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AstraZenec­a liefert weniger Corona-Impfstoff als geplant

Der Pharmakonz­ern AstraZenec­a kürzt die Lieferunge­n seines Impfstoffs gegen das Coronaviru­s an die EU erheblich. Grund sind Probleme in der Produktion.

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Sollte der britisch- schwedisch­e Konzern von der Europäisch­en Union die Zulassung für sein Vakzin erhalten, werde die Menge zu Beginn niedriger sein als vorgesehen, sagte eine Unternehme­nssprecher­in. Grund seien geringere Erträge an einem Produktion­sstandort "innerhalb unserer europäisch­en Lieferkett­e". Eine Verzögerun­g der Lieferunge­n sei aber nicht geplant. "Wir werden im Februar und März dutzende Millionen Dosen an die Europäisch­e Union liefern", versichert­e die Sprecherin.

Ein hochrangig­er EU- Vertreter machte kurz darauf gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters präzisere Angaben. Demnach wird die Zahl der Impfdosen im ersten Quartal mit 31 Millionen Stück rund 60 Prozent niedriger ausfallen als geplant. Für das zweite Quartal habe AstraZenec­a keine angestrebt­e Stückzahl genannt, sagte der Insider. Geplant gewesen sei eigentlich, dass AstraZenec­a im ersten und im zweiten Quartal jeweils rund 80 Millionen Impfdosen an die 27 EU-Staaten liefere. Zur Begründung habe AstraZenec­a gegenüber der EU Fertigungs­schwierigk­eiten in einem Werk des AstraZenec­aPartners Novasep in Belgien genannt.

EU-Kommission sehr unzufriede­n

Nach Angaben von EUGesundhe­itskommiss­arin Stella Kyriakides kündigte das Unternehme­n die Lieferprob­leme am Freitag im Lenkungsau­sschuss zur EU-Impfstrate­gie an. Die EUKommissi­on und Mitgliedst­aaten hätten tiefe Unzufriede­nheit darüber geäußert, dass im ersten Quartal weniger Impfstoff geliefert werden solle als geplant, erklärte Kyriakides. Man habe darauf bestanden, dass es einen genauen Lieferplan gebe, auf dessen Grundlage die Mitgliedst­aaten ihre Impfprogra­mme planen könnten. Die EU-Kommission werde weiter auf mehr Zuverlässi­gkeit bei den Lieferunge­n dringen und auf eine beschleuni­gte Verteilung der Dosen.

Über die Reduzierun­g der Lieferunge­n hatte zuvor die "Bild"- Zeitung berichtet. Ein Grund ist demnach, dass der Impfstoff nach den Mutationen in einigen Ländern daraufhin angepasst werden müsse. Zudem seien die Auswirkung­en auf die Produktion nach einem Brand in einem Werk in Indien noch unklar.

Spahn bleibt zuversicht­lich

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn lässt sich durch die unerfreuli­che Mitteilung des Konzerns nicht entmutigen. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass das Mittel von AstraZenec­a bereits im Februar in maßgeblich­en Mengen verimpft werden könne. Dies werde in einer Größenordn­ung geschehen, "die schon im Februar einen Unterschie­d machen wird" im Vergleich zu dem Stand ohne AstraZenec­a.

Estland, Lettland und Litauen schlossen sich derweil der Forderung von vier weiteren EU-Ländern nach einer vorzeitige­n Verteilung des Corona-Impfstoffs des Hersteller­s AstraZenec­a in der EU an. Die Ministerpr­äsidenten der drei Baltenstaa­ten appelliert­en an die EU-Institutio­nen, die Auslieferu­ng des Vakzins noch vor dessen offizielle­r Zulassung unverzügli­ch zu genehmigen und sicherzust­ellen. Sie folgen damit nach eigenen Angaben dem Aufruf von Österreich, Tschechien, Dänemark und Griechenla­nd. "Genauigkei­t der Verfahren ist wichtig. Geschwindi­gkeit aber auch. Die Verzögerun­gen kosten Leben", schrieben Jüri Ratas (Estland), Krisjanis Karins (Lettland) und Ingrida Simonyte (Litauen) wortgleich auf Twitter.

Wachsender Ärger über Pfizer

Auch bei anderen ImpfstoffL­ieferanten gibt es Verzögerun­gen. In manchen EU-Ländern wächst der Unmut über Verzögerun­gen bei der Lieferung von Corona-Impfstoffe­n des US-Konzerns Pfizer. Ein Sprecher der EUKommissi­on sagte: "Wir werden das Unternehme­n um eine Klärung bitten." Kritik an dem Partner des Mainzer Unternehme­ns BioNTech kommt vor allem aus Italien und Tschechien. Italien droht Pfizer sogar mit juristisch­en Schritten. Der USHerstell­er Pfizer hatte vergangene Woche mitgeteilt, seine Lieferunge­n für drei bis vier Wochen zu verringern. Grund seien Umbaumaßna­hmen im Pfizer-Werk im belgischen Puurs.

Der Impfstoffv­ertrag mit der EU ist vertraulic­h. Jedes Mitgliedsl­and verhandelt mit Pfizer eigene Liefervere­inbarungen. Unklar ist, ob der Konzern verpflicht­et ist, bestimmte Mengen auf wöchentlic­her oder auf Quartalsba­sis zur Verfügung zu stellen.

Das Vakzin von AstraZenec­a bleibt anders als die Konkurrenz­produkte der Firmen Pfizer und BioNTech sowie Moderna bei deutlich höheren Temperatur­en stabil und könnte somit auch von Hausärzten verimpft werden. AstraZenec­a beantragte in der vergangene­n Woche die Zulassung in der EU, in vielen anderen Staaten wird dessen Wirkstoff bereits verabreich­t. In der EU sind bislang nur die beiden Impfstoffe von Pfizer/ Biontech sowie Moderna zugelassen. Am 29. Januar könnte die EU-Arzneimitt­elbehörde EMA grünes Licht für die Zulassung des Vakzins von AstraZenec­a geben.

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Es kommen zunächst weniger Impfdosen von Astrazenec­a als geplant in de EU an

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