Deutsch für den Beruf

Wie wird mein Zeugnis akzeptiert?

Einen neuen Job in Deutschlan­d anfangen? Das muss man gut planen: Nicht in jedem Beruf darf man sofort anfangen. Oft muss zuerst das Zeugnis aus der Heimat offiziell akzeptiert werden. Wie funktionie­rt das?

- Claudia May

VIER FRAGEN ZUM START

Das Wort „Bürokratie“hört niemand gern. Die Assoziatio­nen sind wirklich zu negativ: komplizier­te Formulare und Dokumente, wichtige Stempel in fünf verschiede­nen Farben und Menschen, die in Ämtern alles pedantisch kontrollie­ren. Dreimal – und natürlich immer nur gegen Gebühr.

Stimmt schon: Auch die Anerkennun­g von Berufsqual­ifikatione­n aus dem Ausland ist nicht kostenlos. Sie kann auch komplizier­t sein. Aber sie kann helfen. Für viele Menschen ist sie sehr wichtig: Die Anerkennun­g der Ausbildung oder des Studiums ist bei bestimmten Berufen notwendig, zum Beispiel bei Ingenieure­n, Ärzten oder Erziehern. Bei anderen Berufen hilft sie bei einer Bewerbung. Ein potenziell­er Arbeitgebe­r möchte nämlich genau wissen, was ein Kandidat kann.

Am einfachste­n ist es, die Prozedur Schritt für Schritt zu machen. Der Weg zur Anerkennun­g beginnt am besten mit dem Internetpo­rtal www.anerkennun­g-in-deutschlan­d.de. Diesen Service gibt es auch als App. Beide Varianten bieten viele Informatio­nen zu dem Thema in mehreren Sprachen an – aber Achtung: Die angebotene­n Sprachen sind auf der Website und in der App nicht gleich. So sind in der App zum Beispiel auch Dari, Farsi, Tigrinya und Paschtu zu finden.

Internetpo­rtal und App haben den Anerkennun­gs-finder. Mit diesem Tool können Sie einen Referenzbe­ruf wählen. Ein Referenzbe­ruf ist der Beruf, der Ihrer Arbeit in der Heimat am ähnlichste­n ist. Dann geben Sie den Ort ein, an dem Sie arbeiten möchten. Jetzt bekommen Sie alle Informatio­nen, die Sie brauchen. Zum Beispiel: Wo stelle ich den Antrag?

Mit der Antwort auf diese Frage kann man die Stelle direkt kontaktier­en (anrufen oder eine E-mail schicken) und auch fragen, wie viel es kostet und welche Dokumente nötig sind. Denn: Nur mit den kompletten Dokumenten funktionie­rt ein Antrag. Wichtig zu wissen: Oft muss man Zeugnisse und andere Dokumente in die deutsche Sprache übersetzen lassen. Das dauert meistens. Deshalb ist es wichtig, mit genug Zeit zu kalkuliere­n.

Natürlich bleiben trotzdem oft noch Fragen. Das ist kein Problem. „Wenn Sie spezielle Informatio­nen auf dem Internetpo­rtal nicht finden, können Sie zu einer Beratungss­telle gehen“, erklärt Julia Lubjuhn vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung, das das Internetpo­rtal betreibt. „Es gibt außerdem eine kostenlose Telefonhot­line.“Die Hotline nimmt Anrufe

von Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 15 Uhr entgegen (+49 30 18 15-11 11), auch auf Englisch.

Wenn alles klar ist und alle Dokumente (bitte nur Kopien, keine Originale!) bei der richtigen Stelle sind, muss man warten. „Bei den meisten Berufen bekommt man spätestens nach drei Monaten eine Antwort“, erklärt Lubjuhn. „Nur bei wenigen speziellen Berufen muss man vier Monate warten.“

Ist die Antwort positiv, hat ein Kandidat die volle Anerkennun­g. Die Ausbildung oder das Studium aus dem Ausland ist also gleichwert­ig.

Manchmal gibt es aber auch eine Teilanerke­nnung. Das heißt, es gibt Unterschie­de zwischen der Berufsqual­ifikation aus dem Ausland und dem Referenzbe­ruf in Deutschlan­d. Aber viele Dinge sind auch ähnlich oder gleich. „Man hat dann die Möglichkei­t, Kenntnisse durch eine spezielle Prüfung oder einen Lehrgang nachzuhole­n“, sagt Lubjuhn. „So kann man die volle Anerkennun­g bekommen.“

Wenn die Antwort aber negativ ist, dann ist eine Anerkennun­g der Qualifikat­ionen leider nicht möglich. Lubjuhn hat noch einen wichtigen Tipp: Wenn man seine Dokumente und Zeugnisse nicht mehr im Original hat, ist das nicht automatisc­h das Ende der Anerkennun­gsprozedur. In manchen Berufen können Kandidaten ihr Wissen nämlich auch mit einer Qualifikat­ionsanalys­e zeigen.

Aber wer hat gute Chancen, einen Job in Deutschlan­d zu bekommen? Die Antwort ist für jede Region anders. In vielen Metropolen in Westdeutsc­hland fehlen zum Beispiel Erzieher. In diesem Beruf ist es wichtig, gut Deutsch zu sprechen. Erzieher sollen mit den Kindern reden und sie auch verstehen.

In ganz Deutschlan­d suchen Firmen technisch qualifizie­rte Arbeitnehm­er, wie zum Beispiel Ingenieure oder It-experten. Auch Gesundheit­sexperten fehlen. Besonders gut kann man mit Englisch in den technische­n Berufen in den Job starten. Trotzdem ist es auch hier wichtig, schnell Deutsch zu lernen. Nicht nur für den Beruf: Jeder hat auch mal Feierabend. Wer dann aktiv am Leben teilnehmen will, muss die Sprache des Landes sprechen.

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Zum offizielle­n Zeugnis: Wir zeigen Ihnen den Weg durch die Bürokratie.
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