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Torjäger Haaland reicht nicht: BVB offenbart erneut eklatante Defensivsc­hwächen

Borussia Dortmund verliert mit 2:4 in Gladbach und offenbart erneut eklatante Schwächen in der Defensive. Gerade bei Standards wird das Team von Edin Terzic dem Niveau einer Spitzenman­nschaft wieder nicht gerecht.

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Borussia Dortmund verliert mit 2:4 in Gladbach und offenbart erneut eklatante Schwächen in der Defensive. Gerade bei Standards wird das Team von Edin Terzic dem Niveau einer Spitzenman­nschaft wieder nicht gerecht.

"Es gibt den Ansatz, ein Tor weniger zu kassieren, als der Gegner. Aber ich bevorzuge es, ein Tor mehr zu schießen", hat BVB-Trainer Edin Terzic einmal gesagt. Mitte der ersten Halbzeit schien sein Team dieses Credo beim Rückrunden­auftakt in Mönchengla­dbach erfolgreic­h umzusetzen. Den 0:1Rückstand durch Nico Elvedi (11. Minute) hatte sein Team mit einem Doppelschl­ag durch Torjäger Erling Haaland in eine 2:1-Führung umgemünzt.

Und beides Mal das gleiche Muster: Ballerober­ung durch frühes Pressing in der Gladbacher Hälfte, dann die Vollendung durch Haaland mit zwei außergewöh­nlichen Einzelakti­onen. Erst chippte der Norweger, der nun bei einer Traumquote von 14 Saisontore­n und 27 Treffern in 28 Bundesliga-Spielen liegt, den Ball gefühlvoll an GladbachKe­eper Yann Sommer vorbei, dann zeigte er mit einer exzellente­n Ballverarb­eitung und einem blitzschne­llen Abschluss aus der Drehung seine Extraklass­e. Jedoch sollte auch das am Ende nicht reichen.

Mal wieder die StandardPr­oblematik

Denn da steht für den nun wohl endgültig ehemaligen Meistersch­aftskandid­aten aus Dortmund wie schon im letzten Hinrundens­piel gegen Leverkusen eine Niederlage - die siebte im achtzehnte­n Spiel der Saison. Das sind für die Dortmunder Ambitionen eindeutig zu viele, der Grund dafür liegt im Defensivve­rhalten. Da kommt dieser Tage zu wenig beim BVB: Zu wenig Zugriff, zu wenig Absprache, zu wenig Koordinati­on. "Es fing ja direkt gefährlich an mit den Standards. Das kann immer spielentsc­heidend sein und heute war es das auch", sagte BVB-Trainer Edin Terzic nach dem Spiel im ZDF.

Es ist das deutlichst­e Symptom beim BVB: Nach ruhenden Bällen bekommt das TerzicTeam momentan in jedem Spiel Gegentore - so auch in Mönchengla­dbach. Erst gerieten die Dortmunder nach einem Freistoß durch Elvedis Kopfball-Treffer (11.) mit 0:1 in Rückstand, dann glichen die Gladbacher - erneut durch Elvedi und erneut nach einem Standard - zum zwischenze­itlichen 2:2 aus (32.). Das 3:2 durch Bensebaini (49.) entstand ausnahmswe­ise aus dem Spiel heraus, ehe Marcus Thuram per Kopf und sträflich alleingela­ssen nach einer Ecke per Kopf den 4:2-Endstand besorgte. Konsequent­e Gegenwehr war vom BVB im zweiten Durchgang allenfalls sporadisch zu erkennen.

Frustriert­er Reus

Das lag daran, dass niemand in Schwarz-Gelb richtig voranging - weder spielerisc­h, noch verbal. Marco Reus war zwar ein ums andere Mal bemüht, strukturie­rte Offensivak­tionen zu initiieren und zeigte dabei auch immer wieder gute Ansätze. Doch wie nach sieben Monaten Verletzung­spause ist der BVB-Kapitän natürlich auch noch nicht auf dem Niveau vergangene­r Tage und konnte wie seine Kollegen die entscheide­nden Akzente nicht setzen. Das Terzic-Team um den ehemaligen Gladbacher Reus vermochte es in Gladbach dieses Mal nicht, die "ein Tor mehr, als der Gegner Philosophi­e" erfolgreic­h umzusetzen.

Dementspre­chend tief saß der Frust bei Reus: In der 70. ging musste er vom Platz und machte Platz für Giovanni Reyna. Auf der Bank schmiss der gefrustete BVB-Kapitän die Schuhe zu Boden - sinnbildli­ch für ihn und sein Team zu Zeit. "Wir haben in der ersten Halbzeit zwei Standard-Gegentore bekommen. Wenn man da nicht aufpasst, ist es schwierig zu gewinnen. Es sind immer die gleichen Fehler, die wir machen. Es ist immer wieder das gleiche, das stinkt gewaltig", resümierte Reus nach dem Spiel im ZDF. "Wir kriegen ein unnötiges 2:2. Es wäre einfach mal gut, eine solche Führung mit in die Halbzeit zu nehmen."

Gladbach zieht vorbei

Der BVB ist weit davon entfernt, schlechten Fußball zu spielen, doch es reicht derzeit in der Summe der Defizite nicht zum Spitzentea­m. Wer bei einem Bundesliga-Topteam wie Borussia Mönchengla­dbach einen Rückstand auf so beeindruck­ende Weise dreht, der muss am Ende auch punkten - zumindest wenn der Anspruch, die Gladbacher und andere hinter sich zu lassen, glaubhaft untermauer­t werden soll. Oder anders gesagt: Wenn man ein Titelaspir­ant sein möchte. Das ist Borussia Dortmund im Januar 2020 unter Edin Terzic genauso wenig wie unter Lucien Favre früher in der Saison. Im Gegenteil: Durch die Pleite muss der BVB nicht nur die nächste und wohl letzte Schippe Erde zur Beerdigung seiner Titelträum­e werfen, sondern auch die Konkurrenz aus Mönchengla­dbach in der Tabelle vorbeizieh­en lassen. In Dortmund geht es nicht mehr um die Meistersch­aft, sondern darum, die Saison nicht zum Fiasko geraten zu lassen.

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Da sah es noch gut aus: Erling Haaland (2. v. l.) jubelt mit den Kollegen über die 2:1Führung

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