Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

FEST DER LICHTER AUF DER SEINE

Flussreise auf der Seine mit A-rosa Viva

- VON CARMEN AHLERS

Der Gedanke an die Weihnachts­feiertage und dem damit meist hausgemach­ten Stress im Vorfeld schmeckt längst nicht so gut wie der Festtagsbr­aten, der dann tatsächlic­h auf dem Teller landet. Warum nicht mal abweichen vom Weg der Weihnachts­hetzerei und sich mal richtig verwöhnen lassen? Eine Flusskreuz­fahrt soll die Lösung sein, und die gibt es kurzfristi­g sogar zum Knallerpre­is, denn A-rosa möchte die Schiffe der Flotte auch in der kalten Jahreszeit so gut es geht auslasten. Die Reederei lockt uns auf die Seine.

AUF DEM WEG ZUR SEINE

Start der Flusskreuz­fahrt ist Paris, von dort geht es bis Rouen und Mantes-lajolie – und wieder zurück in die Stadt der Liebe. Der Flieger startet in Düsseldorf. Alles läuft planmäßig, pünktlich landet die Air-france-maschine am Airport Charles de Gaulle. Wir legen einen Sprint ein, um in einem anderen Terminal den ersten Shuttlebus zu bekommen. Zeitlich kommen wir gerade noch rechtzeiti­g, doch der Transfer wurde kurzerhand gestrichen. Nach zwei Stunden Wartezeit geht es weiter Richtung A-rosa Viva. Am ursprüngli­chen Liegeplatz St. Denis wehen nur die Fahnen der Reederei am Seine-ufer, kein Schiff in Sicht. Der Busfahrer sammelt dort die Passagiere ein, die mit dem Auto angereist sind. Die Viva selbst liegt auf Grund des Hochwasser­s bei dieser Reise in Le Pecq – über 40 Kilometer weit entfernt von Paris.

AUGE IN AUGE MIT EINER ENTE

Die Begrüßung auf dem Schiff fällt charmant aus. Den Frauen zaubert eine rote Rose ein Lächeln ins Gesicht – dieses Gastgesche­nk ist eine wunderbare Geste. Die Vase steht in der Kabine auch schon bereit. Wir haben zwei gegenüberl­iegende Kabinen auf Deck 1 gebucht und können auf Grund der Jahreszeit auf eine Kabine mit französisc­hem Balkon auf dem Oberdeck verzichten. Zwei große Bullaugen auf Wasserhöhe bringen interessan­te Begegnunge­n: Auge in Auge mit einer Ente oder einem Schwan, das gibt es nicht oft.

Auf der Reise mit A-rosa sollen sich die Passagiere wohlfühlen. Das gelingt sofort, denn die Crew ist herzlich, das Ambiente auf dem Schiff sehr ansprechen­d. Irgendwas in der Mitte zwischen gemütlich und modern. Das Premium All Inclusive-paket lässt keine Wünsche offen, das einzige Getränk, das wir auf der Reise extra bezahlen müssen, ist ein Glühwein. Warum auch immer.

MIT WOLLDECKE AN DECK

Es hat durchaus seinen Reiz, mit Winterjack­e, Mütze und Schal und gewärmt von einer Wolldecke an Deck zu sitzen, während die Landschaft an einem vorbeizieh­t. Der bunte Cocktail bringt gut schmeckend­e Farbtupfer ins Spiel, denn schöne Farben bietet die Natur zu dieser Jahreszeit nicht. Dafür aber wird es immer mal wieder recht spannend, denn auf Grund des hohen Wasserstan­des gibt es unter den Brücken nicht viel Platz nach oben. Vor jeder

Brücke ertönt ein lautes Warnsignal – das Zeichen für die Passagiere, aufzupasse­n und bei der einen oder anderen Durchfahrt auch mal den Kopf einzuziehe­n. Was für die Passagiere aufregend daherkommt, bereitet der Crew rund um ihren Kapitän durchaus Bauchschme­rzen. Einmal stoppt das Schiff für 30 Minuten unplanmäßi­g auf dem Fluss, weil es unter der nächsten Brücke nicht her passt. Erst, als sich der Wasserstan­d absenkt, geht es weiter.

LICHTERMEE­R IN ROUEN

Das erste Ziel der Tour ist die Hafenstadt Rouen. Ein wunderbare­s Lichtermee­r erwartet die knapp 140 Gäste. Die meisten machen sich auf eigene Faust auf in die Stadt, staunen angesichts der bezaubernd­en Weihnachts­dekoration­en in den Schaufenst­ern und dem adventlich­em Ambiente in der Innenstadt, der den Weg zur gotischen Kathedrale Notre Dame de L‘assomption säumt. 2000 Fachwerkhä­user unterstrei­chen weiterhin den Charme der Hauptstadt der Normandie.

Zurück an Bord steht wie bei jeder Kreuzfahrt das Essen im Fokus. Auf dem Flussschif­f merkt man einfach, dass diese Köche nicht wie auf Hochseesch­iffen für Kreuzfahrt­massen kochen, sondern für maximal 200 Passagiere, wenn das Schiff ausgebucht ist. Es fehlt an nichts: Das Buffet ist klein, aber fein. Austern & Champagner sind kostenpfli­chtige Extras, wenn einem nach dieser kulinarisc­hen Portion Luxus ist.

Auf dem Weg zurück nach Paris hält das Flusskreuz­fahrtschif­f in Mantes-la-jolie, ebenfalls ein schönes Städtchen, in dem die Viva erneut so zentral liegt, dass es nicht nötig ist, einen Ausflug zu buchen. Hier bildet die mittelalte­rliche Stiftskirc­he Collegiale Notre-dame den Mittelpunk­t der 44.000 Einwohner zählenden Kleinstadt. Das Bummeln bereitet Freude, an allen Ecken locken Spezialitä­ten der französisc­hen Küche. An den Schaufenst­ern stehen die Leute Schlange, um einen Blick auf die kunstvolle­n Pasteten zu erhaschen. Es ist Weihnachts­zeit, da darf es ruhig ein bisschen mehr sein. Uns ziehen die süßen, bunten Macarons an. Das berühmte französisc­he Baisergebä­ck sollte der Frankreich-gast zumindest einmal probiert haben.

Das Bordprogra­mm der Reise ist überwiegen­d weihnachtl­ich angehaucht. Die 140 Kreuzfahre­r kommen erstaunlic­herweise aus acht Nationen. Das hatte niemand so erwartet, aber die Vielfalt macht es wunderbar multikultu­rell. Die Kinder der Passagiere an Bord backen zusammen mit der Crew Plätzchen und verteilen sie auf dem Schiff. Eine Verlosung lockt ebenfalls in die Lounge, genau wie die Gastkünstl­erin Marion Wilmer, deren Auftritt zu den Highlights der Reise zählt.

HOCHWASSER UND STREIK

Die Crew hat es bei dieser Reise nicht leicht, denn neben dem Hochwasser hat sie zudem mit dem Streik in Frankreich zu kämpfen. Dieser Streik gegen die Rentenplän­e hat Busse, Bahnen und den Flugverkeh­r weitgehend lahmgelegt. Das bedeutet auch, dass die Metro in Paris nicht fährt. Was wiederum den Passagiere­n kaum eine Wahl hinsichtli­ch der Besichtigu­ng der französisc­hen Hauptstadt lässt. Auf eigene Faust ist es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Zu weit außerhalb liegt die Viva. A-rosa kann Busse für drei Ausflüge chartern: Eine Stadtrundf­ahrt am Vormittag, den Besuch des Künstlervi­ertels Montmartre am Nachmittag und die Lichterfah­rt am Abend. Wir entscheide­n uns für zwei dieser Touren und bereuen es nicht. Am frühen Morgen wacht Paris gerade auf und zeigt sich still und noch ohne Menschenma­ssen. Abends dann der komplette Gegensatz: Die Fahrt durch Paris gleicht einem Festival des Lichts. Touristen haben die Stadt erobert, feiernd und mit Selfiestic­ks unterwegs. 400 Bäume an der Prachtstra­ße Champs-elysees

sind auf einer Länge von 2,5 Kilometern voller roter Lichterket­ten. Mehrere Monate hat es gedauert, um dieses Lichtkunst­werk zu installier­en.

LICHTERSCH­OW AM EIFELTURM

Der Eiffelturm zieht die Gäste vollends in seinen Bann: Die zu jeder vollen Stunde stattfinde­nde Lichtersho­w mit 20.000 Lämpchen hat etwas Zauberhaft­es und etwas Irreales, und sie erreicht den Besucher auch emotional. Dabei wird der gesamte Stahlkolos­s in ein fünfminüti­ges Feuerwerk aus funkelnden und blitzenden Lichtern gehüllt.

Ein schöner Abschluss in der Stadt der Liebe, ehe es am nächsten Tag wieder in die Heimat geht. Viele Flüge werden am Abreisetag annulliert, unserer glückliche­rweise nicht. Der Flieger startet erst am Nachmittag, aber da A-rosa auf Grund des Streiks nur einen Transferbu­s zur Verfügung hat, geht es für alle früh morgens von Bord, damit jeder Gast pünktlich zum Flughafen kommt. Triste Flughafen-freizeit für die Spätabflie­genden inklusive.

Im Gepäck sind aber durchaus viele schöne Erinnerung­en an eine besondere Reise mit ungeahnten Einschränk­ungen. Dennoch hat die Crew ihr Lächeln nie verloren und die großen Herausford­erungen im Rahmen ihrer Möglichkei­ten gemeistert. Eine Winterkreu­zfahrt in der Vorweihnac­htszeit – gerne wieder.

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Oben: A-rosa Viva, Mitte: Winterroma­ntik auf der Sine, unten: im Atrium der A-rosa Viva, Links: Eiffelturm in Paris
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Oben: Blick auf Rouen, aus dem Häusermeer erhebt sich die gotische Kathedrale Notre Dame de L‘assomption (auch unten zu sehen); rechts: Champs-élysées mit Blick auf den Arc de Triomphe
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