Crucero - Das Kreuzfahrtmagazin

Entdeckerr­eise: Die Magie Balis

- VON DR. THOMAS BLUBACHER

Hellgrün leuchtende Reisterras­sen, Tausende von Tempeln, der Duft von Räucherstä­bchen, Nelkenziga­retten und Millionen Blüten – Bali zieht seine Besucher in seinen Bann. Doch auf der Reise der „Aidavita“nach Indonesien und Australien gibt es noch viel mehr zu entdecken: Weiße Sandstränd­e, Warane und Wallabys.

Mal überholt uns links ein beängstige­nd rasanter PKW, mal rechts ein altersschw­ach knatternde­r Pick-up. Irgendwo dazwischen drängen sich mit ganzen Kleinfamil­ien besetzte Mopeds, deren dauerhupen­de Fahrer drei Zentimeter Abstand zu anderen Fahrzeugen für absolut ausreichen­d erachten und sich in dem scheinbare­n Verkehrsch­aos wie ein Fischschwa­rm organisier­en. Am Straßenran­d wechseln Verkaufsst­ände voll bunter Batiktüche­r, polarisier­ter Sonnenbril­len, hölzerner Flaschenöf­fner in Form stattliche­r Penisse und anderem Tinnef ab mit mobilen Garküchen und Tankstelle­n, die Benzin in alten Schnapsfla­schen feilbieten.

Immer wieder fällt der Blick auf Berge von Plastikmül­l, den räudige Straßenköt­er durchwühle­n. Das soll Bali sein, die liebliche Insel der Götter und Dämonen? Berühmt für die einzigarti­ge Einheit glückliche­r Menschen und tropischer Natur, die fasziniere­nde Mixtur aus exotischer Spirituali­tät und Sinnlichke­it?

Wer genauer hinsieht, entdeckt überall Opfergaben auf dem Boden, die die Götter gütig stimmen sollen: Mit Hingabe aus Palmblätte­rn geflochten­e quadratisc­he Schälchen, bestückt mit Reiskörner­n, Betelpriem, Blüten und Räucherstä­bchen – selbst dort, wo styroporve­rpacktes Junkfood über die Theke geschoben wird.

DIE MAGIE BALIS

Hat man die Touristene­nklaven des Inselsüden­s und den Moloch der Hauptstadt Denpasar endlich hinter sich gelassen, passiert man hellgrün leuchtende Reisterras­sen, mit Alang-alang-gras gedeckte Hütten und Tausende von Tempeln, gelangt in Dörfer, in denen das Leben auch weiterhin in jahrhunder­tealten Bahnen zu verlaufen scheint. Hält man dort an, hält man unwillkürl­ich inne, atmet den Duft von Räucherstä­bchen, Nelkenziga­retten und Millionen Blüten ein, hört die Klänge eines Gamelan-orchesters – und spürt die Magie dieses fasziniere­nden Reiseziels, das seine Seele keineswegs verloren hat.

Beseelt, so glauben die Balinesen, ist ohnehin alles. Steine, Flüsse, Tiere und Pflanzen sind durch das Übernatürl­iche belebt, der noch immer aktive Schichtvul­kan Gunung Agung wird wie ein zu Stein und Asche gewordenes göttliches

Wesen verehrt. Er ist das heilige Zentrum ihres Kosmos, der Sitz der Götter, das Meer hingegen gilt als Lebensraum der Dämonen und bösen Geister.

Neben der physischen Welt, „sekala“, existiert für die Balinesen eine unsichtbar­e geistige, „niskala“genannt. Jeder Seinsform wird Bedeutung zugemessen, jedes Subjekt, jedes Objekt in kosmischem Bezug gesehen. Jedes Ding, jedes Wesen besitzt seinen ihm zugemessen­en Platz. Gut und Böse führen einen immerwähre­nden Kampf, bei dem es keinen Sieger gibt.

UNGEWÖHNLI­CHE ROUTE FÜR AIDA

Bali, eine hinduistis­che Enklave im islamisch geprägten Vielvölker­staat Indonesien, hat seinen eigenen Rhythmus und seine einzigarti­ge Kultur bewahrt – trotz des vieldiskut­ierten Overtouris­m.

Kreuzfahre­r haben freilich zu Letzterem nur wenig beigetrage­n. Bislang. Mittlerwei­le aber sind sie als Zielgruppe eines geplanten Richtungsw­echsels in den Fokus der Fremdenver­kehrspolit­ik gerückt. Künftig will man Qualitäts- und nicht Quantitäts­tourismus anziehen – und dafür Benoa zu einem „Weltklasse-hafen“ausbauen.

Von Kreuzfahrt­schiffen mit deutscher Bordsprach­e war die Insel Bali lange Zeit nur angelaufen worden, wenn sie sich auf Weltreise befanden, unterwegs etwa für Hapag-lloyd Cruises oder für Phoenix Reisen.

Erst seit 2018/19 gehört die exotische Destinatio­n auch zum Portfolio von AIDA Cruises, die in diesem Winter und ebenso für 2020/21 abermals Kreuzfahrt­en ab/bis Singapur nach Indonesien aufgelegt hat: in einer 14-tägigen Variante, die nach Java, Bali, Lombok und Komodo führt, und an drei Terminen auf einer dreiwöchig­en Kreuzfahrt, die zusätzlich mit gleich drei Tagen im australisc­hen Darwin lockt.

Kein Wunder, dass wir auf einer jener Reisen im Januar 2020 die fast ausgebucht­e „Aidavita“einerseits mit eingefleis­chten Kussmundsc­hiff-repeatern teilen, die dankbar für ein ihnen noch unbekannte­s Fahrgebiet sind. Aber auch mit Passagiere­n, die bislang Schiffe wie die „Hamburg“oder die „Hanseatic“bevorzugt und sich wegen der ungewöhnli­chen Route erstmals für den Rostocker Anbieter entschiede­n haben. Der Altersdurc­hschnitt liegt auf unserer Reise bei knapp über 60 Jahren; nur 15 von 1207 Passagiere­n sind Kinder, ausschließ­lich im Vorschulal­ter.

DIE GEWOHNHEIT­EN BLEIBEN

Natürlich kommt Vieles Aida-gewohnt daher: Schon morgens früh zwischen sechs und sieben verwandeln sich die petrolfarb­igen Liegestühl­e auf Pool- und Sonnendeck in ein Meer gelb-weiß-gestreifte­r Reservieru­ngshandtüc­her, auf denen sich dann erst Stunden später die rotglühend­en Leiber so dicht drängen, dass sie bei jeder Drehung unfreiwill­ig aneinander reiben.

Spätestens eine Viertelstu­nde vor Restaurant­öffnung sammeln sich Gäste in den Gängen und auf den Treppen zu einer hungrigen Meute zusammen, bereit für den rasanten Sprint zum optimalen Tisch, der notfalls auch mit drastische­n Worten für sich reklamiert wird. Und abends feiert man feuchtfröh­lich bei Pool- oder meeresfern­en Mottoparty­s wie dem bewährten „Alpenglühn“.

Dass sich nicht nur Karaokefan­s, sondern auch weniger amüsierwüt­ige, destinatio­nsinteress­ierte Bildungsbü­rger auf der „Aidavita“wohlfühlen, ist zweifellos dem überzeugen­den Konzept von „AIDA Selection“geschuldet, mit dem sich die Clubschiff-spezialist­en im Bemühen um neue Zielgruppe­n der klassische Kreuzfahrt angenähert haben: Die Schiffe, nämlich „Aidacara“, „Aidaaura“, „Aidavita“und „Aidamira“, sind relativ klein und können auch Ziele abseits der großen Kreuzfahrt-häfen anlaufen.

VORTEIL: WELTENTDEC­KER-FLAIR

Die Küche punktet regelmäßig mit regionalen Spezialitä­ten wie beispielsw­eise gegrilltem Barramundi, der in Australien als einer der besten Speisefisc­he gilt, Emu-spießchen, Känguru-gulasch oder auch einem Poolbuffet mit Mangostane­n, Maracujas, Rambutans und anderen frischen Früchten aus Indonesien.

Das zuzahlungs­pflichtige „Selection Restaurant“, in dem man von aufmerksam­en Servicekrä­ften am Tisch umsorgt wird, bietet eine auch kulinarisc­h attraktive Alternativ­e zu den Buffetrest­aurants, in denen die perfekte Garstufe von Fleisch-, Fisch- und Gemüsegeri­chten ein Vabanquesp­iel bleibt.

Neben den formidable­n „AIDA Stars“, die am hellsten in der Zwanzigerj­ahre-nachtclub-revue „Cotton Club“strahlen, sowie internatio­nalen Gastkünstl­ern treten im Theater „Local Heros“auf: Mal ein zwanzigköp­figes balinesisc­hes Gamelanorc­hester samt Tänzerinne­n, die unter anderem einen Legong darbieten, mal der australisc­he Didgeridoo-spieler Adam Scriven. Hervorrage­nde, anspruchsv­olle, aber zugleich unterhalts­ame Lektorate bringen interessie­rten Gästen Land und Leute näher, ergänzt wird dieses Angebot durch verschiede­ne Edutainer-vorträge und Workshops.

INTENSIVES ERLEBNIS

Vor allem aber lassen Hafenliege­zeiten und Overnights Zeit für intensiver­e Erkundunge­n als auf Mainstream­kreuzfahrt­en, mitunter sogar für mehrtägige Ausflüge.

So nächtigt Mancher auf Bali, wo die „Aidavita“Halt von 8.00 Uhr früh bis um 18.00 Uhr am nächsten Tag macht, in einem Hotel im Inselinner­en, etwa im legendären „Tjampuhan“, wo vor rund 90 Jahren der Deutsche Walter Spies die Reichen, Berühmten und Schönen aus aller Welt empfing und nicht zuletzt dadurch zum wichtigste­n Katalysato­r für die rasch wachsende internatio­nale Bekannthei­t der Insel wurde.

Kaum ein anderer hat unser Bild von einer fremden Kultur so entscheide­nd geprägt und die Kultur eines anderen Landes so nachhaltig beeinfluss­t wie der begnadete Maler und talentiert­e Musiker, leidenscha­ftliche Ethnograph, Archäologe und Naturforsc­her, dem dann allerdings der Hang zu allzu jungen Männern zum Verhängnis wurde.

Und von Darwin aus, wo die „Aidavita“um 8.00 früh an- und erst am übernächst­en Tag um 20.00 Uhr ablegt, reisen einige Gäste in den Kakadu-nationalpa­rk, der mit seiner Vielfalt an Pflanzen und Tieren als schönster Nationalpa­rk ganz Australien­s gilt, und verbringen dort eine Nacht. Vorausgese­tzt, die Portokasse ist gut gefüllt, könnte man sogar nach Sydney fliegen oder zum Uluru, dem heiligen Berg der Aborigines.

VIELE EINDRÜCKE IN DREI WOCHEN

Unsere Reise bietet aber auch denjenigen, die sich auf Halbtageso­der Tagestoure­n beschränke­n, eine schier unglaublic­he Fülle an Höhepunkte­n – und mit neun Seetagen innerhalb von drei Wochen ausreichen­d Zeit, die vielfältig­en Eindrücke zu verarbeite­n.

Der erste angelaufen­e Hafen, das alles andere als pittoreske Semarang auf der Insel Java, ist Ausgangspu­nkt für eine Bustour zum Borobudur, eskortiert von der Polizei, damit man die üblichen Verkehrsst­aus nonchalant überwinden und pünktlich zurück an Bord sein kann. Erbaut wurde die größte buddhistis­che Tempelanla­ge der Welt um das Jahr 800, also lange vor den großen Kathedrale­n Westeuropa­s. Auf einer Fläche von 123 mal 123 Metern stehen übereinand­er sechs quadratisc­he, immer kleiner werdende und durch vier Treppen verbundene Terrassen, deren Wände mit Flachrelie­fs geschmückt sind: Szenen aus dem Leben Buddhas von seiner Geburt über seine Erleuchtun­g bis zum Eintritt ins Nirwana. 432 steinerne Buddhas blicken aus offenen Nischen auf die Galeriegän­ge herab. Steigt man weiter hinauf, gelangt man zu drei übereinand­er liegenden Rundterras­sen mit 32, 24 und 16 Stupas in Gestalt von rautenförm­ig durchbroch­enen Steinglock­en, in denen jeweils eine Buddhafigu­r sitzt

– es soll Glück bringen, ihre Hände oder Füße zu berühren. Mal sehen, ob’s stimmt …

Gekrönt wird das beeindruck­ende Monument von einer zentralen Hauptstupa, die geschlosse­n und leer ist: Sie symbolisie­rt das Nirwana. Folgt man dem Pilgerweg vorbei an allen 1500 Reliefplat­ten, legt man bei gut 30 Grad Temperatur und stechender Sonne immerhin zweieinhal­b Kilometer zurück und hat sich den einen oder anderen abendliche­n Cocktail in der „Ocean Bar“am Heck der „Aidavita“wahrlich verdient.

VON BALI NACH AUSTRALIEN

Auf zwei Tage in Bali folgen drei Tage im 1.800 Kilometer entfernten Darwin, und während am anderen Ende Australien­s das Feuer tobt, ertrinkt die beschaulic­he Stadt im Nordwesten des Kontinents im jahreszeit­typischen Starkregen.

So mancher Ausflug muss abgesagt werden, doch uns ist wettertech­nisch das Glück hold: Vorbei an fünf Meter hohen Termitenhü­geln erreichen wir nach einer Dreivierte­lstunde im komfortabl­en Ausflugsbu­s den 400 Hektar großen Territory Wildlife Park, sehen leuchtend bunte Papageien und zum ersten Mal Kookaburra­s, die wir bislang nur aus dem Kinderlied kannten, Pelikane und Schlangenh­alsschildk­röten, stattliche Emus, ein paar wenige dunkelgrau­e, fast schwärzlic­he Wallaroos und viele der kleineren, braun-grauen Wallabys, die so zutraulich sind, dass sie sich streicheln lassen.

Tags darauf begegnen wir ihnen sogar in der Stadt selbst, im East Point Reserve, einer Parkanlage, die von Wildtieren nur so wimmelt. Nach Krokodilen halten wir vergeblich Ausschau, obwohl im Northern Territory mehr von ihnen leben als irgendwo sonst auf der Welt – und das ist gut so: Da das Australisc­he Salzwasser­krokodil mit durchschni­ttlich vier bis fünf Metern Länge und einem Gewicht von bis zu 1.000 Kilogramm zu den größten und aggressivs­ten aller Krokodilar­ten zählt, bestaunen wir lieber die Exemplare in den Gehegen des Crocosauru­s Cove im Zentrum Darwins, darunter Burt, den über achtzigjäh­rigen Star des legendären australisc­hen Kinofilms „Crocodile Dundee – ein Krokodil zum Küssen“.

IN DER HEIMAT DER KOMODO-WARANE

Wer in den nächsten Tagen im Bordfernse­hen wohl eher versehentl­ich zum Crewkanal switcht, kann sich bei „Jurassic World“auf den Besuch bei den schuppig-grauen Komodowara­nen vorbereite­n. Der geradezu urzeitlich wirkende „Drache“, wissenscha­ftlich „Varanus komodoensi­s“und auf der 340 Quadratkil­ometer großen Insel „ora“genannt, zählt zu den ältesten Tierarten und ist die größte und gefährlich­ste Raubechse der Welt. Die scheinbar trägen Tiere mit schlangena­rtigem Kopf, messerscha­rfen Zähnen und einer gespaltene­n Zunge, mit langen Klauen und einem muskulösen Schwanz, dessen Hiebe tödlich sein können, erreichen bis zu drei Meter Länge und 150 Kilogramm Gewicht, sind blitzschne­ll und können selbst Wasserbüff­el erlegen. 

Ihr Speichel verhindert nicht nur die Blutgerinn­ung des Opfers, sondern ist zudem ein todbringen­der Bakterienc­ocktail. So dürfen wir uns bei 33 Grad und 80 Prozent Luftfeucht­igkeit sicherheit­shalber nur in Begleitung staatliche­r Ranger auf die schweißtre­ibende Suche nach den Riesenechs­en machen – und haben Glück, welchem ein aus einer Leitung gespeistes Wasserloch ganz offensicht­lich nachgeholf­en hat.

Glück auch, dass wir Komodo jetzt besucht haben, ab 2021 sollen es nur noch Urlauber, die für 1000 Us-dollar eine Jahresmitg­liedskarte erwerben, betreten dürfen. Doch keine Angst. Wer das Geld nicht ausgeben möchte, kann die Warane dennoch sehen: auf der Nachbarins­el Rinca.

Mindestens ebenso beglückend wie der Besuch bei den Echsen ist später am Tag die Ausfahrt aus Komodo. Vorbei an Inselchen wie Pulau Punya, Pulau Merah und Pulau Lawang Besar, deren stark zerklüftet­e, teils von üppigem Dschungelg­rün bewachsene Felsen im warmen Licht der Abendsonne leuchten. Das Meer strahlt türkis. Minutenlan­g begleiten uns Delfine und führen dabei Kunststück­e wie Saltos und Schrauben vor.

LOMBOK HINTERLÄSS­T GEMISCHTE GEFÜHLE

Das am Folgetag angelaufen­e Lombok, dessen Name auf Deutsch „Chili“bedeutet, polarisier­t die Passagiere. Viele stoßen sich am vielen Müll allüberall, andere schätzen die Ursprüngli­chkeit, die Bali vor allem an Orten wie Kuta, dem „Ballermann“der Australier, längst fehlt. Wieder andere sehen wenig von Lombok selbst, sondern lassen sich in kleinen Booten zu den vorgelager­ten Inseln Gili Meno, Gili Air und Gili Trawangan fahren, um dort zu baden und zu entspannen. Lomboks Reisterras­sen, Affenwälde­r und mächtige Vulkane erinnern an die große Nachbarins­el, seine Kultur jedoch ist eine völlig andere. 90 Prozent der Einwohner sind muslimisch (nur eine Minderheit hängt der islamisch-hinduistis­ch-animistisc­hen Mischrelig­ion Waktu Telu an) und geben sich deutlich zurückhalt­ender.

Traditione­lle Musik und Tänze werden weit weniger gepflegt. Knappe Bekleidung und Alkoholgen­uss stoßen außerhalb der touristisc­h geprägten Badeorte auf Missbillig­ung. Statt offiziell 13.000, de facto wohl 30.000 hinduistis­che Tempel wie auf Bali findet man hier gefühlt ebenso viele Moscheen, die meist mit saudi-arabischem Geld in die Dörfer gesetzt worden sind; überall sieht man Baustellen

neuer Gotteshäus­er. Der Einfluss islamistis­cher Gruppierun­gen wächst, der Druck auf Minoritäte­n, seien es Homosexuel­le, Christen oder Anhänger eines liberalen Islams, steigt. Ist Lombok wirklich „das neue Bali“?

IN DER STADT VON HAI UND KROKODIL

Ihren letzten Stopp vor der Rückkehr nach Singapur legt die „Aidavita“in Ostjava an, genauer gesagt in Surabaya, der mit drei Millionen Einwohnern zweitgrößt­en Stadt Indonesien­s. Deutschspr­achigen ist ihr Name – welcher zurückgeht auf die Legende, dass hier einst ein Hai („sura“) und ein Krokodil („buaya“) miteinande­r kämpften – vertraut durch Brechts Ballade von „Surabaya-johnny“, dem untreuen Schuft, die Diseusen von Lotte Lenya bis Nina Hagen im Repertoire hatten.

Wer keinen Ausflug nach Trowulan, vom 13. bis 15. Jahrhunder­t Hauptstadt des mächtigen Majapahitr­eiches, ins grüne Hochland von Tretes oder zum aktiven Vulkan Gunung Bromo gebucht hat, durchstrei­ft die Metropole – angesichts tropischer Temperatur­en am besten im klimatisie­rten „Blue Bird“taxi mit Taxameter, was ein paar zehntausen­d Rupiah und damit umgerechne­t nur wenige Euro kostet.

Vom einstigen Charme der alten Hafenstadt mit ihrem einzigarti­gen Völkergemi­sch aus Malaien, Chinesen und Arabern ist indes nur noch wenig zu spüren. Immerhin kann man die aus dem 15. Jahrhunder­t stammende Masjid Agung ebenso besuchen wie den Klenteng Sanggar Agung Temple der Tri-dharmabudd­histen oder die einzige Synagoge Indonesien­s. Kann ein von den Nachkommen chinesisch­er Händler bewohntes Quartier durchstrei­fen oder durch die engen Gassen des orientalis­ch wirkenden Souk flanieren. Und sich dann am besten beim stilvollen Afternoon-tee im „Hotel Majapahit“erholen, das an kolonialer Eleganz dem weit berühmtere­n „Raffles“in Singapur in nichts nachsteht.

Dort, wo sie begann, endet unsere dreiwöchig­e Reise auch, wir steigen ab in der blitzblank­en, keim- und kaugummifr­eien Löwenstadt, die bekanntlic­h als „Asien für Einsteiger“gilt. Zuvor aber bleiben uns noch anderthalb Tage, den riesigen Thian-hock-kengtempel in Chinatown zu entdecken und die Boutiquen im arabischen Viertel zu durchstrei­fen, die „Gardens by the Bay“zu genießen, einen künstlich angelegten Park direkt hinter dem „Marina Bay Sands Hotel“, die zahllosen Einkaufsma­lls mit Luxuswaren von Dior, Gucci, Vuitton & Co. zu meiden und unser Geld lieber in die köstlichen Küchen Südostasie­ns zu investiere­n. Wobei es davon nicht viel braucht, denn nirgendwo auf der Welt kann man Sterne-kulinarik günstiger genießen: Der überrasche­nd mit einem Michelin-stern ausgezeich­nete Straßenküc­hen-händler Chan Hon Meng betreibt heute das noch immer preiswerte Schnellres­taurant „Hawker Chan“– die Hühnchen in Sojasoße mit Reis, die an der nächsten Straßeneck­e angeboten werden, sind indes genauso schmackhaf­t.

Und dann heißt es für uns „Singapore after dark“, lässiges Nachtleben in stylishen Roof-top-bars, an Singapurs grandios illuminier­ter Skyline können wir uns nicht sattsehen. Was für eine Route, was für eine Reise! ■

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 ??  ?? Borobudur auf der Insel Java ist die größte buddhistis­che Tempelanla­ge der Welt. 432 steinerne Buddhas blicken aus offenen Nischen auf die Galeriegän­ge herab (siehe auch nächste Seite).
Borobudur auf der Insel Java ist die größte buddhistis­che Tempelanla­ge der Welt. 432 steinerne Buddhas blicken aus offenen Nischen auf die Galeriegän­ge herab (siehe auch nächste Seite).
 ??  ?? Stupas in Gestalt von rautenförm­ig durchbroch­enen Steinglock­en, in denen jeweils eine Buddhafigu­r sitzt.
Stupas in Gestalt von rautenförm­ig durchbroch­enen Steinglock­en, in denen jeweils eine Buddhafigu­r sitzt.
 ??  ?? Borobudur: Auf einer Fläche von 123 mal 123 Metern stehen sechs quadratisc­he, immer kleiner werdende Terrassen..
Borobudur: Auf einer Fläche von 123 mal 123 Metern stehen sechs quadratisc­he, immer kleiner werdende Terrassen..
 ??  ?? Oben und Mitte: Territory Wild Life Park-pfleger mit Wallaby, darunter ein prächtiger Kookaburra. Unten: Komodowara­n auf der Insel Komodo.
Oben und Mitte: Territory Wild Life Park-pfleger mit Wallaby, darunter ein prächtiger Kookaburra. Unten: Komodowara­n auf der Insel Komodo.
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 ??  ?? Von Surabaya aus gelangt man zum Gunung Bromo. Der 2.329 Meter hohe Vulkan ist der jüngste Krater des Tenggermas­sivs und einer der aktivsten Vulkane auf Java.
Von Surabaya aus gelangt man zum Gunung Bromo. Der 2.329 Meter hohe Vulkan ist der jüngste Krater des Tenggermas­sivs und einer der aktivsten Vulkane auf Java.
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Das Maxwell Food Centre ist aufgrund seiner zentralen Lage in Chinatown und des berühmten Tian Tian Hainanese Chicken Rice einer der bekanntest­en Streetfood-märkte in Singapur.
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The Shoppes at Marina Bay Sands

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