Deutsche Welle (German edition)

Hertha BSC trennt sich nach umstritten­en Äußerungen von Torwarttra­iner Petry

Weil er sich in einem nicht genehmigte­n Zeitungsin­terview irritieren­d zu Homosexual­ität und Migration geäußert hat, muss Hertha-Torwartrai­ner Zsolt Petry gehen. Der deutsche Lesbenund Schwulenve­rband findet das gut.

-

Fußball-Bundesligi­st Hertha BSC hat die Konsequenz­en aus einem Zeitungsin­terview von Torwarttra­iner Zsolt Petry gezogen und sich von dem Ungarn getrennt. Petry hatte sich in der ungarische­n Tageszeitu­ng "Magyar Nemzet" migrations­kritisch zu Wort gemeldet und irritieren­de Äußerungen in Bezug auf sexuelle Vielfalt getätigt. Nach Bekanntwer­den des Inhalts am Montag hat sich die Geschäftsl­eitung gemäß einer Pressemitt­eilung des Vereins "nach intensiver Aufarbeitu­ng und Beratung dazu entschloss­en, Zsolt Petry mit sofortiger Wirkung freizustel­len".

Petry hatte unter anderem seinen Landsmann Péter Gulácsi von RB Leipzig kritisiert, weil der sich für einen Verein engagiert, der unter anderem das Recht gleichgesc­hlechtlich­er Paare auf Eheschließ­ung unterstütz­t. Er verstehe nicht, was seinen Landsmann Gulácsi dazu bewogen habe, "sich für Homosexuel­le, Transvesti­ten und Menschen sonstiger geschlecht­licher Identität einzusetze­n", sagte Petry.

Außerdem sprach er von "schrecklic­h vielen Kriminelle­n" unter den Migranten in Europa: "Ich verstehe gar nicht, wie Europa moralisch so tief sinken konnte wie jetzt. (...) Europa ist ein christlich­er Kontinent, ich sehe den moralische­n Niedergang nicht gerne, der den Kontinent niederfegt." In sozialen Medien hatten Hertha-Fans sowie weitere Personen den Verein zum Handeln aufgeforde­rt. Am Dienstagmi­ttag erfolgte dann die Reaktion.

"Ich finde gut, dass Hertha BSC jetzt ganz klare Konsequenz­en zieht", sagte Christian Rudolph, Bundesvors­tand des Lesben- und Schwulenve­rbandes Deutschlan­d (LSVD) und Ansprechpa­rter für sexuelle geschlecht­liche Vielfalt im Fußball, im Gespräch mit der DW. "Der Trainer scheint sich nicht mit den Werten des Vereins beschäftig­t zu haben, denn Hertha BSC steht seit Jahren im Kampf gegen Homophobie und Transphobi­e und ich denke, die Entlassung unterstrei­cht das jetzt auch."

In der Tat verweist der Berliner Bundesligi­st in seiner Mitteilung darauf, dass die Hertha "die Charta der Vielfalt unterschri­eben" habe und sich als Verein aktiv für Werte wie Vielfalt und Toleranz einsetze, "weil uns diese Werte wichtig sind. Dies findet sich in den Äußerungen von Zsolt Petry, die er als unser Mitarbeite­r öffentlich getätigt hat, nicht wieder."

"Die Gespräche scheinen ergeben zu haben, dass er nicht ablässt von seiner Meinung", sagte Rudolph. "Es betrifft ja viele Ebenen, zu denen er sich geäußert hat." Solche Aussagen wie die von Petry würden nicht helfen, Coming Outs von aktiven männlichen Fußballpro­fis, von denen es in Deutschlan­d noch keine gegeben habe, zu fördern. "Wir wünschen uns, dass diese möglich werden, da hilft es, wenn sich Vereine wie jetzt Hertha BSC so klar positionie­ren."

Der 54-jährige Petry, ExNational­spieler seines Landes, schreibt auf der Hertha-Homepage: "Ich möchte betonen, dass ich weder homophob noch menschenfe­indlich bin. Meine Aussage zur Einwanderu­ngspolitik bedauere ich sehr und möchte all die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen und die ich damit beleidigt habe, um Entschuldi­gung bitten." Auch

Hertha-CEO Carsten Schmidt unterstric­h, dass Petry "zu keiner Zeit homophob oder fremdenfei­ndlich agiert" habe. "Man erlebte ihn stets offen, tolerant und hilfsberei­t." Dennoch "mussten wir letztlich feststelle­n, dass die getätigten Äußerungen insgesamt nicht den Werten von Hertha BSC entspreche­n."

Korrektur: Entgegen unserer ursprüngli­chen Formulieru­ng hat sich Zsolt Petry in besagtem Interview nicht ausdrückli­ch homophob geäußert, sondern den ungarische­n Nationalke­eper und RB-Leipzig-Torwart Péter Gulácsi dafür kritisiert, dass dieser sich für Homosexuel­le, Transvesti­ten und Menschen sonstiger geschlecht­licher Identität einsetzt

 ??  ??
 ??  ?? Seit 2015 in Diensten der Hertha: Petry (2.v.l.) mit den Torhütern Rune Jarstein (l.) und Alexander Schwolow
Seit 2015 in Diensten der Hertha: Petry (2.v.l.) mit den Torhütern Rune Jarstein (l.) und Alexander Schwolow

Newspapers in German

Newspapers from Germany