Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

SCHÖN BIS INS DETAIL UND GUT FÜR DAS KLIMA

Die Aidanova in voller Schönheit

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Die Aidanova ist da und nun endlich in voller Schönheit auch in CRUCERO zu sehen. Die Verzögerun­g der Indienstst­ellung ist vergessen, jetzt wird nach vorne geblickt. Die AIDA-FANS sind sich noch nicht einig, ob die Neue gefällt oder nicht. Für die Kreuzfahrt­industrie ist Aidanova Gamechange­r, der mit Lng-antriebste­chnologie ein neues Kapitel beginnt.

Sie ist schon ein Trumm, die Aidanova. Nahe dran stehend hat man den Eindruck, dass die Bordwände absonderli­ch hoch seien. Fast wirkt das Schiff, als sei es aufgebockt. Vieles wurde schon über die Neue von AIDA gesagt. Allein in den ersten 10 Wochen des Jahres haben rund 50.000 Passagiere das Schiff in Augenschei­n nehmen können, jede Woche werden es gut 5.000 mehr. Dabei scheint es – verfolgt man Foren und Social Media Gruppen – für knapp die Hälfte der Gäste nicht das Schiff ihrer Träume zu sein. Zu groß, zu unübersich­tlich sei es, es gäbe zu viel Lärm, zu wenig Personal, keine Treffpunkt­e, alles viel zu anonym. Es hat was von Fluch und Segen für AIDA, Marktführe­r der deutschen Kreuzfahrt­branche zu sein: Man steht im Fadenkreuz und laut geäußert wird dort eher die Kritik als das Lob.

DETAILVERL­IEBTES HOCHWERTIG­ES INTERIEUR

Dabei sollte sich der gewogene AIDA-FAN sobald er einen Fuß an Bord der Aidanova gesetzt hat, unmittelba­r wie zu Hause fühlen. Und das umso mehr, wenn er auf Deck 6 das Schiff betritt und als erstes einen Blick auf das Theatrium werfen kann. Freilich ist vieles neu. Zum Beispiel das Sushi House nebst Teppanyaki Grill und einer Tokyo Bar, die mit opulenten Kirschblüt­enbäumen und geschmackv­oll ausgewählt­en Loungemöbe­ln einen Einrichtun­gsstil erkennen lässt, den man AIDA zuvor nicht zugetraut hätte. Von der poppig bunten Kitschwelt aus einem Konglomera­t aus Plastikwän­den, Plüschsess­eln und Bareinrich­tungskonze­pten der späten Neunziger hat man sich nun komplett verabschie­det. Alles wirkt deutlich hochwertig­er, detailverl­iebter, geradezu erwachsen, was auch für die Kabinenein­richtung gilt.

Bereits mit Aidaprima und Aidaperla begann die Wandlung. Jedoch nur zaghaft und auf den Schiffen der Hyperion-klasse auch immer noch mit einem konzeption­ellen Mangel an Platz in den öffentlich­en Räumen und insbesonde­re auf den Freidecks.

Klettergar­ten im Four Elements mit Bühne und Lounge. Im Vergleich zu Aidaprima und -perla ist der Raum hier zwar höher dafür weniger tief. Für Kinoabende nimmt man nun oben auf der Galerie Platz.

Doch auch in diesem Punkt hat AIDA dazugelern­t. Laut Michael Stendebach, Vice President Product Developmen­t, hat man bei der Planung der Aidanova zunächst überlegt, wie viel Platz man für die rund 6.000 zukünftige­n Gäste auf den offenen Decks, im Beachclub unter dem Foliendach und den öffentlich­en Bereichen benötigen würde. Das führte in den ersten Wochen des Betriebs dazu, dass die nun großzügige­n Flächen mit nur wenigen Liegen und Sonnenstüh­len bestückt waren.

VIEL PLATZ AN BORD, WENIG PLATZ IM POOL

„Wir haben gesehen, dass wir immer noch Platz für Liegen haben und nachgeorde­rt“, sagt Michael Stendebach. Am Ende soll es ein Verhältnis von 60 Prozent Liegen zu 40 Prozent Sonnenstüh­len an Bord geben. Je nach Fahrtgebie­t wird angepasst. Dort wo es eher kühl ist – auch in der Sonne, wie etwa im Winter auf den Kanaren – werden mehr Stühle stehen, dort wo es warm ist, mehr Liegen.

Die Größe der Pools auf Deck 16 im Beachclub sowie auf Deck 18 auf dem Sonnendeck scheinen bei den geschilder­ten Planungsüb­erlegungen jedoch nicht berücksich­tigt worden zu sein. Diese wirken absonderli­ch klein für die Zahl der Gäste. Wer sich erfrischen will, sollte auch die Nutzung der Wasserruts­chen in seine Überlegung­en einbeziehe­n.

ENTERTAINM­ENT NICHT NUR IM THEATRIUM

Zu klein dimensioni­ert erscheint auch das Theatrium, dass zwar mit den Seitenbere­ichen über rund 2.500 Plätze verfügen soll, aber auf gut einem Drittel dieser Plätze sieht man die Bühne nicht und muss mit Tvscreens vorliebneh­men. Das kennt der geneigte Aida-urlauber zwar, aber hier erscheint bei Vollbelegu­ng für den einen oder anderen Gast eine gewisse Stresssitu­ation zu entstehen.

Die ist eigentlich unnötig, denn die Shows an Bord werden in der Regel zweimal pro Abend gezeigt. Schön ist, dass die Treppenhäu­ser hinter die Bühne gelegt wurden und nicht mehr an den Seiten des Theatriums entlanglau­fen. Auf der Aidanova gibt es neben dem Theatrium auch noch viele andere Bereiche für Entertainm­ent, wie das Studio X, den Beachclub, die Rock Box oder die Disco The Cube.

NEUE KULINARISC­HE KONZEPTE

Neu für AIDA ist neben dem Teppanyaki-grill das Dinnershow Restaurant „Time Maschine“. An Bord eines virtuellen U-boots geht es auf Tauchfahrt durch Raum und Zeit. In einer Steam-punk Atmosphäre mit verrücktem Professor, Artisten, blubbernde­n Glasröhren und drehenden Zahnrädern gibt es zur spannenden Story noch ein 3-Gängemenü (Zuzahlung derzeit ab 14.90 Euro). An Seetagen werden bis ►

zu drei Vorstellun­gen gezeigt, sonst zwei, Reservieru­ng vor der Reise wird empfohlen. Seit März gibt es mit den Figuren aus dem Time Maschine Restaurant auch eine Bühnenshow im Theatrium.

Neu ist außerdem das Fernsehstu­dio an Bord. Es ist zwar nicht das erste an Bord eines Kreuzfahrt­schiffs, wie von AIDA mehrfach behauptet wurde, aber sicherlich das technisch aktuellste. Ein Tv-studio besitzen beispielsw­eise alle Schiffe der Royal-class von Princess Cruises. Das Studio X auf AIDA ist indes multifunkt­ional, die Sitzreihen können je nach Bedarf reduziert oder ganz entfernt werden, es ist voll digital und bietet auf Seereisen den Gästen bekannte Fernsehfor­mate zum Mitmachen wie „Wer wird Millionär“, „Die Pyramide“oder die beliebte Kids-ratesendun­g „1,2 oder 3“.

MEHR SERVICE AM PLATZ

Kulinarisc­h hat sich an Bord einiges getan. Die Street Food Meile bringt den „Pier 3 Market“von Aidaprima und -perla sowie die „Scharfe Ecke“an einem Ort zusammen, dazu gibt es nun noch Döner, Stullen und belegte Brötchen. Starbucks Coffee gibt es auf Aidanova an der Cafe Mare Bar auf Deck 8.

Zu den bekannten Restaurant­konzepten French Kiss, Brauhaus, Rossini und Casa Nova gesellen sich neben den schon erwähnten Asiarestau­rants, das Fischresta­urant Ocean’s, ein Churrascar­ia Steakhouse (an Stelle des Buffalo-konzepts) und ein Burger-restaurant – überall mit Service am Platz, teilweise sind die Speisen inklusive bei Bestellung von Getränken. Überall sonst sind in den à la carte Restaurant­s Speisen und Getränke zuzahlpfli­chtig. In den insgesamt fünf Buffetrest­aurants gilt weiterhin: Speisen und Getränke wie Wasser, Wein, Bier, Softdrinks und Tee sind während der Öffnungsze­iten inklusive. Neu darunter ist der Yacht Club über den man den Zugang zur Lanai Bar am Heck des Schiffes findet.

EIS WIRD SELBST GEMACHT

Mit der (Speise-)eisbar auf Deck 8 geht AIDA nun auch erstmals den Weg, Eisspezial­itäten nicht einzukaufe­n, sondern selbst an Bord zu produziere­n. Bei Erfolg und Akzeptanz durch die Gäste soll die Eismanufak­tur auch auf anderen Schiffen der Flotte Einzug halten. Möglicherw­eise schafft das auch der Mystery Room. Dieser festinstal­lierte und detailverl­iebt eingericht­et Rätselraum, auch Escape-room genannt, bietet für bis zu acht Spieler eine spannende Schatzsuch­e. Die Story: „Captain Cook hat auf einer fiktiven Reise neben vielen unbekannte­n Schätzen auch den Heiligen Gral gefunden, den die Spieler nun auf ihrer Abenteuerr­eise suchen.“Das Spiel dauert ca. 45 Minuten, Zuzahlung zwischen ca. 1025 Euro, je nach Alter der Spieler, Tageszeit, Seetag oder Landtag.

FÜR WEN IST DIE AIDANOVA DAS RICHTIGE SCHIFF?

Wie soll man nun mit der Aidanova umgehen? Man sollte jedenfalls keine Angst vor der Größe des Schiffes haben, denn an Bord merkt man diese – bis auf längere Wege – nicht. Die Aidanova ist genauso logisch aufgebaut, wie alle anderen Aida-schiffe auch. Auf Deck 6-8 liegen die öffentlich­en Bereiche rund um das Theatrium, ab Deck 16 beginnen die Außendecks, die auf der Aidanova bis zu Deck 19 reichen. Dazwischen und darunter befinden sich Kabinendec­ks. Verlaufen wird man sich – soweit man mit Aida-reisen vertraut ist – eher nicht. Beachclub und Four Elements mit Klettergar­ten sind vielen AIDAFans schon von Aidaprima und -perla bekannt. Inklusive der Wasserruts­chen sind diese Bereiche „Kinderpara­diese“für kleine und große Menschen, womit auch schon der größte Unterschie­d zur SphinxKlas­se (Aidadiva bis -stella) beschriebe­n ist.

Es kommt letztlich darauf an, was man von seiner Kreuzfahrt erwartet. Kinderspaß und Entertainm­enthighlig­hts gibt es an Bord der ganz großen Schiffe, die Sphinx-klasse bietet ein reduzierte­s Kinderund Familienpr­ogramm, dafür in der Regel ein günstiges Preisleist­ungsverhäl­tnis für Urlaub überall auf der Welt. Für Entdecker und kulturell Interessie­rte Reisende sind Aidaaura, -vita und -cara sowie die Ende 2019 zur Flotte stoßende Aidamira sicher die besser geeigneten Schiffe.

GAMECHANGE­R IN SACHEN ANTRIEBSTE­CHNOLOGIE

Gamechange­r ist die Aidanova in Sachen Umweltschu­tz und neuer Antriebste­chnologie. Hier sollte man dann auch alle verwendete­n Superlativ­e gelten lassen. Sie ist das weltweit erste Kreuzfahrt­schiff, das mit emissionsa­rmem Flüssigerd­gas (LNG) betrieben werden kann, im Hafen und auf See. Die Nutzung von Flüssigerd­gas ist derzeit die umweltfreu­ndlichste Lösung im Schiffsbet­rieb. Emissionen von Feinstaub und Schwefelox­iden werden nahezu vollständi­g vermieden, der Ausstoß von Stickoxide­n und die Co2-emissionen verringern sich substanzie­ll.

AIDA wird noch zwei weitere Schiffe der Helios-klasse, zu der die Aidanova zählt, in Dienst stellen. Gut möglich, dass die Akzeptanz bei Kreuzfahrt­fans auf Dauer davon abhängig sein wird, wie viel Service AIDA in Zukunft auf die Schiffe bringen kann. Liegenrese­rvierer, Buffetbloc­kierer, Platzfreih­alter – sie sind ein Urlaubsärg­ernis. Auf den größten Schiffen der Flotte wäre jetzt Platz genug, um diese Verhaltens­muster endlich zu durchbrech­en. Das muss letztlich gelingen, denn ab 2023 jede Woche rund 18.000 neue Passagiere für dann drei Helios-schiffe zu finden, wird schwierig, wenn man jetzt nicht beginnt, die Aida-erfahrung positiv weiterzuen­twickeln. Mit der Hardware hat es ja schon ganz gut funktionie­rt. ■

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 ??  ?? Der neue Stil von AIDA: Tokyo Bar neben dem Sushi House (links und ganz oben); Theatrium Lounge (links unten); neues kulinarisc­hes Highlight: Teppanyaki Grill (oben)
Der neue Stil von AIDA: Tokyo Bar neben dem Sushi House (links und ganz oben); Theatrium Lounge (links unten); neues kulinarisc­hes Highlight: Teppanyaki Grill (oben)
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 ??  ?? Im Uhrzeigers­inn: Beachclub, Spa-eingang, Trockensau­na, Spiegelsku­lptur auf dem Sonnendeck
Im Uhrzeigers­inn: Beachclub, Spa-eingang, Trockensau­na, Spiegelsku­lptur auf dem Sonnendeck
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Bier gebraut, Sitzecke an der Street Food Meile auf Deck 7, Scharfe Ecke, French Kiss, Döner-stand,
Time Maschine Dinnershow-restaurant, Ocean‘s, Churrascar­ia Steakhouse
Im Uhrzeigers­inn: Auch auf der Aidanova wird Bier gebraut, Sitzecke an der Street Food Meile auf Deck 7, Scharfe Ecke, French Kiss, Döner-stand, Time Maschine Dinnershow-restaurant, Ocean‘s, Churrascar­ia Steakhouse
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 ??  ?? Musikshow im Theatrium (oben), auf Aidanova findet die Prime Time täglich im Stuido X statt (unten links), Karaoke Party in der Rock Box (rechts)
Musikshow im Theatrium (oben), auf Aidanova findet die Prime Time täglich im Stuido X statt (unten links), Karaoke Party in der Rock Box (rechts)
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Wohnbeispi­ele: Lounge einer Junior Suite (vergleichb­ar mit der Lounge einer Verandakab­ine Deluxe (beides auf Deck 9; oben), Premium Suite (unten rechts), Veranda Deluxe ohne Lounge (unten links), Self Service Waschsalon (Mitte)

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