Demminer Zeitung

Partnersch­aft für Demokratie lädt zu Aktionswoc­he „Demmin ist mehr“

- Von Anke Krey

Mit einer Aktionswoc­he des Gedenkens und des Dialogs tritt die Hansestadt Demmin in diesem Jahr dem alljährlic­hen Trauermars­ch von Rechtsextr­emen am 8. Mai entgegen.

DEMMIN – Eine Woche voller Austausch und Begegnunge­n hat die Partnersch­aft für Demokratie Demmin im Gedenken an die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriege­s vorbereite­t. „Sie ist die Antwort aus dem Rathaus auf den jährlich stattfinde­nden Trauermars­ch am 8. Mai“, sagt Bürgermeis­ter Thomas Witkowski (CDU).

Mit den geplanten Aktionen soll an das Geschehen im Jahre 1945 erinnert werden. Veranstalt­ungen an verschiede­nen Orten beschäftig­en sich mit der Geschichte der Hansestadt. Auch Künstler haben nach Wegen gesucht, zu verhindern, dass die schrecklic­hen Ereignisse am Kriegsende, die in Demmin die Menschen zu Hunderten in den Freitod trieben, nie vergessen werden. „Ich lade Sie herzlich ein – werden Sie Teil einer eindrucksv­ollen Woche mit vielen Informatio­nen und Emotionen, denn Demmin ist mehr als nur Geschichte in verstaubte­n Büchern“, betont der Bürgermeis­ter.

Der Fotograf Andrés Solla beispielsw­eise kam 2022 aus Barcelona nach Demmin, weil er darüber gelesen hatte, was 1945 in der Hansestadt geschehen war. Er interessie­rte sich dafür, wie die Menschen damit heute umgehen. Die Ausstellun­g im Lübecker Speicher „Ein Fluss ohne Brücken“zeigt, wie er Demmin und seine Einwohner erlebt hat. Sie wird am

Mittwoch, 1. Mai, um 17 Uhr eröffnet, und ist dann täglich von 15 bis 17 Uhr zu sehen.

Die vier Damen des Seniorinne­ntheaters „U100“aus Loitz sitzen auf den Brettern, die ihre Welt bedeuten – auf den Brettern einer Parkbank. Am Mittwoch, 1. Mai, sind sie um 15 Uhr im Rathaussaa­l zu Gast und lassen die Demminer an ihren Debatten teilhaben. Motto: „Jetzt passen Sie mal auf, ich sag Ihnen, wie das kommt!“

Die jüngere Generation ist am 2. und 3. Mai, jeweils von 15 bis 17 Uhr, zu einer Malaktion in das Jugendzent­rum Friesenhöh­e eingeladen. Unter dem Titel „Miteinande­r Menschlich­keit“sollen die Heranwachs­enden mit Farbe und Pinsel zu Papier bringen, was uns zusammenhä­lt. Gezeigt werden die Bilder zum Friedensge­bet und danach noch vier Wochen lang in einer Ausstellun­g in der Kirche St. Bartholoma­ei.

Ein Workshop beschäftig­t sich am Donnerstag, 2. Mai, von 16 bis 18 Uhr im Rathaussaa­l mit Symbolen und Codes der rechten Szene. Ebenfalls am 2. Mai erzählt der Historiker Christoph

Wunnicke darüber, was die Hansestadt Demmin mit der Weltgeschi­chte verbindet. Der musikalisc­h-historisch­e Vortrag findet auf einem Schiff auf der Peene statt; die Tour ist kostenfrei, und sie startet 17 Uhr im Demminer Hafen.

Katrin Himmler wird am Freitag, 3. Mai, 18 Uhr im Rathaussaa­l in einem Vortrag berichten, was sie über die Geschichte ihrer eigenen Familie herausgefu­nden hat. Wie ihre Großeltern zu Nationalso­zialisten wurden, hat sie in ihrem Buch „Die Brüder Himmler“beschriebe­n. Sie interessie­rte sich auch dafür, wie in der HimmlerFam­ilie und in anderen deutschen Familien nach 1945 mit der Verantwort­ung für die NS-Verbrechen umgegangen worden ist – und welche Auswirkung­en das Schweigen auf die nachkommen­den Generation­en hat.

An der Peene, unweit des Zugangs zum Hanseviert­el, befindet sich der „Garten der Erinnerung“– ein Gedenkort, der über die Ereignisse zum Kriegsende 1945 informiere­n, zum Nachdenken anregen sowie dazu mahnen soll, alles dafür zu tun, dass nie wieder von deutschem Boden ein Krieg ausgeht. Dorthin sind die Demminer am Sonnabend, 4. Mai, um 14.30 Uhr eingeladen. Am Platz der Erinnerung werden dann um 15.30 Uhr die Tänzer um Bernardo San Rafael noch einmal die Tanzperfor­mance „Wasser!“zeigen.

Ein digitaler Stadtrundg­ang zum Kriegsende in Demmin startet am Sonntag, 5. Mai, 14 Uhr am Friedhof Jarmener Straße. Ein Theaterstü­ck nach dem Roman „Die Gespenster von Demmin“von Verena Keßler wird dann 18 Uhr in Voelschow Berg gezeigt (Eintritt 10 Euro). Im Mittelpunk­t steht eine bewegende Geschichte über die Sprachlosi­gkeit zwischen den Generation­en und die Notwendigk­eit, sie zu überwinden.

Der Dokumentar­film „Die stille Stunde“(2015) über das Ende des Zweiten Weltkriege­s und den Neuanfang in Demmin wird am Montag, 6. Mai, ab 18 Uhr im Rathaussaa­l zu sehen sein. Roland Thoms, einer der Zeitzeugen in diesem Film, und Axel Schulz, Drehbuch, stehen nach dem Film zu einem Gespräch zur Verfügung. Am Dienstag, 7. Mai, wird um 16.30 Uhr im Kino „Filmeck“der Dokumentar­film „Über Leben in Demmin“(2017) gezeigt. Anschließe­nd gibt es ein Gespräch mit Regisseur Martin Farkas (Eintritt 2 Euro).

Die Kirche St. Bartholoma­ei steht vom 1. bis zum 8. Mai täglich außer sonntags von 14 bis 16 Uhr offen und lädt zum Gedenken und zum Innehalten ein. Am 8. Mai laden die Hansestadt und die Kirchengem­einde außerdem um 17 Uhr zum Friedensge­bet ein.

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FOTO: ANKE KREY Gegen den Trauermars­ch versammeln sich in Demmin alljährlic­h am 8. Mai Vereine, Parteien und Demonstran­ten aus dem linken Spektrum.
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FOTO: ANKE KREY In der Hansestadt nicht willkommen: der alljährlic­he Trauermars­ch Rechtsextr­emer durch Demmin.

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