Etikette heute
Anrede
„Sie“oder „Du“? Vor- oder Nachname? Mit Titel oder ohne? Die richtige Anrede ergibt sich aus der Formalität der Situation. In immer mehr Firmen duzen sich die Kollegen heute zwar. Aber wer bietet wem das „Du“an? Im beruflichen Umfeld macht das Angebot der mit der höheren Position, also zum Beispiel der Chef dem Angestellten. Unter Kollegen tut das oft der Kollege, der schon länger in der Firma arbeitet. Und wie geht das? Zum Beispiel so: Übrigens duzen wir uns hier alle. Ich bin Petra. Freut mich! Ich heiße David.
Auch im Kontakt mit Geschäftspartnern spielt es eine Rolle, wie gut man sich kennt – nicht nur im Gespräch oder am Telefon, sondern auch bei E-mails und anderem Schriftverkehr. Weiß man nicht, wer der Ansprechpartner ist, schreibt man: Sehr geehrte Damen und Herren, …
Weiß man den Namen und/oder Titel seines Ansprechpartners, kennt ihn oder sie aber nicht persönlich, schreibt man: Sehr geehrte Frau (Professor) …, Sehr geehrter Herr (Doktor) …,
Wie spricht man mit Kollegen und mit Geschäftspartnern? Und wie mit dem Chef? Je nach Situation variieren in der beruflichen Kommunikation Anrede, Grammatik und auch Wortschatz. Machen Sie sich sprachlich fit für alle Kontaktsituationen des Berufslebens!
Oft schreibt man heute aber auch informeller – je nach Branche: Hallo, Frau/herr …,
Kennt man seine Geschäftspartner persönlich und duzt diese, beginnt man die E-mail informell mit Gruß und Vornamen: Hallo, Klara, … Hi, Olaf, …
Bei E-mails an die Kollegen liest man oft: Liebe Kolleginnen und Kollegen, …
Verschiedene Ebenen der Sprache
Allgemein gilt: Je formeller und offizieller die Situation, desto förmlicher die Sprache.
Gesprochene Sprache
In vertrauteren Situationen mit (befreundeten) Kollegen spricht man Alltagssprache. Aber parallel dazu gibt es oft formelle Situationen, zum Beispiel wenn ein Kunde anruft. Dann muss man spontan von einer Ebene in die nächste wechseln:
Informell unter Kollegen: Na, Jonas, wie läuft’s mit dem Projekt? Ganz gut. Ich sitze mit Ralf schon an den Details. Bei dir?
Formeller zwischen Chef und Angestelltem: Wie weit bist du denn mit der Projektplanung, Jonas? Schon ziemlich weit. Ralf und ich besprechen im Moment noch die Details, aber wir sollten den ersten Entwurf morgen fertig haben.
Sehr formell zwischen Chef und Angestelltem: Herr Bauer, wie weit ist die Projektplanung? Wir sind fast fertig. Herr Krügel und ich kümmern uns gerade um die letzten Details. Morgen kann ich Ihnen den ersten Entwurf schicken.
Auch die Formulierung von Begrüßung und Verabschiedung hängt davon ab, wie gut man seine Kollegen oder Chefs kennt:
Informell unter Kollegen: Morgen, Sabrina! Wie geht’s? Hattest du ein schönes Wochenende? Hi. Ja, war ganz nett, ruhig und gemütlich. Und bei dir?
Formell unter Kollegen: Guten Morgen. Das war vielleicht ein Stau auf dem Ring heute. Hallo, Herr Hoffa. Ja, ich habe davon im Radio gehört. Gab es einen Unfall?
Informell unter (befreundeten) Kollegen: Tschüs, Stefan! Ich muss jetzt los, treff ’ mich noch mit Lara. Ach cool, viel Spaß!
Formell zwischen Chefin und Angestelltem: Frau Kösser, ich müsste heute pünktlich gehen. Ich habe noch einen Termin. In Ordnung, Herr Groß. Dann bis morgen.
Auch beim Small Talk spielt die Situation eine Rolle: Je formeller, umso kürzer der Small Talk. Kennt man den Gesprächspartner, spricht man über ein bisschen persönlichere Dinge. Kennt man sich nicht, geht es oft um die Anreise und das Wetter:
Informell:
Hallo, Herr Klaasen, schön, Sie wiederzusehen. Hallo, Frau Peters. Ja, wirklich schön. Wie geht’s Ihnen? Gut, danke. Waren Sie eigentlich mal wieder beim Wandern? Nein, leider nicht. Es war einfach zu viel zu tun.
Formell:
Guten Tag, Herr Klaasen. Freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Guten Tag, Frau Peters. Ganz meinerseits. Hatten Sie einen guten Flug? Ja, danke, alles bestens. Gut. Wollen Sie mir dann bitte folgen?
Geschriebene Sprache
Im beruflichen Schriftverkehr sind oft kurze, klare Aussagen am besten – aber natürlich höflich formuliert! In informellen E-mails ist die Sprache oft mehr wie die deutsche Alltagssprache. Wörter werden verkürzt, es werden Emojis verwendet und Satzzeichen freier gesetzt:
Hi Franka, ich hab jetzt die Texte hochgeladen. Könntest du sie dir bitte bis heute Nachmittag anschauen? Danke!!! Andreas
In formellen E-mails aber sind Orthografie und Grammatik sehr wichtig! Achten Sie auch darauf, den Satzbau zu variieren:
Hallo, Herr Bach,
leider kann ich morgen doch nicht an dem Treffen mit Frau Naumann teilnehmen. Könnten Sie mir bitte danach mitteilen, worauf Sie sich geeinigt haben? Vielen Dank.
Herzlichen Gruß Claudia Kowalschek