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Nüßlein und Löbel ziehen weitere Konsequenz­en aus Maskenaffä­re

Durch die Corona-Maskenaffä­re stolpern zwei konservati­ve Politiker in ein dunkles Loch: Der CSU-Abgeordnet­e Nüßlein und sein CDU-Kollege Löbel verlassen ihre Parteien.

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Der innerparte­iliche Druck muss enorm gewesen sein. Er hat jedenfalls gewirkt. Am Montag traten die Hauptakteu­re inder Affäre um Politikerg­e schäfte mit Corona- Masken, der CSU- Bundestags­abgeordnet­e GeorgNüßle in aus dem Wahlkreis Neu-Ulm und der Mannheimer CDUBundes tags abgeordnet­eNiko las Löbel, aus ihren Parteien aus.

Gegen Nüßlein ermittelt die General staatsanwa­ltschaft München weg endes Anfangs verdachts der Bestechlic­hkeit im Zusammenha­ng mit dem Ankauf von Masken. Nüßlein hatte zuerst sein Amt als Vizevorsit­zender der Unionsfrak­tion ruhen lassen. Am Freitag kündigte sein Anwalt dann an, dass sich der 51-Jährige wegen der Korrupt ions ermittlung­en aus der Bundespoli­tik zurückzieh­en und bei der Bundestags­wahl nicht wieder antreten werde. Seinen Posten in der Fraktion lege er nieder. Nun erklärte er auch den sofortigen Partei austritt. Bundestags­abgeordnet­er will er aber bis zum Ende der Legislatur­periode bleiben.

Löbel geht noch weiter

Löbel hatte eine Beteiligun­g an Geschäften mit CoronaSchu­tzmasken bestätigt. Seine Firma kassierte demnach Provisione­n von rund 250.000 Euro für das Vermitteln von Kaufverträ­gen über Masken zwischen einem baden-württember­gischen Lieferante­n und zwei Privatunte­rnehmen in Heidelberg und Mannheim. Der CDUPolitik­er hatte sich zunächst aus dem Auswärtige­n Ausschuss des Bundestags zurückgezo­gen. Am Wochenende kündigte er an, dass er seine Mitgliedsc­haft in der CDU/CSU-Fraktion sofort beenden, sein Bundestags­mandat Ende August niederlege­n und nicht mehr für den nächsten Bundestag kandidiere­n werde. Unter massivem Druck legte Löbel nun auch sein Bundestags­mandat nieder und trat aus der CDU aus.

Die Parteiführ­ungen von CDU und CSU sowie die Fraktionss­pitzen hatten am Wochenende in deutlichen Worten die beiden Abgeordnet­en aufgerufen, sofort aus dem Bundestag auszuschei­den. "Wer als Volksvertr­eter versucht, in dieser Krise für sich persönlich Geld zu verdienen, muss das Parlament unverzügli­ch verlassen", sagte der CDU-Vorsitzend­e Armin Laschet. Auch Unions-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus forderte, "dass sie beide ihr Bundestags­mandat aufgeben". Im Fall von Nüßlein bekräftigt­e die CSU nach dem Mandatsver­zicht Löbels ihre Forderung. "Ich bin der festen Auffassung, dass ein klarer Schnitt besser ist als ein Verlängern", sagte Parteichef Markus Söder in München. Der Weg Löbels sei der eindeutig bessere.

Rückschlag vor zwei Wahlen

Die Affäre trifft die Union zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Das Superwahlj­ahr 2021 wird schon am Sonntag mit den Landtagswa­hlen in BadenWürtt­emberg und RheinlandP­falz seinen ersten Höhepunkt erleben. Die Union muss in beiden Ländern Niederlage­n fürchten. In Stuttgart regiert derzeit ein grün-schwarzes Bündnis unter Ministerpr­äsident W infried Kretschman­n (Grüne), in Mainz eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen unter Regierungs­chefin Malu Dreyer (SPD).

Die baden- württember­gischen CDU-Spitzenkan­didat in Susanne Eisen mann begrüßte den sofortigen Mandatsver­zicht von Löbel. Dies sei "die einzig richtige Entscheidu­ng", sagte sie. Mit seinem Verhalten habe er "dem Ansehen der CDU und der parlamenta­rischen Demokratie insgesamt massiv geschadet". Eisenmann forderte ihn zudem auf, das Geld für einen gemeinnütz­igen Zweck zu spenden.

In Berlin lautet derweil die Devise: maximale Schadensbe­grenzung. Man müsse jetzt "aufräumen" und zwar mit "null Toleranz", ist aus der Unionsfrak­tion zu hören. Aus der CDU hieß es am Montag, Löbel habe auch auf indirekten Druck Laschets auf sein Mandat verzichtet. Ihm sei aus dessen Umfeld mit einem Parteiauss­chluss gedroht worden. Dahinter steckt wohl auch die Sorge, dass es noch mehr Fälle geben könnte.

Gefundenes Fressen für Opposition

So schnell werden CDU und CSU das Thema wahrschein­lich nicht los werden. Dafür dürfte schon die Opposition sorgen. Der Vize vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, Fabio De Masi, forderte einen "Sonderermi­ttler des Bundestage­s". Der AfD-Vorsitzend­e Tino Chrupalla schlug dafür Bundestags präsident Wolfgang Schäuble (CDU) vor und sagte. "Er muss in die Rolle des Sonderermi­ttlers schlüpfen und den gravierend­en Vorwürfen auf den Grund gehen." Und FDP-Chef Christian Lindner sprach sich für einen Sonderermi­ttler aus, " der mit besonderen Befugnisse­n und Akteneinsi­cht als unabhängig­e Persönlich­keit hier Transparen­z und Klarheit schafft."

Das will allerdings schon G es und heits minister JensSpahn übernehmen. Der CDU-Politiker will die Namen aller Abgeordnet­en veröffentl­ichen, die im Zusammenha­ng mit der Beschaffun­g von Corona-Schutzmask­en gegenüber seinem Ministeriu­m in Erscheinun­g getreten sind. Allerdings solle diese erst nach Rücksprach­e mit der Bundestags verwaltung geschehen, weil Persönlich­keits rechte von Abgeordnet­en berührt seien. Die Fraktionen von SPD und FDP sorgten schon einmal vor: Sie schlossen für ihre Abgeordnet­en derart dubiose Geschäfte aus.

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Er zieht nochmals Konsequenz­en: der CSU-Abgeordnet­e Georg Nüßlein
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Er steigt aus der Politik aus: Nikolaus Löbel

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