlreichen Palazzi, Kirchen und eleganten Plätzen. Diese liegt in Sichtweite der Pursuit und bildet später eine stimmungsvolle Kulisse für die White Night, die am Abend stattfinden wird.
Die auf vielen Schiffen gefeierte Party wird bei Azamara – wenn das Wetter es zulässt – an Deck mit großem Buffet zelebriert. Und das Wetter spielt mit. Die Crew hat das Event extra auf diesen Abend verlegt, da die milden Abendtemperaturen, nur ein leichter Wind und kein Niederschlag schon ein paar Tage zuvor vorausgesagt wurden.
Tagsüber schaut sich die Food & Beverage Crew im Hafen nach lokalen Spezialitäten um, die dann abends bei der White Night kredenzt werden. Der Einkauf war erfolgreich. Es wurde ein kompletter Schwertfisch erstanden, der in Scheiben gegrillt wird. Absoluter Publikumsliebling sind aber die gegrillten Hummerhälften, die der spanische Kapitän Antonio Toledo auftischt. Nach dem Buffet unterhalten Kreuzfahrtdirektorin Amanda Poulson, die vier Sänger und Band die Gäste. Zu Hits der letzten Jahrzehnte wird unter dem Sternenhimmel gefeiert. Nur zu einer Polonäse über Deck, die der Kreuzfahrtdirektor auf unserer letzten Azamara-reise anführte, lässt sich Amanda nicht hinreißen. Einige erfahrene Azamara-gäste scheinen die Karawane rund um den Pool zu vermissen und starten selbst eine kleine Polonäse, die sich aber schnell auflöst. So setzt jeder Kreuzfahrtdirektor an Bord der Azarama-flotte andere Entertainmentschwerpunkte.
Ein wenig mag die im Vergleich zu anderen Azamara-reisen betulichere White Night auch dem Durchschnittsalter der Gäste geschuldet sein, dass bei dieser Reise vermutlich nah am Renteneinstiegsalter liegt.
Spektakuläre Aussichten bieten sich SPITZMARKE vom alten Amphitheater in Taormina in Richtung des schneebedeckten Ätna. Die Küste bei Amalfi, hier die Villa Rufolo in Ravello, begeistert mit traumhaften Ausblicken.
Gefühlte 90 Prozent der Gäste kommen aus Nordamerika, Großbritannien und Australien. Die deutschsprachige Gruppe an Bord umfasst genau 20 Gäste. Der Anteil schwankt je nach Reise und Route, bei der kurz später auf dem Plan stehenden Atlantiküberquerung sind ungefähr 10% der Buchungen aus Deutschland.
Englisch ist dennoch Pflicht, um sich auf dem Schiff zu verständigen. Bordsprache, Bordprogramm, Speisekarten und Durchsagen sind allesamt auf Englisch. Wen das nicht abschreckt, der wird mit einer legeren und doch niveauvollen Atmosphäre belohnt. Die Reederei setzt ihr Namensversprechen um und präsentiert einen Country-club auf See.
NAXOS – SCHON GOETHE WAR HIER
Taormina und der Strandort Giardini-naxos liegen kurz 50 Seemeilen von Syrakus entfernt. Von Giardini-naxos gelangt man mit dem Sammeltaxi oder mit dem Hop-onHop-off-bus in das auf einem Plateau auf 200m Höhe gelegen Taormina. Auch hier geht es in der Nebensaison entspannt zu. Das Amphitheater mit Panoramaausblick auf Bucht und Ätna besichtigen wir ohne große Besucherschlangen.
Lediglich eine Reihe von Kreuzfahrtausflugsgruppen samt Reiseführen mit Lollipops hat aus Messina auch den Weg in die Stadt gefunden.
Tourismus hat hier eine lange Tradition. Schon Goethe besuchte den Ort und gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Städtchen Winterzufluchtsort des europäischen Adels. Noch heute wird das Jugendstilgebäude des Bahnhofs, das 1866 eigens für den Besuch der österreichischen Kaiserin Elisabeth errichtet wurde, genutzt.
FOTOHOTSPOT AMALFI-KÜSTE
Pittoresk geht es auch am folgenden Tag weiter. Das nächste Weltkurerbe wird angesteuert: Amalfi schmiegt sich an die steilen Hänge der nach dem Ort benannten Küste südlich von Neapel. Das 5.000 Seelen Dörfchen ist schnell erkundet und so bleibt Zeit für weitere Erkundungen. Mit dem Boot nach Positano oder den Berg hinauf ins 300 Meter hoch gelegene Ravello.
Hier ist die Villa Rufolo, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen, einen Besuch wert. Deren opulente Parkanlagen faszinierten schon 1880 Richard Wagner.
Die Anziehungskraft hat nicht nachgelassen. Statt Wagner setzen sich heute Hipster für den besten Instagram-schnappschuss in Szene. Ein paar Gassen weiter kehren wir bei einer Pension, die „Farm to Table“schon seit Jahrzenten kultiviert, ein. Im Garten sehen wir die verschiedensten Gemüsesorten, die wir dann beim Mittagstisch genießen. Traumhaft.
WETTERKAPRIOLEN IM HERBST
Das Tenderboot an der Mole von Amalfi, das uns zurück auf das Kreuzfahrtschiff bringt, schwangt bedenklich. Kurz darauf verlegt die Azamara Pursuit den Anleger an die ruhigere Hafenmauer. Zurück an Bord verkündet der Kapitän, dass der Wind weiter zunehmen wird und das Tendern in Sorrent am nächsten Tag unmöglich wäre. Ausweichhafen ist Neapel. Positiv hervorzuheben ist, dass die Reederei ab Neapel dann einen kostenlosen Transfer in das gut eine Fahrtstunde entfernte Sorrent anbietet. Das haben wir bei anderen Reedereien schon anders erlebt, wo der Transfer vom Ausweichhafen – ebenfalls Neapel – dann für einen teuren Aufpreis verkauft wurde. Der Ersatzhafen Neapel war eine gute Wahl. Eine Steife Brise weht tagsüber und Tendern vor Sorrent wäre vermutlich kein Vergnügen. Im Herbst kann es auch im Mittelmeer ungemütlich werden. Auf dem Weg zum Zielhafen Civitavecchia erreicht uns ein über Italien wütender Herbststurm. Die kleine Pursuit meistert den Seegang, aber natürlich ist man dem Meer näher und spürt es auch stärker als auf einem Megaliner.
Pünktlich ist das Schiff vor Civitavecchia. Doch der Hafen hat mit dem Wetter zu kämpfen. So müssen die Kreuzfahrtschiffe mit Hilfe von Schleppern an die Anlegestellen gegen den Wind gedrückt werden. Das dauert und das Anlegen der Kreuzfahrtschiffe kann sich bei solch widrigem Wetter verzögern. Wer Flug und Kreuzfahrt separat bucht, sollte genügend Zeit zwischen Ankunftszeit im Hafen und Abflug einplanen. Oder gleich noch einen Aufenthalt in Rom als passenden Abschluss einer Off-season Boutique-kreuzfahrt zu historischen und pittoresken Orten in Griechenland und Italien vorsehen.