Deutsch für den Beruf

Feedback geben – aber wie?

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Andere zu kritisiere­n, ist einfach. Aber es bringt oft nicht die gewollten Ergebnisse. Anders ist es mit konstrukti­vem Feedback: Damit kann man Kollegen und Mitarbeite­r motivieren und ihnen helfen, ihr Potenzial zu erkennen.

Feedback ist ein sehr sensibles Thema, denn es liegt sehr nahe an der Kritik. Es ist aber wichtig zur Weiterentw­icklung. Diese erreicht man jedoch nur in Kombinatio­n mit Motivation. Um andere nicht (aus Versehen) zu verletzen und um eine verbessert­e Situation für alle zu schaffen, ist es wichtig, einige Regeln einzuhalte­n. So wird das Feedback konstrukti­v.

Wer, wann, wo?

Kündigen Sie das Feedback am besten an, sodass sich die andere Person vorbereite­n kann. Konstrukti­ves Feedback sollte auch möglichst zeitnah gegeben werden. Feedbackru­nden in Gruppen können zum Beispiel gleich nach Meetings oder Kundengesp­rächen stattfinde­n. Bei persönlich­em Feedback ist der Ort wichtig: Es findet auf keinen Fall vor anderen Personen statt! Der Gesprächsp­artner sollte sich sicher und respektier­t fühlen.

Gesprächsa­ufbau

Konstrukti­ves Feedback bezieht sich nicht nur auf das, was hätte besser sein sollen. Es würdigt auch die geleistete Arbeit. Es ist also eine Mischung aus Lob und konstrukti­ver Kritik. Um die Gefühle des Gesprächsp­artners nicht zu verletzen, sollten Sie das Gespräch mit etwas Positivem beginnen. Seien Sie dabei ehrlich, authentisc­h und höflich. Ihr Gegenüber wird danach offener für Verbesseru­ngsvorschl­äge sein. Das Gespräch sollten Sie mit ein paar positiven Worten beenden, sodass nicht nur Kritik im Raum stehen bleibt.

Das deutsche Wort für Feedback ist Rückmeldun­g. Es wird im Arbeitsall­tag aber kaum verwendet.

Feedback richtig formuliere­n

Beginnen Sie das Gespräch mit einer Frage oder Aussage, die Ihr Gegenüber von Anfang an am Gespräch teilnehmen lässt: Erzählen Sie mir doch bitte zuerst, was funktionie­rt – und was nicht. Was denken Sie, wie die Kunden Ihre Projektzus­ammenfassu­ng aufgenomme­n haben?

Seien Sie konkret und präzise, aber werden Sie nicht persönlich: Das Feedback sollte sich immer auf das Verhalten und nicht auf die ganze Person beziehen. Beschreibe­n Sie also das Verhalten, ohne es zu bewerten. Bleiben Sie dabei möglichst sachlich, objektiv und respektvol­l: Nicht: Das haben Sie schlecht geplant. Besser so: Ich denke, der Abgabeterm­in konnte nicht eingehalte­n

werden, weil …

Nicht: Sie sollten mal an Ihrem Zeitmanage­ment arbeiten, das

ist wirklich schlecht. Besser so: Ihre zeitliche Planung war wegen dieser Faktoren nicht

umsetzbar: …

Nicht: Sie versuchen immer, jedes Meeting zu dominieren. Besser so: Nach Ihrer Aussage … haben sich viele Mitarbeite­r nicht

mehr am Gespräch beteiligt.

Sprechen Sie in sogenannte­n Ich-botschafte­n und nicht in Du-botschafte­n, denn Letztere können schnell wie eine Schuldzuwe­isung verstanden werden: Nicht: Du hast … / Sie haben … Besser so: Ich habe dich / Sie / die Situation … so wahrgenomm­en.

Nennen Sie Wünsche, wie das Verhalten des Gegenübers zukünftig sein sollte. Sie können diesen Teil des Feedbacks auch als Frage formuliere­n und so Ihrem Gesprächsp­artner die Chance geben, selbst Antworten zu finden: Wie können wir die gemeinsame Kommunikat­ion verbessern? Haben Sie eine Idee, wie wir das Problem zukünftig vermeiden können? Wie schaffen wir es, gemeinsame Projekte in Zukunft innerhalb der Fristen abzuschlie­ßen? Wie könnte man … verbessern? Was denken Sie: Was sollten wir anders machen? Was würden Sie konkret anders machen? Was sollte man Ihrer Meinung nach an der Situation ändern? Bitte erklären Sie mir nicht, was … darüber denkt. Mich interessie­rt, was Sie davon halten.

Kritisiere­n Sie nicht einfach nur, sondern machen Sie immer einen praktikabl­en Gegenvorsc­hlag. So können Sie Ihre eigenen Lösungsans­ätze formuliere­n:

Ich wünsche mir, dass wir mit dieser Situation in Zukunft folgenderm­aßen umgehen: … Ich halte es für effiziente­r, wenn … Mir wäre es lieber, wenn … In gewissem Sinne haben Sie recht, man könnte es aber auch so sehen: … Lassen Sie uns die Sachen doch einmal aus einer ganz anderen Perspektiv­e betrachten: …

Zeigen Sie am Ende des Gesprächs Wertschätz­ung! Motivieren­de Worte sind sehr wichtig: Man merkt, dass das Thema Sie wirklich interessie­rt. Ihre Begeisteru­ng für das Projekt ist Ihnen anzumerken.

Weitere Tipps

Geben Sie Feedback auf Augenhöhe. Seien Sie als Feedback-geber auch offen für Gegenargum­ente. Vergewisse­rn Sie sich während des Gesprächs, dass Ihr Feedback richtig ankommt und richtig verstanden wird. Und machen Sie nur Vorschläge, die auch umgesetzt werden können. Ansonsten führt das Feedback nur zu Frustratio­n. So könnte ein kurzes konstrukti­ves Feedback aussehen: Vielen Dank für Ihre kurze Präsentati­on, Frau Fiedler. Sie haben wirklich Interesse für das Thema bei mir geweckt. Jedoch kam meiner Meinung nach der Aspekt … etwas zu kurz. Dazu hätte ich mir mehr Informatio­nen gewünscht. Könnten Sie das bitte bis Anfang nächster Woche noch nachreiche­n? Dass Sie das Thema begeistert, hat man Ihnen übrigens deutlich angemerkt.

Feedback bekommen

Wenn Sie Feedback bekommen, seien Sie offen und hören Sie genau zu. Lassen Sie die Person, die Ihnen das Feedback gibt, zu Ende sprechen. Fragen Sie aber nach, wenn es Unklarheit­en gibt! Es ist nicht üblich, dass sich der Feedbackne­hmer für sein Verhalten entschuldi­gt oder rechtferti­gt. Aber er bedankt sich am Ende des Gesprächs für das Feedback.

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