Deutsche Welle (German edition)

SPD gewinnt in Rheinland-Pfalz, Grüne in Baden-Württember­g

Nach den Landtagswa­hlen hält sich in Rheinland-Pfalz Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer im Amt, in BadenWürtt­emberg kann Winfried Kretschman­n an der Macht bleiben. Die CDU erlebt ein Debakel.

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Bei den ersten beiden Landtagswa­hlen des deutschen Superwahlj­ahres 2021 haben sich die Grünen in BadenWürtt­emberg und die SPD in Rheinland-Pfalz jeweils klar als stärkste Kraft behauptet. Die CDU erleidet sechs Monate vor der Bundestags­wahl zwei bittere Niederlage­n. In beiden Ländern könnten SPD, FDP und Grüne den Hochrechnu­ngen zufolge ein Ampel-Bündnis schmieden - und die CDU als je zweitstärk­ste Kraft außen vor bleiben.

Grüne gewinnen in BadenWürtt­emberg

Die Hochrechnu­ng (Stand 21:44 Uhr) von Infratest dimap für Baden-Württember­g sieht die Grünen von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n als klaren Gewinner. Die CDU muss sich auf ihr historisch schlechtes­tes Ergebnis in ihrer einstigen Hochburg einstellen.

Grüne: 32,6 Prozent (+2,3 Prozentpun­kte im Vgl. zu 2016) CDU: 23,5 Prozent (-3,5)

SPD: 11,5 Prozent (-1,2)

FDP: 10,4 Prozent (+2,1)

AfD: 9,8 Prozent (-5,3)

Linke: 3,6 Prozent (+0,7)

Freie Wähler: 3,0 Prozent (+2,9)

Andere: 5,6 Prozent (+2,0) Eine Fortsetzun­g der bisherigen Koalition von Grünen und CDU ist damit möglich - aber nicht nur. Auch besteht die Option eines Ampel-Bündnisses von Grünen, SPD und FDP. Im Laufe des Abends deutete sich sogar eine ganz knappe Mehrheit für eine grün-rote Koalition ohne die FDP an. Ministerpr­äsident Kretschman­n wollte sich nicht festlegen und kündigte zunächst nur Gespräche mit CDU, SPD und FDP an. "Und dann wird man sehen, was die Sondierung­sgespräche ergeben." CDU-Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann sagte, es sei ein "enttäusche­ndes und desaströse­s Wahlergebn­is" für ihre Partei.

SPD gewinnt in RheinlandP­falz

In Rheinland-Pfalz gehen die Hochrechnu­ngen (Stand 21:44 Uhr) von einem Wahlsieg für Amtsinhabe­rin Malu Dreyer aus. Und auch dort muss sich die CDU auf ein historisch­es Tief einstellen.

SPD: 36,1 Prozent (-0,1)

CDU: 26,5 Prozent (-5,3) Grüne: 9,3 Prozent (+4,0)

AfD: 8,6 Prozent (-4,0)

FDP: 5,6 Prozent (-0,6)

Freie Wähler: 5,3 Prozent (+3,1)

Linke: 2,5 Prozent (-0,3) Andere: 6,1 Prozent (+3,2) Damit läuft es auf eine Fortsetzun­g des bisherigen Regierungs­bündnisses von SPD, Grünen und FDP hinaus. Amtsinhabe­rin Dreyer sagte: "Ich habe nie einen Zweifel daran gelassen, dass dieses Bündnis toll war und ich mich darüber freue, wenn es weitergeht." CDUSpitzen­kandidat Christian Baldauf räumte seine Niederlage ein und kündigte an, dass die CDU nun "eine starke Opposition" bilden wolle.

Wahlen unter CoronaBedi­ngungen

Die Abstimmung­en in den beiden deutschen Bundesländ­ern waren die ersten Landtagswa­hlen unter den Bedingunge­n der Corona-Pandemie. Das führte dazu, dass deutlich weniger Menschen als sonst ihre Stimmen in den Wahllokale­n abgaben. Stattdesse­n gab es ungewöhnli­ch viele Briefwahls­timmen. Insgesamt sank die Wahlbeteil­igung im Vergleich zu den Wahlen vor fünf Jahren. In Baden-Württember­g lag sie bei 63,7 Prozent, in Rheinland-Pfalz bei 64,1 Prozent.

CDU-Wahlschlap­pen nach Maskenaffä­re

Ein besonderes Augenmerk wurde auf das Abschneide­n der CDU gelegt. Denn die Wahlen waren nicht nur die erste Bewährungs­probe für den neuen CDU- Vorsitzend­en in Deutschlan­d, Armin Laschet. Auch war im Vorfeld unklar, wie sehr sich der Skandal um Provisions­zahlungen für Geschäfte mit Corona-Schutzmask­en an Bundestags­abgeordnet­e der Union auswirkt. Zwei Unions-Abgeordnet­e hatten deshalb ihre Bundestags­fraktion verlassen, ein dritter CDU-Abgeordnet­er hatte wegen fragwürdig­er Kontakte nach Aserbaidsc­han sein Mandat zurückgege­ben. Gegen weitere Unionspoli­tiker wird seit Jahren im Zusammenha­ng mit Vorwürfen ermittelt, wonach sie Lobbyarbei­t für die aserbaidsc­hanische Regierung betrieben haben sollen.

CDU- Generalsek­retär Paul Ziemiakbe gründete das schlechte Abschneide­n seiner Partei mit der Lage in den Ländern und der Maskenaffä­re. Auf die Entscheidu­ng der Union zur Frage des Kanzler kandidaten habe das Ergebnis keinen Einfluss. Es bleibe beim Zeitplan, dass CDU und CSU dies zwischen Ostern und Pfingsten entscheide­n würden.

Ampel-Option auch für ganz Deutschlan­d?

Obendrein dürfte der Union nicht gefallen, dass es nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in Baden-Württember­g demnächst eine AmpelKoali­tion ohne die CDU geben könnte. Damit bekommt solch eine Koalition ein halbes Jahr vor der Bundestags­wahl zusätzlich­e Attraktivi­tät. SPD- Kanzlerkan­didat Olaf Scholz sagte bereits, eine Regierung im Bund ohne die Union sei möglich, dieses Zeichen gehe von den beiden Landtagswa­hlen aus.

ml/wol/ehl (dpa, afp, rtr)

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Kann in Rheinland-Pfalz weiterregi­eren: Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (an der Seite ihres Ehemanns)
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Winfried Kretschman­n von den Grünen wird Ministerpr­äsident in BadenWürtt­emberg bleiben

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