Deutsche Welle (German edition)
Feierliche Prozession für 22 Pharaonenmumien
So etwas hat die Welt noch nicht gesehen: In einer einmaligen Show sind die Mumien von 22 Königen und Königinnen aus dem alten Ägypten durch Kairo gefahren worden. Sie mussten das Museum wechseln.
Untermalt von dramatischer Musik eines Chors und eines Orchesters sowie einer Lichtshow reisten die Mumien - 18 Könige und vier Königinnen, nach Alter sortiert, in eigens für diese Parade angefertigten goldfarbenen Pharaonenwagen. Diese wurden, um
Erschütterungen zu mindern, extra mit einem Luftfedersystem versehen.
Die Mumien lagen seit mehr als einem Jahrhundert im Ägyptischen Museum am Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Ihr künftiges Zuhause ist das neu errichtete Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation (NMEC) im Süden der Stadt. An diesem riesigen modernen Ausstellungskomplex war seit Jahren gebaut worden.
Die Verlegung der Pharaonen erfolgte ganz nach antikem Vorbild, als verstorbene Herrscher mit großem Pomp zu ihren Grabstätten geleitet wurden. Zahlreiche kostümierte Darsteller und Reiter zogen Teile des sieben Kilometer langen
Weges mit. Zum Schutz der kostbaren Mumien war ein großes Sicherheitsaufgebot im Einsatz. Streckenabschnitte wurden für Fahrzeuge und Fußgänger gesperrt.
Unter den verlegten Mumien
ist auch die des bedeutenden Pharaos Ramses II.. Er wurde "Der Große" genannt und herrschte ab 1279 vor Christus für 66 Jahre über Ägypten. Er ließ die zwei Tempel von Abu
Simbel errichten und führte sein Land nach mehreren Kriegen in einer relativ langen Friedenszeit zu Wohlstand.
Verlegt wurde auch die Mumie der legendären Pharaonin Hatschepsut. Die Tochter und Frau ägyptischer Könige hatte gut 1400 Jahre v. Chr. zunächst die Regentschaft für ihren minderjährigen Stiefsohn Thutmosis III. übernommen. Schließlich ließ sie sich selbst zur Herrscherin Ägyptens krönen. Unter ihr blühte der Handel im alten Ägypten.
Die "Goldene Parade der Pharaonen" markiere "das Ende von viel Arbeit, um ihren Erhalt und ihre Präsentation zu verbessern", erklärte die Chefin der UN-Kulturorganisation UNESCO, Audrey Azoulay. Sie war zur Prozession nach Kairo geflogen.
Nun könnten die Menschen "die Geschichte der ägyptischen Zivilisation sich vor ihren Augen entfalten sehen".
se/ml (afp, dpa, rtr)
sei nicht ästhetisch und die Gruppe dadurch nicht homogen. Diese und weitere rassistische Bemerkungen sollen von einer Ballettmeisterin des Berliner Staatsballetts stammen. Mit diesem Vorwurf ging Ensemblemitglied Chloé Lopes Gomes Ende vergangenen Jahres an die Öffentlichkeit. Sie erhob schwere Rassismusvorwürfe gegenüber einer Ballettmeisterin. Auch andere Tänzerinnen und Tänzer haben sich inzwischen mit der Französin solidarisiert.
Die Tänzerin kam 2018 zum Berliner Staatsballett - als erstes und bis heute einziges schwarzes Mitglied. Der Vertrag von Chloé Lopes Gomes wurde nicht verlängert, dagegen will die Tänzerin rechtlich vorgehen. Die Verhandlung findet am 21. April 2021 vor dem Bühnenschiedsgericht, der Rechtsstreitigkeiten zwischen Theatern und Künstlern beilegt, statt.
Diskriminierung am Berliner Staatsballett
In seiner Pressemitteilung versprach das Staatsballett, "diskriminierendes Verhalten aufzudecken." Weiter heißt es: "Jegliche Form von Diskriminierung und Rassismus sind in unserer Compagnie nicht tragbar." Doch das widerspricht den aktuellen Äußerungen der Rechtsanwältin des Staatsballetts, Marion Ruhl: Medienberichten zufolge hätte Rassismus keine
Rolle bei der Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern, gespielt. Chloé Lopes Gomes sei "nicht stark genug für die Anforderungen beim Staatsballett", so Marion Ruhl.
Handlungsbedarf sieht auch der Deutsche Bühnenverein. "Wenn kulturelle Einrichtungen nicht die Zusammensetzung unserer vielfältigen Gesellschaft spiegeln, dann muss man sich fragen, was falsch läuft. Das gilt überall und ganz besonders dort, wo der Anspruch herrscht, die großen gesellschaftlichen Fragen auf der Bühne zu verhandeln", formuliert es Marc Grandmontagne, Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, auf DW-Anfrage.
Schauspielhäuser wie das in Düsseldorf haben auf Initiative der Bundeskulturstiftung einen Diversitätsbeauftragten eingestellt; Ron Iyamu beklagte allerdings, dass dessen Aufgabe viel zu unklar sei. Marc Grandmontagne sieht in einem Diversitätsbeauftragten einen wichtigen Agenten für mehr Gerechtigkeit. Doch er gesteht ein: "Grundsätzlich lebt die Wirksamkeit einer solchen Stelle davon, wie sehr sie ernst genommen und mit einbezogen wird."
Anti-Rassismus-Klauseln in Verträgen seit 2019
Seit 2019 existiert eine Anti-Rassismus-Klausel, die Theater in Verträge aufnehmen können. Diese wurde von der Regisseurin Julia Wissert und der Rechtsanwältin und Dramaturgin Sonja Laaser entworfen. Die Klausel kann genutzt werden, um im Rahmen eines Vertragsverhältnisses Beteiligte vor rassistischen Äußerungen und Übergriffen zu schützen. Stefanie Laaser spricht gegenüber der DW davon, "dass trotz einer regen Rassismus-Debatte viele Kulturinstitutionen bisher keine überzeugenden Handlungen unternommen haben, Rassismus in ihrem Arbeitsumfeld zu unterbinden".
Laaser bedauert, dass im Gegensatz zu Festivals und Häusern der Freien Szene "Stadttheater die Klausel kaum aufgenommen haben". Eine Ausnahme bilde das Theater an der Parkaue in Berlin. "Dort gab es einige Vorfälle, bei denen die Klausel produktiv zur Anwendung kam." Stadt- und Staatstheater hätten hingegen große Vorbehalte. "Das Eingeständnis eines strukturellen Rassismus an den Häusern ist häufig nicht gegeben", so Laaser.
"Dortmund goes Black"
Julia Wissert, Co-Autorin der Anti-Rassismus-Klausel, ist seit Sommer 2020 die erste schwarze Intendantin an einer deutschen Bühne. Sie versucht mit ihrem aktuellen Programm "Dortmund goes Black" schwarze Künstlerinnen und Künstler aus Dortmund und dem Ruhrgebiet sichtbarer zu machen. Dazu gehören Performances und Theaterstücke. In einem Open Call wurden Kunstschaffende, die eine Verbindung zum Ruhrgebiet haben und sich als Schwarz, Afro-Deutsch, Afrodiasporisch oder Afrikanisch positionierten, aufgefordert einen Projektvorschlag einzureichen.
Ron Iyamus Vorwürfe haben den Fokus erneut auf Rassismus an Bühnen gelenkt. Er sieht die Ursache im Machtmissbrauch an deutschen Theatern. Der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses Wilfried Schulz sowie das Land NRW haben reagiert und angekündigt, die Vorfälle aufzuarbeiten und die Zustände verbessern zu wollen. Letztlich helfen aber wohl keine Absichtserklärungen, sondern klare Regeln, die eine Quote festsetzen. Nur so können alle Menschen angstfrei auf der Bühne stehen.
Petition "Schluss mit dem Theater"
Inzwischen haben am 01. April zweiundzwanzig schwarze Theatermacherinnen und Theatermacher die Petition "Schluss mit dem Theater!" - Wir sagen nein zu Rassismus an deutschen Theatern” gestartet. Sie sehen sich "weißen Theatermacher:innen gegenüber strukturell benachteiligt und in der Folge diskriminiert". Sie stellen sich hinter Ron Iyamu und fordern die Beauftragung einer externen Kommission von Fachexperten und Fachexpertinnen, "so dass entsprechend den Ergebnissen institutionelle Konsequenzen gezogen und strukturelle Maßnahmen eingeleitet und verankert werden."
Der Artikel wurde am 1. April 2021 aktualisiert.