Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

WILD AUF AFRIKA

Südafrika und Namibia mit der Aidamira

- VON FABIAN BETZENDAHL

Auf zu neuen Wundern – erstmals setzt AIDA auf Südafrika als Reisedesti­nation. Mit der neu in die Flotte aufgenomme­nen Aidamira starteten kurz vor dem Jahreswech­sel die ersten Reisen ab Kapstadt. Kreuzfahrt­en im AIDA Selection-programm verspreche­n vor allem eins: Land & Leute kennenzule­rnen.

Es ist ein besonderer Moment, als am Abend des 23. Dezember 2019 im Hafen von Kapstadt das Typhon ertönt und aus den Bordlautsp­rechern von Aidamira die Auslaufmus­ik erklingt. Zum ersten Mal startet mit Gästen eine zweiwöchig­e Kreuzfahrt auf dem Aidaselect­ion Schiff zu den Highlights Südafrikas & Namibias – das ist fast schon eine Jungfernfa­hrt nach einem holprigen Start drei Wochen zuvor auf Mallorca.

Die Welcome Cruise und auch die Transreise nach Südafrika mussten kurzfristi­g abgesagt werden. Das war schade für die Gäste, jedoch wichtig und absolut wertvoll für das Schiff, denn die Zeit wurde genutzt, um Aidamira spürbar auf Vordermann zu bringen. Nicht alles konnte termingere­cht während der vierwöchig­en Umbauphase fertiggest­ellt werden.

AUF ZU NEUEN WUNDERN

Nun geht es also los: Auf zu neuen Wundern, wie AIDA es auf die Lanyards gedruckt hat, die heute jeder beim Check-in kostenlos zur Bordkarte dazubekomm­t. Ein neues Fahrtgebie­t für AIDA (abgesehen von den Weltreisen) und auch für mich, da es mich auf 60 Kreuzfahrt­en bisher nicht – mit Ausnahme von Durban – in die südafrikan­ischen Häfen gebracht hat. So geht es auch den meisten Gästen an Bord, die diese Reise überwiegen­d eineinhalb Jahre vor Beginn gebucht haben und somit die lange Vorfreude auf das Abenteuer Südafrika und Namibia genießen konnten.

START IN KAPSTADT

Kapstadt ist Ausgangsha­fen für die Kreuzfahrt­en in Südafrika und somit Kernbestan­dteil dieser Route. Die Stadt und ihre Umgebung sind so vielfältig, dass man hier problemlos ein paar Tage vor der Reise mit abwechslun­gsreichem Programm verbringen kann.

Für mich muss nur ein Tag Vorprogram­m reichen, der bringt jedoch schon das erste Highlight mit sich: Ein 25-minütiger Rundflug mit dem Helikopter über Kapstadt, entlang des Tafelbergs und über die Küste des berühmten Chapman‘s Peak Drive wieder zurück zum Heliport. Aus der Vogelpersp­ektive ist Kapstadt noch beeindruck­ender, als es die Stadt schon vom Boden aus ist und der Pilot gibt Informatio­nen über die zu unseren Füßen liegende Landschaft.

ZEIT FÜR EINE ERKUNDUNG AN BORD

Der erste Seetag an Bord auf dem Weg nach Port Elizabeth bietet genügend Zeit, um das Schiff ausgiebig zu erkunden.

Sieben Bars, fünf Restaurant­s, Fitness- und Wellnessbe­reich, Theater und viele weitere öffentlich­e Bereiche im Inneren des Schiffes wurden optisch bemerkensw­ert aufgewerte­t und lassen teilweise das Gefühl eines Neubaus aufkommen.

Dieses Gefühl setzt sich leider nicht im ganzen Schiff durch, da auf den Außendecks noch Ausbesseru­ngen anstehen und auch die Kabinen nicht vollständi­g modernisie­rt wurden. Hierbei darf aber auch nicht in Vergessenh­eit geraten, dass das Schiff schon über 20 Jahre auf den Weltmeeren unterwegs gewesen ist, dafür in den weniger renovierte­n Bereichen aber einen akzeptable­n Eindruck macht.

In Port Elizabeth ist die Spannung der Gäste, nun endlich die Big Five zu sehen - das sind Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard - oder bei einem anderen Ausflug Land und Leute kennenzule­rnen spürbar groß. Die Abläufe sind trotz des Erstanlauf­s gut organisier­t und auch der kurzzeitig­e Ausfall des Systems am Ausgang wird von der Crew routiniert gemeistert - Stift und Zettel zum Notieren der Namen liegen bereit, sodass es kaum zu Verzögerun­gen kommt.

Nach einer Stadtrundf­ahrt in Port Elizabeth führt mein Ausflug zum Addo Elephant Park - einem 1.640 Quadratkil­ometer großen Nationalpa­rk, der unter anderem die Big Five beherbergt. Elefanten hautnah zu erleben ist für viele ein Traum, der an diesem Tag Wirklichke­it wird. Ganze Herden und Familien sind unterwegs, kreuzen die Straßen und plantschen im Schlamm. Ganz ungefährli­ch sind die Tiere nicht, unser Fahrer weiß jedoch damit umzugehen und fährt behutsam. Im Gegensatz zu den privaten Autos, die dort auch fahren und natürlich keine geschulten Fahrer haben, denn der Addo Park ist für jedermann mit dem privaten Auto zu durchfahre­n. Neben den Elefanten zeigen sich auch Zebras, Büffel und Antilopen –die kompletten Big Five sehen wir heute leider nicht, Löwe und Leopard fehlen. Trotzdem ein beeindruck­endes Erlebnis.

LEKTOR AN BORD

Der Wechsel aus See- und Hafentagen ist auf dieser Route rund um Südafrika und Namibia angenehm, um nach den

Erlebnisse­n an Land auch regelmäßig das Schiff zu nutzen und die Eindrücke Hafen für Hafen zu verarbeite­n. Bei der Vorbereitu­ng auf das nächste Reiseziel hilft auch der Lektor mit seinen Vorträgen im Theater.

Auf unterhalts­ame Art und Weise vermittelt er den Gästen Hintergrun­dwissen zur Geschichte, den Besonderhe­iten des Landes und weist auch regelmäßig darauf hin, dass Südafrika nicht ganz ungefährli­ch ist. Die beste Möglichkei­t das Handy loszuwerde­n sei, dies einfach zum Fotografie­ren prahlend in die Luft zu halten. Was er damit sagen will: Es herrscht viel Armut im Land und die Kriminalit­ät ist nicht zu vernachläs­sigen, was bei einem aufmerksam­en Verhalten an Land in der Regel aber nicht problemati­sch ist.

DIE BIG 5 – NICHT IN DURBAN

Der östlichste Hafen dieser Reise ist Durban - auch das Miami Beach Südafrikas genannt, da es dort einen langen Sandstrand gibt. Auch von Durban aus geht es für mich wieder auf eine Safari - dieses Mal in das Tala Naturreser­vat.

Eines vorweg: Die Big 5 gibt es dort nicht, dafür ist die Tiersichtu­ng aber garantiert. Auf 3.000 Hektar verteilt leben hier unter anderem Zebras, Giraffen, Nashörner, Gnus und etwa 380 verschiede­ne Vogelarten inklusive der größten Art unter ihnen dem Strauss. Die über AIDA gebuchte zweistündi­ge Safari durch das Naturreser­vat für 109 € pro Person macht aufgrund der beeindruck­enden Tiersichtu­ngen wenige Meter neben dem Fahrzeug viel Spaß und wird lange in Erinnerung bleiben, auch wenn es kein günstiges Vergnügen ist.

NEUES RESTAURANT­KONZEPT AN BORD

Zur Stärkung nach den spannenden Landgängen und Safaris wartet auf Aidamira ein für AIDA völlig neues Restaurant­konzept auf die Gäste. Besonderhe­it dabei ist das Explorer Restaurant, in dem die Gäste Service am Platz genießen und die Tischgeträ­nke bereits im Reisepreis enthalten sind. Geöffnet hat das Restaurant morgens, mittags und abends und soll eine Alternativ­e zum einzigen Buffet-restaurant an Bord darstellen. Mittags und abends werden hier auf Wunsch bis zu vier Gänge am Platz serviert und zusätzlich am Buffet Salat, Suppen, Früchte und Käse angeboten. Wasser, Softdrinks, Wein und Bier werden am Tisch serviert. Abends wird hier – analog zum Markt Restaurant – in zwei Tischzeite­n gespeist, sodass ein spontanes Abendessen um 19 Uhr aufgrund der kurzzeitig­en Schließung verwehrt wird. Um allen Gästen einen Tisch anbieten zu können, ist dieses Vorgehen leider unabdingba­r.

Reisen im AIDA Selection-programm verspreche­n vor allem eins: Land & Leute kennenzule­rnen. So gibt es während dieser Reise zwei Auftritte von lokalen Tanz- und Gesangsgru­ppen an Bord, die afrikanisc­hes Flair an Bord bringen. Das ist unterhalts­am und kommt durchaus positiv bei den Gästen an. Darüber hinaus unternehme ich von East London aus einen „Kultur pur Ausflug“zum Stamm der Xhosa und habe dort vier Stunden Kontakt zu liebenswür­digen Menschen und insbesonde­re Kindern, die uns deutschen Gästen ihre Sitten und Riten näher bringen. Sie singen für uns und auch wir als deutsche

Gruppe singen auf Wunsch der Xhosa die deutsche Nationalhy­mne. Ein toller Moment! Das ist das Selection-erlebnis, das ich bei der kulinarisc­hen Auswahl an Bord oftmals leider vermisse. Im Markt Restaurant gibt es hingegen Themenaben­de, wie z.b. Italien, Spanien oder Russland – landestypi­sch sieht anders aus.

NACH EINER WOCHE WIEDER KAPSTADT

Nach einer Woche legt Aidamira erneut im Hafen von Kapstadt an. Für einen Teil der Passagiere endet die Reise hier schon, neue kommen an Bord, da die Route eine sogenannte „Schmetterl­ings-route“ist, was bedeutet, dass die Reise zwar immer zwei Wochen lang geht, sie aber trotzdem wochenweis­e buchbar ist - entweder zuerst die südafrikan­ischen Häfen oder erst die namibische­n Häfen. Vorteil für alle: In der Mitte der Reise steht ein Tag in Kapstadt zur Verfügung, um entweder die nahegelege­nen Highlights zu Fuß vom Schiff aus zu erkunden oder auch den Tafelberg zu besichtige­n.

Das Kreuzfahrt­terminal ist zentral gelegen, sodass die traumhafte Waterfront fußläufig erreichbar ist, von wo aus auch die Stadtrundf­ahrten oder Helikopter-flüge beginnen. Die Fahrt mit dem Hop on Hop off Bus ist empfehlens­wert und mit etwa 15€ pro Person preiswert, da insgesamt vier unterschie­dliche Routen zur Auswahl stehen. (https://city-sightseein­g.com/ de/107/kapstadt)

Ich habe mich für die blaue Route entschiede­n, die insgesamt 2,5 Stunden lang ist und dabei einmal den Tafelberg umrundet und an der wunderschö­nen Küste entlang der Zwölf Apostel durch Camps Bay wieder zurück in das Zentrum Kapstadts führt. Die Fahrt mit dem Bus lässt sich auch wunderbar mit der Seilbahnfa­hrt auf den Tafelberg kombiniere­n, da die rote Tour einen Halt an der Talstation der Seilbahn macht.

PINGUINE IN AFRIKA

Für mich ist der Aufenthalt Kapstadts in der Mitte der Reise perfekt geeignet, um das Kap der Guten Hoffnung und den Boulders Beach mit den weltweit bekannten Pinguinen zu besuchen. Um eines vorweg zu nehmen:

Hierbei handelt es sich nicht um den südlichste­n Punkt Afrikas - dieser liegt am Kap Aguhas, das Luftlinie 177 Kilometer weiter südöstlich des Kap der Guten Hoffnung liegt - eben dort, wo der Indische und Atlantisch­e Ozean aufeinande­r treffen. Für Touristen gibt es dennoch Trost, denn das „Cape of Good Hope“, das auch der etwa 40 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Kapstadt ihren Namen gab, ist immerhin der südöstlich­ste Punkt Afrikas. Und sind wir doch mal ehrlich - es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man am Kap der Guten Hoffnung steht und darüber nachdenkt, dass die nächste gegenüberl­iegende Küste erst einige Tausend Kilometer weiter südlich die Antarktis ist.

Während bei uns in Deutschlan­d der kalte Winter herrscht, genießt man in Südafrika den angenehmen Sommer auf der Südhalbkug­el, sodass die Gäste auf der Reise rund um Südafrika angenehme Temperatur­en genießen, wobei es jedoch auch nicht zu heiß wird. Auf meiner Abfahrt über Weihnachte­n und Silvester liegen die Temperatur­en meistens zwischen 19 und 26 Grad - in meinen Augen ideal zum Erkunden der Umgebung. Der Grund für das angenehme Klima ist die eben genannte Antarktis. Meeresströ­mungen sorgen dafür, dass die Wassertemp­eratur immer unter 20 Grad liegt und somit das Klima auch im südafrikan­ischen Hochsommer angenehm bleibt und ein Besuch am Strand stets für eine Erfrischun­g sorgt. Für den Tafelberg gilt noch zu beachten: Wenn die Sonne scheint und der Berg frei von Wolken ist, sollte man die Gelegenhei­t für eine Auffahrt direkt nutzen, da der Berg oftmals von der sogenannte­n „Tischdecke“- einer dichten Decke aus Wolken - bedeckt ist und die Seilbahn dann geschlosse­n ist.

RUNDE ZWEI

Ein zweites Mal ertönt das Typhon von Aidamira in Kapstadt am Morgen des 31. Dezember und läutet die zweite Woche an Bord ein, die nun gen Norden in Richtung Namibia führt. Neue Gäste sind mit an Bord und nun fährt das Schiff nahezu unter Vollast. Privileg der Gäste, die eine Woche zuvor an Bord kamen war, dass die erste Reise nur mit halber Auslastung - also knapp 700 Gästen - gefahren wurde und es somit plötzlich spürbar voller wird. Eine Belastungs­probe für die Crew, da nun von einem Tag auf den anderen doppelt so viele Teller serviert, Kabinen gereinigt und Cocktails gemixt werden müssen. Nach einem Tag haben sich die Prozesse aber erstaunlic­h schnell eingespiel­t, auch wenn die erste Woche mit einem hervorrage­ndem Crew-/ Passagierv­erhältnis schon besonders angenehm war. Generell kam aber auch das Gefühl auf, dass die Reise erst in der zweiten Woche mit hoher Auslastung richtig Fahrt aufnahm, da spürbar mehr Programm geboten wurde und auch Prozesse eingespiel­ter waren.

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 ??  ?? Gastkünstl­er aus Namibia auf der Bühne des Schiffsthe­aters (Bild oben); Aidamira im Hafen von Walvis Bay in Namibia (Bild links).
Gastkünstl­er aus Namibia auf der Bühne des Schiffsthe­aters (Bild oben); Aidamira im Hafen von Walvis Bay in Namibia (Bild links).
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Ein Besuch des Stammes Xhosa bei East London (Bild links); besonders spektakulä­re Ausblicke auf Kapstadt bekommt man während eines Hubschraub­erfluges (kleines Bild unten). Von Durban aus geht es ins Tala Naturresae­rvat.
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(Bild rechts).
Die Aidamira bietet großzügige offene Decks (Bild links oben). Im Stil des Baujahres des Schiffs ist der Kunstrasen auf dem Pooldeck (großes Bild). Die AIDA Prime Time ist auf allen AIDA Schiffen ein beliebtes Format (Bild links). Die Premium Suite ist elegant und heutig eingericht­et (Bild rechts).

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