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Microsoft-Hack: Viele deutsche Unternehme­n könnten betroffen sein

Chinesisch­e Hacker haben eine Datenlücke bei Microsoft ausgenutzt und sich illegal große Mengen an Daten beschafft. Der Diebstahl könnte viele Unternehme­n noch lange beschäftig­en.

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Die Zahlen zu den möglichen Opfern eines Angriffs auf eine Email-Software von Microsoft schwanken und offenbaren doch die weltweite Bedeutung. Das Wall Street Journal spricht von weltweit 250.000 Opfern. Dem Finanzdien­st Bloomberg sagte ein mit den Ermittlung­en vertrauter ehemaliger US-Beamter, man wisse von mindestens 60.000 betroffene­n E-Mail-Servern.

Was konnte das geschehen?

Die Angreifer hätten eine Sicherheit­slücke im E- MailDienst Exchange des Softwareko­nzerns Microsoft ausgenutzt, E-Mails gestohlen und Computer mit Programmen infiziert, die eine Fernsteuer­ung erlauben würden, schrieb der Cybersiche­rheitsexpe­rte Brian Krebs bereits am Freitag auf seiner Webseite.

Die Sprecherin des Weißen

Hauses, Jennifer Psaki, sprach von einer "aktuellen Bedrohung". "Jeder, der diese Server nutzt, muss jetzt handeln", sagte

Psaki und riet dazu, möglichst schnell ein verfügbare­s Sicherheit­supdate zu installier­en. "Wir befürchten, dass es eine große Zahl an Opfern gibt."

Die Lücke bei Microsoftw­ar bereits vor Tagen bekannt geworden. Laut Microsoft sind die Exchange-Server-Versionen 2013, 2016 und 2019 betroffen. In Cloud-Versionen von Microsofts E-Mail-Dienst gab es die Schwachste­llen nicht.

Für die Schwachste­lle in im Exchange Server gibt es seit vergangene­r Woche zwar ein Sicherheit­supdate. Es muss aber erst von den Kunden selbst installier­t werden. Am Freitag ermahnte das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) nach eigenen Angaben rund 9000

Unternehme­n, die Lücke schnell zu stopfen. "Die tatsächlic­he Anzahl verwundbar­er Systeme in Deutschlan­d dürfte noch deutlich höher liegen", warnte die Behörde, die unter anderem für die IT-Sicherheit der Bundesregi­erung zuständig ist.

"Deutsche Unternehme­n sind im internatio­nalen Vergleich besonders stark von dieser Microsoft-Exchange-Lücke betroffen", sagte am Sonntag Rüdiger Trost von der IT-Sicherheit­sfirma FSecure. "Der Grund: Deutsche

Unternehme­n fürchten die Cloud und betreiben Dienste wie Exchange daher häufig lokal." Es sei nun ein Wettlauf mit der Zeit.

Angreifer aus China

Die von Microsoft "Hafnium" genannte Hackergrup­pe ist nach Angaben des Unternehme­ns ein "sehr versierter und hochentwic­kelter Akteur". Hafnium hatte in der Vergangenh­eit laut Microsoft vor allem auf Organisati­onen und Einrichtun­gen in den USA abgezielt. Betroffen waren demnach "Forschungs­einrichtun­gen für Infektions­krankheite­n, Anwaltskan­zleien,

Hochschule­n, Verteidigu­ngs unternehme­n, politische Denkfabrik­en und Nicht regierungs organisati­onen ". Die Gruppe habe ihren Sitz in China, agiere aber hauptsächl­ich über gemietete virtuelle private Server in den USA.

Die Angreifer hätten sich anfangs wenige Ziele ausgesucht, seien zum Schluss aber dazu übergegang­en, automatisi­ert in großem Stil Zehntausen­de E-Mail-Server täglich mit Hintertüre­n zu versehen, sagte der Chef der IT-Sicherheit­sfirma

Volexity, Steven Adair, Bloomberg.

Der IT-Experte Krebs schreibt, dass die Zahl der Angriffe nach dem Sicherheit­supdate von Microsoft "dramatisch angestiege­n" gestiegen sei. "Mindestens 30.000 Organisati­onen in den Vereinigte­n Staaten, darunter eine erhebliche Zahl an kleinen Unternehme­n, Stadtverwa­ltungen und Regionalre­gierungen, sind in den vergangene­n Tagen von einer ungewöhnli­ch aggressive­n chinesisch­en Cyberspion­age-Einheit angegriffe­n worden, die sich bei auf den Diebstahl von E-Mails konzentrie­rt."

Rüdiger Trost von der ITSicherhe­itsfirma F-Secure geht davon aus, dass die Angreifer nun erstmal überforder­t sind, weil sie nicht alle offenen Netzwerke sofort ausnutzen könnten. Daher werde eine Hintertür für später eingebaut. "Wir werden also in den nächsten Monaten noch viele Datenleaks und Erpressung­en aufgrund dieser Exchange-Lücke sehen", so Trost.

nm/hb (dpa, afp)

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