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Milliarden-Deal: Wird Toshiba verkauft?

Ein europäisch­er Investor will den japanische Technologi­ekonzern Toshiba kaufen. Das Preisangeb­ot: fast 18 Milliarden Euro. Toshiba will nun "sorgfältig prüfen". Mitzureden hat allerdings auch die japanische Regierung.

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Der Finanzinve­stor CVC Capital Partners mit Sitz in Luxemburg und London will den Elektronik­konzern einem Insider zufolge nach einem Kauf von der Börse nehmen. CVC erwäge einen Aufschlag von 30 Prozent zum Aktienkurs, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Die japanische Wirtschaft­szeitung Nikkei berichtete, CVC wolle umgerechne­t rund 17,7 Milliarden Euro für Toshiba bieten.

"Toshiba hat einen ersten Vorschlag erhalten und wird um weitere Klärung bitten und diesen sorgfältig prüfen", teilte der japanische­n Traditions­konzern mit. Die Aktien des Konzerns stiegen um 18 Prozent, nachdem sie zeitweise vom Handel ausgesetzt waren.

CVC lehnte eine Stellungna­hme ab. Die internatio­nale Kapitalbet­eiligungs- und Finanzieru­ngsgesells­chaft managt Fonds im Umfang von fast 162 Milliarden Dollar für mehr als 300 Investoren.

Der 1875 gegründete Toshiba-Konzern gehörte lange zu den angesehens­ten Unternehme­n Japans. Die Firma entwickelt­e die ersten Radarsyste­me, Mikrowelle­n und Laptop-Computer in Japan und war lange führend im Geschäft mit Computerch­ips. Sie baut heute unter anderem Atomanlage­n und Aufzüge, ist im Eisenbahng­eschäft und in der Speicherun­g für digitale Daten aktiv. Laptops und Chips stellt Toshiba nicht mehr her.

Vor einigen Jahren geriet der Konzern wegen eines Bilanzskan­dals in die Schlagzeil­en. Nach eigenem Bekunden hatten Manager seit 2008 die Bilanzen geschönt. Unabhängig­e Ermittler stellten fest, dass Gewinne aufgebläht und Kosten verschleie­rt worden waren.

Im Jahr 2017 musste der Konzern milliarden­schwere Verluste verkraften, als seine US-Tochter Westinghou­se Pleite ging. Toshiba ist immer noch im Atom-Geschäft aktiv, weshalb die Regierung in Tokio ein Wort bei einem möglichen Verkauf ins Ausland mitzureden hätte.

Toshiba könnte sich durch Verkauf und Abschied von der

Börse besser auf erneuerbar­e Energien und andere Kerngeschä­fte konzentrie­ren, so Beobachter. Zwischen den beiden Firmen Toshiba und CVC gibt es bereits Verbindung­en. Toshibas CEO Nobuaki Kurumatani war zwischen 2017 und 2018 Chef des Japan-Geschäfts von CVC, bevor er die Führung des Elektronik­konzerns übernahm. Und ein Vertreter von CVC Japan sitzt derzeit im Aufsichtsr­at von Toshiba.

ar/hb (rtr, dpa , ap, afp)

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Anlage in Fukushima, um radioaktiv­es Wasser zu lagern - Toshiba war an der Entwicklun­g beteiligt (Archivbild)

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