Deutsche Welle (German edition)
EMA hält an AstraZeneca-Impfstoff fest
Das Corona-Vakzin von AstraZeneca kann weiter genutzt werden. Das hat die EUArzneimittelbehörde EMA entschieden. Die Behörde bestätigte allerdings einen Zusammenhang von Impfungen und Blutgerinnseln im Gehirn.
Es ging um die Frage, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen den jüngst bekannt gewordenen und teilweise tödlich verlaufenden Fällen von Hirnvenenthrombosen und dem Impfstoff von AstraZeneca gibt. Und die Antwort der Europäischen Arzneimittelbehörde heißt: Ja. "Die Fälle von ungewöhnlichen Blutgerinnungsproblemen werden als seltene Nebenwirkung in den Beipackzettel aufgenommen", so Sabine Straus, die Vorsitzende des Pharmakologischen Sicherheitsausschusses der EMA. kannt gewordenen ThromboseFälle, erläuterte Ausschuss-Chefin Straus die Vorgehensweise.
"In den vergangenen Wochen haben wir die Berichte von Blutgerinnseln analysiert." Im großen Ganzen seien die Vorteile der Impfung hinreichend festgestellt, so Straus, und die Risiken "sehr selten". Die jüngsten Zahlen vom April zeigten 169 Fälle von Hirnvenenthrombosen und 53 Fälle anderer Thrombosen bei rund 34 Millionen Impfungen mit AstraZeneca.
Dabei hält die EMA die Daten, die aus Deutschland zu solchen Vorfällen geliefert werden, derzeit für am zuverlässigsten: Auf dieser Basis berechnete die EMA ein Risiko von 1 Thrombose-Fall pro 100.000 Impfungen. buste Daten liefern, Laborstudien machen und besonders Probleme bei der Blutgerinnung untersuchen", heißt es vonseiten der EMA. Laufende klinische Versuchsreihen sollten spezifisch danach suchen. Und sobald es neue Informationen gibt, will die Behörde die Risikobewertung entsprechend anpassen.
"Angesichts der klinischen Muster und der immunologischen Ergebnisse können wir keine spezifische Empfehlung für besondere Bevölkerungsgruppen geben. Der Ausschuss ist nicht zu dem Ergebnis gekommen, dass Alter oder Geschlecht ein deutlicher Risikofaktor für diese Nebenwirkungen sind“, gab Straus dazu bekannt.
Allerdings zeigten zahlreiche Fragen jüngerer Journalistinnen in der Online-Pressekonferenz der EMA, dass diese Erklärung vielen nicht einleuchten wollte. "Das Risiko scheint tatsächlich überwiegend bei jüngeren Menschen und Frauen aufzutreten", räumte Sabine Straus ein. Dennoch hielt sie daran fest, dass die existierenden Vorteile von AstraZeneca, dass nämlich der
Impfstoff Erkrankung und Tod durch COVID-19 verhindere, die Risiken überwiegen würde. “Das Risiko, an Corona zu sterben, ist sehr viel größer als das Risiko durch diese Nebenwirkungen“.
Allerdings, so die Experten der EMA, stehe es den EUMitgliedsländern frei, andere Entscheidungen zu treffen und AstraZeneca vor allem bei älteren Menschen einzusetzen oder spezifisch jüngere Frauen davon auszunehmen. Bereits jetzt gibt es in deutschen Bundesländern und in den EU-Mitgliedsländern eine Vielzahl unterschiedlicher Einschränkungen.
Die Experten der EMA gehen davon aus, dass die Entstehung von Blutgerinnseln mit der Technologie der Vektorimpfstoffe zusammenhängen könnte. "Der Johnson & Johnson-Impfstoff ist dem von AstraZeneca ähnlich", sagt Peter Arlett, der Leiter der Abteilung für Arzneimittelsicherheit und Epidemiologie der EMA. Es habe im Vorfeld frühe Hinweise gegeben und man habe drei Fälle gefunden, die Ähnlichkeiten aufwiesen. Angesichts von nur fünf Millionen Impfungen weltweit seien die
Vergleichszahlen derzeit jedoch sehr gering.
Die Chefin der britischen Arzneimittelbehörde kam in ihrer unabhängigen Überprüfung der Thrombosefälle zu einem ähnlichen Ergebnis: Auch June Raine geht davon aus, dass die Vorteile der Impfung mit AZ die Gefahr von Nebenwirkungen übersteigen. Auch sie nennt dabei die Blutgerinnsel eine "mögliche Nebenwirkung des Präparats".
Der Hersteller AstraZeneca und die Entwickler von der Universität Oxford haben unterdessen eine klinische Studie mit der Anwendung des Impfstoffs bei Jugendlichen ausgesetzt, bis es weitere Daten über die Gefahr von Nebenwirkungen gibt.
In Großbritannien wie in der Europäischen Union gehen die Experten derzeit weiter davon aus, dass der AZ-Impfstoff unersetzlich ist, wenn die Corona-Pandemie weltweit überwunden werden soll. Er ist leichter aufzubewahren und billiger herzustellen als andere Präparate. Auch die Weltgesundheitsorganisation hatte zuletzt dazu aufgerufen, nicht darauf zu verzichten.
Allerdings gab es von Anfang an Probleme mit der Glaubwürdigkeit. AZ machte bei den klinischen Studien und der Übermittlung der Daten an die Behörden Fehler, die etwa in Frankreich dazu führten, den Impfstoff nicht für ältere Menschen anzuwenden. Inzwischen soll eher das Umgekehrte gelten. Außerdem ist die EU aufgebracht, weil der Pharmariese seine Lieferverträge durchgängig nicht erfüllt und weit weniger Impfstoff bereitstellt, als vereinbart war.