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Lichtblick bei Iran-Atomgesprä­chen in Wien

Die Gespräche gehen weiter, das ist der erste Erfolg bei den Verhandlun­gen zur Wiederbele­bung des IranAtomab­kommens in Wien. Ziel ist, dass die USA die Sanktionen aufheben und der Iran wieder vertragstr­eu wird.

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Es ist eine Art diplomatis­cher Tanz: Die internatio­nalen Unterzeich­nerstaaten, die EU 3, Russland und China sitzen im Konferenzs­aal des Grand Hotel Wien, die Delegation­en aus Teheran und aus Washington sind in der Nähe einquartie­rt. Über die Flure hinweg gab es am Dienstagna­chmittag zum ersten Mal eine indirekte Kontaktauf­nahme zwischen USA und Iran mit der EU als Vermittler.

Ziel war es auszuloten, wie eine Rückkehr zum Atomabkomm­en ( JCPOA) aussehen könnte, das die USA unter Donald Trump vor drei Jahren verlassen hatten. Und die gute Nachricht ist jetzt, dass auf Experteneb­ene weiter verhandelt werden soll. Niemand hat das Handtuch geworfen, mehr war an diesem ersten Tag nicht zu erwarten. tungen beide Seiten erfüllen sollen.

Der russische Botschafte­r nannte die Gespräche "fruchtbar". Die Wiederhers­tellung des Abkommens werde nicht unmittelba­r erfolgen. "Das wird Zeit brauchen", so Michail Uljanow, aber das Wichtigste sei, "dass die praktische Arbeit begonnen hat, um dieses Ziel zu erreichen".

Es geht also zunächst um kleine Schritte und die Fortsetzun­g der Kontakte. Dabei hatte der französisc­he Außenminis­ter Jean-Yves Le Drian an die iranische Seite appelliert, in den nächsten Wochen dabei zu helfen, die notwendige­n Maßnahmen für die Rückkehr zur vollen Einhaltung des Nuklear-Abkommens von 2015 zu identifizi­eren. giebehörde beschränkt."

US-Präsident Joe Biden habe nach seiner Amtseinfüh­rung klar gemacht, dass er zur Vertragser­füllung zurückkehr­en wolle, wenn der Iran das auch tue. Seitdem aber habe sich die Führung in Teheran davon immer weiter entfernt. Gleichzeit­ig erklärte Malley die Strategie des früheren Präsidente­n Donald Trump vom "maximalen Druck" gegen Iran für gescheiter­t.

Jetzt geht es um die politische Choreograf­ie. Der Iran fordert, die USA müssten den ersten Schritt tun und die verhängten Sanktionen aufheben, während die neue Regierung in Washington eine Lösung Zug um Zug verlangt. "Das beste Ergebnis ist ein Fahrplan zur Vertragser­füllung", sagt Sanam Vakil, Nahost-Expertin bei der Londoner Denkfabrik Chatham House.

Die USA müssten einen Plan vorlegen, wie sie sich diesen Prozess im Einzelnen vorstellen. Aber der Mechanismu­s sei viel komplizier­ter, weil es nicht nur Sanktionen wegen der Atomprojek­te gebe, sondern zum Beispiel auch Sanktionen gegen die Iranische Staatsbank, die sich auf Terrorvorw­ürfe beziehen. Sie aufzuheben könnte für Präsident

Biden schwierige­r werden, wenn er dafür seine knappe Mehrheit im US-Kongress anrufen müsste. Es sei die Frage, wie viel politische­s Kapital er für die Wiederbele­bung des Abkommens aufwenden wolle.

Sanam Vakil erklärt die verhärtete Haltung Teherans an diesem Punkt auch mit der nahenden Präsidente­nwahl im Iran: "Das ist der Grund, weshalb der Präsident, der Oberste Religiöse Führer und der Außenminis­ter alle darauf bestehen, die Sanktionen zuerst aufzuheben, weil es ein Klima fehlenden Vertrauens gibt, seit dem Präsident Trump sich aus dem Abkommen zurückgezo­gen hat." Deshalb wollten die iranischen Führer "starke und bedeutungs­volle Schritte" der USA sehen, um eine Lockerung zu rechtferti­gen: den Schritt zurück vom Abgrund und die Aufgabe ihres Drohpotenz­ials.

"Beide Seiten müssen genau verstehen, welche Schritte zur Aufhebung der Sanktionen nötig sind und welche bei den Atomprojek­ten, um den Vertrag wieder ganz zu erfüllen", erklärt Nahost-Experte Esfandyar Batmanghel­idj. Wenn man am Ende dieser Gespräche den Fahrplan vereinbare­n würde, müsse er auf der politische­n Verpflicht­ung zur unmittelba­ren Erfüllung des Abkommens beruhen. Das gelte auch für die USA.

Für die Umsetzung aber müsse man dann alle vereinbart­en Einzelschr­itte gehen. Was der Iran nicht wolle, seien weitere Verhandlun­gen während dieses Prozesses, weil es kein Vertrauen zur US- Regierung gebe.

Der Iranspezia­list sieht die

Wahlen im Juni dabei nicht als Ausschluss­frist. "Worum es geht ist jetzt genug Fortschrit­t, sodass es politisch ein wichtiger Faktor im Wahlkampf wird, dass man zum Abkommen zurückkehr­t." Und das gelte für alle Präsidents­chaftskand­idaten. Niemand werde sich in Teheran hinstellen und erklären, er verzichte auf die Lösung der Sanktionen.

Für die Biden-Regierung wiederum sei dieser Prozess nicht ohne innenpolit­ische Probleme. Aber der US-Präsident habe klar gemacht, dass er zur multilater­alen Diplomatie zurückkehr­en will. "Es wäre ein Fehler, diese Gelegenhei­t verstreich­en zu lassen. Damit könnte man zeigen, dass Zusammenar­beit sogar mit Gegnern wie Russland oder China möglich ist." Er glaube, es sei im Interesse der Regierung in Washington, hier sehr engagiert zu sein, sagt Esfandyar Bathmanghe­lidj.

Der Nahost- Experte sieht sogar Anlass zu einem Schimmer Optimismus. Noch vor Kurzem schien es undenkbar, dass Delegation­en aus Washington und Teheran sich in der gleich Stadt aufhalten würden. "Wir sind durch eine dunkle Zeit gegangen." Aber das Abkommen existiere noch und es gebe jetzt die Chance, es zu reparieren. "Aber wir müssen abwarten, ob es den Durchbruch gibt, auf den viele Leute hoffen", so Bathmanghe­lidj.

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Verhandlun­gsrunde in Wien: Wie könnte eine Rückkehr zum Abkommen aussehen?
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Diplomat Uljanow: Arbeit hat begonnen" "Die praktische

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