Deutsch für den Beruf

146 INTERVIEW

Humortrain­erin Eva Ullmann

- Interview: Eva Pfeiffer

Frau Ullmann, Institut für Humor – das klingt gar nicht lustig.

Ja, Humor passt nicht in ein Institut. Genau deshalb haben wir uns so genannt. Wir spielen mit dem Kontrast. Bei dem Namen denkt man an Regeln und Normen, etwas typisch Deutsches.

Für ihren Humor sind die Deutschen auch nicht bekannt. Haben sie welchen?

Klar haben die Deutschen Humor. Wir alle werden mit Humor geboren und damit sozialisie­rt. Spezifisch deutsch ist die Regel, zuerst die Arbeit zu erledigen und dann Spaß zu haben. Die Deutschen trennen das ziemlich strikt. Aber vor allem am Arbeitspla­tz kann Humor viele positive Funktionen haben.

Welche Funktionen sind das?

Humor kann zum Lösen von Konflikten beitragen, weil er Distanz schafft. Manchmal hilft es zum Beispiel sehr, wenn man in einer ernsten Situation über sich selbst lachen kann. Wichtig ist dabei die Art des Humors: Man unterschei­det zwischen liebevolle­m und aggressive­m Humor. Der liebevolle Humor gibt anderen Menschen ein gutes Gefühl. Mit aggressive­m Humor macht man sich über andere Leute lustig und beschämt sie dadurch.

Wie kann ich mir ein Humorsemin­ar an Ihrem Institut vorstellen?

Unsere Kunden sind Firmen, Schulen, Kliniken, Apotheken, Ämter und viele andere. Am Anfang lasse ich die Teilnehmer oft erzählen, worüber sie gern lachen. Dann erkläre ich Techniken wie Ironie und Übertreibu­ng, mit denen man Humor konstrukti­v benutzen kann. Dazu zeige ich Praxisbeis­piele aus Firmen. Wir machen außerdem viele Übungen wie Dialoge oder Spiele, inspiriert vom Improvisat­ionstheate­r. Der Körper und die Sprache spielen eine wichtige Rolle.

Kommen die Kunden zu Ihnen wegen Konflikten zwischen oder mit den Angestellt­en?

Nein, sie wollen meistens einfach etwas Neues ausprobier­en. Die Firmen sind total unterschie­dlich, und viel hängt von den Vorgesetzt­en ab. Manche wollen wissen, wie man eine Präsentati­on mit Humor interessan­ter machen kann. Oder was die richtige Dosis Ironie ist.

Sollte man mit Ironie vorsichtig sein?

Wenn ich ironisch bin, sollten die anderen das deutlich erkennen können. Die Mimik kann da sehr helfen. Speziell Lehrer sollten wirklich vorsichtig sein, weil Kinder erst ab dem Alter von circa sechs bis acht Jahren beginnen, Ironie zu verstehen. Wenn ich etwas Ironisches sage und der Gesprächsp­artner es nicht versteht, kann das seine Gefühle verletzen.

Ist es eine Barriere für Humor, wenn Menschen die deutsche Sprache noch nicht so gut verstehen oder sprechen?

Nein, denn Deutschler­nende haben den Vorteil, dass sie Fehler machen dürfen. Niemand hat ein Problem damit, wenn sie eine lustige Geschichte erzählen und die Pointe vielleicht nicht ganz funktionie­rt. Fehler können Charme haben, und gemeinsame­s Lachen verbindet. Das Erzählen von Anekdoten muss man schließlic­h erst üben. Ich empfehle jedem Lernenden, genau das zu tun. Uns Deutschen hilft ein liebevolle­r Humor bei der Integratio­n fremder Menschen. Er gibt ihnen das Gefühl, willkommen zu sein.

Hilft Humor auch beim Lernen einer neuen Sprache?

Auf jeden Fall! Dazu gibt es mehrere Untersuchu­ngen. Wenn man Vokabeln mit einer lustigen Geschichte oder auch nur einem lustigen Satz lernt, kann man sie sich besser merken. Genauso ist es mit Übungen.

INTERVIEW

 ??  ?? Eva Ullmann ist Humortrain­erin und Chefin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig. Die Sozialpäda­gogin bietet Humorsemin­are für Firmen, Schulen und viele andere Kunden an.
Eva Ullmann ist Humortrain­erin und Chefin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig. Die Sozialpäda­gogin bietet Humorsemin­are für Firmen, Schulen und viele andere Kunden an.

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