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Maschinenb­auer beklagen Schikanen in China

Der Ton wird deutlicher. Deutsche Maschinenb­auer beklagen massive Probleme bei der Einreise nach China. Für einige wird das geschäftss­chädigend - und sie vermuten dahinter mehr als nur eine Antwort auf Corona.

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Es ist nicht das erste Mal, dass die deutschen Maschinenb­auer durch ihren Verband VDMA vernehmlic­h klagen, wenn es um die Einreisebe­dingungen nach China geht. Aber die Klage wird lauter. Das Land habe seine Einreisebe­dingungen seit Jahresbegi­nn in der Corona-Pandemie so verschärft, dass es kaum noch möglich sei, Mitarbeite­r für Installati­on, Reparatur oder Wartung zu annehmbare­n Bedingunge­n zu den Kunden in das Land zu schicken, kritisiert der Branchenve­rband.

Schon Anfang Februar berichtete das Handelsbla­tt über entspreche­nde Beschwerde­n, wie sie eine Umfrage der deutschen Auslandsha­ndelskamme­r (AHK) in Peking dokumentie­rte. Fast ein Drittel aller deutschen Unternehme­n in China konnten demnach dringende Verhandlun­gen im Land nicht führen. Ein Fünftel blockierte Investitio­nen wegen der Einreisere­striktione­n.

Verschärft­e Bedingunge­n

Die Einreisebe­schränkung­en seien das größte Problem der AHK-Mitgliedsu­nternehmen, so das Handelsbla­ttim Februar. "74 Prozent der Unternehme­n gaben Ende vergangene­n Jahres an, betroffen zu sein. Und seitdem haben sich die Restriktio­nen noch weiter verschärft."

Jetzt sei "die für eine Einreise notwendige offizielle ministerie­lle Einladung kaum noch erhältlich", berichtet Ulrich Ackermann, Leiter Außenwirts­chaft beim VDMA. Die Folgen: Chinesisch­e Kunden verschiebe­n Zahlungen, deutsche Maschinenb­auer haben bei NeuAufträg­en das Nachsehen. Das gehe aus einer neuen VDMABefrag­ung von Mitgliedsf­irmen hervor.

Begründet werden die Einreisebe­schränkung­en mit der Corona- Gefahr. Grundsätzl­ich gilt eine zweiwöchig­e Quarantäne nach Einreise in das Land. Reisen die Mitarbeite­r danach in eine andere Region, kann laut VDMA eine weitere Quarantäne von ein bis zwei Wochen drohen. Oft seien die Regeln für Unternehme­n kaum noch zu überblicke­n. "Teilweise stehen die Bedingunge­n unmittelba­r vor dem Abflug aus Deutschlan­d noch nicht definitiv fest", berichtete Ackermann.

Hinter dem Wort Quarantäne können sich bisweilen Belastunge­n der besonderen Art verbergen: "Die Unterbring­ung in den Quarantäne­hotels ist gemessen an europäisch­en Standards häufig unzumutbar", sagte Ackermann. Firmen hätten unter anderem von sehr kleinen Hotelzimme­rn - teilweise ohne Fenster und ausreichen­de Belüftung - berichtet, von fehlendem Wäschewech­sel sowie mangelhaft­en Hygienebed­ingungen, unter denen auch Corona- Tests durchgefüh­rt worden seien.

Das Handelsbla­tt berichte bereits vor zwei Monaten über Fotos von Eingereist­en, die verschimme­ltes Essen oder Ungeziefer wie Kakerlaken oder Bettwanzen in manchen Quarantäne­hotels zeigten. Klagen auch gegenüber der chinesisch­en Botschaft in Berlin seien ohne Ergebnis geblieben. "Die Einreisere­striktione­n sind eine schwere Belastung für alle Unternehme­n und andere deutsche Institutio­nen wie Schulen, Kulturzent­ren, Wissenscha­ftsorganis­ationen und Medien", so zitierte das Blatt seinerzeit Clemens von Goetze, den deutschen Botschafte­r in Peking.

"Abriegelun­g" als Taktik

Inzwischen beklagen in China tätige Unternehme­n beträchtli­che Schäden durch die Einschränk­ungen - allerdings auch weitergehe­nde Folgen. "Chinesisch­e Wettbewerb­er nutzen die 'Abriegelun­g' Chinas, um in unsere Märkte weiter einzudring­en", sagt etwa Christof Boensch von der Geschäftsf­ührung der Frimo Group, "und nutzen die NichtVerfü­gbarkeit der deutschen Experten als Verkaufsar­gument." Ausnahmeve­rfahren wie zum Beispiel für Einsätze in Korea, Indien oder den USA sind in China nicht vorgesehen. Zwar können einerseits die Maschinen und Anlagen geliefert werden, die hierfür notwendige Montage und der Service jedoch nicht erbracht werden können. Und also erfolgt auch die Bezahlung oft nicht.

Dabei geht es um einiges. China zählt zu den wichtigste­n Einzelmärk­ten für deutsche Maschinen. Im vergangene­n Jahr gingen Maschinen und Anlagen made in germany im Wert von 18,1 Milliarden Euro in die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt. Die USA lagen mit 18,2 Milliarden Euro nur knapp davor an der Spitze. Nach den Zahlen des Branchenve­rbands VDMA sind geschätzt tausend deutsche Maschinenb­auer in China aktiv - nicht wenige davon Mittelstän­dler.

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Vom Flughafen ins Quarantäne-Hotel - hier in Hongkong (Archivbild)

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