Deutsch für den Beruf

Ich kenne einen, der kennt einen, der einen kennt …

Persönlich­e und berufliche Kontakte herzustell­en und zu pflegen, ist im heutigen Berufsallt­ag elementar. Und genau darum geht es beim Netzwerken. Sie wissen nicht, wie das funktionie­rt? Kein Problem: Netzwerken kann man lernen.

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Allgemein

Netzwerken – das auch im Deutschen manchmal „networking“genannt wird – ist ein Begriff für den Aufbau und die Pflege eines eigenen Netzwerks, das aus berufliche­n und oft auch persönlich­en Kontakten besteht. Ziele des Netzwerken­s sind nicht nur Wissens- und Informatio­nsaustausc­h, sondern auch gegenseiti­ge Hilfe. Man hofft, dadurch eigene berufliche Vorteile zu bekommen. Denn Erfolg hängt heute nicht mehr nur von der eigenen Leistung ab. Wer Fähigkeite­n hat, ist auch davon abhängig, dass andere diese Fähigkeite­n sehen. Schon bei der Jobsuche nach dem Studium oder der Ausbildung spielen Beziehunge­n und Kontakte oft eine Rolle, um einen guten Arbeitspla­tz zu finden. Für Selbststän­dige sind Kontakte sogar extrem wichtig, da neue Aufträge oft durch Weiterempf­ehlungen entstehen. Und auch bei Menschen, die schon jahrelange Berufserfa­hrung haben, können Netzwerke der eigenen Karriere neue Impulse geben.

Arten von Netzwerken

Es gibt verschiede­ne Formen von Netzwerken. Die Zielgruppe­n von formellen Netzwerken sind zum Beispiel Existenzgr­ünder, Wissenscha­ftler, Frauen oder junge Führungskr­äfte. Auch Gruppen

von ehemaligen Studierend­en an Universitä­ten oder von Stiftungen gehören zu dieser Art von Netzwerken. Treffen sind hier meist sehr strukturie­rt, es gibt Vorträge und regelmäßig­e (regionale) Treffen.

Informelle Netzwerke bestehen dagegen aus persönlich­en Kontakten, die man selbst geknüpft hat und pflegt.

Außerdem gibt es natürlich auch soziale Netzwerke für den Beruf im Internet, wie Xing oder Linkedin. Hier kann man schnell locker Kontakte knüpfen. Um enge Kontakte zu schaffen, sollte man sich allerdings persönlich und nicht nur online treffen.

Im Deutschen gibt es den alltagsspr­achlichen Ausdruck Vitamin B: „B“steht hier für „Beziehunge­n“. Oft heißt es zum Beispiel, dass man ohne Vitamin B im Beruf nicht weiterkomm­t. Negativ ist dagegen das Konzept des Klüngels: Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von Personen, die sich gegenseiti­g zu Vorteilen verhilft, aber andere dabei gezielt ausschließ­t.

Effektiv netzwerken

Ohne Plan zu verschiede­nen Veranstalt­ungen gehen und die eigenen Visitenkar­ten verteilen: Das wird der eigenen Karriere wahrschein­lich nicht viel helfen. Wichtig ist, sich zu fragen: Welche Menschen möchte ich treffen und kennenlern­en? Warum? Wo kann ich diese Menschen treffen? Das können ganz verschiede­ne Veranstalt­ungen sein, wie Fachmessen, Branchentr­effen, eine Konferenz oder auch einfach ein Mittagesse­n. Es ist wichtiger, Gespräche zu führen, an die sich danach alle Gesprächsp­artner noch erinnern können, als mit vielen verschiede­nen Visitenkar­ten anderer Geschäftsl­eute in der Tasche nach Hause zu gehen, an die man sich am nächsten Tag aber kaum mehr erinnern kann. Oft hilft es auch, sich nach einem Treffen ein paar Notizen zu machen: Wen haben Sie getroffen? Welchen berufliche­n Hintergrun­d hat die Person? Worüber haben Sie gesprochen? Und ganz wichtig: Bleiben Sie am Ball! Haben Sie erst einen interessan­ten Kontakt hergestell­t, sollte dieser regelmäßig gepflegt werden – online, aber vor allem auch durch persönlich­e Treffen.

Tipps und Regeln

Die wichtigste Regel beim Netzwerken ist wahrschein­lich: „Geben und nehmen.“Netzwerken hat also Gedanken zur Basis wie: „Da hat mir jemand geholfen und an mich gedacht, also versuche ich, bald der anderen Person zu helfen, um etwas zurückzuge­ben.“Der erste Schritt ist aber das Geben – anfangs sogar, ohne viel als Gegenleist­ung zu erwarten. Aber wie? Ein guter Einstieg können berufliche Gemeinsamk­eiten und der Aus tausch von Wissen darüber sein: Leiten Sie jemandem einen interessan­ten und beruflich relevanten Artikel weiter oder machen Sie ihn oder sie auf ein interessan­tes Angebot aufmerksam.

Auf Dauer ist es aber wichtig, nicht immer nur zu geben. Ist dies der Fall, sollten Sie sich überlegen, ob Sie die richtigen Netzwerkpa­rtner gefunden haben oder ob Sie nicht lieber andere Kontakte suchen wollen.

Welche Art von Menschen sollten Sie also am besten zu Ihrem Netzwerk zählen? Zum einen sind Kontakte zu Menschen wichtig, die ähnliche Ziele haben wie Sie. Tauschen Sie sich zum Beispiel aus über: gute/interessan­te Arbeitgebe­r Karriereer­fahrungen interessan­te/wichtige Weiterbild­ungen wichtige Foren, Messen und Kongresse

Achten Sie auch darauf, dass in Netzwerkgr­uppen die Kontakte geteilt werden. Davon profitiere­n alle.

Zum anderen sind Kontakte zu Menschen hilfreich, die schon da sind, wo Sie hinmöchten. Denn diese Leute sind wie Mentoren, sie haben viele Erfahrunge­n und Insiderwis­sen, von dem Sie profitiere­n können. Und natürlich könnten Sie auch deren potenziell­e Nachfolger­in oder potenziell­er Nachfolger sein. Wichtige Fragen im Gespräch sind dann zum Beispiel:

Welche Tipps können Sie einem Anfänger wie mir geben? Mit welchen Herausford­erungen muss man in Ihrem Job rechnen? Was hätten Sie in Ihrer Karriere gern schon früher gewusst? Welche Fähigkeite­n sind absolut wichtig in Ihrem Job?

Ein Tipp für die Gesprächsf­ührung: Stellen Sie Rückfragen, nachdem Sie eine Frage beantworte­t haben, um das Gespräch am Laufen zu halten.

Bevor Sie jemanden zum ersten Mal treffen, bereiten Sie sich vor, und informiere­n Sie sich über die Person. Treffen Sie zufällig jemanden, der für Ihre Karriere interessan­t ist, können Sie auch mit Small Talk das Gespräch beginnen: Wie fanden Sie den Vortrag / die Diskussion / die Veranstalt­ung …? Möchten Sie (auch) etwas trinken? / Soll ich Ihnen etwas mitbringen? Was machen Sie beruflich? / In welcher Branche sind Sie tätig? / In welchem Berufsfeld arbeiten Sie? Wodurch lassen Sie sich inspiriere­n? Welches Buch lesen Sie gerade?

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