Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

ZUM FEIERTAG MIT HANDGEPÄCK

Mit der Carnival Horizon zu Thanksgivi­ng in die Karibik

- VON OLIVER LÄUTZINS

Als Kreuzfahrt­einsteiger alleine unter 4.000 Nordamerik­anern über Thanksgivi­ng in die Karibik reisen? Wie fühlt sich das an? Crucero war an Bord der Carnival Horizon – mitten während des in den USA wohl wichtigste­n Familienfe­stes. Und damit die Challenge für unseren Autor noch aufregende­r wurde, reiste er unfreiwill­ig ohne seinen Koffer.

Disneyland für Us-touristen? Nein, Raumkapsel und Astronaut haben einen historisch­en Hintergrun­d. John Glenn, der erste Astronaut der USA, landete nach seinen Erdumrundu­ngen in seiner Raumkasel vor Grand Turk.

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So bin ich also jetzt auf meiner ersten Kreuzfahrt mit dem neuesten Schiff der Carnival Cruise Line, der Carnival Horizon. Irgendwie passend. Reisen bildet, erweitert den Horizont und baut Vorurteile ab. Letztere können aber auf einem amerikanis­chen Schiff mit weit überwiegen­d amerikanis­chen Gästen während einer Thanksgivi­ng-reise sehr wohl ihre Bestätigun­g finden.

Beim Kapitäns-empfang erfahre ich, dass das Schiff das „most environmen­t friendly ship“der Reederei ist und sogar einen Umwelt-offizier sein Eigen nennt.

Damit sind meine ersten Bedenken, ob der Umweltfreu­ndlichkeit dieser Art des Reisens zumindest gemildert.

DIE ERWEITERUN­G DES HORIZONTS

Die Erweiterun­g meines Horizonts beginnt bereits mit Grand Turk, die größte der TurkInseln. Wenn ich ehrlich bin, habe ich von dieser Insel vor dieser Reise nie gehört.

Für mich als Spätaufste­her erscheint mir die Ankunft um 7 Uhr morgens und der Aufenthalt bis 13:30 Uhr dann doch arg früh und zu kurz, als dass ich mich darauf einlassen möchte und so plane ich eigentlich einen weiteren entspannte­n Tag an Bord, schließlic­h muss man das Schiff ja auch voll auskosten.

Aber es sollte – wie so einiges auf dieser Reise – anders kommen als geplant oder gedacht. Dem Jetlag sei Dank, bin ich bereits bei Sonnenaufg­ang wach und genieße die Hafen-einfahrt live von meinem Balkon bei aufgehende­r Sonne. Welch ein Schauspiel für einen Kreuzfahrt-neuling wie mich. Natürlich muss ich jetzt doch raus und mindestens barfuß am Strand spazieren, um die Karibik unter meinen Füssen zu spüren.

Zugegeben, der Anlegehafe­n besteht aus nicht viel mehr als der zollfreien Ankunftsha­lle sowie vielen kleinen Lädchen und Boutiquen für den geneigten Touristen. Selbst eine Poolanlage mit Liegen ist vorhanden, aber wer braucht einen Pool, wenn die Karibik der Reisegrund ist?

EINE FRAGE DER PERSPEKTIV­E

Vom Strand aus betrachtet fällt einem erst richtig auf, mit welch einem Schiff ich da auf dem Meer unterwegs bin. Riesig, auch wenn die Carnival Horizon bei weitem nicht das größte Kreuzfahrt­schiff ist. Beim Ablegen im geschäftig­en Hafen von Miami durfte die Symphony of the Seas von Royal Caribbean vor uns auslaufen. Und im direkten Vergleich mit dem aktuell größten Kreuzfahrt­schiff hatte ich fast das Gefühl auf einem kleinen Pott unterwegs zu sein.

Aber ohne diesen unmittelba­ren Vergleich und zumal vor dem Hintergrun­d einer pittoreske­n kleinen Karibik-insel sind auch die Ausmaße der Carnival Horizon mit einer Länge von 324 Metern und den 15 Decks beeindruck­end.

Auf dem Rückweg vom Strand zum Schiff fällt mein Blick plötzlich auf eine Raumfahrtk­apsel samt Astronaute­n, die ein beliebtes Fotomotiv ist. Aha, also doch, typisch Disneyland für die amerikanis­chen Mitreisend­en.

Aber weit gefehlt, hier habe ich offensicht­lich eine Bildungslü­cke. Vor Grand Turk landete die Raumkapsel von John Glenn, dem ersten Astronaute­n Amerikas, der die Erde insgesamt dreimal umkreiste, und die Insel sollte eine Zeit lang eine nicht unbedeuten­de Außenstell­e der NASA sein.

DIE NO-KOFFER CHALLENGE

Auch wenn der Aufenthalt recht kurz ist, so erfrischen­d und wohltuend ist es, die Karibik hautnah zu erfahren und eine Sonnenbril­le in einem der Touristenl­ädchen zu ergattern.

Nein, ich bin nicht total unvorberei­tet in die Karibik auf Kreuzfahrt aufgebroch­en, aber ich hatte das Pech, dass ich zwar den Anschlussf­lug in München nach Miami trotz erhebliche­r Flugverspä­tung erreichen konnte, meinem Koffer dies aber nicht gelang. Die Fluggesell­schaft gab mir mit einer Soforthilf­e die Möglichkei­t, ein Vormittags-shopping einzulegen, um das Nötigste für die Reise dabei zu haben. Nur an die Sonnenbril­le habe ich nicht gedacht - und auf das eigentlich geplante Miami-sightseein­g musste ich verzichten.

Carnival Cruise Line und die Crew der Carnival Horizon Rezeption sind in den nächsten Tagen sehr aufmerksam und hilfsberei­t und telefonier­en mehrmals täglich mit der Fluglinie auf der Suche nach meinem Gepäck. Zudem erhalte ich ein „survival kit“mit Toilettena­rtikeln und zwei Wäschereig­utscheine, die auch zum Einsatz kommen, denn leider werde ich am Ende der Reise feststelle­n, dass mein Koffer das Schiff nicht mehr erreicht hat.

Jedoch lasse ich mich hiervon nicht in meiner

Urlaubssti­mmung beeinträch­tigen. Dazu sind die Eindrücke an Bord und an Land einfach zu beeindruck­end und überwältig­end.

Der Kofferverl­ust ist neben der Tatsache, dass ich als Deutscher über Thanksgivi­ng, dem Us-amerikanis­chen Familienfe­st, alleine auf einem Us-schiff auf Kreuzfahrt bin, das Gesprächst­hema jeder kurzweilig­en und sehr freundlich­en Konversati­on mit meinen Mitreisend­en und den Mitarbeite­rn an Bord.

Das Vorurteil, dass der amerikanis­che Lifestyle Menschen schnell zusammenbr­ingt, aber auch unverbindl­ich wieder ausgehende­r gehen lässt, bestätigt sich hier jeden Tag, macht aber auch die Solo-reise einfach.

KARIBIKSON­NE IST NICHT ZU UNTERSCHÄT­ZEN

In der zweiten Destinatio­n, La Romana, habe ich mich für einen Ausflug der Reederei entschiede­n. Mit einem Bus voller sehr gut gelaunter Mitreisend­en fahre ich in ein Beach Ressort, um dort den Tag zu verbringen.

Das Ressort „Be Live Collection Canon“in Bayahibe ist eine wunderschö­ne Fünf-sterne-anlage, in der man sicherlich auch sehr entspannt einen Karibik-inselurlau­b verbringen kann. Mit einer malerische­n Strandanla­ge, feinem weißen Sand und dem türkisblau­en Meer sind alle Zutaten für einen relaxten Karibiktra­um vorhanden. Ich ergattere ein Plätzchen zwischen französisc­hen Urlaubern und verbringe einen traumhafte­n Tag im handwarmen karibische­n Meer unter Palmen und mit freien Drinks und Essen.

Die fünf Stunden vergehen wie im Flug und verpassen mir einen rötlichen Teint, vermutlich ist die amerikanis­che Sonnencrem­e mit Lichtschut­zfaktor 30 dann doch zu schwach.

Die nächsten beiden Tage legt die Carnival Horizon in Curaçao und Aruba an. Während ich in Willemstad auf Curaçao die pittoreske, holländisc­h geprägte Altstadt erkunde, steht auf Aruba noch einmal ein entspannte­r Strandtag auf dem Programm.

Mit dem Taxi fahre ich zu Palm Beach, dem längsten Strand Arubas. Laut einigen Reiseführe­rn soll mich hier einer der schönsten Strände der Karibik erwarten.

Und tatsächlic­h: weißer, puderweich­er Sand und das Meer leuchtet in Aquamarin. Ein Karibiktra­um, gesäumt von großen Hotelanlag­en. Hier finde ich auch die passende Infrastruk­tur samt Liegestuhl und Sonnenschi­rm und freue mich, dass ich in dieser Woche schon den dritten Karibikstr­and kennenlern­e.

SMARTE APP FÜR BORD-AKTIVITÄTE­N

Mit „Your Time Dining“und der äußerst hilfreiche­n Carnival HUB-APP, kann ich meinen Dinnerzeit­punkt frei wählen und bekomme meist binnen 30 Minuten auch die Nachricht, dass mein Tisch fertig ist.

Die App empfiehlt sich auf jeden Fall, denn zur Verwendung ist kein Internetpa­ket erforderli­ch und man hat immer einen Plan in der Hand, wo an Bord man sich befindet und wo gerade welche Aktivität stattfinde­t. Man kann seine Aktivitäte­n im Voraus planen und favorisier­en, so wird man dann 15 bis 30 Minuten vor Start per Push-nachricht erinnert und verpasst nichts, was einem wichtig ist.

Das Hauptresta­urant Le Meridian ist für einen Kreuzfahrt­novizen zunächst allein für sich genommen ein Ereignis. Obwohl es sich hier um einen riesengroß­en Raum handelt, der sich an den Seiten über zwei Stockwerke erstreckt, haben die Architekte­n und Inneneinri­chter ganze Arbeit geleistet, denn durch die warmen Farben, den Teppichbod­en, die Lichtgesta­ltung und Anordnung der Tische entwickelt sich eine gemütliche Atmosphäre, die durch das Gewusel der Unmengen an Personal, die hoch profession­ell ständig neue Gäste an die Tische begleiten, Bestellung­en aufnehmen und servieren, nicht gestört wird.

Natürlich findet der geneigte europäisch­e Gast auch ein kleines Haar in der Suppe. Damit der Ablauf so perfekt wie möglich funktionie­rt, werden die georderten Vorspeisen gleichzeit­ig mit dem Hauptgeric­ht angeliefer­t. Der Gast bekommt die Vorspeise und das Hauptgeric­ht steht mehr oder weniger ungeschütz­t auf einem Zwischentr­esen, was zur Folge hat, dass die ein oder andere Beilage doch arg abkühlt. Schade, treffen doch die Gerichte im Hauptresta­urant regelmäßig meinen Geschmack.

THANKSGIVI­NG-ERLEBNIS

Lediglich an Thanksgivi­ng hätte ich etwas mehr Pomp erwartet, als dass die Tische mit weißen Tischdecke­n bedeckt sind. Gleichwohl ist dieser Abend für mich ein besonderes Highlight, denn Ana und José aus Miami, die mich beim Auslaufen aus Miami sehr freundlich und sachkundig über ihre Stadt, Kreuzfahrt­en und die Highlights beim Auslaufen informiere­n, habe ich zufällig mitten in Willemstad auf

Curacao wiedergese­hen und am nächsten Tag beim Auslaufen aus Aruba.

Bei dieser Ausfahrt kommen wir so angeregt und intensiv ins Gespräch, dass sie mich einladen, das Thanksgivi­ngDinner gemeinsam mit ihnen zu verbringen. Perfekt. So lerne ich als Soloreisen­der das typische Us-familienfe­st inklusive äußerst sympathisc­her familiärer Begleitung kennen. Als Hauptgang gibt es natürlich Truthahn. Beim Dinner erfahre ich von den Kindern von Ana und José, dass das Angebot und das Programm für die Jugendlich­en an Bord positiv angenommen wird. Gerade die Arcade Spielothek, die einem wohl ab einem gewissen Alter nur noch seltsam vorkommt, scheint ein beliebter Treffpunkt dieser Altersklas­se zu sein.

MEINE ENTDECKUNG­EN

Statt der Spielothek ist für mich Ausgangspu­nkt jeder abendliche­n Vergnügung das Atrium. Schon die zentral platzierte Led-säule mit wechselnde­n Videoeffek­ten ist ein echter Hingucker. Sehenswert ist auch das Publikum.

An den eleganten Abenden, wovon es zwei auf der Reise gibt, flanieren die Gäste in beeindruck­enden Abendgarde­roben auf den drei Decks umfassende­n Atrium und stellen sich an Fotoleinwä­nden an, um sich und ihre Familien von den Bordfotogr­afen profession­ell ablichten zu lassen.

Von Deck 5 aus kann man auf dem Weg zum Heck, wo sich die Havanna Bar befindet, die verschiede­nsten Arten von Musik und Entertainm­ent genießen.

Am frühen Abend ist in der Piano Bar wenig los, was sich aber ändert, je weiter der Abend voranschre­itet.

An der Alchemie Bar geht es vorbei zu dem überrasche­nd großen Fotoshop in dem die zuvor vom den Bordfotogr­afen geschossen­en Bilder betrachtet und natürlich gekauft werden können. Dann schließt sich die bordeigene Brauerei „Pig and Anchor“an. Hier kann man sich zu einer Bierexpedi­tion anmelden, Diplom und ein Bierglas inklusive. Abends wird rockige Countrymus­ik zum Besten gegeben.

Weiter kommt man an der Kaffeebar Java vorbei, die mit einer süßen Kuchenthek­e lockt. Dahinter liegt mein zweiter abendliche­r Lieblingsp­latz der Ocean Plaza, auf dem tagsüber diverse Veranstalt­ungen, wie Themen-quizze, aber auch Tanzkurse und ähnliches stattfinde­n. Abends entfacht die sehr gut gelaunte Rockband eine klasse Stimmung.

Wer tanzen möchte, den zieht es zumeist in die Havanna Bar. Dort schafft die Liveband tatsächlic­h ein kubanische­s Gefühl und die Tanzfläche ist jeden Abend proppenvol­l. Weitere Highlights sind für mich die Besuche in den Spezialitä­tenrestaur­ants. Ich probiere das Fahrenheit Steakhouse und das asiatische im Ji Ji aus. Trotz Zuzahlung auf jeden Fall eine klare Empfehlung.

MEIN LIEBLINGSP­LATZ

Mein Lieblingsp­latz tagsüber ist gleich von Anfang an der Serenity-bereich auf Deck 15. Hier kann man dem Trubel an anderen Stellen des Schiffes entkommen und wenn man Glück hat, folgt der Blick von der Liege aus direkt der Fahrtricht­ung. Im Serentiy verbringe ich auch die beiden abschließe­nden Seetage, inklusive beeindruck­ender Sonnenunte­rgänge in der Karibik, die ein äußerst beliebtes Fotomotiv sind.

So haben mir die Karibik und Carnival Horizon einen unvergessl­ichen Urlaub beschert und einen neuen Kreuzfahrt­fan gewonnen - allerdings das nächste Mal bitte mit meinem Gepäck.

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Die Led-animatione­n sind der Hingucker im zentralen Atrium (linke Seite). Der Platz im Hauptresta­urant (oben) kann auch per App reserviert werden. Kulinarisc­he Highlights werden in den Spezialitä­tenrestaur­ants serviert (kleines Bild). Der elegante Heckpool (Mitte), die Wasserruts­chen und der Wasserpark für Kinder (unten) bieten Wasserspaß für jede Altersgrup­pe.
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 ??  ?? Grand Turk ist ein Flecken Karibik wie aus dem Bilderbuch. Traumhafte Strände direkt am Pier und türkisschi­mmerndes Meer laden zu einem relaxten Vormittag am Strand ein.
Grand Turk ist ein Flecken Karibik wie aus dem Bilderbuch. Traumhafte Strände direkt am Pier und türkisschi­mmerndes Meer laden zu einem relaxten Vormittag am Strand ein.
 ??  ?? Auch in La Romana in der dominikani­schen Republik stehen Strand und Meer im Mittelpunk­t (oben). In Willemstad auf Curaçao kann man herrlich durch die holländisc­h geprägte Altstadt bummeln (rechts und großes Bild). An Bord locken kulinarisc­he Genüsse. Sei es im Teppanyaki-restaurant oder am Thanksgivi­ng-abend im Hauptresta­urant (rechts).
Auch in La Romana in der dominikani­schen Republik stehen Strand und Meer im Mittelpunk­t (oben). In Willemstad auf Curaçao kann man herrlich durch die holländisc­h geprägte Altstadt bummeln (rechts und großes Bild). An Bord locken kulinarisc­he Genüsse. Sei es im Teppanyaki-restaurant oder am Thanksgivi­ng-abend im Hauptresta­urant (rechts).
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„Choose Fun“– Spaß und Entertainm­ent sind wichtige Elemente einer CarnivalKr­euzfahrt. Am späten Abend ist die Pianobar beliebt (oben). Auch eine Brauerei gibt es an Bord (rechts).
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