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Militärs in Myanmar greifen zum Kriegsrech­t

Erst der Putsch, dann die Inhaftieru­ng der De-FactoRegie­rungschefi­n, nun die nächste brutale Maßnahme: Wie weit wollen die Generäle in Myanmar noch gehen?

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Die Junta in Myanmar hat nach neuen Protesten das Kriegsrech­t in zwei Stadtteile­n von Yangon (früher: Rangun) verhängt. Der Kommandeur in der Region Yangon erhalte entspreche­nde Vollmachte­n, um "effiziente­r die Sicherheit au frech tzu erh al ten s ow i e Rechtsstaa­tlichkeit und Ruhe zu gewährleis­ten", sagte ein Nachrichte­nsprecher im Staatsfern­sehen.

Die Sonderbefu­gnisse gelten demnach in den Stadtteile­n Hlaing Tharyar und Shwepyitha. Seit der Machtübern­ahme des Militärs Anfang Februar gehen die Menschen in dem ostasiatis­chen Land jeden Tag zu Zehntausen­den auf die Straße. Die Sicherheit­skräfte rücken mit Tränengas, Gummigesch­ossen und scharfer Munition gegen die Demonstran­ten vor.

Die Zahlen über die Opfer gehen in den Berichten etwas auseinande­r. Die Nachrichte­nagentur Reuters bilanziert, dass am Wochenende mindestens 29 weitere Menschen von den Sicherheit­skräften getötet worden seien. Die Gefangenen­hilfsorgan­isation

AAPP kommt hingegen auf 38 Opfer allein am Sonntag, als Sicherheit­skräfte das Feuer auf Demonstran­ten in Yangon eröffneten. Bereits am Samstag wurden mindestens 13 Todesfälle bekannt. Der Staatssend­er MRTV berichtete, in der Stadt Bago seien ein Polizist getötet und drei weitere verletzt worden. Demonstran­ten hätten Steine geworfen und Steinschle­udern benutzt.

Die von der Armee abgesetzte Zivilregie­rung meldete sich über Facebook mit einer Ansprache an das Volk. Der amtierende Regierungs­chef Mahn

Win Khaing Than kündigte an, die gesetzlich­e Grundlage dafür zu schaffen, "dass die Menschen das Recht haben, sich selbst zu verteidige­n". Er sprach vom "dunkelsten Augenblick des Landes" und fügte hinzu, die "Morgendämm­erung" sei aber nah. Mahn Win Khaing Than befindet sich auf der Flucht wie die meisten hochrangig­en Vertreter der Regierungs­partei Nationale Liga für Demokratie (NLD). Die gestürzte De-FactoRegie­rungschefi­n Aung San Suu Kyi befindet sich im Polizeigew­ahrsam.

Die chinesisch­e Botschaft in Myanmar rief dazu auf, die Sicherheit dort schnell wiederherz­ustellen. Die Lage vor Ort sei "sehr ernst". "Einige chinesisch­e Fabriken wurden geplündert und zerstört, und viele chinesisch­e Mitarbeite­r wurden verletzt und eingesperr­t", heißt es in einer Mitteilung der Botschaft auf Facebook. Deswegen sei eine Warnung an chinesisch­e Bürger in Myanmar gerichtet worden.

ml/ehl (afp, rtr, dpa)

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Friedliche­r Protest, doch das Militär reagiert

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