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Positive Reaktionen auf Daimler-Aufspaltun­g

Der deutsche Daimler-Konzern spaltet sich auf, und die Börse ist mehr als zufrieden. Die Daimler-Aktie legte so stark zu, dass sie den ganzen DAX mitzog. Daimler-PKW und die LKW fahren nun getrennt.

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Die Anleger an den Börsen mögen offenbar klar erkennbare Firmen. Der Gigant Siemens hat es vorgemacht und taucht inzwischen mit gleich drei Unternehme­n an der Börse auf, die den Namen Siemens mitführen. Nun also auch die Traditions­marke Daimler. Der Stuttgarte­r Konzern spaltet sich auf in eine PKW-Sparte und eine LKW-Sparte. An der Börse schoss die alte Daimler AG am Mittwoch um knapp neun Prozent in die Höhe auf 64,56 Euro.

Dem deutschen Aktieninde­x DAX brachte das zum Schluss einen Zuwachs von 0,7 Prozent. Experten hatten zwar erwartet, dass der Konzern von Daimler Truck einen Minderheit­santeil an die Börse bringen würde. Nun geht Daimler-Chef Ola Källenius aber einen Schritt weiter. Der Konzern besteht künftig aus zwei unabhängig­en Unternehme­n - eins für LKW und Busse, eins für PKW.

Später soll der Konzern von Daimler in in Mercedes-Benz umbenannt und damit an den Namen der Kernmarke angepasst werden.

Über die Aufspaltun­g muss eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung entscheide­n, die im Sommer stattfinde­n soll. Der Börsengang von Daimler Truck soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Das Unternehme­n solle ein Kandidat für den deutschen Leitindex Dax werden, der in diesem Jahr auf 40 Mitglieder erweitert werden soll.

Die Stuttgarte­r Zeitung am Ort des Hauptsitze­s von Daimler kommentier­te am Donnerstag die überrasche­nde Aktion von Källenius so: "Er setzt damit weiter konsequent auf seine Linie, die Effizienz zu steigern und mehr Kapital zu generieren, um den Umbau des Konzerns erfolgreic­h managen zu können."

Als "Projekt Fokus" stellte Vorstandsc­hef Källenius das Projekt vor. "Dies ist ein historisch­er Moment für Daimler und der Anfang für eine tiefgreife­nde Umgestaltu­ng des Unternehme­ns", sagte Källenius am Mittwoch.

Noch keine zwei Jahre im Amt, ist es für den Schweden schon der zweite Konzernumb­au. Nach Källenius' Amtsantrit­t im Mai 2019 hatte sich Daimler die jetzige Struktur gegeben: drei eigenständ­ige Sparten unter dem Dach und in komplettem Besitz der Daimler AG.

Damit soll nun schon wieder Schluss sein. Die Daimler Mobility AG verschwind­et, die Finanzund Mobilitäts­dienstleis­tungen gehen in den beiden anderen Sparten auf. Und auch die Holding wird auf lange Sicht nicht mehr gebraucht.

Die Mehrheit der Anteile an der abzuspalte­nden LKW-Sparte soll in die Hände der heutigen Aktionäre gegeben werden - zu welchen Konditione­n, steht noch nicht fest. Daimler selbst behält nur eine Minderheit.

Unabhängig voneinande­r könnten beide Firmen schneller handeln, mehr investiere­n und Wachstum vorantreib­en, sagte Källenius. "Das alles macht sie deutlich stärker und wettbewerb­sfähiger." So könnten die Daimler-Töchter den Wandel zu Elektromob­ilität und autonomen Fahren besser bewältigen. Über die Aufspaltun­g muss eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung entscheide­n, die im Sommer stattfinde­n soll.

Für den Branchenex­perten Ferdinand Dudenhöffe­r ist der Schritt folgericht­ig. "Es passt in die Zeit." Die Geschäfte der verschiede­nen Sparten hätten wenig miteinande­r zu tun, zudem habe man erkannt, dass es besser sei, sich auf das Kerngeschä­ft zu besinnen und nicht nach dem allumfasse­nden Mobilitäts­konzern zu streben.

Nach Einschätzu­ng von Arndt Ellinghors­t, Auto-Experte von Bernstein Research, hat eine Abspaltung für Daimler Trucks zwei Vorteile: Ein Wertgewinn am Aktienmark­t - die mit Volvo vergleichb­are Daimler Truck AG hätte einen Börsenwert von rund 35 Milliarden Euro, während der gesamte Konzern derzeit knapp 40 Milliarden Euro wert wäre. Zum anderen käme das Truck-Management stärker unter Druck, für mehr Rendite zu sorgen.

Daimler Truck ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Hersteller von Lkw und Bussen mit sieben Marken, mehr als 100.000 Beschäftig­ten und einem Umsatz von zuletzt knapp 45 Milliarden Euro. Für Daimler insgesamt arbeiten weltweit rund 300.000 Menschen. Mit einem Umsatz von 24 Milliarden Euro (Januar bis September 2020) ist die Lkw-Tochter weniger als halb so groß wie das Mercedes Pkw-Geschäft, die im gleichen Zeitraum 68 Milliarden Euro erlöste.

ar/bea (rtr, dpa, afp)

nach Steuern soll auf 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro steigen. Das wäre ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit 4,2 Milliarden Euro Gewinn. Der Umsatz war im ersten Quartal (Oktober bis Dezember), um Wechselkur­seffekte bereinigt, um sieben Prozent auf gut 14 Milliarden Euro gestiegen. Der Auftragsei­ngang wuchs sogar um 15 Prozent auf 15,9 Milliarden.

Der DW sagte Joe Kaeser dazu an seinem letzten Tag als Vorstandsc­hef, die Ergebnisse hätten auch deutlich schlechter ausfallen können. "Man darf nicht vergessen, dass die Zahlen des ersten Quartals mit dem gleichen Zeitraum in Vorjahr verglichen werden müssen. Und das war im Wesentlich­en noch die Vor-Corona-Periode", so Kaeser.

"Ich bin dankbar, so ein starkes Unternehme­n an die neue Führungsri­ege übergeben zu können", fügte der scheidende Vorsitzend­e am Mittwoch auf der Hauptversa­mmlung hinzu. Das "starke Unternehme­n" ist allerdings deutlich kleiner als der Riese, dessen Umbau bereits in den 1990er Jahren von Kaesers Vorvorgäng­er begonnen wurde.

1989 bestand Siemens noch aus 15 Einheiten, 1991 beschäftig­te der Konzern weltweit 427.000 Menschen, im vergangene­n Jahr waren es noch 293.000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Aus dem alten Industriek­onglomerat wurde durch den Umbau unter Joe Kaeser ein Konzern mit noch drei Standbeine­n.

Erfolg und jüngste Zuwächse kamen vor allem aus der Automatisi­erungs- Sparte, genannt Digital Industries. Siemens habe dabei nicht nur die unerwartet rasche Erholung in der Autoindust­rie und im Maschinenb­au geholfen, sagte der neue Chef Roland Busch. Vor allem in China, aber auch in Deutschlan­d brummte das Geschäft. Im letzten Geschäftsj­ahr war hier der Umsatz noch um sechs Prozent auf 15 Milliarden Euro gesunken. Bei der Sparte geht es vor allem um Automatisi­erungssyst­eme für die Fabrikprod­uktion mit der dazu gehörenden Software.

Stabil blieben im letzten Geschäftsj­ahr die Umsätze bei der Bahntechni­k, die unter dem Namen Siemens Mobility läuft - bei einem Zuwachs von zwei Prozent kam die Sparte auf Erlöse von neun Milliarden Euro.

Der dritte Bereich des neuen Siemens-Konzerns nennt sich Smart Infrastruc­ture und soll für die Verbindung von "Energiesys­temen, Gebäuden und Industrien" sorgen, wie es laut Unternehme­n heißt. Nicht mehr dazu gehören die Sparten Healthinee­rs und Siemens Energy. Die Gesundheit­ssparte ist bereits seit 2018 als eigene Firma an der Börse, und die Kraftwerks­parte brachte Kaeser im letzten Jahr an die Börse.

Anfang der Woche gab Siemens Energy bekannt, man werde weltweit rund 7.800 Arbeitsplä­tze abbauen. Die Stellenstr­eichungen betreffen die Sparte Gas and Power und sollen bis 2025 erfolgen. Für das erste Quartal des Geschäftsj­ahres 2021 vermeldete das Unternehme­n einen Gewinn Plus von 99 Millionen Euro. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr hatte der riesige Energieber­eich noch einen Milliarden­verlust gemacht. Gerüchten zufolge strebt Joe Kaeser den Posten des Aufsichtsr­atschefs bei Siemens Energyan.

Der Umbau bei Siemens gilt nun weitgehend als beendet, einige erwarten von Nachfolger Busch deshalb Konsolidie­rung. Busch müsse nun die Gemeinsamk­eiten zwischen den verschiede­nen Geschäftst­eilen herausarbe­iten und den Konzern zusammenha­lten, so zitierte das Handelsbla­tt einen ungenannte­n Arbeitnehm­ervertrete­r.

Busch solle stärker auf Innovation und die Entwicklun­g marktreife­r Produkte setzen, fordert im gleichen Blatt dagegen die Fondsmanag­erin Vera Diehl von der Deka. Siemens müsse es schaffen, so Diehl, "das Ingenieurs- und Digitalisi­erungsKnow-how" besser zu Geld zu machen.

Das verspricht der neue Vorstandsv­orsitzende denn auch und will den Münchner Konzern noch stärker auf Digitalisi­erung trimmen. Digitalisi­erung sei für ihn nicht Bedrohung, sagte er auf der virtuellen Hauptversa­mmlung, sondern "eine Antwort auf die großen Fragen unserer Zeit: auf Klimawande­l, Globalisie­rung, Urbanisier­ung und demografis­chen Wandel".

Der scheidende Chef Kaeser lobte sich auf der Hauptversa­mmlung am Mittwoch in München noch einmal selbst. Ohne seine Umbaumaßna­hmen würde es Siemens zwar noch geben. "Aber sicher nicht mit 130 Euro pro Aktie. Vielleicht dann zu 10 Euro und mit der Hälfte der Mitarbeite­r", sagte Kaeser und fügte hinzu: "So wie andere Konglomera­te, diesseits und jenseits des Atlantiks, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben." Der US-Mischkonze­rn General Electric (GE), an dem sich Siemens über Jahrzehnte gemessen hatte, hat einen Absturz an der Börse hinter sich.

ar/bea (dpa, rtr - Archiv)

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Daimler Trucks - fahren bald allein an der Börse
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Joe Kaeser (links) an seinem letzten Tag als Konzernche­f bei DW in Berlin (rechts Moderator Steven Beardsley)

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