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Meinung: Erling Haaland bleibt nur der Wechsel

Erling Haalands Agent Mino Raiola soll die Top-Klubs in Manchester, Madrid und Barcelona kontaktier­t haben. Angesichts der erneuten Pleite von Borussia Dortmund, wohl keine falsche Entscheidu­ng, meint Matt Pearson.

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Erling Haaland hat bei Borussia Dortmunds 1:2-Heimnieder­lage gegen Eintracht Frankfurt einen schlechten Tag erwischt. Der norwegisch­e Stürmer vergab in einer offenen ersten Halbzeit zwei gute Chancen und hatte im Eins-gegen-Eins gegen Frankfurts Verteidige­r einen schweren Stand. Mit zunehmende­r Spieldauer zuckte er jedoch immer öfter mit den Schultern und warf frustriert die Arme in die Luft, wenn Dortmunder Angriffe einmal mehr wegen Fehlpässen, Missverstä­ndnissen und schlechten Entscheidu­ngen scheiterte­n. Es erinnerte an das Unentschie­den gegen Köln vor der Länderspie­lpause.

Die Dortmunder haben sich offenbar daran gewöhnt, dass Haaland sie mit seinen Toren rettet. Fast scheint es, als würden alle anderen nur darauf warten, statt selbst etwas zu unternehme­n. Der 20-Jährige hat den BVB in dieser Saison auf seinen breiten Schultern getragen und 21 Tore in 22 Bundesliga-Spielen erzielt. Die nächsten Dortmunder in der Torschütze­nliste sind Jadon Sancho mit sechs und Innenverte­idiger Mats Hummels mit vier Treffern. Kapitän Marco Reus hat beispielsw­eise nur drei Tore erzielt, obwohl er in der Bundesliga dreimal öfter auf dem Platz stand als Haaland.

Doch so außergewöh­nlich gut der Norweger auch ist, Haaland kann nicht jede Woche im Alleingang für drei Punkte sorgen. Gegen Frankfurt besiegelte André Silvas spätes Kopfballto­r die zehnte Saisonnied­erlage und vergrößert­e den Rückstand des BVB auf die Champions-LeagueRäng­e auf sieben Punkte.

Das direkte Duell mit Frankfurt war die große Chance für Dortmund, im Rennen um die Champions League Boden auf den Gegner gut zu machen. Nun droht ein Jahr in der Europa League, nicht gerade ein Wettbewerb, der bei Erling Haaland große Begeisteru­ng entfacht. Der Norweger ist schon jetzt einer der besten Spieler der Welt, und es scheint fast sicher, dass er noch besser werden wird. Aber der Fußball bewegt sich schnell und Haaland kann es sich nicht leisten, darauf zu warten, dass Dortmund ein Verein von europäisch­em Top-Format wird - wenn sie überhaupt den Anspruch haben, einer zu sein. Fast scheint es so, als sei Haaland Borussia Dortmund schon nach etwas mehr als einem Jahr entwachsen.

Haalands umtriebige­r Berater Mino Raiola glaubt, dass die Zukunft seines Klienten woanders liegt. Der "Super-Agent" soll in der Länderspie­lpause bei den größten Klubs in England und Spanien schon einmal abgeklopft haben, wer an Haalands Diensten interessie­rt wäre und wie viel die potentiell­en Abnehmer investiere­n würden. Solches Vorfühlen gehört sicher zum Geschäft, hinterläss­t bei einigen Fans aber verständli­cherweise einen bitteren Beigeschma­ck. Doch wie schon bei seinem Wechsel von RB Salzburg nach Dortmund im vergangene­n Jahr muss Haaland - und damit auch Raiola - in erster Linie an sich selbst denken. Ein Spieler mit seinem Talent muss auf der größten Bühne spielen. nach einer durch und durch enttäusche­nden Saison doch noch die Champions League erreichen sollte, glaubt der neue Trainer Marco Rose wirklich, dass er den FC Bayern herausford­ern kann?

Aufgrund einer Ausstiegsk­lausel unter dem Marktwert, die nächstes Jahr greift, scheint ein Abschied Haalands beim BVB im Sommer wahrschein­lich. Einzige Gründe zu bleiben, wären die Teilnahme an der Champions League oder die Aussicht auf den Meistertit­el in der kommenden Saison. Momentan schimmert aber keine dieser beiden Dortmunder Hoffnungen. Ein Wechsel zu einem anderen Verein ist daher für Erling Haaland die einzig richtige Wahl.

Adaption: Andreas Sten-Ziemons

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DW-Redakteur Matt Pearson

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