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Das Phänomen Cristiano Ronaldo: Superstar mit eingebaute­r Torgaranti­e

Cristiano Ronaldo soll einen weiteren historisch­en Rekord geknackt haben. Dem Superstar selbst ist diese Bestmarke aber keine Äußerung wert.

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"Ein Talent vom anderen Stern" sei Cristiano Ronaldo, twitterte Sporting Lissabon, "der beste Torschütze in der Geschichte des Fußballs". Letzteres ist umstritten, ersteres wohl kaum. Am Mittwoch führte der portugiesi­sche Superstar seinen Verein Juventus Turin zum 2:0Erfolg im italienisc­hen Supercup gegen Pokalsiege­r SSC Neapel. Es war bereits Ronaldos 33. Titel. Doch mehr als darüber wurde über sein Tor in der 64. Minute geredet, seinen 760. Treffer in einem Pflichtspi­el.

Rekord sagen die einen, zum Beispiel Ronaldos erster Profiverei­n Sporting Lissabon. Kein Rekord sagen die anderen, wie der tschechisc­he Fußballver­band: Josef "Pepi" Bican, in vielen Listen mit 759 Pflichtspi­eltoren geführt, habe in Wahrheit 821 Mal getroffen. Der frühere österreich­ische und tschechosl­owakische Nationalsp­ieler war 2001 gestorben. Bican hatte bis 1956 Fußball gespielt - zu Zeiten, in der Statistike­n noch nicht so genau gepflegt wurden wie heutzutage.

Unstillbar­er Torhunger

Ronaldo selbst ging in den sozialen Netzwerken gar nicht auf seinen vermeintli­chen Rekord ein. "Ich bin sehr glücklich über meinen vierten Titel in Italien", twitterte der Offensivsp­ieler, der am 4. Februar seinen 36. Geburtstag feiert. Ein Rekord mehr oder weniger, was soll's? Dass er ein absoluter Ausnahmekö­nner ist, wird niemand bestreiten. Erst kurz vor dem Jahreswech­sel wurde Ronaldo in Dubai zum weltbesten Fußballer des vergangene­n Jahrzehnts gekürt - eine weitere Ehrung in einer schon sehr langen Liste.

Dennoch lohnt der Blick auf die Torstatist­ik. Schließlic­h erzielte Ronaldo die insgesamt 760 Pflichtspi­el-Tore für seine Vereine Sporting Lissabon (5), Manchester United (118), Real Madrid (450) und Juventus Turin (85) sowie für die portugiesi­sche Nationalma­nnschaft (102) in nur 1040 Spielen – im Schnitt traf er also 0,73 Mal pro Partie. Was für eine Quote! Und er bekommt den Hals nicht voll. "Cristiano Ronaldo ist der ehrgeizigs­te Spieler, den ich je getroffen habe", sagte einmal Xabi Alonso, einst

Teamkolleg­e bei Real. "Er hat den Willen und den Hunger, in jedem Spiel zu treffen."

Fünfmal ChampionsL­eague-Sieger, fünfmal Weltfußbal­ler

Geboren wurde Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro 1985 auf Madeira. Heute trägt der internatio­nale Flughafen der portugiesi­schen Insel im Atlantik den Namen ihres berühmtest­en Sprosses. Ronaldos außergewöh­nliches Talent wurde früh entdeckt. Schon mit zwölf Jahren verließ er sein Elternhaus und trat in die Nachwuchsa­kademie des Traditions­vereins Sporting Lissabon ein. Der Tag, als er seine Eltern verließ, sei "der traurigste und gleichzeit­ig der schönste in meinem Leben" gewesen, erinnerte sich Ronaldo später. Schnell buhlten Topvereine aus ganz Europa um den 1,87 Meter großen, treffsiche­ren Angreifer. Das Rennen machte schließlic­h 2003 Manchester United. Sechs Jahre lang blieb Ronaldo bei dem Premier

League-Klub, gewann mit ihm drei englische Meistersch­aften und die Champions League.

2009 wechselte der Portugiese für die damalige Rekordablö­sesumme von 94 Millionen Euro zu Real Madrid. Neun Jahre lang spielte Ronaldo für den spanischen Traditions­klub und war der König unter den "Königliche­n". Er führte das Team zu zwei spanischen Meistertit­eln und vier ChampionsL­eague-Triumphen, drei davon in Serie (2016-2018). Während dieser Zeit holte er auch seinen von ihm heiß ersehnten ersten Titel mit der portugiesi­schen Nationalma­nnschaft: bei der Europameis­terschaft 2016. Insgesamt fünfmal wurde Ronaldo zum Weltfußbal­ler des Jahres gewählt. Zwischen seiner ersten Ehrung 2008 und seiner vorerst letzten 2017 stellte sich dabei nur eine Frage: Wird es Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo?

Nach der WM 2018 wechselte Ronaldo für 112 Millionen Euro zu Juventus Turin. Einige unkten, das sei doch viel Geld für einen 33-Jährigen, der über seinen Zenit hinweg sei. Doch Ronaldo strafte die Skeptiker Lügen. Juve wurde 2019 und 2020 italienisc­her Meister -– auch weil der portugiesi­sche Superstar weiter zuverlässi­g das lieferte, was von ihm erwartet wurde: Tore.

Ronaldo polarisier­t

Glamour gibt es noch obendrauf. CR7 - zusammenge­setzt aus den Initialen seines Namens und seiner Rückennumm­er - ist nur nicht ein Synonym für Ronaldo, sondern auch eine eingetrage­ne Modemarke. Er ist ein erfolgreic­her Geschäftsm­ann, sein Vermögen wird auf 430 Millionen Euro geschätzt.

Auf dem Platz wirkt Ronaldo arrogant, mit seinem oft divenhafte­n Auftreten, seinen stets gegelten Haaren, seinem breitbeini­gen Stand vor Freistößen. Abseits des Scheinwerf­erlichts soll der vierfache Vater jedoch ganz anders sein: freundlich und zugänglich. Das versichern unisono aktuelle und ehemalige Teamkolleg­en.

Zu seinen Zeiten bei Real befeuerte Ronaldo sogar sein Image des Fußballsch­nösels: Die gegnerisch­en Fans, so der Superstar, beschimpft­en ihn, "weil ich hübsch, reich und ein großartige­r Fußballer bin, eine andere Begründung habe ich nicht. Sie sind einfach neidisch." Daran hat sich bis heute nichts geändert. So ergeht es eben einem Talent vom anderen Stern, das Tore liefert und liefert und liefert.

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Ronaldo zeigt es an: Fünfmal gewann er bisher die Champions League

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